Nordkorea ist schöner als Stuttgart. 

Liebste Lesende, 

Wir werden dieses Mal nichts über den Stuttgarter ÖPNV sagen. Sonst haben wir wieder drei Wochen lang lokalpatriotische Stuttgarter in den Kommentaren, die zutiefst beleidigt sind. Wer will das denn? 

Wir sind unterschiedlich an- und abgereist. What else is new? Danke an alle, die immer wieder organisierte Reisen der Fanszene möglich machen und dazu Tausende von Kleinigkeiten beitragen. Ihr seid St. Pauli! Danke auch an den ICE der Deutschen Bahn der andere Teile von uns transportierte. 

Danke auch an die lokale Gastronomie für Speis und Trank! Dinkelacker kann man machen. 

Es ist bemerkenswert wie schlecht man als Champions League Teilnehmer auf Gästefans vorbereitet sein kann. Vor dem Eingang große Trauben und Enge, sehr gemütliche und gründliche Kontrollen. Gefühlt mit dreimal so viel Personal wie bei einem FCSP Eingang, weil man braucht ja auch noch ein paar die böse gucken. 

Diese komischen Klappsitze im Block? Fürchterlich! Wenn da zwei Leute in einer Klappsitz Reihe stehen sollen wird es schon derbe eng. Insbesondere wenn man nicht ultraschlank ist. Das geht alles, wenn man gegenseitig Rücksicht nimmt und Platz macht. Man also Werte lebt. Man kann sich aber gehackt legen, wenn man „All Bodies are beautiful“ erzählt , aber wehe ein Mensch, der nicht eurem  Schönheitsideal entspricht muss an euch vorbei, dann wird der Person „oh nein“ ins Gesicht gesagt und die Augen verdreht. Fuck you, you fucking fuck. 

Das es echt Leute gibt, die sich in der Halbzeit (!) weigern einen Schritt in den Gang zu machen, um Leute durchzulassen ist einfach komplette Scheiße. 

Wir haben eine Frage, die vielleicht das Museum beantworten kann: Hat der FC St. Pauli in seiner Geschichte überhaupt schon in 1.000 verschiedenen Stadien gespielt? Grund für diese Frage: ein schmissiges neues Lied, welches erklang und halt auch den Hinweis auf „1000 Stadien“ enthält. 

Ihr merkt: der Support war gut. Ging gut ab. Auch auf Stuttgarter Seite. Das ist schon eine der Kurven, wo mehr geht, als ein kleiner Mittelblock. Nur was hat der Schwenker ganz oben im Oberrang verbrochen, dass er da so alleine wehen muss? Nein ernsthaft: Kudos für die Mühen. Was weniger gefällt? Ständiges pöbeln. Wenn ein Spieler anzeigt, dass er ausgewechselt werden muss, muss man ihn vielleicht nicht mehr bepöbeln und mit Bechern bewerfen. 

Eine Rakete direkt in die Sonne können die Pisseschwitzer betreten, die meinten Dapo auf Instagram rassistisch beleidigen zu müssen. Solidarität mit Dapo. Verpisst euch, ihr Nasen. 

Auf dem Platz? Teamwork makes the dream work. Immer wieder die Lücke zu laufen. Immer wieder den Schuss blocken! Rumpfteam? Nein! Dreamteam! Wir vermerkten handgezählte vier Hackenpässe, die in der Offensivbewegung nicht nur schön aussahen sondern sogar ankamen und unsere Konterbewegungen schnell machten. Ja meckern auf hohem Niveau wäre, dass man Elfmeter so gegen Nübel nicht schießen kann. Und man vielleicht mal einen Konter versenken kann. Aber hey wir sind Aufsteiger. Da ist das schon fett. Und da wir gefühlt mehr Beine hatten als der Gegner und wirklich niemand im Braun-Weißen Trikot sich zu schade war, in einen Schuss zu werfen und diesen zu blocken, haben wir auch verdient gegen so eine Offensive gewonnen. (Teile des Kollektivs mit guter Sicht waren doch sehr froh, dass Woltemade nicht seinen Sahnetag hatte. Ist der schwer zu verteidigen. Aber es gelang. Forza!)

Die Entwicklungsstufe für die Rückrunde wäre dann, dass wir diese Intensität jedes Spiel auf den Platz bringen. 

Wir sind die Königsfamilie von Baden-Württemberg. Mit dem dritten Sieg in drei Spielen. Gerüchten zu Folge verlegen wir alle restlichen Spiele in dieses schöne Bundesland. Auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden. Alles für St. Pauli. 

Fussball ist unwichtig und eine Ablenkung von dieser Welt. Aber die Welt holt einen immer wieder ein. So gab es eine Schweigeminute für die Opfer des Anschlages in Magdeburg, wohin wir ganz viel Mitgefühl und Kraft senden. 

Vor dem Spiel mussten wir auch erfahren, dass Dieter Rittmeyer verstorben ist.

Wir verlieren einen verdienten St. Paulianer und möchten auch hier ganz viel Kraft und Mitgefühl.