Um mal passend unpassend die Fantastischen Vier zu zitieren: „Es könnt‘ alles so einfach sein, ist es aber nicht.“
Es hätte wahrscheinlich nicht zu „Das hier ist Fußball! Das hier sind Dramen!“ gepasst, wenn wir drei Spieltage vor Schluss zumindest den „Ich kann auch rechnen“ (Thomas Müller) Klassenerhalt mit einem Unentschieden klar gemacht hätten. Aber bevor wir nun noch mehr alte, weiße Männer zitieren, konzentrieren wir uns lieber mal auf den Tag.
Einlass
Wir müssen da mal ehrlich sein: Das ist keine optimale Lösung. Zwei Stunden vorher Einlass, trotzdem riesige Schlangen und ein Einlass der mehr als schleppend voran geht. So schleppend, dass schon 10 Minuten nach Öffnung (nachdem die Öffnung schon zehn Minuten später begann) nur noch eine oberflächliche Kontrolle die Schlange vor der Explosion bewahrte. Das die FLINTA* Eingänge teilweise dann nur mit einer Abtastenden besetzt sind, macht es auch nicht besser.
In der Schlange durften wir mal wieder FLINTA* erklären und die Augen ob der üblichen Witze verdrehen. Immerhin ist es schon cool, wenn aus der gleichen Gruppe ein „hab ich dir doch schon erklärt, erkläre ich dir auch beim nächsten Mal im Notfall“ kommt.
Stuttgart an sich
„Ich bin nur hier, weil es bei euch Jacky Cola im Stadion gibt“. Okay das war mit einem Augenzwinkern gesagt, aber Holymoly. Die sind sich nebenbei SEHR sicher den Pokal zu gewinnen. Viel zu häufig hörten und lasen wir was von „wir haben dann ja einen Titel und ihr nicht“. Da macht jemand so doll die Rechnung ohne Bielefeld, dass wir hier beinah schon Arminia Fans werden. Dabei gibt es wenig Dinge, die uns ferner liegen würden.
Das nun jede Trottelhoolgruppe meint eine Schlandfahne im Gästeblock zu wedeln, sei erwähnt und müde belächelt. Wenn sie denn meinen. Ist aber eher so Hoffenheim Style. Sind anscheinend eure badischen Geschwister im Geiste. Von Hitlergrüẞen war in der Presse die Rede.
Auf dem Platz
Natürlich ist das am Ende „verdient“, aber wenn ein 330 Millionen Kader mit drölfmillionen Nationalspielern am Ende ein spätes Öddeltor gegen einen kämpferischen Aufsteiger braucht, dann mag das emotionslos verdient sein, für Fußballromantiker*innen ist es aber unverdient. Klar haben die Klasse, aber für diesen Einsatz am Ende ein 0-0 wäre auch eine verdiente Belohnung gewesen.
Wir begannen mutig und nach vorn. Nach unser ersten Ecke lief ein Stuttgarter plötzlich alleine auf unser Tor. Alleine? Treu holte den Ballführenden noch ein und rettete die Situation mit einer Monstergrätsche. (Eins seiner besten Spiele für uns). So hätte es weitergehen dürfen. Aber dann kam der Gegner irgendwann doch besser ins Spiel und das Spiel wurde aus braun-weißer Sicht zäh.
Wir schreiben ungern über Schiedsrichter. Wir möchten das nicht machen, es ist ein undankbarer Job. Aber wenn du das Spiel als Lehrfilm veröffentlichst, dann kannst du Spielern nicht erklären, wofür es gelb gibt und wofür nicht. Trikotziehen? Kein Gelb! Daumen hoch zeigen? Gelb! Eine Linie war da nicht drin.
Und ob ich bei einem „ich falle mit der Hand auf den Ball beim Klären“ Elfmeter, den ich selber nicht erkannt habe (!) Gelb geben muss? Ja, mag alles irgendwo im Regelbuch so stehen, eine Spielleitung oder ein „Gefühl“ ist es nicht. Und da haben wir von Gelb-Rot wegen Daumen hoch noch nicht gesprochen. Der Schiri ist Jurist von der Ausbildung. Wahrscheinlich so ein Jurist, der auch Abschiebungen mit „das steht im Gesetz“ begründen würde.
Warum nur so?
Folge des Ganzen war, dass die GG so laut wie lange nicht war. Ja, auch so nimmst du Einfluss aufs Spiel und das ist auch gut so. Aber warum immer nur in solchen Situationen? Da ist so viel Potenzial. Und viel zu selten so ein Alarm.
Was bei allen Emotionen nicht klar geht, sind Becherwürfe. Leute, das trifft im Notfall nur die Falschen und/oder gibt eine saftige Strafe für nix.
Auch nicht klar geht es, Leute im Block gegen ihren Willen anzufassen. Insbesondere wenn das kommuniziert wird. Was in der konkreten Situation gut war? Dass ein nebenstehender Dude sich gerade machte. Danke dafür.
Toptorhüter
Es steht wohl außer Frage, dass Nikola ein absoluter Toptorhüter der Bundesliga geworden ist und der eventuelle Klassenerhalt sehr an ihm hängt. Das ist schön. Realistisch kalt heißt dies wohl auch, dass wir ihn nächste Saison nicht mehr in unserem Tor genießen können. Unrealistisch würden wir uns weitere Traumparaden in braun-we äh rot und gelb wünschen. Lustig aber schon, dass er beim Elfmeter gefühlt den rechten Pfosten (vom Schützen aus gesehen) schon küssen kann und der Stuttgarter trotzdem nach rechts schießt. Tja, Elfmeter kann halt auch nicht jeder Spieler schießen. Teile des Kollektivs prophezeiten vorher auch schon den Schuss nach unten rechts, ohne jegliche Kenntnisse über die Lieblingsecken des Schützen zu haben. Am Ende ist es eine Nervensache die unser Niko auch mit dem Halten des Nachschusses klar gewann. Sorry not sorry Nick. Wir hätten uns auch gerne ein Happy End gewünscht für unsere Defensivreihe, die Woltemade so lange so gut im Griff hatte. Hauke lief und schirmte den Ball vor ihm Mehrmals so souverän ab, dass wir Szenenapplaus gaben. Und natürlich erkennen wir an, dass es eklig ist, gegen den jungen Stürmer mit Brustring zu verteidigen. Es sollte kein fußballromantischer Tag werden, aber das schrieben wir ja schon.
Drum herum
Es gab zwei Choreos auf der Nord: Einmal im Gästebreich und auch im Stehheimbereich wurde eine Blockfahne und Fahnen präsentiert. Es ist schon ein Alleinstellungsmerkmal, dass am Millerntor auf allen drei Stehplatztribünen Gruppen, ob groß oder klein, so viel Energie und Arbeit in Choreos stecken. Großer Respekt und ein Dickes Danke geht heute an Nord Support.
Wichtiger als Klassenkampf.
Nach dem Spiel kam es noch zu einem Zwischenfall auf der Süd. Wir wünschen gute und vollständige Genesung. Gesundheit ist wichtiger als Fußball, dass hatten wir schon beim Gucken des Freitagsspiel wieder feststellen müssen. Daher auch an dieser Stelle noch mal Genesungswünsche an K. Müller und P.Hofmann.
Auch „wichtiger als Klassenkampf“ und doch ein harter Übergang: Sehr stabil von Oke und Dinzey im TV deutlich zu zeigen, was von Höcke zu halten ist. Ja, wir haben Dinzeys Demoauftritt nicht vergessen, aber weil „nur noch positiv“ gehen wir mal davon aus, dass er dazu gelernt hat.
Und nun?
Klar haben wir immer noch die Pole Position in Sachen Klassenerhalt, aber sicher ist da noch gar nix. Wer das glaubt, der sage in Frankfurt oder Nürnberg einfach nur Jan Åge, gucke sich diverse andere Dramen mit Frankfurter Beteiligung oder Bilder von jubelnden Rauten aus Sandhausen an. Ein Endspiel gegen einen ggf. dann schon abgestiegenen VfL Bochum? Ein Alptraum! Und sorry, aber sich auf Union und Werder verlassen? Bei aller Liebe! Lieber nicht!
Wir haben immer gesagt, dass es nicht einfach wird. Und so ist es nun. Daher: Immer weiter, alle gemeinsam, für den Klassenerhalt. Aux Armes! Wir sind St. Pauli und wir sind die einzige Möglichkeit!
PS: He is back
