Da ist sie wieder – die Fußballsaison. Und weil langsam anzufangen und vorsichtig ranzutasten ja langweilig wär‘, dachte sich die DFL „Ha! Wir schicken den FCSP am ersten Spieltag nach Kaiserlautern. Das ist DIE Idee!“ Wir fahren also halb optimistisch, halb pessimistisch und von der Erinnerung vergangener Spielzeiten geprägt zum ersten Spiel. Die gewonnenen Testspiele machen Mut. Aber folgt auf eine gute Vorbereitung nicht immer eine miese Saison? Lassen wir uns mal überraschen.
Hinkommen
In alter Blogtradition reisten wir getrennt an. Wecker auf 2:30 Uhr gestellt, kaum geschlafen und ab geht die wilde Fahrt. Gute Leute am Bahnhof eingesammelt und in den ICE. Eventuell müssen wir uns erst wieder an das alles gewöhnen. Wie können Menschen um diese Uhrzeit schon so laut sein? Warum haben die so gute Laune? Und an die Regel „Alkohol erst südlich der Elbe“ halten die sich auch nicht. Aber umso länger uns der ICE durch die Gegend fährt, desto mehr finden wir wieder in die ganze Sache hinein.
Nach einer halben Ewigkeit (und vielen Störchen, Kühen und Schafen an der Strecke später) erreichen wir unseren ersten Zwischenstopp Mannheim. Weil man hier in Mannheim Ausschilderung für unnötig hält brauchen wir etwas, bis wir die Schließfächer gefunden haben. Die erste Bahn Richtung Betzenberg ist bis auf den letzten Zentimeter gefüllt, weshalb wir auf die nächste warten. Positiv: Die wird erst nahe Lautern voll. Ist dafür aber olfaktorisch ein Erlebnis. Held des Tages? Der Typ, der die Fenster in bester Einbrechermanier mit einer Scheckkarte öffnete.
Richtig negativ: Mit was sich die Menschen hier so schmücken. Da trägt man schon mal eine Thor Steinar-Gürtelschnalle oder ein Böse Onkelz- und schwarze Sonne-Tattoo. Wir haben lange nicht so offen getragene rechte Symbolik gesehen. Wie häufig da auch irgendwas mit „Ehre, Treue“ blablabla getragen wird, ist echt unfassbar. Lautern, Ihr habt da Verbesserungspotential. Klar, so ein tief in der Region verwurzelter Verein zieht auch den Querschnitt der Region an und wir saßen demnach auch mit ganz vielen unauffälligen Menschen in der Bahn, aber es gibt eben auch die andere Seite.
Süß der junge Herr, der bei schwül-warmen Wetter so doll Ultrastyle lebte, dass kurze Jogger und Sneaker zwar klar gingen, aber seine schwarze Windbreaker auch im vollkommen überfüllten, unfassbar warmen Zug anblieb. Das ist Hingabe. Er und seine Kumpels sorgten mit einem „Tunnel, Tunnel, wenn man reinfährt, wird es dunkel, wenn man rausfährt wieder hell“-Gesang noch für einen echten Schmunzler bei uns. Gefiel.
Nach einer halben Ewigkeit erreichten wir Kaiserslautern. Erste Aufgabe: Bergetappe. Es gab zwar kein gelbes Trikot, dafür aber einen sehr süßen Hund. Wahrscheinlich war er das entspannteste Lebewesen an diesem Tag.
Oben angekommen. Atmen. Weinschorle organisiert und ab in den Block. Liebe Stadionsprechende dieses Landes, bevor das jetzt wieder anfängt: Ihr müsst nicht brüllen, Ihr habt ein Mikrophon. Der Betzenberg ist (sicherlich schon mal erwähnt) eines der schöneren Stadien dieses Landes. Und wenn es laut wird, wird es laut. Wir würden uns jetzt selber auch nicht als die Objektivsten beim Fußballschauen bezeichnen, aber Leute, wäre der Schiedsrichter nicht so pädagogisch unterwegs gewesen, hätte es viel mehr Karten gegeben. Auch für Euch.
Zum Spiel
Die erste Halbzeit war nur was für Liebhaber*innen. Spieler unter Dirk Schuster tun, was Spieler unter Dirk Schuster halt so tun: Sie fallen, sie foulen, sie lamentieren. So alt, so bekannt, so nervig. Da musst Du als Schiedsrichter viel früher klare Signale setzen. Und wenn Du dann endlich mal ne Karte zeigst und Dir der Spieler noch über dem halben Platz hinterher läuft und lamentiert, dann schmeiß ihn halt raus.
Insgesamt wirkte das Spiel sehr statisch und langsam. Wie statisch? Wir schauten die Zusammenfassung des Spiels auf der Rückfahrt. „Schau mal, die stehen nur rum“ – „Das ist der Anpiff.“ – „Nein, das ist die elfte Minute“ – „Oh“. Beide Mannschaften erarbeiteten sich kaum Chancen und standen hinten sicher. Wir hatten einen tollen Abschluss durch Hartel, den jedoch der Lauterer Torwart gut parierte. Zwischenzeitlich wurden wir etwas fahrig und ließen Kaiserslautern etwas mehr ins Spiel kommen.
In der zweiten Halbzeit pinkelten wir das 0:1 – Jackson spielt den Ball lang und weit nach vorne, der Lauterer Torwart verschätzt sich (oder spekuliert auf Abseits? Wenigstens sieht er da äußerst unglücklich aus) und da half auch Reklamieren nicht mehr: Saad ist da und nutzt das aus. Yes. Läuft.
Aber unser Fußballverein wäre ja nicht unser Fußballverein, wenn er nicht dumme Gegentore kassieren würde. Teile des Kollektivs merken sich, dass sie in dieser Saison nicht mehr während des Spieles zur Toilette dürfen. Dann fallen nämlich Gegentore aus dem NICHTS … Formulieren wir es mal so: Ein Teil des Kollektivs pinkelte Tore, das andere Gegentore. Was war passiert? Langer Ball, unsere Innenverteidigung lied zu zweit zum Ball, ließ einen Spieler frei stehen, der Ball kam zu diesem, da stand noch ein dritter Spieler frei und der konnte dann gar nicht mehr anders als ein Tor zu erzielen. Slapstick hoch 3. Fuck. Unnötig. Das Gute war, dass wir uns davon nicht komplett aus dem Konzept bringen ließen und weiter spielten. Ein Zuspiel von der linken Seite fand Hartel mittig vom Tor. Der wurde gelegt, damit Elfer für uns. Wir meckerten noch „oje, der Gefoulte will selber“, doch wir wurden eines Besseren belehrt. In dieser Saison können wir Elfer. Hartel schiebt platziert rein. Die Mannschaftstraube vor dem Gästeblock zeigte: Alle freuten sich. Im und vorm Block. Das haben wir vermisst.
Und was uns positiv auffiel: Die Mannschaft feierte mit den Fans. Sie standen nicht nur mit verschränken Armen da und schauten sich den Block an. Sie hüpften, sie klatschten, sie sangen mit. So macht das Spaß.
Insgesamt war das nicht schön, aber das ist es gegen Lautern selten. Wir standen hinten sicher und schafften es, uns gegen einen schwer zu bespielenden Gegner nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Das Gegentor war dumm, aber wir brachen nicht komplett ein, sondern machten weiter und zwangen Kaiserslautern zu Fehlern, die wir dann ausnutzen. Gibt es noch Verbesserungspotential? Natürlich. Immer. Aber gibt das Selbstvertrauen und Sicherheit? Auf jeden Fall.
Wir haben dieses Spiel nun nicht mit anderen Trainern verglichen, aber dies war das 18. Spiel unter Fabi. Er hat nur in vier Spielen (Sandhausen, Braunschweig, Bielefeld, KSC) das Wechselkontingent ausgeschöpft. Daten laut Kicker und dann per Hand gezählt, hoffentlich ohne Fehler. Auch dieses Mal wechselte er nur viermal. Wie gesagt, wir haben keine Vergleiche gezogen, aber es scheint uns wenig.
Und zurück
Nach dem Spiel dealten wir noch mit Karten und spazierten den Berg wieder herunter. Am Bahnhof dann die Erkenntnis, dass man im Nahverkehr in Rheinland-Pfalz der Meinung war, dass eine klitzekleine S-Bahn/Regionalbahn pro Stunde auch an Spieltagen vollkommen ausreichen würde. Tat sie selbstverständlich nicht. Dann kam natürlich noch die Polizei und musste unbedingt mitfahren und Dinge regeln (siehe gleich), die es eigentlich nicht zu regeln gab, und schon wurdees eng. Am Ende gab es in unserer Bezugsgruppe diverse Lösungen: ICE (ja, da fuhr genau einer zufällig passend ab), früher Zug, später Zug, reingedrängelt und/oder Glück gehabt. Am Ende bekamen alle ihren Fernverkehranschluss in Mannheim.
Dort genossen wir das kulinarische Angebot und deckten gute Menschen für die Rückfahrt ein. Lebenswichtiges Wasser und Kaffee für die Rückfahrt verbessert die Weiterfahrt ungeheuerlich, nachdem ein Teil des Kollektivs aufgrund einer polizeilichen Maßnahme („weiter unten gibt es eine Auseinandersetzung, wir bitten Sie geduldig zu sein, in wenigen Minuten geht es weiter“) vor einer Gruppe behelmter Cops stand und die übervolle S-Bahn nach Mannheim nicht bekam. Machte Laune, NICHT, aber mit drei Punkten im Gepäck, so versicherten wir uns, ist alles leichter zu ertragen.
Achja, wir führten tiefgründige Gespräche und schauen Tour de France bzw. das wenig spektakuläre Topspiel und wünschen uns zum x-ten Mal die Erfindung des Beamens.
Ihr wisst es, die letzte Stunde einer Auswärtsfahrt ist immer die schlimmste. Irgendwie zog sich das ganz schön. Der Zug sammelte aus verschiedenen Gründen Verspätung und wir schwankten zwischen komplett überdreht und tief schlafend. Aber irgendwann hatten wir es auch zurück nach Hamburg geschafft. „Hey, vor 23 Stunden bin ich aufgestanden.“ „Vor 22 Stunden war hier irgendwie mehr los.“
Mit Bus und Auto wurde auch noch gefahren und da hat es in unserem Wahrnehmungsbereich noch genügende platte Reifen und gerissene Riemen gegeben – auch neben dem Platz lief also noch nicht alles rund. Am Ende sind aber alle wohlbehalten nach Hause gekommen.
Das war gut. Anstrengend, aber gut. Unser Tag wird kommen.
PS: Saad, ne? Der gefiel uns ja auch schon letzte Saison. Guter Junge!
PPS: Wir sind immer noch Fans von Jakov!
PPPS: Normalerweise erklären wir unsere Überschriften ja nicht, aber die Statue, die in der Wandelhalle steht, wollten wir Euch nicht vorenthalten, und vielleicht liefert sie auch Erklärung.
Also für mich sieht der Atlas relativ ganznackt aus.