Da war sie wieder. Die elendige Pyrodebatte. Sie dreht sich im Kreis. Eigentlich wollten wir nix schreiben. Wir werden diese Debatte nicht befrieden.
Und seien wir ehrlich: Irgendwie hatte man auch so eine Art Waffenstillstand erreicht. Niemand ist ernsthaft noch der Meinung, dass es irgendwann kein Pyro mehr geben wird. Wer dies glaubt, der glaubt auch, dass grün gleich schwarz ist. Zu beliebt ist das Spiel mit dem Feuer.
Auch die Hoffnung auf eine Legalisierung kann man wohl getrost in die Tonne treten. Passt nicht in eine Welt der immer weitergehenden Verbote. Und SICHERHEIT!!!!! Ist immer ein absolutes Totschlagargument. Deswegen bekommt man heutzutage sein Brotmesser ja nicht mehr wirklich ohne Gesetzesübertritt zu einem ICE. Das solche Regelungen Unsinn sind, ist wohl auch jedem klar. Dabei würde die Legalisierung viele Probleme abräumen. Nämlich die Gefahren die durch das Verstecken entstehen und die Gefahr, die durch die fehlende Vorbereitung für alle Zusehenden entstehen.
Nein, auch die Legalisierung ist kein Allheilmittel. Denn mit einer Legalisierung würde auch eine Beschränkung der möglichen Mittel einhergehen. Und glaubt ihr wirklich, dass alle Gruppen aller Vereine dann nur zu BAM gekennzeichneten Zeug greifen? Oder ggf. auf stark rauchende Mittel verzichten würden? Wahrscheinlich nicht. Zu verlockend ist der Übertritt und auch der Vergleichswettbewerb, um das krasseste Ding. Höher, schneller und weiter ist nur zu menschlich und gilt auch hier. Im Internet verbreitet sich halt das große Ding besser. Ist so. Und da kannst du als Kurve noch so viele „keine Social Media nutzen“ Banner aufhängen (hallo Hansa), es guckt doch jeder auf die Menge der Likes. Trotzdem hat sie bei uns deutlich mehr Sympathien als der Ruf nach noch mehr Überwachung, nach Polizei im Block oder ähnlichem Schwachsinn, den wir auch schon wieder von FCSP Fans gelesen haben.
Nein, es gibt keine Metalldetektoren am Millerntor, Karl-Heinz.
Ja, auch beim FCSP sind Pyroshows seit Jahren, nein seit Jahrzehnten ein gewohntes Bild. Wir sind jetzt soweit, dass das eigentlich von allen hingenommen wird und auch gegen Werder wurde die entsprechende Pause eher schulterzuckend und mit „na gut, dann hol ich noch drei Getränke“ hingenommen. Und das ist auch gut so. Die Pause in Halbzeit 2 wurde dann aber doch überlang. Natürlich, damit man wieder sein gestochen scharfes HD Bild liefern kann und vielleicht auch um videobasierte Hilfsmittel für Schiedsrichter 100 % nutzen zu können. Ja, auch dies ist natürlich ein Argument. TV? Kann uns mal lecker unten bei. Wir sind im Stadion und im Stadion spielt die Musik. Klinisch reine, verwertbare Emotionen will niemand. Das ist dieses Eventding, mit Led Lichtern, die nach Toren bunt blinken, Stadionsprechern (immer Männer) die brüllen, als ob sie eine Metalband übertönen müssten und lauter Musik bis zum Anpfiff. Das ist klinisch reine vermarktbare Stimmung. Yeah! Nein. Nicht mit uns. Dann lieber Pyro und mal Nebel. Das mit dem VAR? Seien wir ehrlich: Wenn der wirklich sinnvoll eingesetzt werden würde, dann könnten wir dieses Argument selbst verstehen. Aber wilde Linien und jedes Handspiel wird anders bewertet? Da wäre allen mehr mit weniger VAR geholfen.
Mit der Möglichkeit Pyro zünden zu können, kommt aber immer auch Verantwortung. „Kenne dein Limit“ sozusagen. Das klappt beim FCSP nach unseren Beobachtungen häufig gut. Wenn vermummte Menschen den Umstehenden sehr deutlich machen, was nun passiert und auch auf Nachfrage äußern, was da gleich angezündet wird. (z.B. können Blinker für Epileptiker ein Thema sein), dann klappt dies gut. Es klappt aber auch nicht immer. Wenn z.B. auf Wetterlagen nicht geachtet wird. Optimierungsmöglichkeiten gibt es immer. Ist so. Da muss man auch mal einen Diskurs führen. Und glaubt uns: Der wird auch mal geführt. Bekommen wir nur nicht mit. Bevor nun irgendwer glaubt, wir würden da irgendwas wissen oder wen kennen.
Zur Verantwortung gehört dann eben auch, dass das was kostet. Ja, die DFB Gerichtsbarkeit ist absoluter Bullshit und sollte dringend geändert werden, aber wir nehmen das jetzt mal so hin. Sonst platzt hier der Rahmen. Der Preis ist in einem gewissen Rahmen auch okay. Sorry liebe Verantwortliche, aber diese ganzen Nasen, die das ganze Geld ins Stadion tragen, dürfen auch mal was kosten. Aber natürlich muss auch hier eine Grenze vorhanden sein. Jedes Spiel komplett wilde Sau? Vielleicht nicht wirklich „alles geben für den Verein“. Von solchen Verhältnissen sind wir beim FCSP jedoch weit entfernt. Wir sind ja nicht Randalemeister (sic).
Was wir in der FCSP Debatte begrüßen, ist, dass die meisten Menschen gelernt haben, dass „Ultra“ oder „Süd“ nicht gleich USP ist beim FCSP. Wer es nicht gelernt hat, sollte es dringend lernen. Auch sind Menschen die Pyro zünden keine „Chaoten“ oder muss man das „Fan“ sein in Anführungsstriche setzen. Das ist einfach unsinnige Schubladen, die niemandem weiter helfen. Pyro und Randale oder Gegenstände werfen, sind nicht das Gleiche. Das sind andere Themen und sollten auch nicht vermischt werden. Nebenbei: Auch Hooligans der schlimmsten Sorte sind Fußballfans. Wenn man dies zugibt und damit auch eine alberne Distanzierung seinlässt, hat man in der Debatte schon viel gewonnen. Und wenn es nur ist, dass sich Vereine nicht mehr mit „das sind keine Fans“ distanzieren können und so tun können, als ob sie nicht verantwortlich seien. Fansein hat viele Facetten. Gute, schöne, schlechte, konstruktive und destruktive. Das macht den Menschen, das macht den Fan aus.
Und nochmal zu dem Beispiel mit den Blinkern: Das Stadionerlebnis ist auf ganz viele Menschen nicht optimiert (das ist jetzt verharmlosend ausgedrückt). Sei es das ganze blinkiblinki von Werbebanden und Stadionsshows, sei es die massive Nutzung von Tabakwaren, von jeglichen Drogen etc. Sei es aber auch das „zu viel“ an Eindrücken. Wegen Letzterem haben Ver… äh hat Arminia Bielefeld einen ruhigen Raum eingerichtet. Und natürlich gehört auch Rauch von Pyro in diese Debatte. Seien wir mal ehrlich zueinander: Wir versuchen in vielem inklusiv zu sein und sind es in vielem nicht. Da wird man immer um Kompromisse ringen müssen und die werden nicht immer für alle befriedigend sein. So ist das Leben.
Kommentare sind bewusst gesperrt bei diesem Artikel. Diskutiert bitte woanders. Es gibt auch für diese Diskussion Wege und geeignete Plattformen, um in den Dialog zu kommen. Gebrülle auf Facebook oder Kommentare unter Artikeln Hamburger Zeitungen gehören nicht zu diesen geeigneten Mitteln und Wegen.
Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.