Liebste Leser*innen,
uns erreichte ein Antragstext, der morgen auf der MV als Dringlichkeitsantrag gestellt werden soll. Wir wurden gebeten diesen Text vorab zu veröffentlichen, damit möglichst viele Menschen vorab informiert sind.
Dies tun wir auch gerne, alleine schon, weil ein Freund des Blogs „ist doch ein Selbstgänger“ unsere Zustimmungsbereitschaft richtig kommentierte. Hier also der Text:
Dringlichkeitsantrag zur Mitgliederversammlung des FC St. Pauli von 1910 e.V. am 23.11.2023
Thema: Investoreneinstieg DFL 2.0 – „Ein anderer Fußball ist möglich“
Unter anderem durch das Engagement der Vertreterinnen des FC St. Pauli ist im Mai 2023 der Antrag auf Beteiligung eines Investors auf der außerordentlichen DFL- Mitgliederversammlung gescheitert. 20 Klubs stimmten für den Antrag, elf dagegen und fünf enthielten sich. Erforderlich wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit von 24 Klubs gewesen. Knapp sechs Monate später wird jetzt ein erneuter Anlauf gestartet. Bereits am 11. Dezember sollen die 36 Profiklubs den abgeänderten Plan im Eiltempo absegnen. Durch die Beteiligung eines Investors sollen Maßnahmen finanziert werden, die eine Weiterentwicklung in den Bereichen Internationalisierung und Digitalisierung ermöglichen. Obwohl einige Kritikpunkte aus dem ursprünglichen Antrag ausgeräumt wurden und eine Weiterentwicklung der Liga grundsätzlich wohl notwendig ist, wird die fundamentale Kritik an den Auswirkungen und die Frage wie der aktuelle Vorschlag die Liga verändern wird, nicht ausreichend beantwortet. Die Mitglieder von Fortuna Düsseldorf haben sich auf ihrer Mitgliederversammlung letzte Woche bereits gegen die Beteiligung positioniert, wir können nun nachziehen. Die Mitgliederversammlung möge folgendes beschließen: Die Mitglieder des FC St. Pauli stehen einer Beteiligung von Investor*innen an der DFL in der aktuell geplanten Form kritisch gegenüber. Die Mitgliederversammlung lehnt somit die aktuell geplante Beteiligung eines Investors ab.
Begründung:
1.) Die Fanszene Sankt Pauli hat sich bereits im März mit einem Statement und einer darauffolgenden Demonstration klar gegen den ersten Entwurf des Antrags auf Beteiligung eines Investors an der DFL platziert. „Ein Ausverkauf des Fußballs für kurzfristige Finanzspritzen ist keine Lösung, sondern verschärft die Probleme!“ (https://usp.stpaulifans.de/2023/03/ein-anderer-fussball-ist-moeglich-dfl- anteilsverkauf-stoppen/)
2.) Es ist weiterhin unklar und intransparent, woher die Gelder der Private-Equity Investoren stammen. Dies bedeutet im Ergebnis keine umfassende Kontrollmöglichkeit über eine mögliche Mittelherkunft z.B. aus Verstößen gegen Menschenrechte, Waffenhandel oder sonstigen Problemfeldern.
3.) Die Unabhängigkeit der DFL ist in Gefahr. “Mitspracherechte sind das A und O”, so lässt sich einer der am Prozess beteiligten Private-Equity-Player zitieren. Auch wenn die DFL die Mitbestimmungsrechte des Investors begrenzen möchte, so kann und wird dieser bei ausbleibendem Wachstum direkt und indirekt versuchen, Einfluss zu nehmen. Private-Equity Investoren wollen Wachstum um jeden Preis. Das Beispiel (https://www.sportschau.de/fussball/ligue-1/frankreich-ligue-1-investor-cvc- finanzen-geld-krise-100.html) der französischen 1. Liga und CVC zeigt zudem eindrücklich, unter welche Sachzwänge die Zusammenarbeit mit Investoren die Ligen setzt. (Auszug Zukunft Profifußball – https://zukunft-profifussball.de/dfl-investor-2-0)
4.) Außerdem hat der FC St. Pauli vor drei Jahren zusammen mit der Fanszene ein Papier unter dem Motto „Ein anderer Fußball ist möglich“ erarbeitet, in welchem sich klar für einen nachhaltigeren Fußball und eine Abkehr vom „höher, schneller, weiter“ Rattenrennen im modernen Fußball ausgesprochen wurde. Der erneute Versuch, strukturellen Problemen mit einem Investoreneinstieg und den damit zusammenhängenden unkalkulierbaren Risiken zu begegnen und somit die Kommerzialisierung weiter voranzutreiben, stehen im deutlichen Gegensatz dazu und sind somit abzulehnen.
Zuletzt möchte ich betonen, dass ich volles Vertrauen in die Vertreter*innen des FC St. Pauli in dieser Sache habe. Eine Meinungsäußerung der Mitgliedschaft zu diesem richtungsweisenden Thema halte ich jedoch für wichtig, auch um sich hier klar zu positionieren. Denn ein anderer Fußball ist möglich!
(DISCLAIMER: Wir sind nicht die Antragssteller*innen. Bitte bekommt das nicht in den falschen Hals.)
Ja!
Könntet ihr bitte an die Antragssteller weitergeben, dass in dem Antrag eine eindeutige Weisung an das Präsidium fehlt bei der DFL gegen den Inverstorenplan zu stimmen?
Auch wenn unser Präsidium sicher nicht konträr zu einem Votum der MV stimmen würde, ist das nicht klar genug formuliert.