Unser Amateurvorstand Carsten Balschat ist zurückgetreten. Dieser Schritt ist überfällig und rettet so gerade eben noch den Vereinsfrieden. Das Statement lest Ihr bitte, bevor Ihr die folgenden Worte lest.
Trotz seines Rücktrittes bleiben bei uns offene Fragen. Daher nun unsere Kommentierung des Rücktritts.
Herr Balschat hat sich für eine Seite entschieden, das werden und müssen wir akzeptieren.
Es ist bitter und spricht Bände, dass ein Mensch anscheinend lieber in der antidemokratischen und rechtsaußen stehenden DPolG bleibt anstatt beim FCSP für eine bessere Welt zu kämpfen. Wir wissen nicht, wie Herr Balschat persönlich politisch tickt, aber selbst wenn dies aus Bequemlichkeit und Corpsgeist geschah und nicht aus innerer Überzeugung, ist es falsch und sehr schwierig. Man muss für seine Ideale genau dann einstehen, wenn es unbequem ist. „Nazis raus“ im Millerntorstadion rufen kann jeder, in Bitterfeld gegen Nazis arbeiten nicht.
In dem Statement wird – aus unserer Sicht zu Recht – davon gesprochen, dass eine Mitgliedschaft in der DPolG nicht mit dem Amt und dem einhergehenden Werteverständnis vereinbar sei. Wir fragen uns natürlich, warum dies nur für das Amt eines stellvertretenden Amateurvorstandes gilt und nicht für die einfache Mitgliedschaft im FCSP und das Fantum beim FCSP.
Der Amateurvorstand muss sich auch fragen, warum die ausführliche und intensive Auseinandersetzung mit dieser Mitgliedschaft erst jetzt erfolgt ist. Diese Mitgliedschaft ist lange im Verein bekannt. Es haben ganz viele Leute die Füße stillgehalten und intern auf diese Problematik hingewiesen. Diese Bedenken, diese Kritik ist aber vom Amateurvorstand nicht gehört worden. Dann ging Jörn Storm mit seinem Beitrag auf der MV an die breitere Vereinsöffentlichkeit. Es waren eben nicht die Kritiker*innen, die das Thema in die breite Vereinsöffentlichkeit gezogen haben.
Jörn muss sich fragen, wie jetzt dieser starke Sinneswandel zustande kommt. Wir schätzen die Arbeit Jörns und des Amateurvorstandes sehr, aber das war ein Griff ins Klo, wenn man die jetzige Stellungnahme mit dem Beitrag auf der MV vergleicht. Sorry, Jörn, sagen wir dir bei Gelegenheit auch direkt und weißt du wahrscheinlich auch selber: Das war Mist.
Deswegen sind auch die im folgenden zitierten Sätze schlichtweg falsch.
„Wir wollen miteinander sprechen, nicht übereinander. Kritische Diskussionen gehören zu unserem Verein. Entscheidend ist dabei stets, dass wir auch bei großen Meinungsverschiedenheiten einen respektvollen Umgang miteinander pflegen.“
Dazu folgende Anmerkungen: Erstmal ist „wir müssen aber alles immer intern klären“ eine Entschuldigung, um das Mittel des vereinsöffentlichen Drucks zu diskreditieren. „Intern klären“ und damit auch „miteinander reden“ hat selbst bei dem respektabelsten Umgang miteinander Grenzen. Und wie oben geschrieben waren die hier weit überschritten. Leider wird in diesem Verein historisch und auch in diesem Fall sehr häufig erst auf öffentlichen Druck gehandelt. Wenn man also „bitte nur miteinander statt übereinander reden“ fordert, dann tut man dies insbesondere, weil man eben Angst vor diesem öffentlichen Druck hat. Die Formulierung ist also ebenso grundsätzlich problematisch wie sie in diesem Fall einfach falsch ist.
Hinzu kommt Folgendes: Es war nicht Herr Balschat selber, der auf der MV sprach. Es war Jörn. Herr Balschat persönlich hätte die Kritik da, vor der MV oder auch nach der MV entkräften oder mit dem höchsten Organ des Vereines diskutieren können. Hat er aber nicht. Wir haben einen ständigen Fanausschuss, diverse Amateurtreffen, diverse andere Vernetzungen etc. pp., mit denen man reden hätte können. Ja, selbst wir haben einen Kontakt. All dies ist nicht erfolgt.
Daher formuliert der offene Brief den Wunsch nach einer persönlichen Stellungnahme, dem nun wieder durch einen verkündeten Rücktritt ohne persönliche Stellungnahme (!) ausgewichen wird.
In einem demokratischen Verein gehört es auch dazu, zu seinen Positionen zu stehen, wenn man ein Wahlamt in diesem Verein hat. Und dafür muss insbesondere auch auf der MV Raum sein. Ja, der Amateurvorstand wird nicht von der MV gewählt, aber er hat dort ein Berichtsrecht, und obwohl in unserer Satzung (§ 26 Nr. 7) dieses Recht ausdrücklich dem Vorsitzenden zugeschrieben wird, kann und muss das in solchen Fällen flexibel gehandhabt werden. Immerhin wird auch der gesamte Amateurvorstand von der allgemeinen MV entlastet (man kann sich nebenbei sehr gut fragen, ob das eigentlich richtig ist). Und wer in einem solchen großen Verein ein Wahlamt annimmt, muss sich an öffentliche Kritik gewöhnen. Anders kann eine vereinsinterne Demokratie nicht funktionieren. Ja, zu einer vereinsinternen Demokratie gehört wie zu jeder Demokratie sozusagen auch die kritische öffentliche Meinungsäußerung. Sonst wird das nix. Siehe hier, siehe Millerntaler, siehe ganz viele Fälle zwischendurch. Hätte man das alles nur miteinander besprochen, hätten wir nun wahrscheinlich die Paulicard. Ein externer Frieden und „alle fühlen sich jeden Tag wohl und gewertschätzt“ ist eine schöne Utopie, sie ist aber eben nicht ohne Grenze.
Auch wir als Verein müssen uns erheblich fragen, warum es so weit kommen musste. Warum hat es vorher keine Stoppsignale gegeben? Warum geben Abteilungen noch Stellungnahmen ab, wie geil das doch alles ist und wie sehr man DPolG-Polizist*innen toll findet? Werden diese Stellungnahmen eigentlich Konsequenzen haben? Wann verlernen wir endlich mal diese falsch verstandene Toleranz? Warum gibt es niemanden, der Herrn Balschat bei seiner Bewerbung für das Amt sagt „Digga, du bist vielleicht ein netter, aber das geht nicht“? Herr Wendt ist seit 2007 Vorsitzender dieser Gewerkschaft und schon vorher war die nicht gerade progressiv. Die Unvereinbarkeit mit unseren Werten ist also kein neues Phänomen. Es besteht schon sehr lange.