Die meisten FCSP-Fans werden (werdern stand hier erst – was für ein schöner freud’scher Vertipper) Sympathien für Werder Bremen hegen. Zu sympathisch und korrekt ist die Fanszene und in Zeiten, in denen der FCSP selber grauenhaften Fußball gespielt hat, wich man immer mal wieder nach Bremen aus, um erfolgreichen, meistens offensiv geprägten Fußball zu sehen. Viele FCSP-Fans werden Champions League-Abende im Weserstadion gesehen und genossen haben.
In den letzten Jahren haben sich die beiden Vereine sportlich angenähert, auch zur Zeit sind sie nicht sehr weit sportlich voneinander entfernt.
Und hier kommen wir zu dem kleinen Problem mit Werder Bremen. Rein kapitalistisch gesehen ist Werder Bremen ein direkter Konkurrent. Wenn wir Talente im Großraum Hamburg an uns binden wollen, dann ist da Werder Bremen für diese eine direkte Alternative. Wenn wir regional nach Sponsor*innen suchen, dann ist da Werder Bremen eine direkte Alternative. Ob wir wollen oder nicht, wir stehen mit Werder Bremen in direkter Konkurrenz.
Oh ja, ich höre schon die übliche FCSP-Kleinmacherei, die sagt, dass man sich mit Werder doch gar nicht vergleichen könne und wir viel kleiner und unbedeutender seien. Das ist aber nun doch etwas dünn, es klingt wie das typische „ich will gar nicht aufsteigen“. Was das Ganze immer etwas schwierig macht ist, dass dann aber trotzdem Spielern nachgeweint wird, die zu Werder wechseln.
Werder hat verkündet, sich zu 18% an Investor*innen zu verkaufen. Nein, nicht zu verkaufen: Eine Kapitalerhöhung ist es. Dafür erhält Werder EUR 38 Mio. Nur mal als Vergleich: An Fernsehgeldern hat Werder letzte Saison grob EUR 36 Mio. erhalten.
Den Deal bewertet Werder Bremen Fußball mit EUR 211 Mio. Es ist schwierig zu sagen, ob das nun viel ist oder wenig. Unternehmensbewertung bei Unternehmungen, die nicht an der Börse notiert sind, ist ein sehr weites und spannendes und ungenaues Feld. Es gibt Studien, die versuchen, Fußballvereine mit einem Wert zu belegen, und nach den öffentlich verfügbaren Zahlen war Werder 2017 EUR 155 Mio. wert (Quelle dafür ist nebenbei eine Meldung der TSG Hoffenheim). 2012 soll nach einer anderen Studie Werder mehr wert als der AC Milan gewesen sein. Genaue Zahlen nennt die öffentliche Version dieser Studie vorsichtshalber nicht.
Was Werder mit dem Geld vor hat, bleibt eher im Unklaren. In der Meldung auf der Werder Seite steht:
„Wir erlangen durch das Engagement mehr wirtschaftlichen Spielraum, um infrastrukturelle Maßnahmen weiter voranzutreiben. Außerdem liegt der Fokus darauf, in junge, talentierte Spieler zu investieren, um nachhaltig Werte für Werder Bremen zu schaffen.“
Keine Ahnung, was bei Werder an Infrastrukturmaßnahmen ansteht, aber „in junge, talentierte Spieler zu investieren“ ist eine schöne Umschreibung von „Spieler zu kaufen“, und wo tun sie das gerne? Z.B. bei uns.
Und genau hier kommen wir zu dem Problem, das wir als FCSP damit haben. Ein direkter Konkurrent bekommt einfach mal ein Jahr Fernsehgelder „umsonst“. Und kann damit Lücken schließen, Zinsen sparen und im Notfall noch den Kader verstärken. Und nach Hamburg schielen und bei Talenten mit Scheinen winken.
Das ist nicht gut und zeigt wieder, wie wichtig es ist, dass der FCSP sich Geld „schenken“ lässt. Seien wir ehrlich: Wer nun behauptet, dass Werder-Fußball sehr viel mehr wert ist als eine theoretische FCSP-Fußball AG, der verkennt, wie viel größer, finanzstärker und spannender als Markt die Stadt Hamburg ist. Bremen? Echt knuffig, aber eher klein und nicht gerade finanzstark.
Wir wollen diese Denke als Verein nicht; wir wollen einen anderen Fußball. Nur seien wir ehrlich: Wenn das so weiter geht, dann kommen wir in absolute Zwänge.
Wer bisher nicht verstanden hat, wie wichtig die grundsätzliche Idee einer Genossenschaft und damit einer Finanzierung ohne „strategische Partner“ ist, dem/der sollte dies hier die Augen öffnen.
Wir haben als Verein einen Versuch, uns einem Verkauf zu entziehen, und das ist die Genossenschaft. Wenn das nicht klappt, dann wird es extrem schwer.
Werder schreibt nebenbei in seiner Mitteilung, dass der Weiterverkauf sehr eingeschränkt worden sei. Hat man da etwa auch nach Hamburg geguckt? (Artikel der verlinkt ist, ist hinter Paywall, aber in dem steht sehr knapp zusammen gefasst, dass man im Volkspark teilweise damit unzufrieden ist, dass ein Aktionär an einen anderen verkauft hat.)
Absolut wichtig, was Ihr geschrieben habt. Allerdings, das sollte man nicht vergessen: Diese 18 % kann Werder nur ein Mal verkaufen. Sie sind weg, Stichwort Tafelsilber. Möglicherweise könnte sich Werder diese 18 % irgendwann zurückkaufen, wenn sie wollen und können, es wird aber halt nen Haufen Geld kosten.
Das ist nur dann eine finanziell nachhaltige Investition, wenn es damit einen sicheren Plan gibt, mit dem Geld wiederum weitere Geldquellen zu erschsch(l)ießen. Zum Beispiel in die CL zu kommen. Ob das klappt? „Schwierig“, um mal Euer Lieblingswort zu benutzen.
Hinzu kommt, dass Anteilseigner immer mitreden wollen.
Alles richtig. Aber wir können auch nur einmal eine Genossenschaft machen.