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Ein Licht der Hoffnung

oder

Zwischen nervig, Nerven und Happy End

Vorwort

Liebste Leser, irgendwann diese Woche werden wir euch noch mit einem JHV Bericht nerven, aber heute konzentrieren wir uns mal auf eine Fahrt ins Ostwestfälische.

Käpt’n Kalla

Leider mussten es meine beiden Mitblogger vorziehen in Hamburg zu bleiben, so dass ich alleine mich auf den weiten Weg in eine andere Welt machen musste. In die Paderborner Welt. In diese Welt wollten auch viele St. Paulianer, so dass nach einem peinlich leeren Gästeblock in Aue und vielen Fahrten in kleiner Gesellschaft ein ausverkaufter Gästeblock die Folge war. Auch mein sonst beruflich verhinderter Dauernebensitzer hatte frei und konnte sich auf seinem angestammten Platz niederlassen. Hinter mir noch der Veteran und die M. und eine gute Gang war gesichert.

Was soll man von so einer Busfahrt erzählen? Sie gleichen sich, wie ein Ei dem anderen. Eines hat vielleicht mal einen kleinen Sprung, einen kleinen Fleck, aber wirklich Neues gibt es nach 12 Jahren Busfahrt nicht mehr zu berichten. Der Busfahrer einer der angenehmen Sorte und auch die Busbesatzung ging klar. Dem Blutgrätscher die Hand geschüttelt, schön Menschen kennen zu lernen.

Allertal, Herford Raststätten, welche die Welt nicht braucht. Pausen, die aber sein müssen. Für das Gesetz, für die Süchtigen und um mal die Knochen zu schütteln. Das Catering war gut und da wir den Beruf ins Wochenende gerettet hatten, auch die Gespräche. Alles lief auf einen entspannten Tag hinaus. Wären wir nicht nach Paderborn gefahren.

Paderborn oder Absurdistan. Kühe neben dem Stadion und ein Sicherheitsaufgebot, als ob der amerikanische Präsident zu Besuch sei. Man kann den Gästeblock und insbesondere seine Einfahrt nicht wirklich beschreiben, wenn man nicht da war, glaubt es einem sowieso niemand. Eine kleine freihändige Zeichnung soll vielleicht ein bisschen Aufklärung bringen:

Nun gut, man fährt also gut 300 Meter in einen umzäunten Gästebereich, die Tore zum Parkplatz sind geschlossen und wenn man diesen verlassen muss oder will, dann muss man ganz zurück gehen. Das absurde dabei ist, dass niemand einen hindert oder hinterfragt, warum man diesen Bereich verlassen will, sprich: Die ganze Absperrung per se schon unnötig ist! Mal ganz davon ab, dass außerhalb des Zaunes sich nur braun-weisse Autofahrer befanden. Aber es war ganz wichtig und wurde mit Polizei verteidigt, dass sowohl vor dem Spiel, als auch nach dem Spiel die Tore direkt am Stadion geschlossen bleiben.

Welcher Sicherheitswahn irgendwelche Dorfsheriffs einnebelt, die ansonsten nur Unfälle zwischen Treckern und Kühen aufnehmen müssen, zeigt sich in Paderborn. Ahnung von Fußball? Deeskalation? Angemessene Handlungsweisen? Beachtung von Bewegungsfreiheit für unschuldige Bürger? Wird alles mit einem großen Repressionshammer weggewischt.

So wurden auch die Bahnfahrer lange am Bahnhof festgehalten, weil man sie auf Glasflaschen, Pyro, und/oder AK47s durchsuchen wollte. Was so etwas soll bei einem Spiel, bei dem es noch nie ernsthafte Probleme gegeben hatte? Das wohl niemand verstehen. Gut, dass sich die Leute dem entzogen, ungut, dass es deswegen Stress gab. Um es mal klar zu sagen: Wir haben kein Bock mehr ständig von irgendwelchen größenwahnsinnigen Sicherheitsverantwortlichen hin- und hergeschubst zu werden. Es komme also niemand mit diesem „Aber wenn die Polizei das sagt, dann macht man das doch einfach“ Argument. Es gibt eine feine Linie zwischen bürgerlicher Pflicht und bürgerlichem Widerstand. Und die ist überschritten.

Aber der Kuhunfälle aufschreibende Dorfsheriff fühlte sich garantiert sehr wichtig an diesem Tag. Als dann noch am Ende versucht wurde Fans, die zu ihren Autos wollten zu kesseln, weil bei ihnen auch „Problemfans“ seien, wäre es beinah völlig eskaliert. Nur der besonnenen Reaktion aller braun-weißen ist es zu verdanken, dass dieser kleine Polizeitrupp nicht überrannt wurde.

Um das Thema abzuschließen: Leute, es ist nicht in Ordnung Gästeblöcke zu stürmen. Wenn man keine Karte bekommen hat, dann lernt die Erfahrung, dass vor Ort immer noch was geht und so war es auch in Paderborn. Gästeblöcke zu stürmen nun zu einem neuen Hobby zu machen, ist nicht in Ordnung. Auch gerade wenn das eine größere Handvoll versuchen. Und man muss sich dann auch nicht über Gegenreaktionen wundern. Jedoch: Liebe Polizei, lasst doch endlich mal dieses beschissene Pfefferspray weg. In einem engen, schlecht durchlüfteten Eingang in diesem super engen Stadion trefft ihr ständig auch alle möglichen Leute, die gar nix dafür können. Zusammenfassend: Das war alles, was an diesem Tag passierte. Auf jeder Kuhwiesenfete ist mehr los.

Lösen wir uns nun aber vom Paderborner Generve und genießen die Sonne. Genießen einen schönen Tag, stehen auf der Wiese rum und unterhalten uns locker. DFL Papiere? Die können uns doch nicht mehr aufregen! Sonnengeküsst begeben wir uns ins Stadion.

Und im Presseraum empfängt mich der SportMikrofon Schreiberling mit der Aufstellung. Jan-Philipp Kalla als Kapitän, Boller ist verhindert und Ginczek im Sturm.

Und nun muss eine Ode an unsere Jungs folgen. Eine Ode als Gegenwind zu dem Shitstorm der Möchtegerntrainer im Internet. Da liest man bei Kalla „er habe seine Zweitligauntauglichkeit ja schon mehrfach bewiesen“ oder über Ginczek liest man „dass er nie 15+ Tore in Liga 1 oder 2 machen wird“. Ich bin es einfach leid. Leid solche Thesen zu lesen, die sich auf ein Konzept stützen, was einem Menschen über dem Alter von 17 anscheinend jegliche Entwicklungsfähigkeit abspricht. Man fragt sich immer, ob die Schreiberlinge diese Sozialdarwinismusthesen auch außerhalb des Fußballs vertreten.

Ja liebe Leser, ich mag Jan-Philipp Kalla. Ein stiller Junge, ein Hamburger Junge. Garantiert nicht der beste Außenverteidiger der Welt. Garantiert nicht der beste Spieler, der für uns jemals gespielt hat. Darum geht es nicht. Darum geht es bei Sympathien für Spieler selten. Es geht um Vokabeln wie Eigengewächs, Bescheiden, garantiert nicht Topverdiener.

Ein Spieler, den ich durch die Ränger der U23 wachsen sehen habe. Dort war er auch ein Führungsspieler, trotz seiner ruhigen, unauffälligen Art. Und so führte er seine Jungen auch als Interimskapitän aufs Feld: Ruhig, bescheiden, nicht im Mittelpunkt stehen wollend. Ein Lob an Fronzeck, der nicht nur anscheinend eine Hackordnung respektiert und fortführen will (Kalla ist immerhin Kassenwart der Truppe), nein auch auf ein Eigengewächs in diesem wichtigen Spiel zu setzen zeigt Mut und ist ein Fingerzeig für die Zukunft. Und zwar ein Fingerzeig dahin, nicht immer den gerade gekauften Spieler denen vorzuziehen, die aus den eigenen Reihen stammen. Und dies obwohl mit Kringe auch ein „Neuer“ auf dem Platz stand, der sich sehr wohl als Führungsspieler eignet, aber eben noch nicht so fest in der Ordnung steht. Rückblickend alles richtig gemacht, Trainer.

Denn auch Kringe explodierte. Es ist ihm anzumerken, dass er sehr viel fitter ist, als zu Beginn der Saison. In den ersten 15 Minuten musste man sich ja fragen, welche Position der Florian gerade nicht besetzt. Überall war er zu finden und mit einem unglaublichen Laufpensum. Das dies nicht durchhaltbar sein würde, war jedem wohl nach fünf Minuten klar. Trotzdem ein richtig sauberes Spiel von ihm.

Ginczek? Bekam die Kicker Note 2, hätte wohl eine 0,5 bekommen, wäre er nicht noch zu hektisch vor dem Tor. Aber der Körper, die Stabilität und die technischen Fähigkeiten beeindrucken. Und über einen Jungen von gerade mal 21 Lenzen den Stab zu brechen, wie oben zitiert, ist doch sehr albern. Miro Klose machte z.B. sein erstes Profispiel mit 22 Jahren.

Aus unserem gut funktionierendem Kollektiv, welches nur deswegen nicht gewann, weil Kruse im gegnerischen Tor einen Sahnetag hatte, sei noch der Fin herausgehoben. Beweglich, Torgefährlich (!!!), mutig im Abschluss. So soll es sein.

Ach Deniz, weißt du, Profifußball mit seinen ganzen Grenzen und seiner notwendigen Diszplin wird wohl immer mit dir auf Kriegsfuß stehen. Aber wenn man dir anmerkt, wie du einen Verein liebst, wie dir dein Herz blutet, dann blutet auch unseres. Deniz: Du wirst immer einer von uns sein. Und ja, auch weil du eben nicht professionell in Rostock gewinnst, sondern weil du aus deinem Herzen keine Mördergrube machtest. Still loving Deniz. Auch wenn du das nächste Mal bitte vorbei schießt. 😉

Und daher ist die Anfeuerung aus dem Gästeblock auch richtig. Punkt. Und immer noch besser als das Paderborner auspfeiffen von Saglik. Dieser präsentierte sich sowieso sehr gut aufgelegt und wenn man direkt vor dem Paderborner Heimblock nur braun-weiß hört, dann sagt das alles.

Der Padeborner Sicherheitswahn zwang einen noch zu einem Spaziergang und dann ging es auch wieder nach Hause. Der Sonnenstich zog seine Bahn und so fantasierten wir munter über ein Pokalfinale, in dem die Truppe von heute aufläuft. Gegen Bayern. Bruns wird humpelnd in Minute 119. eingewechselt. Alle verschießen. Er läuft an, unten links, Neuer ahnt die Ecke, aber er ist drin. 1-0 Pokalsieger. Und als Schnecke den Pokal von der Kanzlerin bekommt, ist er ihm zu schwer und er fällt mit ihm auf sie. Und beendet unglücklich die Kanzlerschaft. Jemand was dagegen?

Trotzdem: 8 Punkte und -6 Tordifferenz nach 10 Spielen ist besorgniserregend. Man mag die Steigerung in den letzten beiden Spielen anerkennen. Sie brachte uns aber nur 2 Punkte. Ein Vergleich: 99/00 nach 10 Spielen 8 Punkte und -4 Tordifferenz 02/03 8 Punkte und -11 Tordifferenz. Das Ende in diesen beiden Jahren sollte bekannt sein.

Und deswegen muss gegen Dresden das Stadion brennen. Wer nicht 100 % motiviert ist, dem Gegner durch brüllen, pöbeln und singen schlotternde Knie zu geben und unseren Jungs diese notwendigen Extraprozent, der sollte seine Karte noch heute zu Tommy in die Tauschbörse geben. Feuern wir sie an, die Hölle von St. Pauli!

10 Kommentare

  1. astro astro

    DFL Papiere? Die können uns doch nicht mehr aufregen!

    Nee, der Schreiber war da wirklich gaaaanz entspannt… 😀

  2. Für meine Verhältnisse schon 😉

  3. […] in Streit geraten. 😉 Spielberichte lest ihr besser bei denen, die in Ostwestfalen waren: – Magischer FC bspw. – „Dass das zweit heisseste Spiel des Jahres Paderborn wird, hätte wohl keine*r […]

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