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War was? 

Wo sollen wir anfangen, wo sollen wir aufhören? 

So viele Gedanken zum Derby. Daher nun eine komplett ungeordnete, wirre und verkatert geschriebene Aufzählung aller Blitze, die durch unser Hirn schossen, nachdem wir mal wieder das Derby gewonnen haben. 

Tja Stefan, lustige Geschichten von kleinen Jungen, denen man beim Joggen ein Bein stellt, weil sie schneller sind und FCSP Fan sind, sind leicht erzählt. Dem schneller und besser arbeitenden FCSP aber ein Bein zu stellen? Dafür muss man mehr machen, als Geschichten zu erzählen, die oberflächlich lustig wirken, aber eigentlich nur gekränkte Männlichkeit zeigen. (Wer sich diesen Unfall ansehen will, wird hier fündig) 

„Werden den Gegner niederringen“ singen wir mit Inbrunst immer wieder. Aber wie so viele Fußballchants, sind sie nur die halbe Wahrheit. Aber „werden den Gegner mit gepflegtem Kurzpassspiel ausspielen“ singt sich halt etwas schwierig. Was war das denn bitte? So etwas wie „Seite überlagern im letzten Drittel“, „Kurze Passdreiecke“ und so, so etwas macht Real Madrid. Aber doch nicht der FC St. Pauli von 1910 bei dem „Trümmerfußball“ doch eigentlich in der Satzung fest verankert ist! (Das Mitglied der Satzungskommission möchte anmerken, dass dies nicht der Fall ist, sondern eine Fehlinterpretation der Satzung. Anmerkung des Kollektivs: Wir haben ihn nach dieser Anmerkung geknebelt. Wir lassen uns doch unsere Gags traditionell nicht durch die Wahrheit kaputt machen.) 

Um den Gedanken fortzuführen: You come a long way baby. Von ersten Ideen einer modernen und dominanten Spielanlage unter Hürzeler zu einem tiefen Vertrauen, dass unsere sportliche Leitung einen kompletten Plan hat, der auch funktioniert, sind gerade einmal drei Jahre vergangen. Da standen gestern 5 Neuzugänge auf dem Platz, die alle nur bedingt Bundesligaerfahrung oder Erfahrung auf einem ähnlichen Niveau haben und die spielen ein Derby herunter, als ob sie in ihrem Leben noch nichts anderes getan haben. Das ist Verdienst von Scouting, von Trainer und von ihnen selbst. WOW! 

Fahnen, Pyro und das Spielfeld
Hach

Am Ende bleibt als Kritik, dass du den Sack nicht eher zu machst, dass du die Rauten nicht komplett blamierst und du zu großzügig mit den Chancen umgehst. Jammern auf Champions League Niveau!

Ab der 69. Minuten hatten die Rauten keinen Abschluss mehr. Das so souverän runter zu spielen, inklusive der 10 Minuten Nachspielzeit? Wahnsinn! 

Wenn in diesem Spiel der FCSP auch nur annähernd mal so etwas wie „Favorit“ war, dann hat er immer gnadenlos verkackt. Nicht so gestern. You come a long way, baby. 

Die Stimmung im Stadion war irgendwie seltsam. Du hast ein erstes Heimspiel nach Aufstieg, du hast Derby und irgendwie wirkt das gehemmt und außerhalb des Stimmungsblocks teilnahmslos. Auch null Tapeten, Aggressionen, etc. gegen den Gästeblock. Dann war die Choreo noch geleakt. Etwas, was den Meistern der technisch perfekten Choreo sonst nie passiert. Was ist da los? Und kommt es nur uns so vor oder haben sie die gleichen geklauten Sachen präsentiert wie beim letzten Derby? Diese Näharbeit sah verdächtig ähnlich aus. (Bei genauerem Hinsehen waren es wohl neue geklaute Sachen). Der Stadionsprecher versuchte mehr als alles, um die Lethargie aufzuweichen, aber nix zündete. Bemerkenswert ruhig ergab sich das Stadion seinem Schicksal. Da sind wir wirklich anderes gewöhnt. Soll nicht unser Problem sein, aber das extrem laute „Auf Wiedersehen“ des Gästeblocks, als in der 80. Minute die Ersten ihren Zug nach Pinneberg bekommen mussten, muss jeder Raute richtig weh getan haben. 

Blick in das weite Rund während einer Pyroaktion
Die Derbysieger*innen feiern

Nun sind die Rauten nicht der erste Aufsteiger und auch nicht der letzte Aufsteiger, der schnell merken muss, dass in Liga 1 mit ganz anderem Wasser als in Liga 2 gekocht wird. Hatten wir letzte Saison auch, als uns Heidenheim vorführte. „Don’t panic“ will man da rüber rufen, aber das war noch nie die Qualität der Rauten. 

Es ist gut, dass wir heute nicht über den Schiedsrichter sprechen, aber Holyfuckinairball. Was war das denn? Da muss der DFB ran. Die Szene wo er Hountondji zurück pfeift? Boa ey, das haben wir von ganz oben unter dem Dach gesehen, dass das falsch ist. Das muss er sehen. Und wie wenig Vertrauen in seinen Linienrichter, der gar nix anzeigt, obwohl er sehr viel näher steht, hat er bitte? (Immerhin gab er später seinen Fehler zu.)

Hountondji? Gutes Stichwort. Zwei Tore in zwei Spielen? Perfekter Start. Und da für Stürmer so etwas wichtig ist, ist das für uns extrem wichtig. Wenn der Junge noch ein bisschen bessere Entscheidungen treffen würde, nachdem er die Abwehrspieler vernascht hat, dann würde er nicht bei uns spielen. Darf er diese Saison bei uns aber sehr gerne lernen und den sogenannten nächsten Schritt bei uns gehen. 

Nicht lange bei uns spielen wird wahrscheinlich auch Fujita, aber so lange werden wir sein „Gras spüren“ Ritual vor Spielen genießen. Barfuß den Platz vermessen, das explodierende Stadion ignorieren und dann am Rand wirklich Schlappen zu haben? Liebe! Einfach nur Liebe! Und dann so einen Ball spielen können? WOW!

Pyro und Fahnen
Und zwar so richtig

„Das Stadion liegt irgendwo am Arsch“ (um mal Norbert und die Feiglinge zu zitieren) und man muss es so sagen: Mit dem Rad anreisen ist nicht für alle Menschen und auch unser Kollektiv besteht nicht nur aus Triathlet*innen. Aber insgesamt ist das besser als volle S-Bahnen, ultralange Märsche oder ähnliches. Und ein großer Vorteil gegenüber Märschen: Niemand zündet Vogelschreck. Das Bild der gefühlt 100.000 Stadträder im Volkspark? Ein Traum. Wir stellen uns so Tourist*innen vor, die um 23 Uhr aus ihrem Musical auf St. Pauli kommen und dann ein Stadtrad zum Hotel nehmen wollten. Ups. Naja, ab ca. 01:00 war da wieder genügend Vorrat. 

Der Gästeblock war gestern richtig gut. Wir haben keine Stimme mehr, so wird es vielen gehen. Pyro sah nett aus. Wurde bei uns auch sehr professionell und sicher abgebrannt. Trojanisches Pferd als Thema? Wahrscheinlich zu doll um die Ecke gedacht, als dass wir es gerade mit unserem verkaterten Kopf 100 % nachvollziehen könnten. (War eine Antwort auf die „Festung Volkspark“ vom letzten Mal, wie wir von klareren Köpfen erfahren haben). Wir fragen uns aber die ganze Zeit, ob die Rauten danach durchgängig Angst hatten, dass gleich in ihrer Kurve brauner und weißer Rauch gezündet wird. 

Wenn du gegen den Abstieg spielst, dann brauchst du ein paar glückliche Punkte gegen Truppen, die du eigentlich nicht schlägst (Beispiel: Unser Sieg in Stuttgart letzte Saison), du brauchst ein paar Siege gegen das untere Mittelfeld der Liga (letzte Saison nicht so unsere Stärke) und du musst die Spiele gegen die vier bis fünf direkten Konkurrenten erfolgreich gestalten. Sonst wird das nix. Aus der Perspektive beider Hamburger Vereine ist das Derby genau so ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten. Und das haben wir bei der ersten Austragung gewonnen. Natürlich ist damit nix verloren oder gewonnen, aber das „Soll“ in diesen Duellen ist nach Teil 1 von ca. 8 bis 10 Teilen erreicht. 

Davon kannst du dir noch nix kaufen. Aber es ist ein Anfang. Ein guter Anfang. Und wenn er gegen den direkten Nachbarn erzielt wird, dann ein sehr guter Anfang. 

Weiter immer weiter. 

Zuguterletzt wollen wir Hauke Wahl zitieren, der laut Sportschau folgendes sagte: 

„Es ist wichtig, mal so einen Stempel ‚Derbysieger‘ zu haben“, sagte Wahl. „Das ist das, was man gerade als Hamburger haben möchte. Ich werde nach der Karriere ganz sicher in Hamburg leben. Und wenn man mich sieht, weiß man: Ich bin Derbysieger. Das ist extrem wertvoll für mich.“

Nicht nur für dich, Hauke. Nicht nur für dich. 

Hamburg ist braun-weiß! 

PS: Happy Retirement, Derbyheld Simon

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