… uns fällt es schwer das Spiel in Worte zu fassen. Gar nicht mal wegen des Fußballs, sondern wegen dem ganzen Drumherum. Allen war vor Sonntag bewusst, dass dieser Tag kein leichter werden würde.
Die Sonne schien, es war windig, am Himmel waren vereinzelt Wolken – ein Wetter das so gar nicht zur Stimmung in vielen Teilen der Fanszene passte. Wir trafen uns vor dem Spiel mit Menschen, die uns wichtig sind, nahmen uns in den Arm und führten gute Gespräche.
Die 15 Minuten vor Anpfiff nutzen der Verein und die Südkurve für eine Schweigeminute und eine bewegende Choreo in Andenken an Kiste. Danke an alle die das möglich gemacht haben. Es gab selten Momente in denen das gesamte Millerntor so ruhig und bewegt war wie in diesem. Beim anschließenden „You’ll never walk alone“ blieben nur wenige Augen trocken und gefühlt war es auch das leiseste, was wir je gehört haben, aber das machte den Moment nicht weniger bewegend, ganz im Gegenteil.
Mit Minute 27 zeigten die Tribünen, inklusive des Gästeblocks (Danke an Elversberg!), Tapeten in Erinnerung an Kiste.
Etwas später bedankten sich USP zudem noch bei Ultras Karlsruhe für die Solidarität und Anteilnahme letzte Woche.
Zum Spiel
Das Spiel begann mit einem schönen Moment als Jackson die Seitenwahl aufhielt, weil er noch eins der Einlaufkinder vom Rasen begleitete. Und eigentlich begann das ganze Spiel nicht schlecht, hatte Elversberg in den ersten 5 Minuten doch kaum einen richtigen Ballkontakt. Dann versuchte Phlipp Treu einen Torschuss und musste danach lange behandelt werden. Montag verkündete der Verein dann den Wadenbeinbruch rechts und damit das Saisonaus. Fuck. Gute Besserung Philipp! Können wir Ritzka bitte in Luftpolsterfolie packen? So viele Linksverteidiger haben wir nicht mehr.
Nach der Verletzung sah das Spiel dann komplett anders aus. Es wurde komplett fahrig und unsortiert, besonders in der Abwehr. So toll die Paraden von Vasilj waren, Alter, Leute viele dieser Bälle dürfen niemals so aufs Tor kommen. Und vorne? Vorne hatten wir Chancen, sogar sehr klare, aber jede einzelne davon blieb in den Beinen der Elversberger hängen oder wir verdaddelten den Ball.
In der 40 Minute kam der Moment des Johannes Eggestein der nach Vorlage von Smith das Spielgerät mit Rechts ins Tor beförderte. Eine neue Eckenvariante.
Dann kam die zweite Halbzeit und hatten alle gehofft, dass es mit dem Tor im Rücken jetzt besser werden würde, wurden wir eines besseren belehrt. Es folgt ein Satz den wir schon lange nicht mehr geschrieben haben: Tore schießen gegen uns war viel zu einfach. Lange, schnelle Bälle über unsere Abwehr und wir sehen alt aus. Es waren noch keine 10 Minuten in der zweiten Halbzeit gespielt da traf Elversberg zum ersten Mal.
Hartel netzte den Ball zum 2:1 ein, durch Vorarbeit von Connor, und das Millerntor war noch gar nicht fertig mit Jubeln, da erzielte Elversberg schon den Ausgleich. Leute, wie kann man das so verschlafen? Der Rest der 2. Halbzeit lässt sich schnell erzählen, Elversberg trifft in der 82. und 83. Minute und wir machen kurz vor Ende des Spiels noch das 3:4. Wann haben wir das letzte mal vier Tore in einer Halbzeit kassiert? Es kann doch nicht nur am Ausfall von Hauke Wahl liegen, dass da auf einmal gar nichts mehr zusammenläuft.
Es kam noch zu einer Rudelbildung woraufhin Smith und ein Elversberger gelb sahen und auch Jackson sah noch gelb wegen Meckerns. Die Stimmung war auf dem Rasen schon mal entspannter.
Apropos meckern:
Wir würden gerne schreiben, dass das Spiel zwar schlecht war, aber dafür die Menschen alle gut, aber in manchen Momenten wäre uns beinahe der Kragen geplatzt. Wie kann man guten Gewissens im Rammstein Pullover ins Stadion gehen? Check yourself. Und die Menschen in Burgstaller Trikots sollten sich auch dringend überlegen, welche Aussagen sie mit seinem Namen unterstützen.
Wir hatten das Thema hier schon oft, aber sich Werte auf die Fahne schreiben und Werte leben sind zwei verschiedene Dinge. Ihr könnt euch nicht für offen und super tolerant halten und dann „Manche Menschen verstehen einfach nicht, dass sie hier nicht hingehören“ sagen, bloß weil ihr heute 2m weiter links stehen müsst. Neue Menschen tun sich oft sehr schwer, Zugang zur Fanszene zu finden und Menschen wie ihr seid mit der Grund dafür.
Und wo wir schon am meckern sind: Was fällt euch ein, nach so einem Spieltag, nach so einer Woche, den Support der Ultras zu hinterfragen. Es ist ein Mitglied der aktiven Fanszene, ein Wegbegleiter, ein Freund gestorben und euch fällt nichts besseres ein darüber zu meckern, dass die Stimmung nicht gut war. Merkt ihrs noch? Wie wenig Empathie und Feingefühl kann man haben?
Sondertrikots
Die Mannschaft lief gestern, in Sondertrikots gegen Rassismus auf. (Waren wir in Sondertrikots eigentlich schon mal erfolgreich?) Wir vermuten, dass der Tag anders geplant war und aufgrund der Umstände das Ganze etwas in den Hintergrund geraten ist. Schade ist dies aber natürlich trotzdem, denn so fühlt sich das schon etwas nach Wohlfühlaktionismus und Marketing an. Vielleicht kann man da ja nochmal mehr draus machen?
Was bleibt noch zu sagen?
Weiter immer weiter. Wir wollen aufsteigen. Wir werden aufsteigen.
PS: Zu dem Solidaritätsplakat für Antifaschist*innen, welches oben als Bild festgehalten ist, gibt es am Donnerstag 18.04.2024 um 19 Uhr eine Solidaritätsveranstaltung im Ballsaal Süd. Geht da gerne mal hin.