Zum Inhalt springen

Hot Take: Schosskarten oder einiges lernen die nie

Wir schreiben das Jahr 2012. Die Gegengerade ist im Bau und es steht das erste Heimspiel an. Vier Tage vor dem Spiel hat der Verein eine Pressemitteilung raus, nach der vielleicht die Plätze nicht nutzbar sind und dann gäbe es nicht für alle Menschen Ersatz. Wer dann nicht ins Stadion käme, der bekomme aber eine Vergünstigung auf die nächste Dauerkarte. Die Pressemitteilung ist leider nicht mehr online verfügbar, aber unser Artikel von heute vor 6 Jahren ist es noch.
Dank unseres coolen Erinnerungsbots auf Twitter, sprang er genau heute ins Auge. Wie passend.


Diesmal führt der Verein vier Tage vor dem ersten Heimspiel eine sogenannte Schosskarte für Kinder zwischen 1 und 6 ein. Diese ist weiterhin kostenlos, muss aber am Spieltag in Person an einem Schalter abgeholt werden. Details siehe Homepage des FCSP.

Vorab: Die Einführung einer solchen Zählkarte ist absolut logisch bei einem elektronischen Einlass-System, ist mit erhöhten Auflagen für Großveranstaltungen vollständig erklärbar und somit nachvollziehbar.

Jedoch! Handwerklich ist das stark verbesserungswürdig!

Kurzfristig

Es ist mal wieder eine viel zu kurzfristige Information. Vier Tage vor einem Spiel die breite Öffentlichkeit zu informieren, ist einfach zu spät. Und solche Themen fallen ja nicht vom Himmel. Und sie betreffen eben doch verdammt viele Leute! Und wenn man – aus welchen Gründen auch immer – erst so spät zu diesem Thema kommt, dann wäre es bei drei Wochen (!) zwischen dem ersten und dem zweiten Heimspiel das einfachste einfach „Hey, wir machen dies ab Heimspiel zwei“ zu sagen. Man hätte den Ordnern auch was Gutes damit getan. Nämlich die Möglichkeit bei diesem Heimspiel jeden mit Kindern zwischen 1 und 6 noch mal anzusprechen und zu sagen „Hey, ab nächstes Mal Karte!“.

Unpraktisch

Die Handhabung ist unpraktisch. Wir alle kennen das Millerntor, die Enge, den Lärm und wir alle kennen Kinder zwischen 1 und 6. Was man da garantiert nicht einfach so mal eben macht ist sich in eine Schlange stellen und ein Ticket abzuholen. Mal ganz davon ab: Wir haben 2018. Etwas nur offline anzubieten ist ungefähr seit dem Jahr 2000 Vergangenheit. Mal ehrlich: Leute in eine Schlange zwingen, das kannst du mit Leuten machen, die sonst kein Ärger haben im Alltag. Familien mit kleinen Kindern gehören dazu definitiv nicht. Sie sollten, nein sie müssen, von unserem Verein auch im Sinne einer Jugend- und Familienförderung, im Sinne einer sozialen Verantwortung auf Rosen gebettet werden. Sie in eine Schlange an jedem Spieltag (!) zu zwängen, wird dieser sozialen Verantwortung nicht gerecht.

Wieder juristisch zumindest zweifelhaft

Die allgemeinen Ticketingbedingungen hat der Verein – soweit uns ersichtlich- nicht angepasst. Wir können und wollen das nun nicht juristisch bis zum Ende durchprüfen, aber man könnte schon an ein Gewohnheitsrecht, an eine geübte Auslegung dieser Bedingungen denken. In denen nämlich ein Zugang bis zum 7. Geburtstag ohne Karte geregelt ist. Und diese nach dem Verkauf der Dauerkarten (und der Einzelkarten für dieses Spiel) zu ändern, geht juristisch schlichtweg nicht. Verträge sind einzuhalten, wie sie geschlossen sind. Und soweit hergeholt ist es nicht, den Einlass von 1 bis 6 jährigen ohne Karte als eine Pflicht des Vereines aus dem geschlossenen Ticketvertrag (mit dem Erziehungsberechtigten) zu konstruieren. Wie wir schon 2012 schrieben: Ticketverträge kommen auch mit Pflichten! Gut, wir haben es nicht zu Ende geprüft und vielleicht würde das ein Gericht anders sehen, aber man kann so etwas viel sauberer lösen. Gerade weil es durch die Schlange, durch den Mehraufwand eben nicht nur eine Lappalie oder eine Förmelei ist. Wenn man das richtig sauber machen will, dann müssen solchen Themen veröffentlicht und in den ATGB verankert sein, bevor man beginnt Karten zu verkaufen! Das sollte der Verein endlich mal lernen. Siehe 2012.

Lösungsvorschläge

Fragt doch rechtzeitig mal nach, holt euch Input von Fanseite. Da gibt es wohlbekannte Institutionen wie Fanladen, FCSR, ständiger Fanausschuss, etc. pp. Die sind ständig erreichbar und sitzen im Notfall genau so nah, dass man das schnell bei einem Kaffee besprechen kann. Der kurzfristig über diese Änderungen informierte Fanladen hat seine Bedenken beim Verein zu Protokoll gegeben, wie er auf unsere Anfrage mitteilte. Es ist erstaunlich, dass sich beim Catering ein „kleiner Dienstweg“ schon vor Jahren entwickelt hat, vieles vorab klärt und Probleme kreativ löst. Nur im Ticketing, da klappt das nicht. Das muss doch gehen! Denn eigentlich sind das doch kommunikative und intelligente Leute da im Kartencenter.

Und bessere Lösungen liegen auf der Hand: Z.B. eine Dauerschosskarte. Unseretwegen gerne gebunden an die Karte eines (oder zweien) Elternteils/Erziehungsberechtigten. Oder mit einer Onlinebestellmöglichkeit. Unseretwegen auch nur in der Woche vor dem Spiel, wenn man denn solche Karten nicht ins Nirvana geben möchte. Die Dauerschosskarten hätten auch noch einen geilen Nebeneffekt: Bedenkt mal wie Stolz Lucas, Lenya und Leni wären, wenn sie ihre eigene (!!!) Dauerkarte hätten. Das ist frühzeitige Kundenbindung, also auch noch ein wirtschaftlich ganz spannender Nebeneffekt. Man wüsste für Vermarktungen z.B. auch, wo Kinder in welchem Alter sind. Aber hey. Jeder möchte Daten sammeln. Nur der FCSP nicht. Letzteres haben wir jetzt natürlich nicht gesagt.

Kann es sein, dass eine Onlinelösung an eventuellen Eventim Gebühren scheitert? Noch ein Grund (ungefähr der 498567564ste) diesen „Partner“ möglichst schnell zu entpartnern. Aber das wäre jetzt ein eigener Artikel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blue Captcha Image
Refresh

*