„Dankeschön. Wir sind St. Pauli, wenn ihr Spielwünsche habt, ruft sie einfach!“
„Spielt dasselbe Spiel nochmal!“
„Alles klar, dasselbe Spiel. Und los!“
Liebste Lesende,
wir waren erstaunt, wie viele Menschen den ursprünglichen Bezug zu diesem Gag nicht kennen. Ihr seid entweder zu alt oder zu jung oder nicht nerdig genug, um nicht mindestens einmal auf einer WG-Party die 10 Stunden Version dieses Klassikers zu mindestens 40 % angehört zu haben und es auch bei der 1.500.000sten Wiederholung noch lustig zu finden. Hmmm… wir fragen uns gerade, ob wir euch bedauern oder beglückwünschen sollen.
Schön, dass in der Südkurve irgendwer diese Idee hatte. Abgerundet mit eigentlich der gleichen Choreo wie beim Ligaspiel. Wir hatten unseren Spaß.
Dass diese kleinen bengalischen Lichter richtig gut aussehen, ist ohne Zweifel. Leider häuften sich die Meldungen von Brandlöchern in Kleidungen und auch von Brandwunden. Das ist natürlich unschön und passiert eher bei solchen eigentlich harmlosen Dingern, die man breit verteilt, als bei den großen dicken Pyroteilen, die nur Leute in der Hand haben, die genau wissen, was sie zu tun haben.
Für einen stimmungsvollen Rahmen war jedenfalls gesorgt. Das Millerntor war offiziell nicht ausverkauft, was zum größten Teil an den Plätzen im „VIP-Bereich“ lag. Nun kann man sich fragen, warum man als Verein nicht auf diese (zugegeben abgöttisch teuren) Tickets hinweist, wenn die „normalen“ Tickets ausverkauft sind. Oder die als „normale“ Tickets verkauft. Da spielen viele Faktoren natürlich eine Rolle. Hab ich genügend Personal an so einem auch relativ kurzfristig festgelegten Spieltermin? Wie ist die Nachfrage derer, die „ihren“ Sitz haben wollen? Natürlich ist es einfach zu sagen (das ist jetzt ein fiktives Beispiel): „Verkauf doch einfach H5 als „normale“ Plätze“, aber wenn du damit 10 Sponsoren verärgerst, dann ist das ggf. keine gute Taktik. Und ein Mischmasch von VIP und „nicht VIP“ ist ggf. auch taktisch nicht so richtig gut. Da kommt nämlich schnell „Warum bezahle ich eigentlich XYZ Euro mehr? Nur für die lauwarme Currywurst?“ Und am Ende spielt dann das Geschehen beim Ligaspiel natürlich ebenfalls eine Rolle.
Der Verein hatte gegenüber Schalke sehr deutlich kommuniziert, dass Gästefans im Heimbereich (ausgenommen Haupt) nicht geduldet werden. Es gab sie natürlich trotzdem, aber aus unserer Perspektive ist das mit Fingerspitzengefühl von allen Seiten geregelt worden. Im VIP-Bereich gab es ordentlich Jubel beim Schalke Tor, aber ansonsten war das alles sehr okay.
Denn seien wir ehrlich: Es macht immer noch einen Unterschied, ob ich bei einem Tor kurz jubele oder ob ich mich schon vor dem Spiel mit dem Schal meines Teams mit Rücken zum Spielfeld stelle und zwei Fuckfinger allen FCSP-Fans präsentiere. Und: Ja, natürlich ist Letzteres schon mal passiert.
Und: Nein, wir machen jetzt nicht die Diskussion „Gästefans im Heimbereich“ auf. Das hat so viele Aspekte, und es ist ja nicht so, dass wir als FCSP nicht auch schon massiv Heimtickets gekauft hätten. Schöne Grüße an Hertha.
Ein voller Gästeblock ist allemal schöner als 100 Menschen aus irgendeinem süddeutschen Dorf mit einem Zweitligisten. Zudem lieferte Schalke erstmal einen guten Support. Viele Lieder klingen zwar, als ob sie auf einer ausgeleierten Maxell Audio-Kassette ohne Dolby abgespielt werden, aber das ist halt Style. Dafür viele Melodien, die nicht Standard sind. Über das Niveau der Gesänge müssen wir nicht diskutieren. „Ihr seid nur ein H****sohn Verein“ ist so niveaulos wie keine wirkliche Beleidigung für einen Verein, der aus einem Rotlichtviertel kommt.
Wir hatten diesmal die Rundumperspektive, und es ist ebenso ungewohnt, komisch wie auch spannend, mal auf der Haupt zu sitzen. Man sieht und hört, was die Gegengerade sein kann, aber leider auch, wie selten sie es ist. Boah, wird das laut, wenn da mal der Punk geht! Meistens ist das aber eher New Wave (das ist jetzt ein Spermbirds-Zitat und damit verstehen das wahrscheinlich nur 0,0001 % aller unserer Leser*innen. „They took punk and made it new wave, bullshit“ singen sie in einem ihrer Gassenhauer).
Ansonsten sieht man von dort viel zu viel. Und wird viel zu gut gesehen.
Gefühlt hatten viele Menschen, die bisher glücklos waren, bei diesem Spiel das Glück, an Karten zu kommen, anders können wir uns die Menge an gekauften und getragenen „Spieltagsschals“ von fliegenden Verkäufer*innen schlecht erklären. Kauft doch bei Gruppen eures Vertrauens im Stadion oder im offiziellen Fanshop, da kosten die auch keine 15 Euro…
120 Minuten supporten bei der Kälte geht ganz schön in die Knochen, sodass viele trotz des Weiterkommens im Pokal nach dem Spiel schnell nach Hause ins warme Bett sind. Viele in der Stadt haben dieses Glück nicht; achtet in dieser Jahreszeit noch mehr auf Bedürftige und gebt etwas, wenn es euch möglich ist.
Haben wir schon was zum Spiel geschrieben? Nö. Müssen wir was zum Spiel schreiben? Ja! Fabian rotierte „so halb“ und es ist gut zu wissen, dass der zweite Anzug auch ganz ordentlich passt. Hartel ist trotzdem am Ende mehr gelaufen als ein herkömmlicher Fußballer in zwei Spielen und wir hoffen auf eine Wunderregeneration bis Freitag. Wer sehr gefiel, war Treu. Der Junge war gefühlt überall zugleich. Schade, dass Zollers Ball so fantastisch gehalten wurde, das Tor hätte ihm garantiert gut getan. Aber das ist bei Mittelstürmern so – bei dem einen hält der Torhüter fantastisch, der andere köpft ein klitzekleines Stück mehr in die Ecke und der Torhüter kommt nicht ran.
Eggestein, die Tormaschine. Hand aufs Herz: Wer hätte diese Entwicklung für möglich gehalten?
Spannend ist auch, dass wir nun dreimal hintereinander einem 1-0 Rückstand hinterherliefen. Statistisch verliert man ein solches Spiel grob in irgendwas zwischen 60 und 75 % aller Fälle (die Quellen, die wir fanden, schwanken sehr, aber liegen in diesem Bereich); wir holen zwei Siege und ein Unentschieden. Das ist schon ganz schön fett und spricht auch für unsere Qualitäten. Eine frühe Führung wäre aber auch mal wieder schön. Ja, meckern auf höchstem Niveau.
Ansonsten war das wieder Hürzeler-Fußball vom Feinsten. Geduldig einen Gegner bespielen, sich seiner eigenen Stärke brutal bewusst sein, und irgendwann geht dann schon einer rein. Müssen wir über die Handspielregel sprechen? Nein. Mit VAR wäre das wieder eine „aber der Arm hat nur einen 11 Grad-Winkel vom Körper weg und Handspiel ist es ab 10 Grad“-Diskussion geworden. Als Schalker hätten wir uns über den Pfiff geärgert, aus der braun-weißen Brille ist der natürlich 100 % berechtigt. Cello macht das Ding dann eiskalt.
Mit ein bisschen mehr Glück (oder einem schlechteren Schalker Torhüter) machen wir das auch in 90 Minuten klar. So mussten es 120 Minuten sein, aber Schalke wird am Ende auch für seine eigene Passivität bestraft. Sehr lange wollten die weder den Ball haben noch wollten sie irgendein offensives Zeichen setzen. Klar, da helfen auch diverse Verletzungen im Laufe des Spieles nicht gerade.
Am Ende war dann Jubel. 3. Pokalrunde heißt auch immer 862.400 Euro mehr auf dem Vereinskonto. Selbst wenn man davon Spielerprämien abzieht, ist das natürlich sehr nett. Und da wir nicht auf Rosen gebettet sind, ist jeder Euro gut. Scheiß Kapitalismus.
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht auch ganz gut, daran zu erinnern, dass im Januar/Februar sowohl Asienmeisterschaft als auch Afrikameisterschaft im Fußball ist. Die Gefahr, dass Connor, Jackson und Elias uns für die ersten vier Spieltage nicht zur Verfügung stehen, ist relativ hoch. Ja, es ist komisch, aber Australien ist Mitglied des asiatischen Verbandes. Geopolitik Fußballstyle.
Was in diesem Bericht nicht mehr diskutiert wird: Das von uns dokumentierte Plakat auf der Gegengerade. Dazu ist alles gesagt. Erspart uns und euch weiteres Gelaber. Wer es nicht gesehen hat:
Nun also Elversberg. Das wird ein ziemlich brutaler Test. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Team schwer tut nach zwei absoluten Highlightspielen in kürzester Zeit, und dann sollst du dafür sofort 1.000.000 km anreisen und auf einer erweiterten Bezirkssportanlage antreten. Dass da die Leistungsfähigkeit leidet ist nur menschlich. Hoffen wir das Beste.
Moin !
Ihr schreibt
„Nun kann man sich fragen, warum man als Verein nicht auf diese (zugegeben abgöttisch teuren) Tickets hinweist, wenn die „normalen“ Tickets ausverkauft sind. “
Die VIP-Tickets wurden im Ticker-Onlineshop angeboten. Nach dem Satz „… stehen aktuell keine Karten zur Verfügung.“ kam ein Link VIP-Tickets sind erhältlich. Hab mal drauf geklickt, irgendwas bei 330 oder 350 €.
Die standen dort auch bis zur letzten Minute.
Und ansonsten Danke für Eure lesesnwerten (und lehrreichen „Spiel den Song nochmal…“ ) Texte.
🤎🤍 Nils