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Die Antisemitismusdefinition der IRA / Die Mitgliederversammlung des FC St. Pauli, Version 2023

Liebste Lesende,

wir erklären Überschriften nicht. Auch diese nicht. Aber wie sie entstanden ist, wird sich aus dem nun folgendem Text ergeben. Letztes Jahr waren wir noch Steigbügelhalter für Oke, diesmal wurden wir „ambitioniert“ genannt. Nix läge uns ferner, aber nun gut. Es war eine ruhige MV dieses Jahr, das merkt man schon daran, dass der größte Aufreger wohl war, dass wir hier die Zahlen vor der MV kommentiert hatten. Dazu später noch ein paar Worte.

Wir gehen wieder vor wie in den Vorjahren. Das Ganze ist ein Herzensprojekt unseres Seniors, an den Ihr am besten auch Fragen richtet: Unrecht äääättt magischerfc PUNKT de

Braucht es diesen Bericht? Nein! Natürlich nicht. Alles ist gesagt und alles kann man auch kürzer machen. Ehrlich gesagt ist mir dieser Bericht dieses Jahr auch so schwer gefallen wie noch nie. Normalerweise steht relativ schnell sehr viel Text, dieses Jahr fehlte es an Motivation und Hingabe, dazu kamen dann zu viele andere Sachen. Hoffe ich also, dass er nun einigen Leuten von Nutzen ist. 

Gebrauchsanweisung

Wie immer beruht dieser Bericht auf einer ausführlichen Mitschrift des Gesagten; dieser Bericht stammt zum größten Teil aus meiner (=Senior) Feder. Dieses Jahr sind es gerade einmal 57 Seiten. Ich gebe auch zu, dass es mir diesmal schwer fiel, mich immer zu konzentrieren.

Ich werde wie üblich versuchen, das Gesagte von meiner Meinung und meiner Analyse zu trennen. Diese werden dann immer mit Klammern () deutlich gemacht. Sollten wir uns als Kollektiv mal nicht einig sein und Dinge unterschiedlich sehen, dann werden wir das kennzeichnen.

Wie immer gilt, dass auch ich/wir mal etwas falsch verstehen oder falsch aufgeschrieben haben, auch wenn das alles mit Twitter und den auf der offiziellen Webseite veröffentlichten Texten abgeglichen wird. Einige Redetexte habe ich auch auf dunklen Kanälen bekommen und sie abgeglichen.

Namen von sprechenden Menschen werden dann genannt, wenn sie „vereinsöffentlich“ sind. Das heißt für mich, dass sie ein Amt innehaben, sich für so eines bewerben oder es innehatten oder aus anderen Gründen den meisten FCSPler*innen bekannt sein sollten. Ich nenne einmal den Nachnamen und danach nur noch den Vornamen. Ich denke, dass das „per Du“ beim FCSP schon üblich ist. Ach ja, ich kürze unseren Verein im Text eigentlich immer als „FCSP“ ab. Weil ich es so auch mitgeschrieben habe.

Der ganze Text ist ellenlang; nehmt euch also ein Getränk Eurer Wahl und ein Stück Kuchen und lehnt Euch in eurem Lesesessel zurück. Ich versuche, den Bericht mit Überschriften zu gliedern, die sich an der Tagesordnung orientieren und die auch die Stimmung bei den jeweilige Tagesordnungspunkten einfangen sollen. Der Text ist gegendert, dies heißt jedoch nicht, dass die Redner*innen zwingend gegendert haben. Die meisten Menschen bei uns versuchen das, es funktioniert aber nicht immer durchgängig. Wenn mir mal irgendwas zu diesem Thema aufgefallen ist, dann erwähne ich es.

Disclaimer vorab: Seit einer gewissen Zeit sitze ich vorne in der ersten Reihe direkt Christiane und Kristian gegenüber. Sinn dahinter ist, dass sie noch jemanden haben, der ihnen im Fall der Fälle einen schnellen juristischen Rat auf die Bühne geben kann oder nebenbei etwas recherchieren kann. Dafür erhalte ich zwar jedes Jahr einen Blumenstrauß (äh, dieses Jahr eine Blume), habe aber nicht das Gefühl, irgendeine Loyalität dafür zu schulden. Dieses Jahr hatten wir selbst einige kleinere Fragen, die ich zusammen mit der Hausjuristin des FCSP recherchieren musste, auch da fehlt ggf. mal ein bisschen Mitschrift.

Danke an alle Menschen, die den Text quergelesen und korrigiert haben.

Vorspiel

Es ist, wie es ist: Sportlicher Erfolg macht das Vereinsumfeld ruhig und zufrieden. Es war dieses Jahr nicht zu erwarten, dass wieder weit über 1.000 Leute kommen, weil man mit Bornemann abrechnen will. Wie oben schon erwähnt: Skandale oder Aufreger waren nicht zu erwarten, und leider auch keine Neuigkeiten für Zukunftsprojekte.

Der Verein hatte dementsprechend Saal G gebucht, der deutlich kleiner ist, aber vollkommen ausreichend war. Zu Beginn ein großes Hallo und Begeisterung über die elektronischen Abstimmungsgeräte.

Es zog sich, bis es los ging. Am Ende war es deutlich nach 19:15 Uhr, bis es los ging. Also auch noch die klassischen 19:10 verpasst. 

(Ganz ehrlich: Ja, es ist sinnvoll, die MV auch mal unter der Woche zu machen, aber selbst eine solche, eigentlich ereignislose MV braucht halt knapp 6 Stunden, und da ist es ärgerlich, wenn man nicht pünktlich anfängt. Am Ende mussten wieder viele Leute eher gehen, weil irgendwann auch der HVV abschließt. Wir müssen da ran. Und bevor wir die Ehrungen verteufeln: Da ist definitiv noch Platz, um Zeit zu sparen.)

Begrüßung und Formalien / The same procedure as every year

Oke (Göttlich) begrüßte die Anwesenden mit einem „Herzlich Willkommen“. Er begrüßte das anwesende Team der 1. Herrenmannschaft noch mal gesondert und freute sich, dass man so zahlreich erschienen sei. (Nun ja, das war doch eher dünn.)

Er verwies auf das elektronische Tool zur Abstimmung und sagte, dass dieses später erklärt werde. 

Er wies weiterhin darauf hin, dass man über eine Transkription verfüge und diese auch abgreife, was über die Saalmikrofone gesprochen würde. Man solle also in der Nähe dieser Mikrofone vorsichtig sein. 

(Diese Transkription ist bei weitem nicht perfekt. So lange sie „normale“ Worte abbilden soll, ist sie halbwegs akkurat und man kann darüber einen Vortrag verfolgen. Wenn sie jedoch Fachbegriffe, Namen (insbesondere Nachnamen) oder Abkürzungen abbilden soll, verlässt es sie relativ schnell. Ihr könnt euch nun also denken, woher die Überschrift dieses Artikels stammt. Einige andere Stilblüten und das Ignorieren der Warnung des Präsidenten sorgten noch für einige Erheiterung im Saal. Aber insgesamt ist das ein gutes Tool und nur noch wenige Schritte davon entfernt, so richtig nützlich zu sein.) 

Wie jedes Jahr wolle er Kristian (Heiser, sollte bekannt sein) als Versammlungsleiter bestimmen. Dieser könne von der Versammlung mit 2/3 Mehrheit durch einen anderen Menschen ersetzt werden. (In der Politik würde man das konstruktives Misstrauensvotum nennen.) 

Er fragte noch, ob dies gewünscht sei (jedes Jahr bin ich knapp davor, hier doch mal jemand anderen auszurufen – einfach mal so!), was nicht der Fall war, und er übergab dann an Kristian. 

Kristian dankte für das Vertrauen, erklärte, dass er 53 Jahre alt und Mitglied der AFM (er sagte das nach einem legendären Versprecher vor einigen Jahren sehr vorsichtig) sei und wies noch mal auf die Ersatzmöglichkeit per 2/3-Mehrheit hin. (Im Endeffekt muss Oke da nicht drauf hinweisen, denn er (bzw. das Präsidium) bestimmt diese Person. Und die so bestimmte Person kann dann eigentlich loslegen, bis sie wer ersetzt haben will.) 

Er erklärte dann die MV um 19:21 für eröffnet. (Wie oben schon erwähnt: Wir müssen an so etwas arbeiten.) Anschließend dankte er den Gebärdendolmetscher*innen für ihren Einsatz (der im Gegensatz zu den Vorjahren auch Nutzer*innen hatte) und wies auf die Transkription hin, die schon fleißig lief. 

Die MV sei nicht öffentlich, daher seien Aufnahmen nicht gestattet, er bat, Aufnahmegeräte auch von Mitgliedern auszuschalten. Gegen Nachrichten aus der MV z.B. über X sei aber nichts einzuwenden. 

Exkurs / Die Öffentlichkeit

Habt Ihr mal in der Satzung nachgesehen? So deutlich, wie das all die Jahre gesagt wird, ist das mit dem Verbot von Aufnahmen gar nicht geregelt. Klar, da steht, die MV sei nicht öffentlich. Aber dann steht da, dass sich Medienvertreter*innen akkreditieren könnten. Was die dann tun und lassen auf der MV, das steht nirgendwo. Wie jedes Jahr kann man sich auch ernsthaft fragen, ob das a) noch wirklich zeitgemäß ist und nicht z.B. zumindest ein Stream der Berichte viel besser wäre, und b) ob nicht die Frage, ob die MV unter sich oder mit Medienvertreter*innen tagen mag, eine Frage ist, die die MV entscheiden sollte. Siehe andere Vereine. Es ist natürlich auch nur bedingt eine nicht öffentliche Versammlung, wenn z.B. das Abendblatt einen Liveticker anbietet (oder auch ich die Versammlung zusammenfasse). Das ist alles in sich nicht konsequent und da sollten wir mal – auch ergebnisoffen – drüber diskutieren. Nein, ich will gar nicht diesen pauschalen Ausschluss, wie er bei Dresden jedes Jahr erfolgt. Das ist auch mistig, denn Medien sind auch Multiplikatoren, und viele Mitglieder von z.B. außerhalb verfolgen Liveticker und/oder lesen diesen Bericht. 

Und all das, was ich hier jetzt schreibe, gilt auch für die 14 Tage vorher ausliegenden Unterlagen. Natürlich kann man argumentieren, dass das alles vereinsintern sei und alles nicht in die allgemeine Öffentlichkeit gehöre. Fein, aber dann bitte auch kein Liveticker des Abendblattes, keine X-Nachrichten und nix während und nach der MV in die Öffentlichkeit, auch nicht auf der Vereins-Webseite. Denn auch das verstößt dann gegen „nicht öffentlich“. Dann soll man bitte konsequent sein. Oder anders ausgedrückt: Warum soll eine Liveberichterstattung in Text okay sein, in Bild aber nicht? Mit Persönlichkeitsrechten kann man da bei den Führungskräften unseres Vereines schwerlich diskutieren, bei der Aussprache vielleicht, aber sonst? 

Ja, wir finden da nächstes Jahr einen guten zeitlichen Kompromiss bei den Bilanzzahlen; ich bin bei weitem nicht so ambitioniert, wie sich das einige vorstellen. Und ehrlich gesagt liegt mir nix ferner als der Begriff „ambitioniert“. Was ich jedoch für falsch halte ist, dass es keine Möglichkeit für Mitglieder gibt, sich VOR der Versammlung ihre Meinung zu bilden und diese in einem Diskurs auch schriftlich zu äußern. Und vor einer Versammlung mal Leute zu fragen, die sich damit auskennen. Und zwar unabhängig von einer leitenden Moderation und/oder einer Veranstaltung, die naturgemäß enge zeitliche Grenzen hat! Das widerspricht meiner Meinung nach dem Geist der immer wieder geforderten gelebten Vereinsdemokratie. Ach ja: Es steht dem FCSP offen, eine nur für Mitglieder offene dauerhafte Diskussionsplattform zu schaffen. Alles andere ist eine gelenkte Demokratie, in der man Menschen mit komplexen Sachverhalten auf einer MV erschlägt und damit eine Reaktion nahezu unmöglich macht. 

Mehr Mut zur Öffentlichkeit. Und zur rechtzeitigen Öffentlichkeit. Und zum Diskurs. Insbesondere wenn es um so etwas Profanes geht wie Bilanzzahlen, die a) feststehen und b) sowieso breit zu veröffentlichen sind.

Was ich nicht mitmache: Eine gelenkte Öffentlichkeit. Ich mache hier keine PR für den FCSP und/oder seine Führungskräfte. Dafür müsste man mich bezahlen, tut man aber nicht. 

Ich halte auch dieses „nicht übereinander, sondern miteinander“ nur bedingt für erstrebenswert. Das ist eine sehr einfache Möglichkeit, jede öffentliche Kritik zu delegitimieren und sich eine Hofberichterstattung zu schaffen. In einem Verein, in dem sich ganz viele Dinge nur durch öffentlichen Druck zum Guten verändert haben, ist dies ganz gefährlich. Und bequem für die Herrschenden. 

Und es erinnert zu doll an irgendwelche Grauzonenabsprachen mit Vloggern der Marke Visca Barca, die definitiv gegen Ticket-AGB und Rechte verstoßen, aber da sie nützlich erscheinen führt man sie als Präsident eben noch durch das Stadion. Ihr könnt ja mal raten, wie weit wir mit dem magischenfc-Youtube-Vlog kämen, wenn wir da DFL, Cops und Verein kritisieren würden. Das wäre so schnell gelöscht und die Dauerkarte so schnell gesperrt, so schnell kann man gar nicht gucken.

Exkurs Ende

Das Protokoll führte Lena Albrecht (wie jedes Jahr ein riesiges solidarisches Fäustchen an die Protokollführerin. Ich habe nun mal gesehen, wie umfangreich das offizielle Protokoll ist, und meine Fresse, das muss Arbeit sein).

Kristian bat darum, an den Mikrofonen laut und deutlich den eigenen Namen Namen zu nennen. (Was im weiteren Verlauf nicht wirklich eingehalten wurde.)

Kristian merkte dann noch die Daten der Veröffentlichung im Blickpunkt und auf der Homepage an und dass die Bilanz, das letzte Protokoll etc. alles rechtzeitig zugegangen/ausgelegt/veröffentlicht wurde. (Alles also wie immer.) Damit sei das alles ordnungsgemäß und die MV damit auch beschlussfähig.

(Was ich mir nicht aufgeschrieben habe ist der übliche „Zwei Hände heben für GO Anträge, wird dann vorgezogen“-Satz. Ich wollte schon anmerken, dass das fehlte, mir wurde aber von Menschen glaubwürdig versichert, dass dies gesagt wurde.)

Man habe drei sonstige Anträge, ein weiterer sei als Dringlichkeitsantrag angekündigt. Die Anträge seien mündlich zu begründen.

Einwände gegen die Ordnungsmäßigkeit der Ladung gab es nicht. (Das springt in meinen Aufzeichnungen alles ein bisschen und auch im Saal hatte ich das Gefühl, dass das alles ein bisschen sprang.)

Einschub

Die erste Anwesenheit von 19:10 Uhr lag bei 637 stimmberechtigten Mitgliedern. Diesmal wurde die Anwesenheit mehrfach verkündet, was ich einen schönen Service finde. Grüne Bänder für stimmberechtigte, weiße für Presse und Gäste und gelbe für nicht stimmberechtigte Mitglieder.

Einschub Ende

Die Tagesordnung habe 12 Punkte. Die Wahl von Hanna (Obersteller) zur neuen Vizepräsidentin stehe an, dazu die Wahl eines*r Kassenprüfer*in. Zwar sei das überschaubarer als in der Vergangenheit, aber er bitte um straffe Wortbeiträge. (Wir kommen noch dazu.)

Die Stimmen könnten nur persönlich abgegeben werden, sie könnten nicht durch Dritte abgegeben werden.

Das Abstimmungsgerät

Die Abstimmungen würden per elektronischem Tool durchgeführt, dieses entspreche auch den Anforderungen der Satzung und sei ebenso so sicher wie eine schriftliche Abstimmung. Also sei es auch für die Wahlen geeignet. Sowohl er als auch der Wahlausschuss hätten sich von der Integrität und Sicherheit überzeugt, daher werde man alles per Tool machen.

Nur wenn das Tool nicht funktionieren würde, würde man die ausgegebenen Stimmzettel benutzen. (Kurze Verwirrung im Saal, da es keine Stimmzettel gab, wurde dann aufgeklärt.) Er korrigierte sich dann in das richtige „werden ausgegeben, wenn nötig“.

Ein Tool würde nicht ersetzt werden, wenn eune Person es verlöre. Das wäre bei einem Stimmzettel auch nicht anders. Nach der Versammlung solle man sie auf den Sitzen lassen; wenn man vorher ginge, bitte im Foyer abgeben. Die Stimmenabgabe funktioniere über Funk, eine ID werde nicht registriert.

Abstimmungsgerät mit grünen, roten und grauen Tasten.
Das Gerät (und im Hintergrund die erwähnte Mitschrift)

Er erläuterte dann, dass man die 1 als „Ja“, die 2 als „Nein“ und die 3 als „Enthaltung“ nutzen solle. Da diese aber farbig unterlegt seien, würde man für die Kassenprüfer*innen die Tasten 4,5 und 6 nutzen, da eine Zuordnung zu einer Farbe eine Person bevorzugen könnte, daher dann farblose Zahlen. Die Auswahl sei dann mit „Ok“ zu bestätigen.

Er werde jede Abstimmung eine Minute offen halten und 15 Sekunden vor dem Ende der Abstimmung Bescheid sagen.

Er werde nun eine Probeabstimmung machen, die aber keine rechtliche Bindung habe, nämlich ob man dafür sei, dass die Versammlung vor 0 Uhr ende.

669 Stimmen wurden abgegeben, 490 dafür, 131 dagegen, 48 Enthaltungen. Dass er dann sagte, dass man bisher 665 Geräte ausgehändigt habe, sorgte auch wieder für Verwirrung. Er erwähnte noch, dass es auch schwarze Geräte gäbe, wo anstatt eines „OK“ ein Haken zu benutzen sei. (Bei der Probeabstimmung war der Wunsch Vater des Gedanken. Natürlich waren wir um 0:00 Uhr nicht durch. Aber dazu später mehr.)

– Exkurs / Das Abstimmungsgerät –

So richtig warm werde ich mit diesen Geräten nicht. Es begann damit, dass man teilweise sehr lange und mehrfach auf „OK“ drücken musste, damit das Gerät die Abstimmung registrierte. Das mag bei Abstimmungen, die eher klar und damit problemlos waren alles fein sein, aber wenn es wirklich mal um jede Stimme geht? Schwierig!

Ich hab das jetzt mal sehr ausführlich wiedergegeben, weil doch Fragen bleiben.

Erstmal:

Prinzipiell ist alles, was Abstimmungen und Wahlen beschleunigt, Gold wert. Die Zukunft geht dahin, dass man elektronische Geräte nutzt, und ich gehe davon aus, dass die Integrität und Sicherheit sehr gewissenhaft geprüft wurde.

Aber es bleiben Fragen. Erstmal sind die Geräte in unserer Satzung nicht vorgesehen. Und mich überzeugt das „ist vergleichbar mit schriftlich“ nicht sofort. weil es eben nicht schriftlich ist. Einen Knopf zu drücken ist etwas anderes, als ein Kreuz mit einem Stift machen. Können wir meinetwegen als „das ist ein bisschen sehr kleinlich“ weg wischen, aber es bleibt weiter Bauchweh.

Schriftliche Abstimmungen haben zwei Funktionen. Einmal ist die Abstimmung damit halbwegs geheim. Das kann so ein Abstimmungsgerät in einem engen Sitzungssaal garantiert besser leisten. Zum anderen haben Abstimmungszettel aber auch einen Beweiswert und die Möglichkeit, ganz genau noch mal nachzuzählen und das Ergebnis zu beweisen, wenn es drauf ankommt. Und da habe ich Fragen, ob das hier vergleichbar ist. Denn heute hat niemand mehr Stimmzettel, bei denen man noch mal ganz genau nachgucken könnte.

In Rechtsprechung und Literatur findet man nichts wirklich zu dem Thema „Ist ein Abstimmungsgerät wie eine schriftliche Abstimmung?“

Man kann die Art der Abstimmung als Verein in seiner Satzung regeln. Und das sollten wir schnell machen, damit wären alle Bedenken weggenommen.

Was auch wichtig ist:

Eine saubere Handhabung. Es muss auf den Geräten sehr deutlich sein, dass die Stimme abgegeben ist und das muss problemlos funktionieren. Das war – wie oben schon erwähnt – nicht immer der Fall. Auch ist es schwierig, zwei unterschiedliche Geräte zu haben, die unterschiedlich funktionieren. Da ist noch Platz für Optimierungen. Aber hey: Irgendwann muss man damit anfangen, weil es eben die Zukunft ist, und dann lieber bei so einer MV. Nun hat man Erfahrungswerte und kann darauf aufbauen.

Exkurs Ende

Dann wurde noch kurz erläutert, dass die Kassenprüfer*innen mit einer relativen Mehrheit zu wählen seien und schon waren wir am Ende der Formalien. Einwände gegen die Tagesordnung gab es nicht. (Auch sehr schön, dass diese typischen „Lass uns die Ehrungen woanders hin tun“-Anträge aus den Reihen der Gremien der Vergangenheit angehören.)

Verabschiedung des Protokolls

Das letztjährige Protokoll wurde mit 563 Ja, 2 Nein und 105 Enthaltungen verabschiedet. Ihr hattet das natürlich alle wieder aufmerksam studiert und konntet daher dem Protokoll ohne Fragen zustimmen.

Die Begründung der zwei „Nein“-Stimmen würde ich trotzdem gerne mal hören.

Das Totengedenken

Oke trug stellvertretend wieder viele Namen von verstorbenen Vereinsmitgliedern vor. (Danke, dass da auch mein Vater genannt wurde.). Was man in so einem Moment dann lernt ist, dass Jürgen Flimm Vereinsmitglied war. Wusste zumindest ich nicht.

Oke nannte dann noch einige markantere FCSP-Mitglieder, die verstorben waren. Auszugsweise:

Horst Stapelfeld aus der Rugbyabteilung wurde genannt.

Antje Frohmüller – „alle im Stadion haben bestimmt ihre Fotos gesehen, seit 20 Jahren präsent, lebt in ihren Bildern weiter“ sagte Oke. Wie passend. Wir alle vermissen dich, Antje.

Siggie Rammelt, Alter Stamm und Fußballherren, war seit 2016 Ehrenmitglied, hat lange die Fußballherren geleitet. Ihm zu Ehren werde der eine Platz an der Feldstraße auch Siggie-Platz genannt, meinte Oke. (Ich bin da ehrlich: Diese Bezeichnung war mir bis dahin noch nicht unter gekommen, ich bin aber auch nicht wirklich bei den Amatuerfussballer*innen unterwegs.)

Günther Koch, 76 Jahre Mitglied im FCSP.

Zuletzt erinnerte Oke an Diethelm Ferner, der zwar nicht Vereinsmitglied gewesen sei, aber Trainer der ersten Aufstiegsmannschaft des FCSP und einen denkwürdigen ersten Stadtderbysieg eingefahren hätte.

(Eine Anmerkung: Beim Totengedenken und auch später bei den Ehrungen wurde die Mitgliedschaft im Alten Stamm erwähnt. Bitte behaltet das mal im Hinterkopf, wir kommen beim Bericht des Ehrenrates dazu.)

Bericht des Präsidiums

Es folgte der Bericht des Präsidiums durch Oke.

Er hieß nochmal alle willkommen und freue sich, dass man da  und man an Mitgestaltung interessiert sei. Oke begann damit, dass Sportvereine nicht nur Menschen in Bewegung bringen würden, sondern auch zusammen und in einer Welt, die immer mehr aus den Fugen geräte, auch Zusammenhalt bringen würden, was wichtig sei. Man sei mit Klimawandel, Rechtsruck und Krieg konfrontiert. Diese brächten Angst, Unsicherheit und kontroverse Diskussionen.

In diesen Zeiten könne er sagen „Wir bleiben bei uns“. Dies sei eine Phrase aus dem Fußball, die hier sehr passen würde. (Das wurde dann auch zu dem Motto seiner Rede.) Der Verein sei ein Raum, um miteinander zu agieren und auch zu supporten. Das habe sich auch bei dem tragischen Arbeitsunfall gezeigt – gelebte Solidarität. (In der Versammlung bin ich nicht drüber gestolpert, aber das war der einzige Moment, an dem der tödliche Arbeitsunfall am Millerntor in der Versammlung auftauchte. Keine Ahnung, ob die Angehörigen um so wenig Öffentlichkeit wie möglich gebeten hatten.)

Oke führte weiter aus, dass man eine klare Haltung habe, dass man  diskutiere, auf Augenhöhe, wie beim Kongress gezeigt: Mit möglichst wenig Barrieren und integrativ. Man wolle miteinander und nicht übereinander reden. (Wir kommen noch auf den letzten Satz zurück.)

Man habe 38.000 Mitglieder, was eine überragende Zahl sei, vor 10 Jahren sei es noch die Hälfte gewesen. Diese Steigerung sei auch eine Herausforderung. Er danke der AFM, den sporttreibenden Abteilungen und der Mitgliederverwaltung um Julia (Nachname nicht mitbekommen) für die Abwicklung. (Eine Herausforderung im Stillen in diesem Verein ist es, dieses Mitgliederwachstum vernünftig zu managen. Wenn Ihr heute eine Mail an die Mitgliederverwaltung schickt, gibt es erstmal eine Nachricht, dass jede Antwort dauern wird, weil es gerade sehr viele Neueintritte gäbe. Die wirkliche Antwort gab es in meinem Fall dann jedoch sehr schnell – Dank dafür  von mir.)

Es gab hier Beifall.

Man habe eine große Verantwortung für diesen einzigartigen Verein. Das übergeordnete Ziel sei stets das Gesamtwohl des Vereines. Man wolle zeigen, dass ein anderer Fußball nicht nur möglich sei, sondern auch ein Erfolgsmodell sein könne. Man wolle politisch klar sein, sportlich erfolgreich und im Viertel engagiert. Dabei wolle man nachhaltig agieren, sei ambitioniert und ehrgeizig. Der Erfolg im Fußball bringe die Reichweite, um für diese Ideen zu werben und andere von diesem Weg zu überzeugen. Der Fußball sei die Bühne und das Zugpferd. Er (der Fußball , nicht Oke) habe viele Lichtblicke in dunklen Zeiten gespendet. Selbstironisch habe er (Oke) schon vor Jahren gesagt, dass dieses Präsidium das erfolgreichste sei, wenn es um Tore des Monats ginge. Er danke seinen Mitstreiter*innen im Präsidium (nannte alle Namen) für die Zeit, die Geduld und die Unterstützung.

Er dankte dann Bornemann, der seinen Plan konsequent umgesetzt und dabei noch Transfererlöse erzielt habe und ergänzte diesen Dank dann an Fabian und das restliche Trainer- und Betreuerteam. Der sportliche Erfolg sei eine tolle Geschichte, die noch nicht zu Ende geschrieben sei.

Es folgte sehr lauter Beifall.

(Es ist immer wieder beachtlich, wie in diesem Verein klare Ziele immer nur umschrieben werden. Niemand sagt was von Aufstieg, aber jede*r umschreibt Aufstieg in anderen Worten.)

Er dankte weiter für die sportliche Bilanz und den unermüdlichen Einsatz und wünschte Schwung in den nächsten beiden Partien, um die Herzen höher schlagen zu lassen. (Hat rückblickend dann so ganz okay geklappt.)

Auch im NLZ wolle man einen eigenen Weg gehen. Man bekomme dafür nicht nur Applaus, sondern auch polemische Antworten, aber man müsse das neu denken. Nur wenige der Jugendlichen würden den Sprung in den Profifußball schaffen, also müsse man auch Persönlichkeiten entwickeln, damit die jungen Menschen am Ende nicht abstürzen. Er danke Benny und Fabian (gemeint sind hier Benjamin Liedtke und Fabian Seeger), die das NLZ mit Verstand und Herzblut leiten.

Man wolle in diesem Bereich besser werden, Ziel sei es, sich auf die Metropolregion Hamburg zu konzentrieren. Hier gäbe es 3 Millionen Menschen, aus denen man Talente entwickeln wolle. Man möchte da mit den Familien, den Vereinen und Verbänden zusammen arbeiten, deswegen habe man die Zusammenarbeit mit Berater*innen und Scouts eingestellt.

(Mal so ein bisschen weiter ausgeholt. Gehen wir im Jugendfußball mal davon aus, dass es für einen Jugendlichen sinnvoll und notwendig ist, eine eher langfristige Perspektive beim Aufbau von Körperlichkeit und Talent zu haben. Dabei ist es wahrscheinlich sinnvoll, den Verein in dieser Zeit nicht oder zumindest nicht ständig zu wechseln. Das wäre das Ideal. Und als man mit dem NLZ anfing, war das wohl auch mal die unausgesprochene Idee. Nun ist es aber so, dass Vereine massiv mit Scheinen und auch leeren Versprechungen locken. Dies ist das erste Problem; das darf man nie vergessen. Es ist eben nicht so, dass man die Figur „Berater*in“ einfach streichen kann und dann ist alles gut. ABER natürlich befeuern Berater*innen, die das Winken mit Scheinen noch fördern, dieses unsinnige System. Was man aber auch nicht vergessen darf: Eltern und Spieler werden auch im Jugendfußball mit diversen Vertrags- und Trainingsfragen konfrontiert und haben natürlich das Recht, kompetente (Betonung!) Hilfe damit zu beauftragen. Ich wage ganz schwer zu bezweifeln, dass ein Verein diese theoretische Vertrauensperson des Spielers einfach ausschließen und/oder umgehen kann. Denn so sehr wir natürlich die engelsgleichen Guten sind, wir sind es hier eben nicht zwingend. Auch wir wollen unsere Jugendspieler möglichst lange möglichst billig an uns gebunden haben. Das kann durchaus im Gegensatz zu dem Interesse eines Spielers sein.

Was der Jugendfußball dringend bräuchte, wäre ein Ende des Handels mit jugendlichen Spieler*innen. Und da sind  die Vereine ein ganz großes Problem. Dieses Spiel nicht mehr in voller Konsequenz mitzumachen ist daher richtig, ganz aus ihm abmelden kann man sich aber wohl genauso wenig wie aus der Bundesliga. Es ist zudem richtig, sich regional zu konzentrieren. Niemandem ist geholfen, wenn du prinzipiell Spieler*innen aus Sachsen nach Hamburg verpflanzt. Ausnahmen kann es geben, aber grundsätzlich war das noch nie wirklich sinnvoll.)

Man wolle sich im Jugendfußball weiter entwickeln. Dafür sei ein Ausbau an der Kollaustraße und am Brummerskamp geplant. Dafür brauche man Geld. Man wolle den Verein aber nicht verkaufen, man wolle bei sich bleiben. (Es gab hier Beifall.) Man brauche Eigenkapital und das könne man nur durch Gewinne aufbauen oder eben von außen zuführen.

Er freue sich, Hanna und Wilken (Engelbracht) für diesen Bereich gefunden zu haben und bitte alle, Hanna später ihre Stimmen zu geben. Er wolle Wilken herzlich willkommen heißen, dieser würde sich später auch noch kurz vorstellen und einen Ausblick geben.

Man habe es nach Corona nicht geschafft, die alte Stärke zurück zu gewinnen, und trotz eines Rekordumsatzes wurde kein positives Ergebnis erzielt. Vielmehr habe man EUR 5 Mio. Fehlbetrag gemacht. Der Rekordumsatz zeige jedoch, dass das wirtschaftliche Modell funktioniere, man die Kostendisziplin aber habe vermissen lassen.

Man müsse Eigenkapital aufbauen, einen Investor wolle man aber nicht, man verzichte da auf Partner. Man habe die Idee einer Finanzierung, die passen würde: Man wolle im ersten Halbjahr 2024 die Voraussetzungen geschaffen haben, um eine Genossenschaft für den FC St. Pauli zu gründen. Damit wolle man nicht nur das NLZ finanzieren, sondern auch andere Dinge. Die notwendigen Investitionen wären aus dem operativen Geschäft nicht zu finanzieren. 

(Die Genossenschaft – das ewige Thema des FCSP. Ich wiederhole jetzt nicht, was ich in dem MV-Bericht 2018 geschrieben habe, aber ich habe da immer noch Fragen: https://www.magischerfc.de/2018/12/die-jhv-2018-sandra-die-6-maenner/ Insbesondere darf man eines nicht vergessen: Aus der Perspektive des e.V. verkauft man eben doch etwas an eine externe Gesellschaft, denn die Genossenschaft wird nicht Bestandteil des Konzerns FC St. Pauli mit der Mutter „FC St. Pauli von 1910 e.V.“ sein. Wenn man also sehr kleinlich sein will, dann ist „Wir verkaufen uns nicht“ eben nicht die ganze Wahrheit. Aber ich will jetzt mal nicht päpstlicher als der Papst sein und bin sehr gespannt, wie das Konzept am Ende aussieht. Ich frage mich immer noch, ob der FCSP nicht mit einer Kollaustraßen KGaA und schönen Schmuckaktien für die Paulis nicht besser aufgehoben wäre, aber warten wir das genaue Konzept mal ab. Die offizielle Webseite überschrieb die Zusammenfassung von Okes Rede nebenbei mit „GÖTTLICH STELLT PLÄNE FÜR GENOSSENSCHAFT VOR“. Das, äh, war eher nicht der Fall.)

Oke wandte sich dann dem Investorendeal der DFL zu; dieser sei gescheitert, weil einfach zu viele offene Fragen bestanden hätten. Auch er, der im DFL-Präsidium sitze, habe Fragen gehabt. Es sei aber ein offener Dialog, den man fortführen wolle, weil auch die DFL Geld brauche. Er sähe das alles nicht prinzipiell kritisch, da man auch die Solidarität aufrecht erhalten würde. Er als FCSP-Vertreter werde aber auch einen eigenen Weg gehen. 

(Nun wissen wir in der Zwischenzeit, dass es einen Investoreneinstieg geben wird. Das Argument „Die DFL brauche Geld für eigene digitale Plattformen“ verstehe ich bis heute nur bedingt, denn es gibt dafür Anbieter auf dem Weltmarkt mit brutaler Erfahrung, mit denen man auch einfach einen Lizenzvertrag abschließen könnte. Das selber zu entwickeln erscheint vorgeschoben. Ein Beispiel: MLBAM, die genau das für die MLB aufgebaut haben, was die DFL haben will, und die diese Dienstleistungen für z.B. Golf und Hockey erbringen. Funfact: MLB war so erfolgreich mit diesem ganzen Streamingkram, dass die Technologie ausgegliedert und die Firma an Disney verkauft wurde. Wenn Ihr also heute Disney guckt: Die Technologie ist im Baseball entwickelt worden. 

Man kommt da als DFL einfach Jahrzehnte zu spät. Ich könnte schon jetzt eine Wette eingehen, dass es in spätestens einem Jahr „upsi, wir brauchen das Geld doch nicht dafür, wir geben das Geld an die Vereine und die können dafür neue Spieler (bleibt hier mal männlich) kaufen“ heißen wird. Dann ist die DFL ein kollektives Union Berlin.

Insgesamt kann sich die zweite Bundesliga auch fragen, ob sie wirklich so doll am Tropf der 1. Liga hängen  und immer bei Bayern um die Brotkrumen betteln will. Wäre mit einer allumfassenden eigenen Vermarktung nicht mindestens der gleiche Betrag erreichbar? Man kann sich das fragen. Denn Schalke–Düsseldorf ist garantiert besser vermarktbar als Hoffenheim–Heidenheim. Und letzteres liegt nicht an Heidenheim.)

Danach widmete sich unser Präsident dem Einstieg von Puma. Durch DIIY habe man Ansprüche definiert, die man nun mitnehme. DIIY sei nicht gescheitert, man habe viel Respekt geerntet und habe Expertise aufbauen können, die nun in den Verhandlungen zum Erfolg geführt hätten. Puma arbeite sonst direkt nur mit Topvereinen zusammen und werde die Nachhaltigkeitsstandards weiterführen. 

Um DIIY zu einer allgemeinen Marke auch für andere Vereine auszubauen hätte man sehr in die Infrastruktur investieren müssen, dies wäre ein hohes Risiko gewesen, hätte vielleicht mehr Umsatz gebracht, aber nicht zwingend mehr Gewinn. Das wäre zu riskant gewesen und deswegen habe man den Schnitt gemacht. Die Menschen im Merch hätten aber einen tollen Job gemacht und hohen Einsatz gezeigt. 

(Zu Puma/DIIY reicht, was wir in diesem Bericht geschrieben haben: https://www.magischerfc.de/2023/10/was-sonst-noch-war/)

Verlassen haben den Verein Carsten Höltkemeyer und Bernd von Geldern. Carsten habe einen immer mit Fachwissen unterstützt, er danke beiden für ihren Einsatz. (Was Carsten heute so treibt, könnt Ihr hier nachlesen. https://financefwd.com/de/solaris-ceo-hoeltkemeyer-podcast/. Die lobenden Worte für BvG fielen sehr knapp aus, was wahrscheinlich auch genügend sagt.) 

Man sei bei dem Tarifvertrag weiter, habe den Beschluss zur Aufnahme von Verhandlungen umgesetzt und verhandele nun alle 2 bis 3 Wochen. Man komme deutlich voran, habe eine Grundstruktur in Arbeitspaketen, die bearbeitet würden. Er zitierte dann die zuständige Verdi-Tarifkommission, die bescheinige, dass man sachlich, zielgerichtet und konstruktiv verhandele. Es sei aber  zeitintensiv, auch weil es sehr unterschiedliche Berufe beim FCSP gäbe. Man hoffe, den Vertrag bis zum nächsten Jahr abschließen zu können. 

(Es ist immer wieder ein bisschen skurril, dass sich der Arbeitgebervertreter Präsident hier vor einer Mitgliederversammlung verantworten muss, die eher arbeitnehmer*innenfreundlich sein möchte. Über den Zielkonflikt, den wir da haben, haben wir schon alles geschrieben. Hoffen wir auf eine Einigung, die alle zufrieden stellt. Dass ein erstmaliger Tarifvertrag mit all seinen Eingruppierungsfragen Zeit bedarf, ist auch klar.) 

Man wolle Wertschätzung für seine Mitarbeitenden zeigen. Man habe mit dem Betriebsrat Betriebsvereinbarungen für Arbeitszeitkonten, Leasingräder, Kinderbetreuung und einen eigenen Mindestlohn getroffen. Weiterhin haben man Kurzarbeitergelder aufgestockt, einen Zuschuss für Sportangebote und das Deutschlandticket ermöglicht. Auch einen Zugang zu Tickets und einen Plan zur Diversität gäbe es. Er danke Laura (Becker, das ist die für Personal zuständige Person beim FCSP) für ihre Arbeit. 

Man habe einen breit angelegten Inflationsausgleich gezahlt und Gehälter erhöht. Aus seiner Sicht sei   das Problem nicht die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, sondern die Abgrenzung zwischen NLZ und Profisport und dem Rest. 

Man sei ein besonderer Arbeitgeber, der von Handwerker*innen bis Stürmer*innen alles beschäftige. Da sei ein Tarif auch sehr kompliziert. Er wies auch darauf hin, dass viele Dinge z.B. im NLZ am Wochenende stattfänden, weil der Verband das so wolle. Hohe Zuschläge seien da schwierig und wirtschaftlich nicht darstellbar. Man müsste solche Ausgaben erlösen oder irgendwo einsparen. 

(Bei allem Verständnis für wirtschaftliche Zwänge, aber der ganze Absatz hat doch sehr viele „wir armen Arbeitgeber*innen von Gesamtmetall“-Vibes. Das sind irgendwie nicht die Vibes, die man als FCSP unbedingt haben mag.) 

Oke wandte sich dann den Pyrostrafen zu. Man suche da nach neuen Wegen, die Strafen würden ein großes Loch in den Etat brennen. Aber im Endeffekt würden die Vereine immense Strafen für etwas zahlen, das sie nicht verhindern könnten. Man appelliere an das Verantwortungsbewusstsein. 

(Erstmal: Diese Strafen fallen nicht zufällig vom Himmel. Sie basieren auf einer Denke, dass das blöde Strafrecht, wo man Täter*innen gerichtsfest ermitteln muss, viel zu weich ist und die Strafen zu wenig. Der Verband, der sie ausspricht, beschließt die entsprechenden Ordnungen genau mit den Stimmen der Vereine, die nun kollektiv rumweinen, dass dies doch so teuer wäre. Jaja, ich kann noch erinnern, als die Strafen erhöht wurden und man die Vereine von Seiten des DFB noch mal ausdrücklich darauf hinwies, dass man diese doch zivilrechtlich an die Täter*innen weiter reichen könne. Ich zitiere aus der Richtlinie des DFB dazu: 

„Überführung der Täter und zivilrechtliche Ingressnahme wirken generalpräventiv“

„Dies korrespondiert mit der zwingend zu beachtenden Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) zum zivilrechtlichen Regress von Vereinsstrafen“

In den Träumen freuten sich schon Vereine und Verband, nun „empfindliche Strafen“ in den Händen zu haben und es dem viel zu laschen und sowieso von diesen blöden 68ern verhunzten Strafrecht richtig zu zeigen. Generalpräventiv! Abschreckung! Dass die generalpräventive Wirkung von Strafen eher gering ist? http://www.krimlex.de/artikel.php?BUCHSTABE=&KL_ID=74 Auch so ein Fakt, den Konservative in ihrer Wissenschaftsfeindlichkeit ignorieren. 

Dummerweise funktioniert das mit der Weiterbelastung nicht. Weil Fans eben nicht doof sind. Die Ersten behelfen sich dann schon mit einer Bestrafung von irgendeiner Person, die eine Fahne festgehalten hat, was das Ganze noch absurder macht. Ein Umdenken ist dringend nötig. Wie wäre es z.B. mit einer Legalisierung von Feuerwerk, das auch genau für diesen Zweck entwickelt wurde und z.B. nicht so heiß ist und nicht so doll raucht? In einem sozialen Klima, das nach immer härteren Strafen schreit, natürlich undenkbar, aber wahrscheinlich die einfachste Lösung.

Ja, die Vereine müssen sich hier auch massiv an die eigenen Nasen fassen. DFB-Sportgerichtsentscheidungen entstehen eben nicht im luftleeren Raum, sondern werden auf Verbandstagungen vorbereitet. Richtlinien werden abgestimmt und verbreitet. Das passiert alles nicht ohne Zustimmung der einzelnen Vereine.) 

Der Zugang zu den Spielen sei extrem gefragt, führte Oke weiter aus. Es wird auch mit Fans intensiv daran gearbeitet, wie man die Vergabe von Dauerkarten und Saisonpaketen regelt. Das sei sehr viel Verantwortung und es seien schwierige Fragen zu beantworten. Man möchte gemeinsam zu einer möglichst sinnvollen Vergabe kommen. 

(Kommt später noch mal bei den Anträgen.) 

Leider sei es auch zu Gewalt gekommen. Man versuche da zu appellieren und zu deeskalieren, denn durch die Gewalt würden alle verlieren. Man habe da auch eine Verantwortung gegenüber dem Viertel. Man wolle keine höheren Zäune, man wolle nicht das Stadion zu einem Hochsicherheitstrakt machen, der Wunsch wäre, dass sich Fans selber regulierten. Und auch die Polizei muss verhältnismäßig agieren. (Lustigerweise ist dies ja gerade bei dem Hannoverspiel passiert: Fans regeln das untereinander, alles ist vorbei und dann eskaliert die Polizei.) 

Nicht sinnvoll sei der Populismus der Polizeigewerkschaften, auch eine Weiterbelastung von Polizeikosten an die Vereine löse nicht ein einziges Problem, schaffe aber sofort zehn neue. Man werde im Stadion Umbauten vornehmen, er danke der Stadiontechnik, dass diese schon zum Derby zum größten Teil fertig sein würden. (Das haben wir dann alle gesehen. Insbesondere auch Netze vor der gesamten Nordtribüne. Da gibt es dann auch teilweise Korrekturbedarf. Diese Korrektur hat hoffentlich stattgefunden, wenn Ihr diese Zeilen lest.) 

Das Stadion soll ein Ort sein, an dem sich alle Menschen sicher und wohl fühlen, man sei tolerant, aber nicht gegenüber Intoleranz und übergriffigem Verhalten. Dies sei keine Einschränkung der Freiheit, sondern Voraussetzung dafür, dass sich alle frei und ohne Angst beim FCSP bewegen könnten. Er danke Sven (Brux) und dem Fanladen für ihre Arbeit – danke, dass es sie gibt. 

Der AK Awareness arbeite an Konzepten für den Spieltag zusammen mit Franziska (Altenrath, beim FCSP für „Strategie, Veränderung und Nachhaltigkeit“ verantwortlich); bei der Suchtprävention wolle man ein Konzept in gemeinsamer Arbeit mit Betroffenen von den Weiss-Braunen Kaffeetrinker*innen und Expert*innen umsetzen. 

(Es ist gut, dass es in diesem ganzen Bereich immer wieder Fortschritte zu vermelden gibt. Das Spieltagsawarenesskonzept kommt spät, andere Vereine haben das schon lange. Und es ist ebenso wie ein Suchtpräventionskonzept kein Allheilmittel. Bis zu dem von Oke geschilderten Idealbild sind es noch sehr viele Schritte.)

Für das Projekt „Leichte Sprache“ sei man ausgezeichnet worden. Man habe ein Tool entwickelt, das mit einem Preis gewürdigt worden sei und bereits umfangreich auch fremd genutzt werde; man konnte das Tool verkaufen. 

Danach ging es um Nachhaltigkeit: Man werde einen Gemeinwohlbericht erstellen. Einen umfassenden Bericht, der zeige, dass man schon viel geschafft habe. Ein Meilenstein sei, dass man im Stadion die Wurst auf Bio umgestellt habe, sowohl die vegane, als auch die aus Fleisch. (Der Lacher war ihm sicher.) Man könne das nur mit den Partner*innen (er nannte Namen, die ich hier jetzt raus lasse) umsetzen und hoffe, da noch weitere große Vorhaben umzusetzen. Er danke Martin (Geisthardt, für die Vermarktung zuständig) und seinem Team für die Pflege der Partner*innen und ein gutes Vermarktungsergebnis. 

(Ein ebenso schwieriges wie auch lohnendes Unterfangen wäre natürlich, selber auf den Dächern Energie zu erzeugen. Flutlicht, Beleuchtung aller Bereiche, die Grow Lampen für das Gras (sic!), all dies verbraucht Energie. Dies zumindest ein bisschen auszugleichen durch Energieerzeugung wäre natürlich ein Traum. Ist halt aber auch ein sehr teurer Traum.) 

Man wolle den Harald Stender Platz umgestalten, auch den Gedenkort. Das wäre eine größere Aktion, die den Platz auch wieder mehr ins Viertel einbeziehen soll. Man überlege aber, ob man die Gedenkorte vorziehe.

(Das ist zumindest mir neu. Der Harald Stender Platz in seiner jetzigen Form ist nicht gerade ein Ankerort, man bleibt da nicht hängen. Pun intended. Natürlich wäre eine andere, neue Gestaltung ein Traum. Die Nutzung als Parkplatz macht ihn nicht attraktiver. Mehr Platz für die Fahrradgarderobe https://fahrradgarderobe.de/ wäre auch wünschenswert. Ja, das sind ganz viele Wünsche. Und die Gestaltung der Gedenkorte weg von kontextlosen Steinen in der Pinkelecke ist auch noch ein Beschluss der MV und überfällig. Der Hinweis dies ggf. vorzuziehen zeigt aber auch, dass es noch dauern wird bis das alles umgesetzt ist.

Oke erwähnte dann noch die Amateurabteilungen, die mit Herzblut Breitensport betreiben und besondere Erfolge erzielt hätten. Er wolle da den Ehrungen nicht vorgreifen, aber exemplarisch die Reise der 1. Frauen nach London und deren Erfolge im Pokal erwähnen. Das Pokalspiel am Millerntor sei ein großartiges Erlebnis gewesen, trotz des Ergebnisses. Das Millerntor könne aber nicht dauerhaft eine Doppelbelastung vertragen, der Rasen halte das nicht aus. Wie sich die Frauen weiter entwickeln werden, werde man mit der Abteilung überlegen. (Geeignetes Stadion für die Frauen dringend gesucht.)

Der Rasen im Stadion habe einen Preis als „Pitch of the Year“ gewonnen als bester Rasen der Liga; dies sei vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. (Das ist eine wirklich absurde Entwicklung, wenn man bedenkt, wie brutal schlecht der Rasen traditionell am Millerntor war.) 

Man wolle für den Verein kontinuierlich arbeiten. Vereine würden helfen, in Bewegung zu bleiben. Man habe dabei klare Werte, fände klare Worte zur Hamas und Israel. Das sei ein terroristischer Akt und ein Massaker gewesen, das habe nix mit Widerstand zu tun. Dies heiße nicht, dass man auf einer Seite stehe. Man wolle eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Man wolle allgemein weniger Tote und eine friedliche Lösung von Konflikten. Dies sei die allgemeine Haltung. 

Man wolle im Verein mehr miteinander als übereinander reden. Ein Beispiel dafür sei der Kongress gewesen, man habe viel diskutiert, festgestellt, dass man nicht überall einer Meinung sei, man aber eine Grundüberzeugung und die Liebe zum Sport teile. 

(siehe dazu auch „Die Öffentlichkeit“ oben)

Er danke allen, die sich in und um den FCSP engagieren, danke dem Aufsichtsrat, dem Ehrenrat, der AFM und allen anderen (ich habe garantiert auch mindestens eine namentlich genannte Institution vergessen). Er danke für all das, was geleistet werde, die Diskussionen, die Streits und die Moderationen. Alle, die diese leisten, würden das immer mit den Werten des Vereines im Sinn machen. Forza FCSP.

(Er schickte dann das Team los. Fazit der Rede? Nix Neues wirklich. Man merkt, dass der FCSP sehr viele Projekte und Ideen für die Zukunft angestoßen hat, aber dass vieles eben auch noch Zeit braucht. Ich könnte mir vorstellen, dass 2024 ein Jahr wird, in dem viele Ideen und Projekte auch Früchte tragen, sowohl auf als auch neben dem Platz.)

Es folgte Wilken für das Finanzielle.

Er stellte sich vor: Er sei 50 Jahre alt, habe zwei Jungs und war in einer ähnlichen Tätigkeit schon beim VfL Bochum aktiv gewesen. Mit dem VfL Bochum habe er nebenbei nie am Millerntor auswärts gewonnen. (Ich will jetzt echt niemanden nervös machen, aber seitdem er am Millerntor aktiv ist (01.11.23) haben wir Stand jetzt auch noch kein Heimspiel mit ihm gewonnen.) Er sei Volkswirt, habe neben dem VfL Bochum noch bei Bertelsmann gearbeitet und habe Oke bei der DFL während seiner Tätigkeit für den VfL Bochum kennengelernt. Man habe festgestellt, dass man ähnliche Sichtweisen habe und Oke habe immer vom Millerntor und dem Verein geschwärmt. Der Geist, der Mut, die Haltung und die besondere Atmosphäre hätten ihn beeindruckt, sodass es ein Leichtes gewesen wäre, ihn für den FCSP zu gewinnen. Vom Wetter in Hamburg habe er jedoch nie gesprochen. Bei Bochum wäre bei diesem Wetter niemand zur MV gekommen. (Das ist wahrscheinlich nicht wahr, aber es gilt schon immer, dass man sich einen guten Gag nicht durch die Wahrheit kaputt machen sollte. Für spätere Generationen: Am MV-Tag war ein Wetter, dass man einen Menschen namens Noah neben dem CCH an einem Boot werkeln sehen konnte.)

Er sei nun drei Wochen hier und wolle aufgrund seiner Position über das abgelaufene Geschäftsjahr des Vereins sprechen, auch wenn es immer suboptimal sei, über Zahlen zu sprechen, die man nicht selbst zu verantworten habe. Es sei kein erfolgreiches Jahr gewesen; man habe die Zahlen erst hier zuerst verkünden wollen, aber ein ambitionierter Blogger (ja, ich hab Dich auch lieb, Wilken) sei vorgeprescht, dies sei kein Vorwurf; Engagement sei wichtig. (Siehe oben. Den Widerspruch zwischen „wir wollen nix vor der MV verkünden“ und „die Zahlen liegen aus“ werden wir konstruktiv aufklären. Ich denke rechtzeitig daran.)

(Er versuchte, eine Chart an die Wand zu werfen, aber das klappte erstmal nicht.)

Es sei paradox: Man habe Rekorderlöse, aber leider im Konzern einen Verlust von EUR 4,8 Mio. Eine Betrachtung des Konzerns sei das Beste, um die wirtschaftliche Lage abzubilden; man verstehe darunter den klassischen e.V. und seine Tochtergesellschaften.

(Was mir an Wilken gefällt: Der kann das in sehr einfachen Worten darstellen. Auch diesmal wieder. Wir werden im Verein garantiert auch noch Diskussionen mit ihm haben, aber ich habe das Gefühl, dass der anders als Vorgänger dann Klartext redet. Das finde ich gut.)

Man habe das Lager an den Dienstleister abgegeben, hierbei sei wichtig, dass es nur um die Logistik gehe und nicht auch um die Produktion. Das sei das geplante Outsourcing gewesen, aber es sei deutlich teurer als geplant gewesen und habe einen mit einem Verlust von EUR 1,6 Mio. belastet. Was verberge sich dahinter? Höhere Vorsteuern (da traue ich meinen Aufzeichnungen nicht, da ich das Wort nicht 100 % lesen kann, und leider gibt es keine zweite Quelle für diesen Satz), die IT-Umstellung und die Lagerkosten seien höher ausgefallen als erwartet.

Es habe Missverständnisse im Vertrag gegeben, man sei aber dabei, den in optimierter Form aufzusetzen; dies werde gelingen. 

(So, ein bisschen bleiben hier natürlich Fragen. Wie kann es sein, dass anscheinend alle diesen Vertrag cool fanden und nun nach einem Jahr rausfinden mussten, dass er schlecht ist? Da scheint in der ganzen Verhandlung, in der ganzen Kontrolle und in der ganzen Planung reichlich was schief gegangen zu sein. Es geht dann niemand weiter in Details drauf ein, aber man kann nur hoffen, dass aus dieser Geschichte Lehren gezogen worden, was Controlling und Planung angeht. Sandra sagt in ihrem Bericht dann was von „deutlichen Hinweisen“ und „zum Teil vorhersehbaren Sondereffekten“ und man kann sich dann schon fragen, ob unsere Kontrollgremien genügend Möglichkeiten besitzen, hier rechtzeitig auf die Bremse zu treten. Aber ich möchte auf der anderen Seite mal das Präsidium sehen, das an die Balance in der Satzung rangeht.)

Auch die WM in Katar und die damalige sportliche Lage haben zu einer Kaufzurückhaltung geführt, die das Ergebnis belastet habe. Das Thema sei komplex, es sei trotzdem in diesem Bereich auch tolle Arbeit gemacht worden. Ein Umsatz sei in diesem Bereich aber kein Selbstzweck, man müsse auch einen positiven Beitrag erzielen. Dabei dürfe auch nicht vergessen werden, dass man nachhaltig produzieren wolle, dies aber auch zu höheren Einsatzkosten führe. Dies sei so gewollt, aber diese 10 bis 15 % seien eben auch ein riesiger Unterschied und würden alleine schon zu besseren Zahlen führen.

(Alles wahr. Und es zeigt eben auch, dass sich Kapitalismus und Nachhaltigkeit meistens nicht wirklich vertragen. Denn die Person, die auf Nachhaltigkeit scheißt, hat schnell einen riesigen Vorteil.)

Ein zweites Thema seien Verschiebungen gewesen, dies sei sehr technisch und habe etwas mit periodenfremden Aufwendungen zu tun.

Das dritte Thema sei eine eingeschlafene Kostendisziplin; während Corona sei man da sehr stringent gewesen, dies sei nun verloren gegangen. Allein die Personalkosten in der Verwaltung seien um EUR 1,8 Mio. gestiegen. Man dürfe das aber auch nicht eins zu eins vergleichen, weil da auch Corona-Effekte mit reinspielen würden.

Es sei schwierig, weil man als Verein eben seine Kostenstruktur an sein natürliches Umfeld anpassen müsse; das habe er beim VfL Bochum gelernt. Und das natürliche Umfeld des FCSP sei eben nicht Platz 1,2 oder 3 der 2. Liga. Man müsse sehen, was für TV Gelder man bekomme, und an diesen Normalfall müssten die Strukturen und Kosten angepasst sein. 

(Und dass man als Verein sich nur sehr schwer von diesem „Normalfall“ lösen kann und immer häufiger Aufsteiger auch schnell wieder Absteiger sind, dies ist dann das absolute Problem des Fußballs. Das beschreibt er hier so nebenbei. Weil „Normalfall“ Platz 15 der ersten Liga schon eine ganz andere Struktur trägt, als der „Normalfall“ Platz 4 in der 2. Liga. Es sind eben nicht 6 Plätze, sondern Lichtjahre dazwischen.)

Es sei normalerweise wichtiger, dass man den Konzern ansehe, aber auch der e.V. an sich habe ein negatives Ergebnis von EUR 2,4 Mio. und ein negatives Eigenkapital von EUR 1,7 Mio. Was bedeute eigentlich Eigenkapital? Wenn man alles veräußere und alle Schulden tilge, was dann übrig bliebe, sei das Eigenkapital. (Ich mag diese – natürlich verkürzte – Erläuterung.) Dass der Verein ein negatives Eigenkapital habe sei das erste Mal seit Jahren so.

Zwar gebe es keine Auflagen der DFL mehr, aber der Anspruch müsse sein, ein positives Eigenkapital zu haben. Man habe den Anspruch, ein Verein mit einer wirtschaftlichen Stabilität zu sein. Vor Corona hatte man EUR 14 Mio. Eigenkapital, da wolle man wieder hin. Man könne das nur durch klassische Überschüsse oder externe Zuführung erreichen. Es sei das Ziel und Aufgabe von ihm und seinem Team, dies wieder zu erreichen.

Man habe Darlehen in Höhe von EUR 34 Mio., die würden EUR 1,6 Mio. an Zinsen kosten. Man müsse die irgendwann refinanzieren, dafür benötige man einen ausgewogenen Rahmen in den Finanzen. Diesen Rahmen hatte der FCSP mal und sei dafür beneidet worden, ebenso für sein Image der Stabilität. Das wolle man nicht aufs Spiel setzen.

(Ich bin ja alt genug, dass ich noch weiß, wie sich der FCSP jahrzehntelang mit negativem Eigenkapital, stillen Reserven und passiven Rechnungsabgrenzungsposten durchgeschlagen hat. Das klingt heute wirklich wie „Opa erzählt vom Krieg“, dabei ist das so lange noch gar nicht her.)

Man habe kein Ertrags-, sondern ein Aufwandsproblem. Man wolle Umsatzrekorde mit Gewinnen.

Er freue sich auf viele konstruktive Fragen, seine E-Mail beim Verein könne sich jede*r denken. Er glaube nicht, dass er nun 750 E-Mails bekäme. (Challenge accepted. Nebenbei ist seine E-Mailadresse nicht explizit auf der Homepage vermerkt, aber man kann sich E-Mailadressen beim FCSP wirklich zusammenreimen.)

(Ansonsten zu dem Thema Finanzen siehe unseren Bericht: https://www.magischerfc.de/2023/11/nicht-ueberdramatisieren-aber-die-wirtschaftliche-lage-des-fcsp/)

Es wurde dann satzungsgemäß die Entlastung des Amateurvorstandes beantragt.

(Ich bleibe dabei, dass das ein Fehler in unserer Satzung ist. Warum soll die MV, die ggf. selbst mehrheitlich von AFM-Mitgliedern besetzt wird, den Amateurvorstand entlasten? Warum macht dies nicht die Delegiertenversammlung der Amateur*innen, die den Amateurvorstand auch wählt? Siehe § 25 unserer Satzung. Zu Recht wurde im Korrekturprozess angemerkt, dass die MV das höhere Gremium sei, aber trotzdem ist eine Entlastung durch diese nicht zwingend.)

Die Aussprache

(Hier mal etwas Grundsätzliches vorneweg. Zu den Mitgliedsrechten gehört auch, dass man auf einer MV reden darf. Unsere Satzung kennt dort keine Einschränkung und außer der immer wieder geäußerten Bitte, Redebeiträge kurz zu halten, beschließt die Mitgliederversammlung auch keine Beschränkung. Redebeiträge sind im Rahmen einer Demokratie auszuhalten. Je mehr man diese beschränkt, umso mehr beschränkt man auch die vereinsinterne Demokratie. Ein „Hat noch jemand Fragen, ich sehe, das ist nicht der Fall – Tschüss“ in höchster Geschwindigkeit vorgetragen ist nicht demokratisch. Ja, die MV könnte sehr gut eine Redezeitbeschränkung beschließen und es gibt da auch ein gesundes Maß der Begrenzung, welches nicht demokratiefeindlich ist. Aber das Recht ist eben kein reines Fragerecht, sondern ein Rederecht.)

Es folgte ein Mitglied, das früher für den Verein gearbeitet und auch schon den Tarifantrag in einer vorherigen MV gestellt hat. (Ich gebe zu: Ich habe nicht vollständig mitgeschrieben, da genau die Frage, was eigentlich ein Mitglied auf einer MV darf, uns Jurist*innen beschäftigte.)

Ein paar mitgeschnappte Stichworte: Das redende Mitglied kritisierte die Ausgliederung scharf. Eigentlich sei sein Ärger als ehemaliger Beschäftigter im Lager verflogen, aber die Townhall und die vorgelegten Zahlen hätten diesen wieder aufleben lassen. Das Mitglied verwies darauf, dass man aus so einem Bereich einen ordentlichen Gewinn erwarte, der Verlust alleine zeige also nicht einmal den ganzen Umfang auf. Er frage sich, ob dies nun noch aufgearbeitet und ggf. auch extern untersucht wird.

Ein weiteres Mitglied fragte nach den erhöhten Abschreibungen. Das seien auch Spielerwerte gewesen, wo man die Ablösesumme und die Zahlungen an Berater*innen aktiviert und nun abgeschrieben habe. (Für Freund*innen des Bilanz- und Steuerrechtes: Es ist relativ unstreitig, dass Ablösesummen und Zahlungen an Berater*innen zu aktivieren und dann über die Dauer des Vertrages abzuschreiben sind. Bei Handgeldern, die an Spieler bei Abschluss ihres Vertrages gezahlt werden, ist das FG München anderer Ansicht und hat einen sofortigen Abzug als Betriebsausgaben zugelassen. Revision ist eingelegt. Mal abwarten, wie das der Bundesfinanzhof  entscheidet. Der praktische Unterschied könnte nebenbei ordentlich sein. Man nehme mal an, man zahlt an einen Spieler EUR 1 Mio. dafür, dass er einen vierjährigen Arbeitsvertrag unterschreibt. Der Unterschied, ob die Summe in Jahr 1 komplett vom Gewinn abzuziehen ist oder auf vier Jahre verteilt werden muss (ein bisschen vereinfacht), ist ein großer. Aktenzeichen beim BFH: XI R 10/23)

Auch die Abschreibungen auf Gebäude und Maschinen seien gestiegen.

Es wurde nach den Netzen im Stadion gefragt. Oke antwortete: Man wolle keinen Käfig, aber man müsse seine Fans und insbesondere auch die Rolliplätze schützen. Die Netze und die Erhöhungen zwischen Auswärts- und Heimblock seien hoffentlich bis zum Derby fertig, man wolle auch eine verbesserte Personenvereinzelungsanlage einbauen. Die würde dann aus hohen Drehkreuzen bestehen und einen Blocksturm unmöglich machen. Die Gästefans hätten da in der Vergangenheit auch ihre eigenen Leute in Schwierigkeiten gebracht. Diese Maßnahmen hätten weh getan, denn niemand wolle Grenzen, Zäune, aber es ginge nicht anders; die Maßnahmen seien außerdem kostenintensiv gewesen. Und sie bleiben fix und seien nicht temporär. Das Netz selbst sei aber bei unproblematischen Spielen abnehmbar.

(Gewisse Korrekturen, was die Einnetzung des Heimbereiches angeht, sollten in der Zwischenzeit vorgenommen worden sein. Da war zum Derby doch sehr viel eingenetzt worden.)

(Es war 21:29 und was war bisher noch nicht passiert? Dass eine Frau geredet hatte. Ich bin doch für eine quotierte Redner*innenliste, denn obwohl drei Berichte von Frauen (mit-)gehalten wurden, überwiegten doch die Männer in der Redezeit massiv. Okay, drei Minuten später kam die erste Frau zu Wort.)

Es wurde nach BWin vs. Spielbank gefragt.

Man habe den Spielbankvertrag im März unterschrieben, da gäbe es Unterschiede zu dem BWin-Vertrag, inhaltlich wie finanziell. Die Spielbank sei eine lokale Werbung. Und man sehe einen Unterschied zwischen Onlinespiel und lokalem Spiel in einer Spielbank. Man habe später beschlossen, in diesem Bereich keine Werbepartner*innen mehr haben zu wollen. Das finanzielle Volumen von BWin sei ungefähr 10 mal so hoch gewesen. Man habe den bereits geschlossenen Vertrag nicht brechen wollen, da sei man Kaufleute, und auch wenn das Ganze natürlich unglücklich sei, bitte man um Verständnis.

(Im Endeffekt überzeugt mich da nur der letzte Satz. Wenn man den Vertrag wirklich vor der Entscheidung schon geschlossen hatte, dann sollte man sich auch daran halten. Alles andere kann Auswirkungen haben, die wir nun wirklich nicht wollen. Ansonsten ist so eine Spielbank das Bier, wo die Sportwetten der Wodka sind. Im Endeffekt ist beides Alkohol und damit potenziell schädlich. Und ja, der Vergleich hinkt natürlich.)

Bericht der Kassenprüfer*innen

Es berichteten Armin Koch und Gabriela Sadzik. Gabriela fing an.

Man habe die Kassenprüfung im November durchgeführt und habe sich einen Überblick über das Vermögen, die Bilanz von 2022/2023 verschafft. Es wurde habe eine materielle Prüfung vorgenommen und eine stichprobenartige, aber umfängliche Belegprüfung. Der Gesamteindruck sei positiv, die Buchhaltung und das Controlling seien in Ordnung, Alle Fragen seien zur vollsten Zufriedenheit beantwortet worden. Die Umstellung auf eine digitale Belegvorhaltung und Prüfung sei abgeschlossen, nur noch wenige Abteilungen würden die Belege in Papierordnern vorhalten. Das Digitale würde ihnen die Arbeit sehr erleichtern.

(Irgendwo in diesem Bereich wechselten die beiden sich ab.)

Die Buchführung der sporttreibenden Abteilungen sei nachvollziehbar, die Belege sehr gut bis gut geordnet. Der vortragende Kassenprüfer  habe seine Aufzeichnungen nicht mit denen des Präsidiums abgeglichen, aber er habe drei Seiten zum Thema Eigenkapital und Gesamthaftung des Vereines vorbereitet, die spare er sich nun nach Okes Rede.

Dank erging an Wilken, der offen, ehrlich und transparent vorgetragen habe. Man habe alles offen dargelegt gesehen, da hätte man auch schon andere Situationen gehabt. Der Verein sei mit der Genossenschaft auf einem richtigen Weg. Die Kassenprüfer*innen dankten allen ehrenamtlichen Kassenführenden und den Angestellten im Verein. Man habe dem AR empfohlen, das Präsidium zur Entlastung vorzuschlagen.

(Ich werde mit dieser flapsigen Art nicht warm. Ich finde ja immer noch, dass Finanzen ein zu ernstes Thema sind, um es so flapsig vorzutragen und gerade den Part wegzulassen, der auch eine Warnung beinhaltet. Ich finde das unpassend, gerade in einer Verlustsituation.)

Bericht des Aufsichtsrates

Für den Aufsichtsrat berichtete Sandra.

Das erste Jahr als AR in neuer Besetzung läge hinter ihnen; es sei ein arbeitsreiches Jahr gewesen. Gestartet sei man im Dezember, als man einen Punkt vor dem Tabellenletzten gestanden habe. Die Entlassung von Timo Schultz und die emotionale MV hätten den Verein fast zerrissen, die Nerven hätten blank gelegen.

Und mittendrin habe man als neuer AR begonnen. Man habe trotzdem schnell in eine vertrauliche und wertschätzende Arbeit gefunden, die sich dann weiter bestätigt habe. Man verfüge über ein breites Wissens- und Kompetenzsspektrum, scheue aber auch nicht, für Spezialthemen externe Beratung hinzuzuziehen – insbesondere auch bei juristischen Fragestellungen. (Ich bleibe dabei, dass ich hier – als Jurist – eine etwas anderer Meinung vertrete. Mir wäre ein*e Jurist*in im Aufsichtsrat lieb. Ich halte von juristischer Beratung prinzipiell immer sehr wenig, weil das wie bei allen Berater*innen sehr schnell „wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ wird. Gerade bei Anwält*innen.)

Das vergangene Jahr habe gezeigt, dass ein Präsidium, welches nicht ausschließlich auf die gemeinsame Führung des Vereines ausgerichtet und dazu nicht voll besetzt ist, sowie eine unbesetzte hauptamtliche Stelle in der Führung den Verein so fordern würden, dass auch der AR an seine Grenzen stoßen würde.

(Klar, wir alle kennen nicht die Details, aber das klingt gar nicht gut, das klingt nach Streit und Egoismus. Man kann sich dann viel zusammenreimen und vielleicht stimmt es oder auch nicht, aber es ist nicht gut. Meine allgemeine Frage von eben bleibt: Haben wir eigentlich gut Mechaniken, damit der AR hier rechtzeitig auf die harte Bremse steigen kann, ohne gleich zu personellen Maßnahmen (Absetzung etc.) zu greifen? Gibt es genügend Mittel, die dazu führen, dass Präsidium und Hauptamtlichkeit im Rahmen bleiben? Wir werden uns das fragen  müssen. Denn was nicht sein darf, ist, dass wir immer wieder ähnlich kryptische Warnungen des Aufsichtsrates hören. Dann entwickeln wir uns nicht weiter. Die Frage ist auch: Wann genau muss hier die MV genauer informiert werden?)

Nicht zuletzt deswegen freue man sich, dass Wilken neu dabei sei und Hanna hoffentlich gewählt werde und damit wichtige Schritte zur Besserung eingeleitet werden. An dieser Stelle wolle sie Carsten noch mal für die Arbeit danken. (Es spricht schon Bände, wem hier nicht gedankt wird.)

Man merke, dass die strukturellen Veränderungen und die aktuelle Themenfülle vor dem AR nicht halt machen würden. Das Arbeitspensum habe sich beinah verdoppelt. Dies würde dazu führen, dass es immer schiweriger werde, allen Themen die erforderliche Aufmerksamkeit zukommenzulassen. Wie man sich da als AR strukturell besser aufstelle, werde ein Thema für die Zukunft sein.

(Es ist im Endeffekt die Kehrseite der Medaille auf Präsidiumsseite. Auch die Kontrolle so eines großen Unternehmens ist irgendwann nicht mehr ernsthaft als Ehrenamt zu betreiben. Klar, ich kann dem entgehen, indem ich einen AR von Buddys des Präsidiums wähle, die alles durchwinken, aber das kann ja keiner wollen. Lösungen? Schwierig. Einfacher wird das alles in der Zukunft nicht, denn wir werden als FCSP nicht kleiner.)

Es seien vier Frauen in den AR gewählt worden, dabei habe man nicht mal die Quote der Satzung berücksichtigen müssen. Dies sorgte überregional für Aufmerksamkeit. Obwohl diese Zusammensetzung in der alltäglichen Arbeit keine Rolle spiele, stelle der AR fest, dass die weiblichen Mitglieder oftmals nicht als Vereinsfunktionärinnen wahrgenommen würden, sondern eher dumme Sprüche, ungläubige Blicke und mangelnde Wertschätzung erfahren würden. Und dies nicht nur in der Fremde, sondern auch am Millerntor.

An dieser Stelle ginge es aber nicht um den AR alleine, sondern um viele nicht männlich gelesene Menschen, die diesen Verein prägen würden. Man müsse gemeinsam dafür sorgen, dass alle Menschen beim FCSP mit Respekt behandelt würden. Nur so könne man Vorbild für zukünftige Generationen beim FCSP und im Fußballbusiness sein.

(Es ist 1996… äh, 2023 und es ändert sich nur sehr langsam was. Wir schreiben darüber häufig genug im Blog. Und kommen uns auch schon wie eine springende Schallplatte vor. Aber wir brauchen mehr Frauen, mehr Diversität. Auch in der Fanszene. Und ich weiß ja, was nun wieder geschrieben wird „ihr verhindert das doch immer“ und ja natürlich tun wir das. Mit dem „ihr“ und „wir“ im letzten Satz ist dann die Fanszene gemeint, nur damit das klar ist. Selbsteinsicht ist aber der erste Weg zur Besserung. Ach ja, noch etwas: Es gibt auch sehr diverse Arschlöcher. Mit Grüßen in die Schweiz.)

Sportlich stehe man verdient auf Platz 1. (Vier Spiele und 6 Punkte später steht man dann verdient auf Platz 2. Fußball ist und bleibt ein Tagesgeschäft.)

Sie danke Bornemann für die geduldige Arbeit über die Jahre, die sich nun endlich auszahle. Sie danke Fabian Hürzeler und seinem Trainer- und Funktionsteam, welches Tag für Tag intensiv an weiteren Verbesserungen arbeiten und nicht müde würde, Beiträge von jeder Person einzufordern. Danke auch an das Team, es sei eine große Freude, ihnen beim Fußballspielen zuzusehen. Die Energie und Leidenschaft gäben Motivation für die tägliche Arbeit.

(Wie sehr Fußball ein Tagesgeschäft ist, sieht man auch daran, dass diese Worte heute vielleicht anders ausfallen würden (oder bewertet würden) und die eventuelle Vertragsverlängerung von Hürzeler ein großes Thema auf der MV sein würde.)

Man habe zum Thema Finanzen mehrfach den mahnenden Zeigefinger gehoben in den letzten Jahren. (!) Man habe nun feststellen müssen, dass diese deutlichen Hinweise nicht zu einer Verbesserung geführt haben, ganz im Gegenteil. Auch durch – teilweise vorhersehbare – Sondereffekte erhalte man nun ein enttäuschendes Finanzergebnis, das zu Konsequenzen führen muss und wird. (Nochmal die Frage nach den Möglichkeiten des AR, da auf die Bremse zu treten? Insbesondere: Gibt es genügend Graustufen zwischen „freundlich mahnen“ und „dann schmeissen wir Dich halt raus, Präsident!“? Ein zahnloser Tiger hilft uns als Verein nur wenig.)

Das Ergebnis der Merchandising mache besonders Sorgen. Man müsse die Handlungsfähigkeit des Finanzbereiches weiter erhöhen und in der gesamten Organisation entsprechende Prozesse etablieren. (Immer wenn ich „Prozesse etablieren“ höre denke ich, dass wir diese eigentlich schon perfekt haben müssten. Aber die Professionalisierung des FCSP ist wahrscheinlich wie der Wendekreis eines Tankschiffes. Ist groß und dauert. Es ist gut, wenn das gesehen und nach und nach angegangen wird. Aber eine gewisse Ungeduld sei mir hier erlaubt.)

Durch das Ergebnis sei das Eigenkapital dramatisch gesunken. Dies müsse man wieder aufbauen, um den Verein langfristig zu stabilisieren. Man wolle dabei in der Lage sein, auch weiterhin einen wettbewerbsfähigen Sportetat aufzustellen, um erfogreich Fußball zu spielen. Und dabei keine vereinsgefährdenden Risiken eingehen, anders als viele Konkurrenten. Dazu muss man über eine neue Finanzierungsform nachdenken, um auch zukünftig unabhängig von einzelnen großen Investor*innen zu bleiben. Den Prozess dahin begleite man intensiv, unterstützend und hinterfragend. (Ich mag die Formulierung von „keine einzelnen großen Investor*innen“, denn wenn man ehrlich ist, ist so eine Genossenschaft schon eine Ansammlung von Investor*innen. Aber eben von ganz vielen kleinen. Sozusagen Prinzip Ameise.)

Im Bereich Infrastruktur stehe in den kommenden Jahren das größte Projekt seit dem Stadionneubau an: Die Kollaustraße. Dieses Projekt werde den Verein maximal fordern. Nicht nur finanziell. Das Projekt entscheide über die Zukunft des FCSP als Profifußballverein, man müsse sich daher auch personell dort gut aufstellen.

(So ein Trainingsgelände ist so unfassbar unsexy. Es ist der Ort, an dem die Magie gemacht wird, die dann am Millerntor aufgeführt wird. Aber es ist teuer und, wie Sandra sagt, zentral. Was mir so ein bisschen Sorgen macht: So oder so wird das Ressourcen binden und Geld fressen. Und wenn wir das NLZ gerade fertig haben, dann schreit wahrscheinlich schon wieder unser Stadion noch einer umfangreichen Modernisierung. Fußball ist und bleibt eine Kapitalvernichtungsmaschine, und die Coronazeit hat es nicht leichter gemacht. Die Kollaustraße ist super wichtig und jedes Vereinsmitglied sollte alles in seiner*ihrer Macht stehende tun, um das gebaut zu kriegen. Nein, wir rücken nun nicht mit Schaufeln an. Wir sind ja nicht Union.)

Als Aufsichtsrat eines Profivereines blicke man mit Sorge auf den neuen Anlauf, Investor*innen den Einstieg in die DFL zu ebnen. Die Weiterentwicklung und Digitalisierung der Bundesliga sei sinnvoll. Jedoch sei „mehr Geld, egal woher, Hauptsache schnell“ aber nicht die Lösung. Man brauche eine ehrliche Diskussion und Partizipation, wie man denn den Fußball zukünftig gestalten wolle. Man glaube, dass ein anderer Fußball möglich sei. (Word! Nur leider eine Mindermeinung.)

Die Einführung des Hauptamtes trage weiterhin Früchte. Die Vereinsführung sei nicht mehr nebenbei und ehrenamtlich zu leisten. Sollte die MV Hanna wählen, so möchte man als AR auch sie zu 10 Stunden pro Woche teilhauptamtlich (echt ein Wort für Scrabble) anstellen, so wie es auch schon bei Carsten der Fall gewesen sei.

Es würden viele Herausforderungen im kommenden Jahr auf den Verein warten. Die Erarbeitung des Tarifvertrages. Weitere Arbeit an den Rahmenbedingungen für Mitarbeiter*innen, um gute Arbeitsergebnisse zu ermöglichen. Das Wachstum der sporttreibenden Abteilungen und die zukunftsweisende Aufstellung der AFM. (Warum nur denke ich da sofort an die Frage der Sportstätten? Und bei der AFM kommt noch hinzu, dass ihre Gelder gemeinnützig sind, weite Teile des Herrenjugendfußballs aber eben nicht mehr gemeinnützig sind. Da wird auch strukturell noch viel Spaß vor uns liegen. Auch weil so etwas immer auch eine „ich habe da meine Nische und ich will mich nicht verändern“-Komponente hat.)

Man wolle Partizipation, man müsse sehen, wie man die zukünftig gestalte, Der Kongress sei ein Baustein gewesen, man habe dort auch Impulse für die eigene Aufgabe bekommen.

Man werde verschiedene Meinungen haben, auch Spannungsfelder und nicht aufzulösende Widersprüche werde es geben. Man werde sich zuhören müssen und Meinungen auch mal stehen lassen. Als gesamter Verein werde man um gute Lösungen für den Verein ringen. Dabei gehe es nicht darum, wer meint, immer Recht zu haben oder am lautesten schreit, sondern um den FCSP. (Also Recht habe immer ich, nur damit das klar ist.)

Aus der Kontrollfunktion ergäben sich keine Zweifel, man beantrage die Entlastung. Vielen Dank, liebes Präsidium. (Ja, rein formal ist das richtig, denn die Entlastung nicht zu beantragen bedürfe schon einiger richtiger Klöpse. Aber irgendwie finde ich das immer schon ein bisschen lustig, wenn große Absätze „Gemecker“ im Bericht drin sind und dann „Jo, Entlastung!“ gesagt wird. Auch gerade, weil diese ja rückwirkend gilt!)

(Insgesamt ist es die übliche Sandra-Rede gewesen. Ich habe wahrscheinlich wieder die Betonungen nicht richtig gehört, aber ich schätze ihre Art doch sehr. Nur das Wort Partizipation wird ab jetzt auf die Unwortliste gesetzt.)

Neue Anwesenheit

Um 21:30 waren 736 Mitglieder anwesend, davon 732 stimmberechtigte. (Ich mochte dieses regelmäßige Auffrischen dieser Zahl. Die vier nicht stimmberechtigten Mitglieder bekommen den Orden des Volkes.)

Bericht des Amateurvorstandes

Jörn Sturm berichtete. Er habe drei Grundgedanken. Ehrenamt stärken, Strukturen schaffen und Entwicklungen fördern.

Im sporttreibenden Bereich seien es ehrenamtliche Menschen, die den Verein am Laufen halten. Diesen gebühre dafür Dank. Als Amateurvorstand wolle man diese Arbeit stärken und unterstützen. Dafür mache man die Arbeit sichtbar und schaffe Strukturen. Sichtbarkeit im und außerhalb des Vereines sei wichtig, weil diese Relevanz schaffe und Wissen darüber, wie ein Ehrenamt funktioniere. Man müsse auch im Verein immer wieder erklären, wie man arbeite. Auch wenn das Verständnis dafür zugenommen habe. Insbesondere die Sporttreibenden würden zur Marke FCSP beitragen. Als Beispiel nannte er den Lauf gegen Rechts oder das Sammeln von Kleidung für Obdachlose. Dies alles schaffe Identität und stärke die Marke FCSP.

(Man kann nebenbei immer über die Symbolhaftigkeit von „XYZ gegen Rechts“ reden, wenn man in der Zeit auch drei Nazis die Fresse polieren kann. Aber man darf nie vergessen, dass solche Veranstaltungen Geld für Bündnisse sammeln und eben auch genau das tun, was Jörn anspricht. Identität und Zusammengehörigkeit schaffen. Sehr wichtig. Man kann Menschen, die im FCSP Ehrenämter übernehmen, nicht genug danken. Bei aller Kritik, die auch hier gerne mal geäußert wird: Die meisten Leute machen da neben einen Job noch einen zweiten Job, und das ist höllisch anstrengend.)

Es werde wieder viele Ehrungen geben. Diese seien wichtig und seien Aufgabe der MV neben dem Diskurs. Es sei die Gelegenheit, diesen Menschen Respekt zu zollen. Er wolle die Gelegenheit nutzen, um für das Eisbaden gegen Rechts am 13.01.24 zu werben. Man wolle Aufmerksamkeit generieren und Spenden sammeln. Näheres finde man auf der Internetseite der Marathonabteilung.  (Nicht wirklich, denn auch die verweist gerade nur weiter. Direkter:  https://eisbademeisters-hamburg.de/eventtermine/  und https://www.instagram.com/p/C1FoFyxM7C8/  Alle rein da!)

Er begrüße sehr, dass bei der Vergabe der Dauerkarten die ehrenamtliche Tätigkeit berücksichtigt werden soll. Dies sei ein tolles Signal.

Man schaffe einen Newsletter, über den man auch kommunizieren könne, an welchen Stellen man Hilfe bräuchte; man verspreche den Ehrenamtlichen, die Strukturen zu stärken. Er danke auch der AFM für die Zusammenarbeit und seinen Kolleg*innen im Amateurvorstand. Er erwähnte auch, dass er seinen Kolleg*innen auch deswegen besonders danke, weil es kein einfaches Jahr gewesen sei.

Der FCSP-Kongress sei ein tolles Beispiel gewesen, wie die Kultur im Verein gelebt werde. Die Impulse würden alle weiterbringen. Er danke allen, die da Zeit investiert hätten.

Die Strukturen des Vereines seien seiner Größe nicht immer angemessen gewesen. Erst durch die Schaffung des Geschäftsleiters Amateursport könne man entsprechende Strukturen schaffen. Es sei beinah unmöglich, selbst in mittleren Abteilungen von 500 Mitgliedern die ganze Arbeit ehrenamtlich zu leisten. Die Abteilungen würden deswegen auch über Hauptamtlichkeit diskutieren, die Entscheidungshoheit darüber läge aber immer bei den einzelnen Abteilungen, der Amateurvorstand sei da nur Dienstleister. Man versuche aber, die Abteilungen zu gemeinsamen Strukturen zu bewegen, weil parallele Strukturen häufig keinen Sinn machen würden. (Das klingt nach anstrengenden Diskussionen zwischen Abteilungen. Und natürlich macht es Sinn, Strukturen durch mehrere Abteilungen nutzen zu lassen.)

Man müsse die Beitragsordnung anpassen. Diese sei unübersichtlich. Man müsse da dann auch regeln, wie man die eben erwähnten Strukturen finanziere. Einen ersten Entwurf habe man in der Amateurdelegiertenversammlung verabschiedet, man sei nun mit der AFM in der Diskussion und dann ginge das an die anderen Gremien.

Da alle Gremien sich einig seien, dass eine Änderung notwendig sei, hoffe man, im Frühsommer fertig zu sein.

(Funfact: Die jetzige Beitragsordnung hat wahrscheinlich nur ein sehr kleiner Teil der FCSP-Mitglieder jemals gesehen. Auf der Internetseite des FCSP ist sie nicht verfügbar, in der Satzung des FCSP wird sie genau einmal erwähnt. Wir werden mal dafür sorgen müssen, dass all diese Ordnungen (weiteres Beispiel: Unsere Wahlordnung) öffentlich und online verfügbar sind. Einen Überarbeitungsbedarf kann ich mir sehr gut vorstellen.)

Die neue Mitgliedersoftware sei eingeführt, man sei nun in der Lage, allen Abteilungsleitungen schnell z.B. den Status von Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Die Einführung sei sehr viel Arbeit gewesen und er danke Heike (Becker) und Dennis (Wiedemann, beide für die Mitgliederverwaltung zuständig) für den Einsatz.

Viele Abteilungen wollen ihre Strukturen weiterentwickeln, beispielhaft nannte er die Frauenfußballabteilung. Es gäbe da immer sofort ein Spannungsfeld zwischen Profi- und Breitensport; Profisport baue auf einem Fokus auf Leistung und einer Selektion auf, dies könne zu Dynamiken führen, die den Breitensport zurückdränge. Das dürfe nicht passieren. Man wolle aber langfristig Profibedingungen für die Frauen. Der Profisport sei die Sonne.

Er wolle dem Präsidium und insbesondere Christiane Hollander danken für den Meinungsaustausch und den Handlungsdruck. Er danke auch dafür, dass man das DFB-Pokalspiel am Millerntor ermöglicht habe.

Ein großes Problem seien Sportflächen. Alle Planung für Abteilungen sei Rotz ohne entsprechende Flächen. Man habe aber nun so viele Potenzialflächen identifizieren können, dass man hoffe, nächstes Jahr an dieser Stelle konkrete Projekte vorstellen zu können. (Oh, wäre das schön! Konkrete Hallen- und/oder Sporplatzprojekte wären für den gemeinnützigen Bereich des FCSP sofort ein Quantensprung. Es ist klar, dass die Projekte im Profiherrenbereich unfassbar viel Ressourcen binden, aber wir dürfen unseren Amateurbereich nie vergessen.)

Er endete mit der Hoffnung, dass die Liebe zum Verein nie versiegen würde.

Der AFM-Bericht

(Wird in guter Tradition ausgelassen. Leider geht beinah kein Arsch mehr zur AFM-Versammlung, so dass der übliche Grund „Wenn Ihr interessiert seid, dann geht da gefälligst hin“ noch mehr zählt. Disclaimer: Nach vielen Jahren in einer sporttreibenden Abteilung bin ich zur Zeit mal wieder AFM-Mitglied.

Zwei Sachen hab ich aber aufgeschrieben. Dass die Transkription „St. Trojanerinnen“ aus „St. Paulianerinnen“ machte und die aktuelle Mitgliederzahl der AFM: 19.446 Menschen sind in der AFM organisiert. 76 % männlich, 24 % weiblich und 10 Mitglieder der AFM definieren sich als divers. Jeweils 8 % sind unter 18 und über 65. (Das sind jeweils gerundet 1555 Mitglieder, die U18 und Ü65 sind.)

Bericht des Ehrenrates

Es folgte der Ehrenrat. Suzann (Edding) berichtete. Es sei ein arbeitsreiches Jahr gewesen, man habe die beiden neuen Mitglieder (Nadja und Minke) gleich ins kalte Wasser hätte werfen müssen. Dies hätten diese aber mit Bravour geleistet. Man habe ahndend tätig werden müssen, so habe ein Mitglied eine interne Veranstaltung auf Facebook gestreamt, das sei respektlos.

Es habe in dem Jahr auch Streit in einer Abteilung gegeben, beide Seiten hätten gepöbelt und haltlose Vorwürde geäußert. Leider sei es trotz Gesprächen und Vermittlungsversuchen nicht gelungen, ein zufriedenstellendes Ergebnis – selbst für eine der beiden Seiten – zu erreichen. Sie hoffe, dass sich der Abteilungsfrieden wieder einstellt.

(So etwas ist immer doof. Streit in Abteilungen ist super ätzend. Und anstrengend. Ihr merkt Euch mal, dass Suzann eigentlich nie Namen oder Daten nennt, die die Abteilung identifizierbar machen. Das behaltet bitte mal im Hinterkopf für etwas später.)

Man habe sich auch mit einem Satzungsverstoß des Präsidiums beschätigten müssen, welchem vorgeworfen wurde, einen Beschluss der MV nicht umgesetzt zu haben. Dieser Eindruck sei nachvollziehbar gewesen, aber es habe kein Satzungsverstoß vorgelegen. Auch dem AR sei vorgeworfen worden, seiner satzungsgemäßen Kontrollfunktion in einer Frage nicht nachgekommen zu sein. Man habe aber feststellen können, dass der AR seiner Funktion nachgekommen sei; eine gute Dokumentation habe da sehr geholfen. (Ich kann mir vorstellen, um welchen Beschluss es hier ging, insbesondere weil er auf der letzten MV Thema war. Es ist gut, dass sich dieses Thema nun endlich in die richtige Richtung bewegt. „Gute Dokumentation“ liest sich für mich wie „da nimmt jemand seine satzungsgemäße Pflicht, Protokolle seiner Sitzungen zu fertigen, sehr ernst“, und das kann man nur begrüßen.)

Man sei aufgefordert worden, den Alten Stamm wegen seiner Aufnahmekriterien anzusprechen, diesem sei man nachgekommen. Der Alte Stamm habe daraufhin eine Änderung vorgenommen. Der Fall sei für den Ehrenrat jedoch auch aufgrund der Darstellung des Alten Stamms im letzten Blickpunkt nicht abgeschlossen. 

(Bemerkenswert, dass hier die Organisation namentlich genannt wird. Kann man daraus ein „wie angepisst ist unser Ehrenrat“-Level erraten? Da es nun öffentlich ist und auch als Disclaimer: Die Anregung, den Alten Stamm doch mal darauf anzusprechen, trägt unter anderem meinen Namen und ich hatte auch die Ehre, die Problematik in einer Sitzung des Ehrenrates mit den Mitgliedern des Ehrenrates zu erörtern. Und glaubt mir: Die nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Alles weitere gehört nicht in die Öffentlichkeit. Dass die Denke beim Alten Stamm sich immer noch sehr ändern muss, spricht Suzann in ihrem Bericht deutlich an.)

Sie sprach weiterhin die Tapete von USP über Carsten Balschat an, sprach von einem Zerfall und kontroversen Meinungen. Da verlassen mich aber so ein bisschen meine Aufzeichnungen.

Sie lobte den Austausch auf dem Kongress und wünschte sich mehr davon.

Man habe als Ehrenrat mit großer Freude dieses Jahr am Staffelmarathon teilgenommen und das erklärte Ziel, den Aufsichtsrat zu schlagen, erreicht. Auch weil dieser gekniffen habe. Nächstes Jahr käme dieser aber nicht so billig davon. (Ey Aufsichtsrat! Was ist da los? So geht das nicht! Braucht ihr einen Trainingsplan? Zack-Zack. Aber wie ich das einschätze, sitzen in unserem Ehrenrat die trainierteren Läufer*innen, das wäre ein hartes Brett, da als anderes Gremium schneller zu sein.)

Danke an die Marathonabteilung für die Organisation und für die Sammlung an Spenden für die Obdachlosenorganisationen. Man habe den Spaß und die Organisationen die Spenden. Liebe Marathonis, solche Veranstaltungen seien Vorbild für weitere Aktionen und würden die Werte transportieren. Bitte so weitermachen.

Man bekäme viele Anfragen, die nicht in den Aufgabenbereich des Ehrenrat fielen. Sie bat darum, immer zu prüfen, ob der Ehrenrat wirklich das zuständige Gremium sei. (Das klingt anstrengend.)

Man habe 2177 Glückwunschkarten zu Geburtstagen und 1523 Jubiläumskarten verschickt und damit 100 mehr als im Vorjahr. Man habe im Verein zur Zeit 36 Ehrenmitglieder, davon 12 durch Verdienste und 24 durch eine Mitgliedschaft von 60 Jahren im Verein. (Das sind grob 10 Glückwunschkarten pro Tag und alleine das finde ich schon genügend Arbeit. Immer wieder mein höchster Respekt davor, insbesondere weil sie die echt immer wieder individualisieren.)

Was der Ehrenrat nicht mehr leisten könne, wäre die Adressnachverfolgung, die man bisher mit viel Liebe geleistet habe. Man bitte alle Mitglieder, selber darauf zu achten, dass die Adressen, die beim Verein hinterlegt seien, richtig seien. (Unmenschlich, das zu leisten. Gut, dass sie das nicht mehr machen. Dass dies von Mitgliedern super gerne vergessen wird: Klassiker!)

Die Entlastungen

Das Präsidium wurde mit 545 Ja-, 35 Nein-Stimmen und 65 Enthaltungen entlastet. (Woher kommen diese ganze Enthaltungen? Wobei sich das dann durchzog.)

Der Amateurvorstand wurde mit 593 Ja-, 16 Nein-Stimmen und 40 Enthaltungen entlastet.

Wahl Hanna Obersteller

Kristian (KH) erläuterte, dass die Wahl für den Rest der Amtsperiode, also bis 2025 erfolgen würde. Dann sei eine Neuwahl des gesamten Präsidiums fällig. (Was schon wieder? Das war doch gerade erst. Argh.)

Hanna stellte sich vor. Finanzen sei eine große Rolle, auf die sie sich freue. Sie habe in diesem Verein sehr viele persönliche Momente gehabt, wie so viele, aber anders als bei vielen anderen seien die nicht im Fußballstadion, sondern beim Handball in der Halle an der Budapester gewesen. Die Halle, die abseits des Spielfeldes so elektrisieren und den Unterschied für den FCSP machen kann. (Wir hatten ja schon in unserer Kurzvorstellung positiv erwähnt, dass sie aktive Handballerin beim FCSP ist (war?). Das sie dies hier an den Beginn ihrer Rede stellte, war super angenehm.)

Sie lebe mit ihrer Familie in Hamburg, wie man sehe, sei eine weitere Tochter unterwegs. (Mal ganz viel Lob an die MV, dass das nicht Thema wurde. Ich hatte in diesem Moment die schlimmsten Befürchtungen.)

Sie sei selbstständige Finanzoptimiererin/Expertin, was ungefähr alles bedeuten könne. Sie habe Erfahrung in großen Unternehmen gesammelt, dann die Konzernstrukturen 2020 verlassen und sich selbstständig gemacht und begleite nun Kund*innen bei Finanzierungen und Führungskräfte als Coach.

Der Verein habe einen großen finanziellen Bedarf, wie alle anderen Vereine auch. Der FCSP habe für gute finanzielle Ergebnisse gestanden, dafür werde sie in die Diskussion gehen und arbeiten. Auch mal unangenehme und unpopuläre Dinge anpacken. Das traue sie sich zu und wolle dafür arbeiten. Sie bedanke sich schon mal für das entgegengebrachte Vertrauen bis hierhin.

(Kurz und schmerzlos. So mögen wir doch unsere Vorstellungen. To be fair: Meine Aufzeichnungen wurden nun langsam auch schlechter)

Es erschien der Wahlausschuss in Person von Pavel auf der Bühne, weil wir ja eine Personenwahl hatten. Unsere Satzung ist da sowieso lustig, weil nach ihr der Wahlausschuss wirklich nur für Personenwahlen zuständig ist. Und seien wir ehrlich: Durch das elektronische Abstimmungssystem verändert sich die Rolle des Wahlausschusses doch massiv, weil seine bisherige Hauptfunktion der absolut richtigen Abgabe und Auszählung von Wahlzetteln in großen Teilen wegfällt. Ich bin auch ehrlich: So 100 % rund finde ich die Abgabe der Stimme in Sitzreihen nicht, da rein theoretisch wirklich mehr als ein Stimmgerät von einem Menschen bedient werden könnte und das schwierig zu überprüfen ist. Viel schwieriger, als wenn Stimmen in eine Urne geworfen werden. Auch wenn dieses System ebenso manipulierbar ist.)

Das Ergebnis waren dann 590 Ja- und 16 Nein-Stimmen und 39 Mitglieder konnten sich zu weder-noch durchringen und enthielten sich. Verkündet per Bild, welches schneller als Pavel war. „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ war der zutreffende Kommentar. 

Wahl eines neuen Kassenprüfers

KH leitete dann die nächste Wahl des Abends ein: Die Wahl eines*r neuen Kassenprüfer*in. Für vier Jahre sei zu wählen, man könne einmalig wiedergewählt werden. Armin Koch könne wiedergewählt werden und träte noch mal an. 

Bisher hätten sich drei Kandidaten (alle männlich) gemeldet, man könne noch aber spontan kandidieren. Nach der Satzung solle eine*r der Kassenprüfer*innen über „besondere Kenntnisse auf dem Gebiet der Finanzen und Steuern verfügen“, aber dies sei einmal eine Sollvorschrift und zum anderen besitze Gabriela als weiter im Amt befindliche Kassenprüferin solche Kenntnisse. 

Es fand sich noch ein spontaner vierter Kandidat, der „seinen Hut in den Ring werfen wolle“. (Bei solchen Kandidaturen befürchtet man ja das schlimmste, aber Ihr werdet gleich sehen, dass die Kandidatur okay war.)

Es begann Steffen Gruber (Namen bitte alle mit Vorsicht, da nur schwer recherchierbar), er stehe mit großer Freude hier und kandidiere. Er wolle sich in den Dienst des Vereines stellen und zur sportlichen Entwicklung aktiv beitragen. Er habe schon mehrere Ehrenämter gehabt. 

Er sei seit 6 Jahren Wirtschaftsprüfer und leite seit 2 Jahren eine Buchführung. (Google findet dann, dass er dies bei der Gesellschaft macht, die Parship betreibt.) Diese Erfahrungen seien eine wertvolle Ressource. Er wolle das Amt gewissenhaft ausüben (ach ne) und für eine transparente Buchführung stehen. Er verfüge über eine analytische Denkweise und wolle dem FCSP zum wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg verhelfen, eine wirtschaftliche Stabilität gewährleisten und damit eine Grundlage schaffen. 

(Ich fand das Profil schon beeindruckend und mir gefällt, wie sich gut qualifizierte Menschen für Posten beim FCSP bewerben.) 

Es folgte Oliver Klopp. Er sei aktives Fördermitglied seit 2019 (was auch immer ein aktives Fördermitglied ist. Und ja, die Satzung des FCSP unterscheidet in aktive, passive, außerordentliche und fördernde Mitglieder. Hinzu kommen noch die aussterbenden NO1-Mitglieder. Siehe Satzung § 6 Nr. 1. Ist das kompliziert? Ja!) 

Er habe sich gefragt, was er gutes machen könne, er sei 50 Jahre alt und gelernter Bankkaufmann, habe also ein gewisses Know How. Warum Kassenprüfer? Weil es zum Fußball nicht gereicht habe. Er sei ein Zahlenmensch und würde sich freuen, wenn er gewählt würde. 

(Das war vielleicht ein bisschen sehr knapp und am Ende bekam er auch nur sehr wenige Stimmen. Aber erneut: Insgesamt eine hohe Qualität der Bewerbungen, wenn jemand gelernter Bankkaufmann ist.) 

Es folgte Armin Koch

Er wolle als Kassenprüfer eine zweite Amtszeit anstreben. Er sei verheiratet, habe 3 Kinder. Das älteste sei unsportlich, trage aber immerhin auch die FCSP-Klamotte. Er sei in der AFM, seitdem er in die Neustadt gezogen sei. Aktiv habe er Schwimmen und Baseball bei Vicky und dem ETV betrieben. 

Er beschäftige sich täglich mit Finanzen, sei eigentlich Lehrer, mache dort aber auch die Finanzen. Er sei nun seit vier Jahren Kassenprüfer, habe das vorher auch schon bei einem kleineren Verein gemacht und hat sich vor vier Jahren beworben, weil er mitgestalten wollte. Der Job des/der Kassenprüfer*in sei wichtig – „mache das mal“, haben damals Freunde gesagt. Die ersten zwei Jahre habe es wegen Corona wenig zu prüfen gegeben, aber die letzten zwei Jahre seien intensiv gewesen. Er würde sich freuen, wiedergewählt zu werden; das Argument, dass Elias Saad mal bei ihm auf der Schule gewesen sei und dessen Zeugnis seinen Name trage wolle er erwähnt haben, es sei aber übertrieben, ihn für dessen Erfolg verantwortlich zu machen.

(Ich werde mit seiner Art nicht warm. Sie ist mir für das trockene Zahlengeschäft immer zu flapsig. Sorry.) 

Zum Abschluss Rasmus Niebuhr

Er sei Rechtsanwalt in Hamburg und Kassenprüfer beim Mieterschutz Hamburg. Auch rechtliche Probleme könnten sich bei Kassenprüfungen ergeben; er wolle seine Kompetenzen in die Kassenprüfung einbringen. Er sei Fachanwalt im Mietrecht und habe nun kurz noch seine Frau gefragt, ob das in Ordnung sei. Er habe Zeit, Bücher zu prüfen, wenn man ihn denn wählen wolle. 

(Hat mich jetzt auch nicht vom Hocker gehauen, diese Vorstellung, aber (!) für eine „spontane Bewerbung“ war das schon sehr gut. Aber gewählt hätte ich den nun auch nicht.) 

Am Ende bekam Armin Koch 324 Stimmen und wurde wiedergewählt. Oliver Klopp erhielt 26 Stimmen, Rausmus Niebuhr 101 Stimmen, Steffen Gruber 112 Stimmen. 27 Mitglieder enthielten sich. 

Die Ehrungen

(Erstmal vorab: Ich bin ein großer Freund davon, die Ehrungen auf der MV durchzuführen, und absolut kein Freund davon, sie aus der allgemeinen Sichtbarkeit herauszunehmen. Mir ist auch klar, dass dies in nächster Zeit  mit den Ehrungen für die Dauer der Mitgliedschaft nahezu unmöglich ist. Bereits jetzt werden jedes Jahr viele Namen der Fanszene für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt, und das werden auf den kommenden MV sehr viel mehr werden. Alleine schon, weil auch die AFM bald 25-jährigen Geburtstag feiert und damit der Run auf die Mitgliedschaft beim FCSP begann. Ich kann also verstehen, wenn man die Ehrungen zwischen „zeitlichen Ehrungen“ und Leistungsehrungen aufteilt. Letztere gehören für mich definitiv auf eine Mitgliederversammlung. Und nein, das Zeitargument lasse ich nicht gelten. 

„Einen würdigen Rahmen“ sollten jedoch alle Ehrungen haben. Sie sollten so stattfinden, dass sie von der Vereinsöffentlichkeit wahrgenommen wird. Auch jene Ehrungen, die „nur“ für 25 Jahre Mitgliedschaft stehen. 

Ich bin weiterhin kein uneingeschränkter Freund der Ehrungen für ehrenamtliche Tätigkeit. Warum ist das so? Die Kriterien sind mir nicht nachvollziehbar genug und ich habe Bauchweh bei Ehrungen von Leuten, die weiterhin in Amt und Würden sind. Ja, ich verstehe das Argument, dass man das Ehrenamt  würdigen muss. Das ist auch richtig. Ich habe trotzdem Bauchweh dabei. Anderseits ist es auch super wundervoll, wenn Menschen geehrt werden, die den AK Awareness mit ihrer Arbeit betreiben, wenn Menschen geehrt werden, die unser Stadionbild über Jahrzehnte geprägt haben, oder Menschen geehrt werden, die den FCSR zu dem gemacht haben, was er heute ist. Die Namen der einzelnen Geehrten entnehmt Ihr bitte der Vereins-Webseite. https://www.fcstpauli.com/news/die-ehrungen-bei-der-mitgliederversammlung-des-fc-st-pauli-im-november-2023/)

Ich habe immer wieder höchsten Respekt vor Menschen, die 60 Jahre in einem Verein sind. Daher ein ausdrückliches Herzchen an Dieter, der für diese Zahl geehrt wurde. 

Ebenso großartig finde ich es, wenn ehemalige Profispieler in unserem Verein Mitglied bleiben. Und daher ganz viel Beifall an das Tier im Tor Klaus Thomforde, der immerhin 40 Jahre in unserem Verein Mitglied ist.

Roger wurde aufgrund seiner Leistungen zum Ehrenmitglied ernannt. Der Spruch daraufhin: „Wieder weniger Mitgliedsbeitrag.“ Ne, das ist schon verdient. Alles Gute, Herr Ehrenmitglied. Es gab Standing Ovations. 

Bei den sportlichen Ehrungen sind mir die Schiedsrichter (alles Kerle) aufgefallen, denn bisher habe ich da Ehrungen in der Abteilung anscheinend verpasst. Oder es gab keine. 

Die 1. Fußballfrauen wurden unter Standing Ovations geehrt. 

Auch immer süß sind die Ehrungen in den unteren Herren, diesmal für die 6. Herren wegen Aufstieg in die Kreisliga. Ein bisschen mag man spötteln, dass die wahrscheinlich schnell wieder absteigen und dann die nächste Ehrung für den Wiederaufstieg bekommen, aber irgendwie ist das ja auch gut so. Und eine sportliche Leistung ist es allemal. Aufsteigen ist immer schwierig. Wie die ersten Herren ja erfolgreich zeigen. 

Die Anträge

Es wurde spät, also noch schnell die Anträge bearbeitet. Irgendwo in diesem Bereich ertönte der Hinweis, dass man bis 01:00 aus den Hallen raus sein müsse. (Das ließ mich dann doch ein bisschen verwundert zurück – wenn es hier hart auf hart käme, hätten wir ein Problem, denn rein rechtlich kann sich die MV mit einem Beschluss dann vertagen, aber sie kann nicht vor Erledigung der Tagesordnung einfach durch den Versammlungsleiter abgebrochen werden. Weiterhin sollte das meines Erachtens nicht irgendwann jetzt erwähnt werden, sondern zu Beginn. Zu Beginn dieser MV wurde fröhlich getrödelt, das sieht dann natürlich problematisch aus, wenn hinten raus eine feste Grenze vorhanden ist. 

Es ist gut gegangen, aber das darf nicht noch mal passieren. Insbesondere wenn man bedenkt, dass man da irgendwie 4 bis 5 Stunden Frontalvortrag bekommt und dann kommt „nun beeilt Euch bitte mit Eurer Demokratie“, das ist schon schwierig.) 

Antrag Dauerkarten

Die Antragsstellerin führte aus, dass sie es sich nicht leicht gemacht habe, aber nach Diskussionen in ihrem Fanclub habe sie diesen Antrag stellen wollen. Sie sei seit Anbeginn auf der Warteliste und habe sich nach vorne gearbeitet. Und nun musste sie im Juli erfahren, dass die Warteliste abgeschafft werde. Dies gehe so nicht. Sie sei schockiert gewesen. Es würden zwei gravierende Gründe dagegen sprechen. Einmal handele es sich um ein Kernrecht der Mitglieder, daher könne man das nicht nebenher abschaffen. Man hätte das vorher diskutieren und die Mitglieder beteiligen müssen. 

(Wir haben auch geschrieben, dass wir die Kommunikation in diesem ganzen Bereich schlecht finden. Da hat sie einen Punkt. Das Argument mit dem Kernrecht der Mitglieder halte ich für falsch, siehe meinen vorbereitenden Artikel zur MV.) 

Der zweite Grund sei, dass die jetzige Liste transparent sei und man diese nun abschaffe, ohne ein neues Modell zu haben. Wenn man die abschaffe, dann müsse man was Neues haben. 

Sie verstehe die Probleme mit dem alten Modell, aber es sei ohne Alternativen. Man dürfe die Karten nicht intransparent vergeben. Sie sei 13 Jahre auf der Liste, sei zwischen den Plätzen 300-600 und sei nun frustriert, da man immer die Bedingungen erfüllt habe und nun vor den Kopf gestoßen werde. Man werde nicht wertgeschätzt und dies sei ihr Grund, hier zu stehen. 

Sie wolle nicht ohne Vorschlag, wie es anders zu machen sei, hier stehen. Deswegen stelle sie ein Abschmelzungsmodell vor.

(Das überzeugte mich dann immer noch nicht, siehe meine Erörterungen vor der MV.) 

Berit vom Ticketing führte dann die Gegenrede, erklärte, dass man sich dagegen ausspräche und dies auch für den StFA und den Fanladen gelte. Man arbeite an einem neuen Modell, welches offener als bisher sei. Ein Abschmelzungsmodell wäre mit zu viel Aufwand verbunden, weil doppelte Arbeit. Man verwalte einen Mangel, müsse nach der Pandemiezeit das Modell aber auch überarbeiten, auch weil man viel mehr Mitglieder habe. 

Am Ende fand der Antrag nur 32 Ja-Stimmen. 333 mal wurde mit „Nein“ gestimmt und 33 Mitglieder enthielten sich. (Da fehlt definitiv eine „Ja“-Stimme für ein angenehmes Ergebnis.)

Antisemitismus-Antrag

Ich mache mir das jetzt einfach und kopiere einfach die Begründung im vollen Wortlaut hier rein. Einfach weil sie lesenswert ist und auch heute noch gilt: 

„Liebe St. Paulianer*innen,

im Januar 2021 hat der Verein auf seiner Website bekannt gegeben, dass die Arbeitsdefinition Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance übernommen wird, um das Engagement für Vielfalt und den Kampf gegen Diskriminierung jeglicher Art im Fußball zu stärken. 

Seitdem ist viel passiert. Der 7. Oktober 2023 hat vieles verändert. Dieser Tag wird als der größte und verheerendste Angriff auf jüdisches Leben seit dem Holocaust in Erinnerung bleiben. Ein Angriff, verübt durch die terroristische Hamas, auf Jüd*innen und Juden, auf andere in Israel lebende Menschen, sowie auf den Staat Israel an sich. Den Staat, für welchen die Vereinten Nationen eine Grundlage legten, als Folge aus jahrtausendelanger Verfolgung von Jüd*innen und Juden und nach der von deutschen verübten Shoah, um einen Schutzraum jüdischen Lebens zu schaffen. Seit diesem Tag ist die Sichtbarkeit antisemitischer Positionen in der Gesellschaft und leider auch im Umfeld des FC St. Pauli deutlich gestiegen.

Allein die Verurteilung der Gräueltaten der Hamas am Tag eines Massakers an Zivilist*innen und die Aussprache der Solidarität und des Mitgefühls mit unseren Freund*innen von Hapoel Tel Aviv hat mehrere Fanclubs dazu veranlasst zu versuchen, den Verein öffentlich unter Druck zu setzen, um weitere Statements einzufordern. Debatte und Diskussion, Meinungsverschiedenheiten und harte Worte gehören seit jeher zu unserem Verein, dennoch bin ich der Meinung, dass wir hier und heute – als Mitgliederversammlung – deutlich klarstellen sollten, dass wir hinter der Arbeitsdefinition Antisemitismus der IHRA stehen, die der Verein seit 2021 unterstützt.

Auch diese Definition ist nicht als die perfekte, abgeschlossene Definition von Antisemitismus zu sehen, dennoch schafft sie als sich im Prozess befindliche Arbeitsdefinition eine Grundlage um den Begriff des modernen Antisemitismus inhaltlich zu füllen und die Diskussion trotzdem nicht als beendet zu betrachten. Nicht jede Kritik an Israel und dem Handeln Israels als Staat ist antisemitisch.

Doch wir müssen jeglichem Versuch Antisemitismus salonfähig zu machen, auch wenn dieser sich hinter Israel- oder Kriegskritik versteckt, vehement widersprechen. 

„Nie wieder“ muss Handlungsmaxime für den FC St. Pauli sein und bleiben. Antisemitischen Positionen im Verein und im Umfeld des FC St. Pauli muss entschlossen entgegengetreten werden. Zu einem „Nie wieder“ gehört für uns als Verein schon seit Jahrzehnten eine lebendige Erinnerungskultur und dennoch zeigen diese Zeiten wie wichtig es ist hier weiter aktiv zu bleiben und auch modernen Antisemitismus als Diskriminierungsform deutlich zu benennen. „Nie wieder“ bedeutet im Zweifel auch Dissenz mit Antisemit*innen und Israelhasser*innen in und um den Verein, aber diese Diskussionen müssen wir führen. Denn Jüd*innen fürchten mehr denn je seit 1945 auch in Deutschland um ihr Leben. Deshalb bitte ich um Unterstützung des Antrags. Der Kampf gegen Antisemitismus ist unser aller Pflicht. 

„Nie wieder“ ist auch der Kampf für ein besseres Morgen. 

„Nie wieder“ ist jetzt.)

(Danke an den Antragssteller)

Eine Gegenrede fand nicht statt. 

346 Mitglieder stimmten mit „Ja“, 9 Mitglieder stimmten mit „Nein“ und sollten sich echt fragen, ob sie im richtigen Verein sind. 32 enthielten sich. 

Antrag X/Twitter

Der Antragssteller beglückwünschte erstmal alle, die am 24.11. Geburtstag haben,  da er genau um 0 Uhr die Bühne betrat. (Ach ja, so lieben wir das Pony <3) 

Er betrat die Bühne zusammen mit Patrick (Gensing, Medienabteilung), da man sich nach Gesprächen auf einen gemeinsamen Änderungsantrag verständigt hatte. 

Der geänderte Antrag im Wortlaut (auch hier ein herzliches „alle Neune“ als Dank an den Antragssteller) 

„Der FC St. Pauli teilt die Kritik an Elon Musk und verpflichtet sich, die Aktivitäten auf der Plattform X für die Vereinskommunikation und partnerschaftlichen Verpflichtungen deutlich zu verringern und Alternativen aktiv zu stärken.“

Die beiden führten dann aus, dass man konstruktive Gespräche geführt habe, dass man Verpflichtungen habe über den 31.12.2023 hinaus, insbesondere bei den reichweitenstarken Beiträgen an Spieltagen. Der Wert lässt sich mit ca. 200.000 pro Jahr beziffern. (Ich hätte nicht gedacht, dass das so eine Zahl ausmacht, es zeigt einfach, wie falsch fixiert die Welt auf Twitter ist/war.) 

Man teile die Kritik an Musk und Twitter absolut. Jedoch sei diese Plattform bisher nicht ersetzbar und keine andere Plattform habe bisher diese Reichweite und diese Funktionen. 

Man wolle Bluesky als die gerade gängigste Alternative stärken und mittelfristig aufbauen. Mastodon sähe man nicht als vielversprechend an, habe aber auch da eine Präsenz eingerichtet. 

(Wenn man jetzt drauf guckt, dann ist es auch so, dass der FCSP immer mehr zumindest parallel auf Bluesky spielt. Direkt nach der MV war das echt wenig. Der Unterschied an Followern und Interaktionen ist aber auch Stand heute für den FCSP noch massiv. Beispiel „Molotow must stay“ Demobeitrag? 44 Retweets, 9 Zitate, 282 „Gefällt mir“-Angaben auf Twitter; 22 Retweets, 70 „Gefällt mir“ auf Bluesky (Stand: als diese Zeilen getippt sind). Follower*innen? Etwas über 2.000 bei Bluesky, 243.000 bei Twitter. Ja bei letzterem sind garantiert auch Leichen dabei, aber es ist halt immer noch ein großer Unterschied. Es wird, aber es wird langsam. Und ja, da spielen halt finanzielle Aspekte auch eine Rolle. Und möglichst viele FCSP-Fans erreichen zu wollen. Nebenbei: Auch wir werden immer noch bei unseren regelmäßigen Codeverteilungen gefragt, was denn eigentlich Bluesky sei. Da ist also Luft nach oben. Für uns sind die Zahlen nebenbei nicht mehr so deutlich. Wir haben knapp über 1.100 Follower*innen auf Bluesky, 7.200 auf Twitter. Und wir als Kommunist*innen müssen damit kein Geld verdienen.) 

Ein Mitglied fragt noch nach der zeitlichen Länge der Verpflichtungen. Dies wurde inhaltlich nicht wirklich beantwortet. (Dass es inhaltlich nicht beantwortet wurde, ist für mich komplett okay. Dass man dabei schon wieder leicht genervt wird, finde ich unprofessionell. Es war dieses Jahr mal so, dass Nachfragen ruhig beantwortet wurden und man das Gefühl hatte, die hätten sich vorbereitet. Was echt ein Fortschritt gegenüber den Vorjahren ist. Hier war die Ausnahme.) 

Der alte Antrag wurde zurückgenommen, über die Dringlichkeit des Neuen wurde befunden. 232 Mitglieder hielten den für dringlich, 92 nicht, 29 enthielten sich. (Geneigte Leser*innen werden sich nun fragen, ob das die notwendige 2/3-Mehrheit ist, denn das sind nur 65,7 % der abgegebenen Stimmen. Man kann sich das fragen, denn die Satzung spricht von „Die Mitgliederversammlung bestimmt mit einer Zweidrittelmehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen die Dringlichkeit.“ Aber! Jurist*innen sind ja komisch und so hat der BGH  (Aktenzeichen: II ZR 164/81) bereits 1982 entschieden, dass Enthaltungen keine abgegebenen Stimmen sind. Wenn Ihr jetzt sagt „Jurist*innen spinnen, ich gebe doch meine Enthaltung ab“, dann will ich Euch gar nicht widersprechen.) 

Der Investorenantrag

Siehe dazu unseren Bericht: https://www.magischerfc.de/2023/11/ein-dringlichkeitsantrag-zur-mv/ Oke wurde noch gefragt, wie er denn abstimmen würde und sagte dazu, dass er als St. Paulianer abstimmen werde. Jetzt wissen wir ja auch, was dies heißt. 

299 Mitglieder sahen den Antrag als dringlich an, 32 nicht, 11 enthielten sich. Inhaltlich stimmten dann 299 Mitglieder zu, 20 wollten schon immer einen Investor haben und 21 enthielten sich.

Es gab Beifall. 

Damit war dann um 0:30 Uhr Ende. Oke bedankte sich für das Durchhalten und meinte, man habe wunderbar diskutiert. Man solle ihnen gewogen bleiben, sie hätten noch viel vor. 

Fazit 

Gibt es wie üblich nicht. 

Ich bitte die Verzögerung zu entschuldigen. Das ist doof, ist nicht mein Anspruch und entwertet diesen Bericht natürlich auch. Aber Leben passiert halt mal, und Leben war schon mal einfacher als in 2023. 

Bis zum nächsten Mal. 

Nächste MV 15.11.2024! Save the Date!

Euer Senior 

6 Kommentare

  1. Sabine Sabine

    DANKE!!

  2. Dennis Dennis

    Fehlt da ein „H“ in „IHRA“?

  3. Blogrentner Blogrentner

    Nope. Und warum das so ist, steht im Text.

  4. Ebenfalls danke an den Rentner. Und nein, der Zeitpunkt entwertet diesen Bericht keinesfalls, sondern ganz im Gegenteil ist es ganz angenehm, mal außerhalb von Spieltagen was über den FCSP zu lesen, was dann sogar auch noch inhaltliche Substanz hat. Auch wenn es wirklich viel war und ich vor dem Beginn des Lesens gerade gefrühstückt hatte und nun bereits wieder Hunger verspüre, wo ich mit dem Lesen fertig bin. 😉

  5. Tröööt Tröööt

    Großen Dank für den ausführlichen Bericht – für mich als „Auswärtige“, die MVen unter der Woche kaum schaffen kann, so unglaublich wertvoll.
    Und nein, sich auch mal etwas Zeit zu nehmen,entwertet den Bericht überhaupt nicht, hier brennt ja nix an und da soll sich niemand unter mehr Druck setzen, als ihm guttut :*.
    Nur eine Frage wird mich ewig plagen – ob „Rausmus“ wirklich ein Vertipper war ;)-.

  6. Robert Robert

    Vielen Dank an den Senior, diesen Bericht fertig gestellt zu haben. Es gäbe ja auch gut nachvollziehbare persönliche Gründe den MV Bericht diesmal ausfallen zu lassen.

    ich kann Kiezkicker nur zustimmen, dass der zeitliche Verzug nicht schlimm ist. Jetzt habe ich genug Zeit und Muße für diesen Longread. Während der Saison versorgt der
    Millernton einen ja mit viel Lesestoff.

    Nach über 10 Jahren Pause war ich mal wieder bei der MV. Die silberne Nadel wollte ich mir dann doch persönlich abholen und traf dann neben der Bühne auf lauter alte Bekannte aus „Pfennig“ Zeiten.

    Auch wenn ich also alles im Original mitbekommen habe, isz dieser Bericht für mich zur Einordnung und Reflexion sehr wertvoll. dies liegt vor allem an den Kommentaren und Hintergrundinfos.
    Vielen Dank an den Senior – aber auch an alle anderen im Kollektiv

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