Ämter im FC St. Pauli sind toll. Unser Verein kann aus vielen Positionen heraus gestaltet werden und viele Ämter geben einem die Möglichkeit dazu. Gleichzeitig hat Mensch auch ein bisschen Macht und Vorteile. Und Spaß kann man auch noch haben.
Wir sollten aber auch nie vergessen, wie unglaublich anstrengend Ämter beim FCSP sind. Wie viele bescheuerte E-Mails man bekommt (garantiert mehr, als wir schon bekommen) und wieviel Herzblut und Lebenszeit in diese Ehrenämter gesteckt werden müssen, um die Ansprüche auch nur annähernd zu erfüllen.
Wenn nun mit Alex Gunkel jemand nicht zur Wiederwahl antritt, der eines dieser Ämter seit 20 Jahren (!) inne hatte, dann kann man ihm nur einen riesigen Respekt zollen. Kurzer Hinweis zur Zählweise: Nach allen Quellen, die wir gefunden haben, ist Alex seit 2004 im Vorstand der AFM gewesen und seit 2006 ihr Vorsitzender.
Man darf nicht vergessen, wo wir 2004 als Verein standen. Um die 5.000 Mitglieder (diese Zahl ist jetzt frei erfunden) gingen in ein vollkommen runtergerocktes Stadion, um sich Heimniederlagen gegen Werder II in der Regionalliga Nord anzusehen.
Heute haben wir grob 45.000 Mitglieder, von denen grob die Hälfte in der AFM sind, spielen in der Bundesliga gegen Werder I und in einem renovierten Stadion. Diesen ganzen Prozess hat Alex mitgestaltet, und dafür gebührt ihm unser aller Dank.
Nein, nicht immer war ich (Senior) mit Alex einer Meinung. Das ist in einer funktionierenden Familie einfach so, man muss sich nicht immer lieb haben.
Alex hatte immer das große Ganze im Blick, sei es bei seinen mahnenden Worten in Richtung diverser Präsidien, sei es bei seiner Unterstützung für Fanräume und das Museum. Dinge, die wir heute als Selbstverständlichkeit in unserem Stadion ansehen, wären nicht da, wenn Alex nicht ebenfalls da gewesen wäre und sich mit diversen Präsidenten gekabbelt und immer wieder seine Abteilung als Pfund in die Waagschale geworfen hätte.
Und bedenkt, dass wir beim FCSP damals ganz andere Charaktere als Präsident hatten. Alle, der noch die Corny-und-Stefan-Zeiten miterlebt haben, wissen dies. Jeder Präsident hat seine Zeit, jeder auch seine Nervigkeiten. Mit diesen zusammen zu arbeiten ist (und insbesondere war) nicht immer ein Spaß. Menschen, die schon länger in diesem Verein tätig sind, können davon ein Lied singen.
Wir haben bis hierher nicht einmal erwähnt, wie viel die AFM im Jugendbereich ermöglicht hat (SEHR viel) und wie sie gerade in den Zeiten von 2004 notwendig war, um diesen Bereich überhaupt am Leben zu erhalten. Wer die Einladung zur AFM-Versammlung gelesen hat, wird gesehen haben, dass uns als Verein riesige Veränderungen ins Hause stehen und die AFM sich da teilweise auch neu positionieren muss. Das wird jetzt alles nicht mehr Alex‘ Aufgabe sein – frischer Wind und frische Aufgaben.
Natürlich kann man sich bei verdienten Funktionär*innen in Vereinen immer fragen, wann für den Schritt des Rückzuges der beste Zeitpunkt ist. Das Baby loszulassen fällt halt sehr schwer, auch wenn es mittlerweile Teenager ist und häufig eigene Wege geht. DEN idealen Zeitpunkt des Rückzuges gibt es wahrscheinlich nicht; der eigene Blick auf das Geleistete ist immer verbunden mit dem Blick in die weitere Zukunft. Irgendwann wird klar, dass andere nachgerückt sind und vielleicht mehr Energie haben, aber diese Erkenntnis ist auch eine schmerzliche; niemand verabschiedet sich gern von dem, das man so lange begleitet hat (look who’s talking…). Wichtig ist nur, DASS man irgendwann loslässt, dass man weiß, dass es Gute gibt, die weitermachen, und dass man die verdienten Ehrungen und die verdienten Standing Ovations bekommt.
Solltet Ihr also am Mittwoch (jetzt gleich also) zur AFM-Versammlung gehen, dann gebt Alex all diese – er hat sie mehr als verdient. Uns bleibt nur, „Danke“ zu sagen und Dir alles Gute im vereinstechnischen Unruhestand zu wünschen.