Nachdem wir unseren Bochumbericht noch damit schlossen, dass niemand behauptet habe, erste Liga würde Spaß machen, stellen wir fest: Baden-Württemberg in der ersten Liga lässt unsere Braun-Weißen Herzen höher schlagen. Aber fangen wir von vorne an.
Wir reisten getrennt an. Während Teile sich die Nacht im Bus antaten, schliefen andere nicht im eigenen Bett, und wieder andere hatten das Vergnügen im Zug mit jungen Wolfsburg Hools, Schlager liebenden Bayern Fans sowie Sichtkontakt mit Rostocker Anhang zu haben. In diesem Fall, passierte rein gar nichts, was wir auch mal festhalten wollen.
Teile der bereits früher angereisten St. Pauli Fans verschlug es in die Heidenheimer Fußgängerzone, um die Zeit bei einem Heiß- und/oder Kaltgetränk zu überbrücken bis man sich auf den Weg zum Stadion zu machen würde. In besagter Straße befand sich ebenfalls ein Stand der AFD. Dieser blieb selbstredend nicht lange unbemerkt und so machten sich Menschen auf den Weg um lautstark ihre Meinung zu äußern, aber lest selbst. Danke für die klare Kante.
Die Autobahn Fraktion erreichte trotz Januarwetter den Zielort pünktlich und nachdem wir uns durch das besondere Schleusensystem des Heidenheimer Gästeeingangs brachten und den Ordnungskräften halb wahrheitsgemäß versicherten, dass keinerlei Aufkleber in den Taschen seien, waren wir endlich drin. Es ist gut Frauen zu ihrem Eingang zu lotsen. Noch besser wäre es, wenn das von den Ordner*innen einheitlich wahrgenommen und kommuniziert wird. Nach links, nach rechts ist eher ein niederländischer Partysong.
Wir teilten uns auf Steh und Sitz auf. Im Ersteren war es erneut unglaublich eng, die Sektion Sitzbereich wiederum konnte entspannt zusammenstehen und die Bewegungsfreiheit genießen. Im Stehbereich lag die Enge auch an einer sehr schlechten Verteilung im Block. Immer ganz unten stehen bleiben ist nicht optimal. Oben und etwas seitlich war ordentlich Platz.
Punch wärmte auf und der weit gereiste Anhang kam im Gästeblock schon auf eine gute Mitmachquote bevor das Spiel überhaupt losging. Man spürte richtig, dies könnte ein richtungsweisendes Spiel werden, immerhin der Rückrundenauftakt gegen direkte Abstiegskonkurrenz.
Was lobenswert ist, es gibt ein veganes Schnitzelbrötchen. Mal was anderes. Das es dieses nur in sehr begrenzter Menge gab und ganz vielleicht auch nicht das beste vegane Mahl jemals war? Detail. Und es gibt Weinschorle. Weinschorle ist immer gut.

Zum Spiel
Es gab einige Änderungen in der Startaufstellung im Vergleich zu Mittwoch. Die beiden Startelfdebütanten Weißhaupt und Sands wussten später zu überzeugen. Doch während wir vor Beginn intern noch diskutierten, wie der Sturm sich wohl zusammensetzen würde, war die Rückkehr JoJos wohl die Spielentscheidende.
Die Einstellung aller auf dem Platz stimmte und wenn selbstverständlich nicht alle Aktionen erfolgreich waren, sie kämpften füreinander und standen kompakt in der Defensive. Die Ecken kamen im Gegensatz zum Bochumspiel nicht mehr auf Bauchhöhe, sehr zur Freude von einem bestimmten Teil des Kollektivs.

Es sollte jedoch eine andere Standardform den Grundstein zum Erfolg legen. Lesende des Blogs erinnern sich vielleicht, dass wir nach Stuttgart Smith als neuen Elferschützen vorschlugen, das Trainerteam und Jojo ignorierten unsere Expertise zu Recht, denn Jojo fand die richtige Ecke und so rasteten alle Mitgereisten (und vermutlich jene vor technischen Endgeräten) endlich wieder kollektiv aus. Das erste Standardtor der Saison und dann ein so wichtiges!
So gingen wir mit der Führung in die Pause. Wir diskutierten, ob unsere fantastische Baden-Württemberg Bilanz und jene Statistik, dass wir diese Saison nach Führung immer den Sieg holten, ausreichen sollten. 1:0 ist immerhin keine komfortable Führung. Wieso die Minuten immer langsamer vergehen, wenn man sehnsüchtig auf den Abpfiff hinfiebert, müssen andere mal wissenschaftlich analysieren. Ausgerechnet als wir dachten, dieser laute Gästeblock muss einfach die Mannschaft zum Sieg tragen, kam der Ausgleich. Die Ernüchterung war riesig. Dann kam es zu einer sehr langwierigen VAR Überprüfung. Kicker schrieb von Hand, die Anzeige zeigte „Abseits“ am Ende total egal, ES ZÄHLTE NICHT. (Dass wir sonst für „wenn es Minuten zur Linienanlegung bedarf, um das Abseits zu erkennen, dann normalerweise für die Auslegung im Zweifel für den Angreifer“ sind, verschweigen wir heute.)
Und dann kam Dapos Moment, sein hartnäckiger Einsatz und gute Hereingabe vors Tor musste Morgan nur noch einschieben. ZWEI Stürmertore in einem Spiel. Und das in der Nachspielzeit erzielt! Die ganze Bank inklusive Blessin stürmten in eine riesige Jubeltraube.
Team, Staff und Gästeblock wussten, das war die Entscheidung. Abpfiff und die völlige Ekstase sollte den Gästeblock noch sehr viel länger am kochen halten. Wir feiern gerne in Heidenheim und nehmen auch den tagelangen Ohrwurm dafür in Kauf. Denn wir sind immer mit dabei… wenn wir auswärts siegen.

but can they do it away from BW?
Jetzt müssen wir nur noch die kommenden Heimspiele nach Baden-Württemberg verlegen und Europa kann kommen. Oder auch mal woanders gewinnen. Gemeinsam. Immer weiter. Und zwei Siege in vier Spielen klingt halt auch sehr gut.
Trauer
Es ist immer schwer Zeilen für Angehörige zu schreiben. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen des verstorbenen Heidenheim Fan. Viel Kraft. Fußball ist eine schöne Nebensache. Es gibt so viele wichtigere Dinge. Das wird hier mal wieder deutlich.
Feedback
Solltet ihr Mitgereisten Feedback zu den Abläufen rund ums Spiel mit den Einsatzkräften haben, nutzt gerne das neue Tool von der Braun-Weißen-Hilfe.
Wir hoffen, dass alle wieder gut Zuhause angekommen und bereit sind, die Mannschaft auch in den wichtigen kommenden Heimspielen bedingungslos nach vorne zu schreien. Nur gemeinsam geht’s auf und neben dem Platz.
PS: verstärkte Bank hilft uns.
PPS: ca 11 Punkte bis Europa
PPPS: Rückrunde wird noch lang. Alles für den Klassenerhalt..