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Niedersachsen, die Bundesland gewordene Indie-Band

1648 wurde von den Treppen des Rathauses von Osnabrück der westfälische Frieden proklamiert. 375 Jahre später trafen sich der FC St. Pauli von 1910 e.V. und der Verein für Leibesübungen von 1899 e.V. Osnabrück zum wahren Nordderby.

Ja, liebste Lesende, ihr habt da das Wort „Nordderby“ gelesen und das Wort „westfälisch“, und damit ist die Frage, ob dieses Spiel ein Derby oder ähnliches ist, wohl ein für allemal geklärt.

Es gibt zwischen diesen Vereinen keine Historie und nur sehr wenig Brisanz. Zu weit ist man örtlich entfernt und zu selten kreuzt man sich wirklich auf einem Niveau. Osnabrück bleibt eine Fahrstuhltruppe zwischen Ligen 2 und 3.

Was eigentlich schade ist, denn die Bremer Brücke ist ein altes, innerstädtisches Stadion mit Charme. Anders ausgedrückt: Eine Bruchbude. Allerdings: In den Zeiten, in denen vor deutschen Mittelzentren Stadien entstehen, die sich nur noch in den Sponsorennamen an den Außenfronten unterscheiden, ist so etwas beinah schon wieder ein Lichtblick.

Screenshot des Regenradar mit sehr viel Regen
Regen wir uns bei Regen nicht über Regen auf.

Vor den Anblick der Fluchtlichtmasten legte der liebe Gott aber noch die A1. Einer unserer Begleiter redete noch davon, dass Material für Bühnengräben in Deutschland endlich sei. Das kann man von Baustellenabsperrungen nicht behaupten. Der/die geneigte Hamburger*in denkt ja, dass sämtliche Baustellenabsperrungen der Welt in Hamburg verbaut sind, aber nein, es finden sich noch genügend viele, um auf der A1 eine Baustelle nach der anderen einzurichten.

Ansonsten suchte unsere Begleitung Inspiration für ihre musikalische Karriere und stellte fest, dass sie nun endlich in einem Alter sei, in dem sie wie ein alter Mann reden könne. Kontext wäre hier natürlich Key, aber wer will schon Key?

Schrieben wir was von „entspannt“? Anderer Ansicht ist in Osnabrück immer die Polizei. Die einen absurden Apparat der Fantrennung organisierte, der in einer als Parkplatz abgesperrten Straße und einem zwingend zu benutzenden Bus vom Bahnhof endete. Uns muss noch mal erklären, was denn so gefährlich daran ist, 1,5 km zu Fuß zu gehen. Insbesondere wenn sich das mal auf einer Karte ansieht und sieht, dass die Bahngleise auch noch eine perfekte Trennlinie abgeben würden. Aber wer braucht schon seinen Kopf zum Denken, wenn man ihn auch in einen Helm stecken kann?

Plakat der Osnabrücker Kurve mit dem Aufdruck "Polizeiberichte immer hinterfragen, Bullen aus den Kurven jagen"
Was Osnabrück sagt.

Wir lernten den harten Weg, dass dieser Bus zwingend zu nehmen ist.

Am Einlass wieder dieses komische Phänomen, dass Person A von Ordnungsmensch Y beinah nicht angeguckt wird, während Person B von Ordnungsmensch Z komplett detailliert gefilzt wird.

Was in Osnabrück leider so gar nicht gut ist, sind der Eingang und die Toilettensituation unter dem Gästeblock. Das ist alles sehr alt und eng. Und da man in einen Teil des Gästeblocks auch noch so komische Klappsitze installiert hat, ist die Wegführung im Gästeblock auch sehr komplex und Menschen stauen sich an einigen Orten, während an anderen Orten genug Platz wäre.

Das führt nicht dazu, dass alle Besucher*innen gut stehen können. Und ein Regen, der konsequent fällt und die unteren Plätze unschön macht, macht es nicht besser.

Wir müssen beim FCSP echt sehr viel ernster über Konsum reden. Diverse Menschen waren einfach komplett über jedes vernünftige Level des Rausches hinaus. Menschen, die sich nicht mehr auf ihren Füßen halten können, Menschen, die nicht wirklich mehr supporten können oder einfach brutal übergriffig in ihrem Rausch werden – das ist alles nicht schön. Leute, da muss grundsätzlich ein Umdenken passieren. „Für eine Kurve außer Kontrolle“ heißt eben nicht, dass hier jeder auf Kosten aller Umstehenden wilde Sau spielen kann. Ach ja: Es ist scheiße uncool, im Suff eine Zigarette hin und her zu schwenken. Die kam teilweise sehr nah an Kleidung und Haut.

Am Ende des Spiels zeigte sich das Vorsänger*innenpodest unzufrieden mit dem Support. Aus unserer (wie immer subjektiven) Perspektive war der ziemlich gut. Ein tiefes Dach und ein enger Block helfen da natürlich sehr.

Aufkleber der Mageburger Fanszene mit Aufdruck "Horrorfans"
Wir haben ja mal gehört, dass Selbsteinsicht der erste Weg zur Besserung sein soll

Die beiden Fangruppen synchronisieren ab der 11. Spielminute einen Protest gegen den geplanten Investoreneinstieg. Nur um sich direkt danach mit den üblichen Gesängen zu beleidigen (gar nicht erst das Gerücht aufkommen lassen, man könnte sich mögen). Der Gästeblock hat sich dabei gebogen vor Lachen. Es war so übel ritualisiert. Wie schon gesagt: So richtig Spannungen gibt es zwischen den Vereinen nicht…

Was eher frustrierend war? Unser Spiel. War es fehlende Kraft? Immerhin das dritte Spiel in einer Woche auf einem tiefen und nassen Rasen. In der 2. Halbzeit verloren wir massiv den Faden und damit auch die Möglichkeit, 3 Punkte zu holen. Da wird Fabi massiv mit seinen Jungs drüber reden. Ein weiteres Problem ist auch, dass wir einfach den Sack nicht zumachen. Wir haben in der 1. Halbzeit genug Möglichkeiten, das 2-0 zu machen, aber zur Zeit nutzen wir diese Chancen einfach nicht konsequent genug. Und selbst in Halbzeit 2, in der Osnabrück teilweise drückend überlegen war, haben wir immer wieder Möglichkeiten. Sind dabei aber zu unkonzentriert, zu chaotisch.

Super frustrierend, in Osnabrück zwei Punkte zu verlieren. Acht Unentschieden sind einfach zu viel. Am Ende wären 4 Siege und 4 Niederlagen schlichtweg 4 mehr Punkte. Ja, das drei Punkte-System ist Mist.

Nun ja, es begann also die Rückfahrt. Die dunkle Teezeit der Auswärtsfahrenden. Und außer irgendwelchen FCSP-Fans war auch sonst niemand in den Baustellen unterwegs.

Hamburg hatte uns bald wieder; ein schöner Blick auf den Hafen entschädigt für vieles. Wie weit, meint ihr, würde man mit so einem Containerschiff kommen, wenn man es von der Kaimauer weg klaut? Containerschiffe klauen und die Kaimauer demolieren!

5 Kommentare

  1. Raphael Raphael

    Klogscheeter-Kommentar: 1648 wurden zwei Friedensverträge ausgehandelt, einer in Osnabrück, einer in Münster. Beide wurden schließlich in Münster unterschrieben. Münster = Westfalen. Also: Zu mindestens 66,6 % doch Nordderby! 😛

  2. Blogrentner Blogrentner

    Wir lassen uns die Story doch nicht durch historische Details kaputt machen! ❤️

  3. Raphael Raphael

    Das verstehe ich voll und ganz! Wer braucht schon Details!
    (außer bei Mitgliederversammlungsberichten ;-))

  4. JohnDoe JohnDoe

    Unbedingte Zustimmung zu eurem Kommentar zu den voll sedierten Leuten. Fand ich
    erschreckend & nervig. 1 Stunde vor Anpfiff nicht mehr stehen zu können, ist absolut drüber und ich frage mich, warum solche Leute überhaupt noch reingehen. Vom Ergebnis bekommen die eh nix mehr mit.

  5. Vince Vince

    Ich fand die Stimmung auch brutal schlecht und überhaupt nicht mitreißend. Das Wetter war kacke, sollte aber keine Rechtfertigung sein. Vielmehr sehe ich auch das Grundproblem darin, dass einige Leute einfach völlig zugekifft und/oder vollgesoffen sind. Teilweise waren sicher auch einige dabei, die sonst nicht oft dabei sind und dann einfach nur herumstehen. Am Konsumverhalten muss sich was ändern, so können wir der Mannschaft nichts vorwerfen, wenn die Kurve nicht 100% gegeben hat.

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