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Hat Che Guevara auch mal für St. Pauli gespielt? 

„Ich nehm‘ dich bei der Hand

Zeig‘ dir das Märchenland 

Wo Liebe und die Freundschaft zählt 

Und keinem was fehlt“ 

Sondermüll

Ja, ein Märchen hätte es heute sein können, sah es doch während des Spiels eine Weile so aus, als könnten wir tatsächlich etwas zählbares mitnehmen aus der Allianz Arena. Aber wir greifen vorweg.

Wir gleiten ein bisschen ab, aber die offizielle Adresse der Arena ist an der Werner-Heisenberg Allee. Und man kann sich doch fragen, ob Heisenberg wirklich jemand ist, den man mit einer Straße ehren sollte. Ja, definitiv ein richtungsweisender Physiker, aber eben auch jemand, der sich an Nazis nie gestört und für sie gearbeitet hat. Wer jetzt viel Zeit hat, vergleiche an dieser Stelle gerne auch mal das deutsche und das englische Wikipedia. Wir haben keine Fragen. 

Bild einer Autobahnbrücke, die rot-weiß-dunkelrot(braun)-weiß-rot bemalt ist
wir interpretieren das einfach mal als rot-weiß-braun-weiß-rot 🙂

Wir reisten, wie es sich für den Blog gehört, getrennt an. Leider zum wiederholten mal in Unterzahl. Gute Besserung an dieser Stelle! Möge das Schnoddermonster den Blog bald in Ruhe lassen. (Internes Danke! Es ist nicht angenehm auf dem Sofa zu sitzen. Für euch getestet.) 

Mit dem Auto gestaltete sich die Anreise sehr entspannt. Das Parkhaus war groß, die Ordnungskräfte nett und saubere Toiletten mit Klopapier, Seife und Handtüchern (auch wenn hier Phasenweise etwas kriminelle Energie nötig war) gab es auch. Einzig, dass das Navi die Abbiegung zum Gästeblock „Entsorgung Sondermüll“ nannte, fanden wir dann doch etwas irritierend. 

Bild der Arena von außen
ich hab ein knallgraues Gummiboot

Stufen zum Glück

Es ist ja schon immer spannend wie anders Fußballkultur an anderen Standorten gelebt wird. So viele Busse haben wir dann auch noch nie auf einem Haufen gesehen. Gefühlt war die Autobahn nur voll mit Fanbussen, die zum Spiel wollten. Das Ganze sah von oben aus wie Spielzeugautos aufm Spieleteppich sortiert.

Der Einlass gestaltete sich freundlich aber gründlich und schon standen wir vor der Mammutaufgabe des Tages: ca. 1910 Stufen und Höhenmeter lagen zwischen uns und dem Gästeblock. Wir haben ja die Theorie, dass sie die Auswärtsfans eigentlich noch weiter weg vom Spielfeld parken wollten, aber das örtliche Ordnungsamt die Idee von Gästefans angeschnallt aufm Dach nicht so gut fand.

Oben angekommen stärkten wir uns und beobachteten das Treiben vor den Blöcken. Liebe Bayern, wir wissen ihr lebt in einem sehr konservativen Bundesland, aber es dürfte sich doch auch schon bis zu euch rumgesprochen haben, dass Vegetarier*innen gerne etwas anderes essen als trockene Brezeln oder Popcorn. 

Dieses Verbot von Essen und Trinken im Block führt, nach unseren Beobachtungen dazu, dass entweder die Leute deutlich weniger trinken und deutlich weniger betrunken sind (finden wir gut) oder die Menschen alle zwanzig Minuten den Block verlassen (nervig). Oder halt glauben sich 20 Minuten vor Anpfiff noch drei Bier bestellen zu müssen um die dann auf ex wegzuballern. Check your Alkoholkonsum, Digga.

Ganz allgemein: Gästeblöcke sollten am Spielfeldrand enden und Auswärtsfans nicht einfach nur in die obere Ecke gequetscht werden. Was wir auch nicht mehr verstehen werden, warum die einen Tickets 17€ und die direkt daneben 45€ kosten obwohl es genau keinen Unterschied dazwischen gab. 

Banner in der Südkurve mit "Polizei in Fürth: Mit Kanonen auf Spatzen. Wo sonst nichts passiert, wird der Fan schickaniert."

Aber lieber Gästeblock wir haben dann doch noch was zu meckern: Es war so viel Platz und trotzdem schaffen wir es nicht die Treppen freizuhalten oder zumindest frei zu machen. Anarchie schön und gut, aber das ist doch scheiße. Vorallem wenn die jungen Ordner euch ansprechen und ihr einfach stumm stehen bleibt und sie komplett ignoriert. Das gleiche gilt übrigens auch für das Rauchen im Block. Ja, Kiffen ist in Bayern subversiv aber irgendwo ist dann auch mal gut.

Bild in die Arena
Fotos zeigen nicht, wie hoch und wie steil und wie riesig das alles ist.

Gedanken und Gedenken

Vor Anpfiff gab es noch eine gemeinsame Aktion gegen Rassismus und eine Schweigeminute für den kürzlich verstorbenen ehemaligen Präsidenten des FCB Fritz Scherer. Mitgliedsnummer 418 beim FCB zu sein, ist schon beeindruckend. Unser Beileid an die Hinterbliebenen. (Wer von unseren Leser*innen nicht mit dem System der Mitgliedsnummern beim FCB vertraut ist: Diese sinkt je länger Mensch Mitglied ist. 418 ist also schon richtig krass.) 

Das Statement und die Aktion gegen Rassismus ist richtig und wichtig. Besonders in der heutigen Zeit, wobei auch hier gilt: In seiner linken Bubble „Nazis raus!“ rufen ist einfach. Deshalb: Unterstützt die Antifa in den Städten und Orten, wo es wirklich brennt. 

Dieser Fußball

Fußball gespielt wurde bekanntlich auch noch. Wir brauchten die ersten fünf Minuten, um ins Spiel zu kommen, dann konnten wir uns aber immer wieder mit schönen Spielzügen nach vorne spielen und auch Chancen generieren. Es sah wirklich so aus, als würde da heute etwas gehen. Leider passierte dann das, was schon so oft diese Saison passiert ist: Wir belohnen uns nicht sondern durch einen Fehler kommt Kane vorm Tor an den Ball und dann tut Kane halt Kane Dinge. Doof!

Kamera und Polizisten im Block
Überwachung! Sicherheit! Bayern allez

Aber! Es kommt der Moment des Elias Saad und nach einem tollen Spielzug über rechts kann er den Ball zum 1:1 ins Tor schießen. Geht doch! Yes!

Jackson hatte wieder sein übliches Abschlusspech, Bayern drückte zwischendurch ganz schön, aber insgesamt war das schon eine richtig fette erste Halbzeit. Zwischenlob auch hier mal an Adam der kurzfristig Hauke ersetzte und wirklich viele Ballgewinne in der ersten Halbzeit aus dem Pressing heraus verbuchte und Nemeth einfach mal bei den Bayern als Abwechef bis hier hin echt gut aussah. 

Dann ist Halbzeit und wir atmen erstmal durch. Unser Lieblingsmoment in HZ1, abgesehen vom Tor geht an Weißhaupt, der Musiala den Ball abnimmt und Musiala einfach stehen bleibt wie ein beleidigtes Kind, dem man das Eis geklaut hat. Überhaupt: Noah! Das war ein richtig starkes Spiel! 

In der zweiten Halbzeit kommen wir leider nicht mehr so in die Begegnung, wie in Halbzeit 1. Man muss es so klar sagen, wir können in der Organisation, in der Kaltschnäuzigkeit und in der Übersicht Hauke nicht ersetzen. „Private Gründe“ kann alles mögliche sein, aber a. gibt es wichtigere Dinge als Fußball und b. alles Gute, Hauke! 

Am Ende muss Bayern verletzungsbedingt (Gute Besserung!) mit 10 Spielern agieren und wir kommen noch mal etwas gefährlich auf. Ein saucooles Tor von Ritzka bleibt aber die einzige Ausbeute. 

Es ist ja nicht so, dass wir sowieso schon ein bisschen knapp an Verteidigern sind, da ist es so richtig Scheiße, dass auch Adam ausgewechselt werden muss. Gute Besserung! 

Und ja klar, alle drei Tore sind einfach viel zu einfach und heftige Fehler, aber man muss da eben auch sehen, dass eine Abwehr kurzfristig zusammengewürfelt werden musste, die so noch nie gespielt hatte. Und das auf der anderen Seite nicht gerade ein Drittligist agierte. Die sind schon schnell und technisch gut. Daher auch das Zwischenlob oben.  

Am Ende des Spiels haben die Bayern mehrere gelbe Karten gesehen wir keine. Auf der einen Seite heißt das natürlich, dass sich selbst so erfahrene Spieler gegen uns nicht anders zu helfen wissen und wir vielleicht teilweise auch auf die Ruhepausen durch Standards und die Chancen darauf bauten. Auf der anderen Seite kann dass auch bedeuten, dass wir im Vergleich mit weniger Körperlichkeit ins Spiel gehen. 

Schal und dahinter die Truppe, die sich beim Block bedankt
Dankeschön

Und weg

Die Abreise gestaltet sich für unsere Autofraktion erstaunlich einfach. Kennzeichenerkennung, rausfahren, Richtung Autobahn einordnen und ab geht es. Das haben wir schon deutlich schlechter erlebt. Looking at you, Borussia Dortmund.

Foto eines langen, leeren Treppenhauses
Ein Kollektivmitglied war nach dem Spiel in diesem Treppenhaus plötzlich alleine. Ist zum Glück nicht eingeschlossen worden.

Für die Zugfahrenden wurde es mal wieder richtig knapp. Polizeieinsatz am Gleis, U-Bahnen, die plötzlich nicht mehr bis zur angegebenen Station fuhren, aber zumindest der Sonderzug wurde, unseren Kenntnissen nach noch erreicht, weil die besten Hoschis der Welt mit dem Zug warteten. 

Was wir von heute mitnehmen? Wir können mithalten – auch mit dem FC Bayern. Wir sind zurecht in Liga 1. Wir haben zwei Tore auswärts geschossen gegen die beste Abwehr der Liga. Wir können das. Wir packen das. Weiter immer weiter!

PS: sieben FLINTA*-Toiletten im Oberrang am Ende der Welt sind ein Armutszeugnis lieber Rekordmeister, das kann nicht euer Ernst sein!

PPS: Hoffentlich haben die Kirschen geschmeckt 

PPPS: Wer kommt eigentlich auf die selten dämliche Idee den Paulaner Fantreff an den Aufgang des Gästeblocks zu bauen, sodass einem nach Abpfiff lauter Bayernfans auf der Treppe entgegen kommen.

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