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What we really do…

Wenn man Menschen erzählt, dass man seine Freizeit mit Fußballfan sein verbringt, dann entstehen Bilder in Köpfen. Bilder von zerstörten Zügen, betrunken grölend durch die Innenstadt torkelnd, Pyrotechnik, Fangesängen, Choreos, Polizeieinsätzen und so weiter. Aber eigentlich bedeutet Fußballfan sein vor allem Warten. Warten bis man da ist, bis man rein darf, bis es losgeht, bis der Zug fährt, bis man ankommt. So viel Warten. Und genauso wie wir wartet auch die Mannschaft. Darauf dass dieser blöde Ball endlich mal wieder ins Netz geht. Das der entscheidende Ball ankommt. Das Jackson mal wieder trifft. Darauf dass sich die Mannschaft endlich mal belohnt. Doch nach Mainz stellen wir fest: Wir müssen weiter warten. (Kann mal irgendwer so ein „What the Cops/my Parents/ think I do; What I really do“ Meme für Fußballfans machen?)

Wisst ihr, eines unserer Argumente für den Aufstieg war immer, das um 15:30 Uhr angepfiffen wird und wir uns dann nicht mehr zu unmenschlichen Zeiten auf den Weg zu Auswärtsspielen machen müssen. Was wir bei dem Argument vergessen hatten? Die Preisgestaltung der Deutschen Bahn. Wir reisen überrascht getrennt an, aber dafür immerhin alle mit dem selben Verkehrsmittel. Nachdem wir, aus unerklärlichen Gründen, zwei mal auf freier Strecke auf die weitere Fahrt warten durften und in Hannover (hat mal jemand nach den Scorpions gesehen?) die Cops gelangweilt am Gleis warteten, sorgten gute Argumente dafür dass in Frankfurt der RE auf uns warten durfte. Am Mainzer Hauptbahnhof, der wirkt als wollte sich ein Architekt mal richtig kreativ ausleben, fanden wir funktionierende und ausreichende Schließfächer, packten unsere Sachen weg und machten uns auf den Weg zum Stadion. 

Dort angekommen stellen wir fest, dass die das hier mit dem Karneval wirklich ernst meinen. Am Stadionvorplatz schallt uns fragwürdige Musik entgegen und leider hatten wir auch unsere Verkleidung für den Kostümwettbewerb nicht dabei. Dafür trafen wir aber gute Menschen und freuten uns über den Bereich vor dem Gästeblock. Uns begrüßte hier ein Stand mit Essen und Trinken und feste, saubere Toiletten mit Klopapier und (!) Seife. So viel Luxus sind wir gar nicht gewohnt. 

Karnevalisten auf dem Rasen in Mainz
Ufftata

Am Einlass gab es eine Frauenschlange mit, wenn wir richtig gezählt haben, fünf Ordnerinnen. Ansonsten waren die Kontrollen sehr wechselhaft. Dort wurden Kaugummis abgenommen, hier durfte man sie mit rein nehmen. Dort wurde kaum abgetastet, an andere Stelle wurde sich der Besuch beim Urologen gespart. 

Zum Gästeblock muss man durch einen Tunnel (immer unangenehm). Der Gästeblock dann hat einen breiten Eingang,und dann geht es steil nach oben. Bei Reihe 32 hatten wir keine Lust und Luft mehr und es ging noch ein ganzes Stück weiter hoch. Positiv: oben über dem Block gab es noch einen weiteren Getränkestand. Wir befürchten aber, den haben die wenigsten gesehen. Denn bei uns oben und hinter uns war noch ganz schön viel Platz. Und da kommen wir zu unserer Kritik an unserer Szene. Liebe Leute, ja der Block ist steil und der Weg war weit, aber es kann nicht sein, dass ihr dann unten stehen bleibt und Treppen und Zugänge verstopft. Und nein, die Lösung kann dann nicht sein andere aufzufordern weiter nach oben zu gehen. Wenn du später kommst und oben noch Platz ist dann beweg deinen Hintern die Treppen hoch. Wer bist du andere aufzufordern für dich Platz zu machen? Nicht nur wird es dann unten unnötig eng, es wird auch gefährlich. Besonders in einem so steilen Block. Pöbelabschnitt Ende. 

Wir sagen wie es ist: Uns gibt Karneval nichts und dann noch weniger. Aber Mainz scheint es sehr viel zu geben und wer sind wir Menschen die Freude an etwas abzusprechen . Ob man wirklich zwei Karnevalszüge braucht überlassen wir euch. Teilen von uns wurde das schnell zu viel und wir waren froh als das Spiel dann endlich losging. Der Stadionssprecher in voller Verkleidung und mit Büttenrede? Nicht unser Ding. In diese zu verpacke, dass das Stadion kein Platz für Rassismus sei? Voll unser Ding. Unschön: Er begrüßt jede Tribüne mit dem ortsüblichen „Guade“ und im Gästeblock machen da in unserer Hörweite, aber leider nicht in Sicht- und Greifweite echt Pisseschwitzer „Jude“ draus. Wir hoffen, dass das Konsequenzen hatte. 

Pyroshow der Heimkurve
Burn Baby Burn

Die erste Hälfte zeigte deutlich unsere Stärke und unser aktuelles Problem. So ließen wir hinten nichts zu und konnten die Mainzer offensive gut in Schach halten, während wir vorne Tempo und Zug zum Tor hatten und uns schöne Chancen erspielten. Es ist schon bezeichnend wenn Mainz 3x nichts besseres einfällt als uns zwei mal knapp vor und einmal im Strafraum zu Fall zu bringen. Nur leider kommt jetzt das Problem: Wir könnten zur Zeit frei vor einem Tor stehen so groß wie die Golden Gate Bridge  und wir würden es nicht treffen. Dieser blöde Ball will einfach nicht ins Tor. Wie oft haben wir jetzt schon den Innenpfosten getroffen? Man ey. „Das Spielglück erzwingen“ sagte mal ein Trainer. Und dieses Spielglück ist genau das was uns fehlt. Wir wissen nicht wie man das macht, aber wie vertrauen darauf, dass die sportlichen Verantwortlichen wissen was sie tun und wie man den Knoten zum Platzen bringt.

Ob das Foul im Strafraum Elfmeter war? Keine Ahnung. Wir schauen uns für unsere Mental Health Niederlagen nicht nochmal an. Aber dass er am Ende nicht gegeben wurde, passt sehr gut zu der Schiedsrichterleistung an dem Tag. War es nicht vor 20 Spieltagen noch so, dass nur noch der Kapitän mit dem Schiri reden darf? Und das es gelb gibt wenn es andere tun? Warum darf Mainz bei jeder Kleinigkeit mit drei Spielern beim Schiri stehen und diskutieren? Warum darf Kohr nach jedem Foul, das er zieht meckern und schimpfen? Und allgemein was pfeift der Schiri da eigentlich? Nein, Zwayer war nicht schuld an der Niederlage, aber eine Glanzleistung war das auch nicht. So vergeht die erste Halbzeit mit vielen Chancen und keinem Tor. 

Spielfeld mit den Fahnen des Gästeblocks
Unsere Fahnen wehen nur für dich…

Man merkt deutlich wie wichtig es ist das Saad wieder fit ist. Mit ihm haben wir deutlich mehr Tempo und Zug zum Tor. Das macht doch Hoffnung. 

Die zweite Hälfte wirkte im Vergleich deutlich langsamer und träger. Mainz kam deutlich besser ins Spiel und drückte uns immer weiter in unsere Hälfte. Und irgendwann passierte das was in letzter Zeit leider immer passiert: ein individueller Fehler führt zum Gegentor. Bei diesem ist es Nico, der den Ball nur noch nach vorne klären kann und dann steht da ein Mainzer und der Ball ist im Tor. Bevor jetzt wieder die Leute kommen und auf Nico rumhacken: Entspannt euch. Fehler passieren. Auch Torhütern. Und ihr könnt euch nicht immer über die tolle Abwehr freuen und dann über Nico meckern. Er ist auch Teil der Defensive. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen. Der Zeitpunkt für das Gegentor war auch maximal unglücklich. Saad wurde kurz danach ausgewechselt, weil er einfach noch nicht fit genug ist für 90 Minuten. Nur damit wurde unser Spiel langsamer. 

Die Mannschaft rannte noch mal an, aber kurz vor Schluss fällt dann das 2:0 für Mainz und da war das Ding sowieso schon durch. 

Das Verlassen des Gästeblocks war dann eine Herausforderung. Nicht nur waren die Stufen steil und rutschig sondern es standen auch Menschen mitten im Weg und hielten den gesamten Block auf. Wie wenig speacial Awareness kann man haben? Dadurch kam es immer wieder zu Geschubse und Gedrängel und mehr als einmal mussten sich Leute an anderen festhalten um nicht die Treppen runterzustürzen und andere mitzunehmen. 

Dann ging es für uns ab in den Shuttlebus, Pommes mit viel Käse essen und dann in den RE nach Frankfurt. Fehlendes Personal bei der DB sorgte dafür das wir noch entspannt Zeit hatten Union beim Aufbaugegner sein zuzusehen und entspannt etwas zu trinken. Dank einer spontanen Gleisänderung drei Minuten vor Abfahrt durften wir noch ein bisschen Abendsport machen und dann hieß es auch schon „sind wir bald da“ und „die letzte Stunde der Auswärtsfahrt (die Autokorrektur schlug hier gerade Aufwärtsfahrt vor. Das ist doch mal ein Plan.) ist immer die schlimmste“. 

Weiter immer weiter! Wir kriegen diesen Ball schon noch ins Tor. 

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