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Reisende soll man nicht aufhalten – Reisende Trainer erst recht nicht 

Was schreibt man da jetzt? Was für eine Enttäuschung? Tschüss und danke für alles? Wahrscheinlich ist die Wahrheit eine Kombination aus beidem. 

Wir sind, Achtung verpöntes Wort, dankbar. Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren mit diesem Verein Dinge erlebt, die hätten wir uns nie träumen lassen. Zauberfußball, Siegesserien, Aufstieg, Meisterschaft sind Dinge, die die letzten Jahre immer unerreichbar schienen. Ja, wir haben davon fantasiert, es uns gewünscht, für mehr Ambitionen gebettelt, aber so richtig daran geglaubt, dass wir das alles noch erleben dürfen? Dafür sind wir dankbar Fabian. Es war ein Risiko Dich zum Cheftrainer zu machen – ein Risiko, dass sich definitiv ausgezahlt hat. Deine Art Fußballspielen zu lassen, hat uns beeindruckt, ist Deine Idee von Fußball doch so komplett anders als das, was wir bisher gewohnt waren. Wir hatten Spaß daran, darüber zu spekulieren was Du am Spielfeldrand sagst, dass dich die Schiedsrichter so auf dem Kieker hatten und haben uns immer schelmisch darüber gefreut, wenn es dann den generischen Trainer getroffen hat. Wir waren fasziniert davon, wie lange Du neue Spieler hast trainieren lassen, bevor sie auf Einsatzzeiten kamen. Wir erinnern uns da an ein Interview mit Zoller, der sinngemäß sagte, dass du Spieler erst auf den Platz ließest, wenn sie dein System zu 100% verstanden hätten. Wir fanden Deine Bescheidenheit charmant als du Dich trotz zehn Siegen in Folge, nicht von der Kurve feiern lassen wolltest und haben umso mehr Deine Ausgelassenheit bei der Meisterfeier genossen. Wir waren begeistert von der Geschwindigkeit und Ballsicherheit, die Du aus unserer Mannschaft rausgeholt hast. Von dem Teamgeist, der so lange gefehlt hat. Was haben wir uns gefreut, dass der lang ersehnte Auswärtssieg bei den Ekelpacks aus Rostock endlich eingetreten ist und noch viel mehr als aus „Wir steigen auf und ihr steigt ab“ endlich Realität wurde. Das Auswärtsspiel in Elversberg? Boahr war das krasser Fußball! Du siehst Fabian, wir könnten noch mehrere Seiten füllen mit den großartigen 

Dingen, die wir erlebt haben, seit Du Cheftrainer geworden bist. 

Aber wir sind ehrlich Fabian: Wir sind auch ein bisschen genervt und enttäuscht. Schon das Theater um deine Vertragsverlängerung Anfang des Jahres fanden wir unnötig. Genau wie jetzt fragten wir uns schon damals wer eigentlich die ganzen Sachen der Presse steckt. Wir verlangen von Trainern noch weniger Vereinstreue als von Spielern. Zu schnelllebig ist das Geschäft, zu wenig beeinflussbar die äußeren Umstände. Als Du auf Instagram schriebst „Wir sehen uns zum Saisonauftakt“ dachten wir eigentlich schon, dass wir das Abenteuer erste Liga gemeinsam bestreiten werden. Aber hey, cool von Dir, dass du deinen Vertrag Anfang des Jahres noch verlängert hast, deine Ablöse ist für unseren Gurkenverein viel Geld. (Wir haben ja den Traum, dass Borne jedes Mal, wenn wieder ein neuer Spekulationsartikel erscheint zum Hörer greift und deine Ablöse Summe um 1 Mio. erhöht.) Egal wie viel Geld da nun am Ende für den FCSP rausspringt, es ist Geld, dass uns in der ersten Liga nur helfen kann und uns im Zweifel den entscheidenden Vorsprung gegenüber den anderen „kleineren“ Mannschaften gibt und uns den fehlenden Starspieler finanziert. Nennt uns kapitalistisch, aber wenn Hürzeler schon geht, dann sollten wir das Maximale für uns rausholen. 

Weißt Du Fabian, Reisende soll man nicht aufhalten. In einer perfekten Welt würden Trainer, Spieler, Verantwortliche aus Überzeugung bei Vereinen arbeiten, weil sie an das Gute im schlechten System Fußball glauben. Aber die Welt ist nicht perfekt. Brighton bietet Dir etwas, was wir Dir nicht bieten können: Geld, Geld und nochmal Geld (Da ist er wieder der Kapitalismus). Wir hoffen du kannst in der Premier League genauso erfolgreich sein wie in der 2. Bundesliga. Du hast deine Entscheidung getroffen. Wir wünschen dir alles Gute und viel Erfolg in der großen weiten Welt des Fußballs. 

Wenn wir 2026 im Champions League Finale stehen, werden wir grüßen. Solltest du der Gegner sein, hauen wir Dir die Bude voll.

Auf die Gefahr hin, dass wir uns jetzt wiederholen wollen wir ein paar Gedanken von eben weiter ausführen und andere ergänzen:

1.  Natürlich wechselt er in die reichste Liga, in einem Alter von 31. Das ist schon geil. Er kennt den Club. Die haben ähnliche Ideen wie er sie bereits bei uns umgesetzt hat. Wird schon passen. Hoffen wir auch für ihn. Denn wenn – wider Erwarten – Leicester City (Aufsteiger in die Premier League) sie abrammt, dann ist die Karriere auch schnell vorbei. Und dann trainierst du schneller Fürth, als du Ballbesitzfußball sagen kannst. 

2. Wir sind ein Verein, der auch die Ertragssäule „Ablösesummen“ benutzen muss, um über die Runden zu kommen. Dies erwähnte Bornemann schon häufiger. Und dies hat sich auch mit dem Aufstieg nicht geändert. Klar haben wir nun mehr Geld als in der 2. Liga, aber in der Liga sind wir plötzlich mit Abstand das kleinste Licht. Neben Kiel natürlich. Das wird brutal. Da kommt so eine Ablösesumme nicht ungelegen. Und man kann sich immer fragen, ob ein Trainer wirklich so wichtig ist, dass er Millionensummen wert ist. Wenn Leicester City die doch abrammt und wir zum Klassenerhalt cruisen, dann beißt sich der neue Verein von Fabi ordentlich in den Hintern. 

3. Nach der halböffentlichen Vertragsverlängerungsdebatte mit sofortigem Abgang kann man sich fragen, ob das alles aus der Egoperspektive Hürzeler so clever war. Ohne die Ablöse hätte er garantiert noch mehr Geld und Perspektiven bekommen können. Hatte da jemand Angst plötzlich ohne Vertrag dazustehen und das Risiko gescheut? Allemal danke für die Ablösesumme. Commitment sieht anders aus. Aber eines ist vielleicht besser: Lieber jetzt kein Commitment als nach einer geilen Hinrunde und dann verkackt man die Wintervorbereitung. Wir haben da Flashbacks.

4. Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen und deswegen gibt es erst nach Verkündung des Fakts diesen einen Artikel. Vorher keine Tweets, Artikel, Analysen, whatever. Ganz einfach eigentlich. Transferspekulationsjournalismus im Fußball bringt den Beteiligten sehr viele Clicks und Interaktionen und basiert doch immer nur auf einer Quelle (was journalistisch ein No Go ist) oder Halbwahrheiten. Das ist unseriös und albern und wird häufig genug von einer Partei genutzt um Druck in Verhandlungen aufzubauen. „Alle Spieler sind ihm auf Instagram entfolgt! Da muss es richtig geknallt haben! Der kann nur wechseln“ Oder aber sein Social Media Manager hat bewusst alle geblockt, um genau mit dem „Das Tischtuch ist zerschnitten, lieber FCSP, ihr müsst ihn gehen lassen, auch ohne Ablöse“ in die Verhandlungen zu gehen. Ja krasses Beispiel und wahrscheinlich nicht die Wahrheit. Wir wissen es nicht. Und genau da liegt das Problem. Deswegen ist das Beste: Ignorieren. Alles.  

Klar, macht niemand. Bringt Clicks. Bringt Geld. Viel Geld. Deswegen machen das alle, die mit Fußballjournalismus ihr Geld verdienen müssen. Geld ist uns als Kommunist*innen zuwider. Deswegen machen wir es nicht. Und ja, es gibt in anderen Sportarten auch halbwegs seriöse Newsbreaker. Ein Ken Rosenthal ist journalistisch anders unterwegs als ein Plettigoal. 

Ganz ehrlich: Mit Ruhm hat sich die FCSP Onlinebubble nicht bekleckert. Was da für Bullshit zu lesen war, war einfach nur hart drüber. Egal ob Facebook, X, Bluesky oder MySpace. Check yourself, liebe Bubble, jede Interaktion, jede Aufregung befeuert nur eines: Unseriösen Journalismus mit Breaking und Exklusiv. Ja man kann enttäuscht sein nach dem Fakt, sind wir auch. Aber lasst es doch einfach erstmal offiziell sein. Was auch Rotz ist: Jemanden nun persönlich anzugehen oder zu beleidigen. Auch das haben wir zu häufig gelesen. Wir leben im Endzeitkapitalismus. Verdiene so viel Geld, wie du kannst bevor die Polkappen schmelzen. 

5. Auch wir zahlen Ablösen. Auch an Spieler, die gerade ihren Vertrag verlängert haben. Wir werden von diesem Spieler und verkaufen ihn nach Amsterdam. Insofern: Wir sind hier nicht arme Opfer. Es ist das Business. Das spielen wir genauso wie alle anderen. Jakov, wir sind immer noch Fans. 

6. Neuer Trainer? Wir sind für Sin Yong-nam. Wer es in Nordkorea schafft, schafft es überall. 

PS: Wenn du jetzt Millionen in England verdienst, hätten wir gerne das Geld für die Pyro zurück. 

PPS: Unter Hürzeler haben wir kein Derby gewonnen – aus Scham würden wir auch das Land verlassen 😉


7 Kommentare

  1. Ralf Ralf

    So ist das.

    Jetzt weiter, Bundesliga wir kommen. Kann es gar nicht abwarten.

  2. Lars Lars

    Danke. Auf den Punkt!

  3. Cathi Cathi

    toller Artikel 🙏

  4. Jan Jan

    Moinsen, mal was anderes: dass das Clubheim geschlossen wird, thematisiert ihr das auch noch? Ich finde das ziemlich arm für den FCSP, zumal ja Menschen ihre Jobs verlieren werden. Für Hürzeler werden mehrere Millionen Ablöse kassiert – da ist es nicht möglich, einen kleineren Teil davon abzuzwacken, um die Verluste eines unrentablen Clubheims auszugleichen? Wenn man oft und gerne öffentlich „Ein anderer Fußball ist möglich“ rausposaunt, sollte es das vielleicht schon sein, finde ich… Dazu kommt ja noch, dass deutlich erkennbar über viele Jahre schon sich offenbar seitens des Vereins niemand wirklich für das Clubheim interessiert und mal tragfähige Konzepte entwickelt hat. Wenn ein Fußballverein es schaffen sollte, mit seinem Clubheim zumindest auf plus minus null zu kommen, dann doch wohl der FCSP. Man muss es halt aber auch wirklich wollen. Laut des Artikels auf der Vereinshomepage sollen ja nun die Amateurabteilungen gefragt werden, ob die das zumindest in den Abendstunden betreiben wollen. Warum bitte ist es nicht möglich gewesen, erst mit denen zu sprechen und für die Mitarbeiter*innen eine Lösung zu finden, anstatt nun so einen harten Cut zu machen? Solche Fragen sollten wohl spätestens auf der Mitgliederversammlung mal gestellt werden! Aber nun ist es leider, wie es ist. Es bleibt zu hoffen, dass seitens der Amateurabteilungen und / oder aktive Fanszene sich Leute finden, die Bock haben und sich was gutes überlegen. Klappt beim Jolly, den Fanräumen oder der Museums-Weinbar ja auch…
    Außer im Millernton in einem Absatz, wo u.a. das Forum zitiert wird, ist irgendwie seitens der Fanszene großes Schweigen im Walde… schade. Oder spiegelt das, wie egal den meisten das Clubheim mittlerweile ist? Also, lieber kommunistischer Pöbelblog, bitte dieses Thema auch noch mal ordentlich aufgreifen!!!

  5. Blogrentner Blogrentner

    Moin Jan,

    wir sind ehrlich: Wir haben da auch so richtig keinen Ansatz da wirklich was intelligentes drüber zu schreiben. Und vielleicht ist es wirklich so, dass man es als Verein sehr konsequent geschafft hat das Clubheim (neu) unattraktiv zu machen und es so in Vergessenheit geraten ist. Wenn wir was drüber schreiben, dann wahrscheinlich eher im MV Bericht, weil dann auch Zahlen bekannt werden sollten.

    Es ist allemal super schade, dass das schließt und wie du richtig sagst eine bittere Geschichte.

    Quersubventionieren sollte man es aber trotzdem nicht.

  6. Jan Jan

    Weiss nicht ob man da von Geld reden muss! Ich bin auch FCSP Mitglied – aber selbst wenn ich jetzt mit dem Lieblings- und Herzensclub in die Bundesliga aufsteigen könnte, aber ein Angebot von Preston, Blackpool oder Coventry hätte, die ja jetzt weder die schöneren Städte im Vergleich zu Hamburg sind, noch aktuell sportlich bedeutende Clubs sind, ist es doch immerhin ein Engagement auf der Insel! Das muss man als Fussballer immer in Erwägung ziehen. Und F. H. ist mit Sicherheit sich dieser Chance bewusst und hätte vielleicht sogar auf Geld verzichtet um nach Brighton gehen zu können.

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