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Immerhin 10€ günstiger als das letzte Mal

“Wir gehen auf DinoJagd und fangen einen ehemals großen. Oh neinein Volkspark. Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Oh nein, wir müssen mitten rein. Pyro zünd. Tore schieß. Klatsch. Klatsch. Fraggles sing.” So hatten wir uns den Abend im Volkspark vorgestellt. Aber bekanntlich kam es anders. 

Wir gehen auf DinoJagd und fangen einen ehemals großen. Oh nein, die Anreise! Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Oh nein, wir müssen mitten rein. Pläne schmied. Pläne schmied. Pläne schmied..”  

Wie immer reisen wir zum selben Ziel, aber dennoch getrennt an. Ein Teil von uns sammelt sich gegenseitig ein und machte sich gestärkt auf den Weg zum Jungfernstieg. Wir sind Air Force One und endlich mal wieder in voller Kollektivstärke am Start. Hier interne Herzchen einfügen. Dort trafen wir liebe Menschen, verpassten viele andere, genossen die Sonne und irritierten ein paar Tourist*innen. Gute, laute Ansprache und dann rein in die S-Bahn. Die Organisation von Sonder-S-Bahnen werden wir einfach nicht mehr verstehen. 

Macht die Gleise frei. Stellt drei Bahnen hintereinander hin. Lasst die Leute einsteigen. Macht die erste Bahn voll. Fahrt los. Lasst die Leute in die zweite einsteigen. Macht die Bahn voll. Und ab damit. 

Stattdessen steht man dekorativ rum und wartet auf einem vollen Bahnsteig. Kommt dann endlich die S-Bahn, steht man in einer vollen S-Bahn dekorativ rum. Die Fahrt selbst nach Othmarschen läuft easy und wir kommen entspannt dort an, und dann? Wieder dekoratives Rumstehen. “Beschützt” von Pferden, behelmten Cops und Wasserwerfern. Ach, und ein Hubschrauber war da ja auch noch! BINGO! 

Irgendwann dann setzte sich der Fanmarsch in Bewegung und wir latschten begleitet von sehr viel mal behelmter und mal nicht behelmter Polizei Richtung Betonschüssel. Rauchtöpfe? Cool. Pyro? Cool. Vogelschreck und Böller mitten im Fanmarsch? Uncool. Ernsthaft, Leute, das geht so nicht. Das Ding ging direkt neben uns hoch. Manche von uns hatten noch Stunden danach (Seniors Note: bei mir Tag danach. Danke für nix) ein Klingeln auf dem Ohr. Von dem Schreck mal ganz abgesehen. Lasst sowas. 

Wir sind immer wieder beeindruckt, wie besonnen und cool unsere Fanszene im Umgang mit Provokationen sein kann. Andere Fanszenen reagieren nicht so besonnen, wenn sie von den Cops gestoppt werden und sich minutenlang Ansagen zur Pyrotechnik anhören müssen, während sie links und rechts von behelmten Bullen gefilmt werden. Und, liebe Rauten, die ihr euch so ganz hart gefühlt habt, als ihr mit hochgehaltenem Schal direkt am Fanmarsch standet: Viele andere Fanszenen dieses Landes hätten euch den Schal gezogen und euch das Grinsen aus der Fresse poliert. 

Dinge die beim Marsch auffielen: 

Viele Leute pissten in irgendwelche Vorgärten, was eher so semi ist. Daher mal Liebe an die Menschen, die ein Dixie nutzten, das da so rum stand. Sich mit Rautentrikot vor die eigene Haustür zu stellen und Zeichen in den Marsch zu machen bringt übrigens freundlichen Cop-Kontakt ein. Mussten schon lachen. 

Sich in einem Marsch über Pyro und die „Kindergartenkinder“ aufzuregen, die das gezündet haben, ist auch eher absurd, liebe St. Paulianer*innen hinter uns. 

“Wir gehen auf DinoJagd und fangen einen ehemals großen. Oh nein, ein Gästeblock. Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Oh nein, wir müssen mitten rein. Treppen steig. WC such. Getränke kauf.” 

Am Einlass angekommen wurden wir von zwei Wasserwerfern begrüßt. Warum tropft aus den Dingern eigentlich permanent Wasser? Angeber. Der Einlass verlief für uns wider Erwarten schnell, aber gründlich. Obwohl wir mit dem kompletten Mob ankamen waren wir in knapp 15 Minuten im Stadion (andere wohl nicht, erst zum oder nach Anpfiff). Das haben wir schon ganz anders erlebt. Die Menschen waren relativ entspannt, es wurde sich lustig unterhalten und die Schlange schob sich zügig Richtung Einlass. Nur ein Dude meinte sich dringend nach vorne drängeln zu müssen, packte eine Freundin von uns von hinten am Arm und zog sie zur Seite. Sag mal – geht’s noch? Ihr habt keine Frauen anzupacken und wegzuziehen, nur weil ihr drei Minuten schneller im Stadion bei euren Kumpels sein wollt. Shoutout jedoch an seinen Kumpel, der hinter uns blieb und zu ihm meinte „Ne Digga, ich drängel jetzt nicht für drei Minuten hier vor.“

Hinter dem Einlass sammelten wir uns, suchten Toiletten und erklommen die vielen Stufen der Betonschüssel. Wir sind ja nicht abergläubisch oder so, aber feste Plätze haben wir auch beim Auswärtsderby. Fahnen wurden verteilt, die Stadionatmo scheiße gefunden und die Cops im Block kritisch beäugt. Wir sind ehrlich: Unsere Erfahrungen mit Polizeigewalt in den letzten Jahren haben dafür gesorgt, dass bei uns behelmte Cops immer großes Unbehagen auslösen und wir im Block schon nach Fluchtmöglichkeiten suchten, sollten diese eskalieren. 

Positiv: Die Rauten haben eine Stadionsprecherin. Negativ: Sie brüllt genauso wie ihre Kollegen. Alles in allem ist das alles schlimm dort im Volkspark. Musik? Schrecklich. Maskottchen? Schrecklich. Choreo? Schrecklich. Wir wussten gar nicht, dass die Rauten Zwickau so toll finden. Oder ist es doch eine Anlehnung an eine amerikanische Burgerkette?

Wir stimmen ja selten Rostockern zu, aber dieser Tweet ist genau richtig: 

https://twitter.com/johndelfinoo/status/1649456038901415958?s=61&t=b5IrE-eX_GQJFvG8APC12A

Wir sind da ehrlich. Fahnen und schönes Leuchten beim Einlauf auf unserer Seite trafen da doch viel mehr unseren Geschmack.

Wir gehen auf DinoJagd und fangen einen ehemals großen. Oh nein, eine 1. Halbzeit. Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Oh nein, wir müssen mitten rein. Klatsch, klatsch, klatsch.” 

Wir kommen schwer in das Spiel. Die ersten Minuten gehören eindeutig den Rauten. Uns scheint, die haben sich unser Spiel gegen Braunschweig angeschaut und hatten den selben Plan. Schnell ein Tor schießen und dann mauern. Der Plan ging zum Glück nicht auf und wir kamen immer besser ins Spiel. 

Ein toller Spielzug, Dapo setzt sich gegen einen HSVer durch und TOR! Halt, doch nicht. Der Schiedsrichter entscheidet auf Foul. Und nein, einfach nein. Sehen wir nicht. Und kommt uns nicht mit „Dapo schaut 3 Sekunden nach rechts oben in den 10. Quadranten des Orion und deshalb ist das Foul“. Das ist doch scheiße. Wie schrieb so schön jemand auf Twitter „das hätten sie im Basketball auch nicht gepfiffen“ und ja, das mag alles regelgerecht sein, aber körperloser Fußball? Ne… Und das gilt nebenbei auch in einigen Szenen, die zu unseren Gunsten gepfiffen wurden. 

Wir lassen uns davon doch erstmal nicht aus der Ruhe bringen. Manolis über die Außenbahn, ins kurze Eck. Ekstase pur. Fraggles im Block. Läuft. 

Wir gehen auf DinoJagd und fangen einen ehemals großen. Oh nein, schlechtes Abwehrverhalten. Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Oh nein, wir müssen mitten rein. Augen zuhalt.” 

Was uns auffällt: Die Spieler wollen. Sie sind wach und da. Was uns auch auffällt: Dieses immer drauf gehen. Dem Gegner permanent auf den Füßen stehen. Ihr erinnert euch an James Lawrence‘ Interview nach dem Derby? Das hat uns jedoch heute bei manchen Szenen gefehlt. Und so fällt auch das 1:1. Alter, Aremu. In der Szene musst du da hin. Du kannst da doch nicht einfach stehen bleiben und zuschauen, wie sich der HSV in aller Ruhe den Ball zurechtlegt. Hau den Ball weg. Hau den Spieler um. Uns egal. Aber Alter – mach was! Nein, das ist jetzt kein Aremu-Bashing, aber es ist halt die emotionale Reaktion, wenn du im Gästeblock stehst und das Unglück sich gefühlt Minuten vorher ankündigt. 

Dann Halbzeit. Eigentlich hatten wir erwartet, dass wir mit einer “Jetzt erst recht”-Haltung aus der Pause kommen. Das absolute Gegenteil war der Fall. Unkonzentriert und fahrig. Das 2-1? Der Ball darf niemals durchkommen zu Jatta! Und dann steht es innerhalb von 8 Minuten 3:1 und du hast das Spiel komplett aus der Hand gegeben. Weil du nicht drauf gehst, weil du nicht hingehst, weil du nicht bissiger bist als der Gegner. Dass ein 1:1 dich aus dem Takt bringt – okay. Aber doch nicht, wenn danach direkt Pause ist.

Wir wechseln beim Stand von 3:1 und bringen Connor Metcalfe und Elias Saad. Und dann ist wieder mehr Zug im Spiel. Und was Elias Saad in seinem zweiten Zweitligaspiel da abreißt macht Vorfreude auf mehr. Er ist griffig, aggressiv, schnell, intelligent am Ball und krönt das Ganze dann auch noch mit dem 3:2. Wir haben Chancen zum 3:3, Eric Smith steht frei vorm Tor und kann abziehen. Wir wollen schon zum Jubel ansetzen. Aber der Ball will einfach nicht ins Tor. Das spätere 4:2 ist gut rausgespielt und Jakov die ärmste Socke in dem Moment. Er muss hingehen, hinter ihm steht schon ein HSVer bereit. Dass der Ball dann so ins Tor geht ist nicht mehr zu verhindern.  Und auch nach dem 4:2 und dem 4:3 (Irvine mit dem Kopf, also alles wie immer) ergeben sich noch gute Möglichkeiten. Aber nein, der Ball will nicht einfach zum 4:4 ins Tor. Abpfiff.

Wir gehen auf DinoJagd  und fangen einen ehemals großen. Oh nein, seltsame Schiedsrichterentscheidungen. Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Oh nein, wir müssen mitten rein. Schimpf. Schimpf. Schimpf.” 

Wir haben es schon vorher beim abgepfiffenen Tor geschrieben. Wir verstehen nicht, was der Schiri da gepfiffen hat. Das nicht gegebene Tor, die gepfiffenen und nicht gepfiffenen Fouls, gegebene und nicht gegebene Karten. Das war definitiv keine Glanzleistung. Aber gut, dass die Rauten sich vor dem Spiel noch lautstark beschwerten, dass Jablonski ja Bremer sei und sie deshalb komplett verpfeifen werde. Am Arsch.

Und wenn wir schon bei Glanzleistungen sind: Die schauspielerischen Leistungen der Rauten sind echt aller Rede wert. Da wird sich minutenlang auf dem Rasen gekullert, Hände vor dem Gesicht und eine Gestik wie im schlechten Western, wenn man tödlich getroffen schauspielern soll und nicht schauspielern kann. Um dann innerhalb von Sekunden aufzuspringen und zum Sprint anzusetzen. Wir im Gästeblock haben kurz geguckt, ob Ostern ist, so viele Tote wie da nach kurzer Behandlung wieder auferstanden sind. Und das ist einfach die Handschrift des Trainers: Bei einigen Trainern machen Teams so etwas, bei anderen nicht. Es ist einfach eklig.  Eine Mannschaft genauso unsympathisch wie ihr Trainer. 

Wir gehen auf DinoJagd und fangen einen ehemals großen. Oh nein, die Rückfahrt. Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Oh nein, wir müssen mitten rein. Shuttlebus fahr.”  

Wir hatten es nach dem Spiel eilig. Wir hatten eine Deadline. Also raus aus dem Block, raus aus der Schüssel, rein in den Shuttlebus, raus aus dem Bus, rein in die S-Bahn und zack, schon waren wir wieder an unserem Auto. Von anderen Menschen haben wir das genaue Gegenteil gehört. Wie kann man eine Abreise so schlecht gestalten – Fanmarsch stoppen und provozieren. Shuttlebusse, die nicht fahren oder nicht fahren können, weil sie dieselbe Route fahren wie sie der Fanmarsch geht. 

St. Pauli ist die einzige Möglichkeit. Drüber können wir nicht. Drunter können wir nicht. Wir sind mitten drin.”  

Das Spiel haben wir selbst durch unsere eigenen Fehler verloren. Wir lasen Menschen, die nach 10 Siegen und zwei Niederlagen nun wiedermal den Rücktritt von Oke und Borne fordern und die Rückholung von Schulle. Diese Erhebung von Schulle zum Allheilbringer und diese ganzen Verschwörungstheorien, wie die Vereinsführung ihn angeblich in seiner Arbeit gestört hat, werden wir nicht mehr verstehen. Und wenn ihr jetzt wegen zwei Niederlagen nach zehn Siegen eure Mitgliedschaft und Dauerkarten zurückgeben wollt: Bitte. Wir kennen Menschen,die stehen auf einer sehr langen Warteliste und würden sich sehr über eine Karte freuen. (Kurze spätere Hinweise: Es gibt Hinweise darauf, dass zumindest der am weitesten geteilte dieser Beiträge wohl eine ironische Anspielung sein soll.)

Was wir aber ganz sicher wissen: St. Pauli ist und bleibt die einzige Möglichkeit. Unser Tag wird kommen. 

PS: Jakov? Wir sind Fans! 

PPS: Der Minifant hat sich richtig angestrengt. Auch Erfolgsgaranten sind mal müde. Er findet nebenbei Schal(Choreos) genauso Scheiße wie seine Besitzerin. Gibt also keinen Minifantschal! 

PPPS: Unser Tag wird kommen! 

PPPPS: St. Pauli ist die einzige Möglichkeit. 

Hamburg ist und bleibt braun-weiß (bisschen Pathos)

PPPPPS: Wir sind auch auf die AEK-bezogenen Plakate der Rauten angesprochen worden. Dazu nur ein paar Feststellung: 1. Antisemit*innen haben beim FCSP nichts zu suchen. 2. Es gibt beim FCSP keine allumfassende Freundschaft. Nicht mal mehr mit Celtic. Viele Gruppen haben Freundschaften mit Gruppen und es gibt zahlreiche Kontakte zu einzelnen Menschen, die Fan anderer Vereine sind. Das ist auch immer unübersichtlich und wir sind immer wieder erstaunt, wie doll sich da Internetmenschen aus anderen Vereinen angeblich auskennen. 3. Wenn es da was zu problematisieren gibt, dann wird das garantiert nicht im Internet diskutiert und auch wir halten sehr wenig davon, solche Sachen hier im Detail zu diskutieren. Wir gehen aber davon aus, dass Probleme unter Freunden angesprochen werden, egal ob im eigenen Verein oder über Vereinsgrenzen hinweg. 4. Wir als Blog stellen immer wieder fest, dass es beim FCSP genügend Menschen mit z.B. antisemitischen und sexistischen Ansichten gibt. Wir verurteilen das. Wir haben auch schon in Bayern- und Werder-Kurven abseits der Ultras gestanden und wissen, was für ekliges Pack da unterwegs sein kann. Das sollte man auch immer bedenken. Selbst die besten Szenen haben mit so etwas zu kämpfen. 

3 Kommentare

  1. Palito Palito

    Ich wollte nur nochmal auf ein Funfact hinweisen, der doch etwas unterzugehen scheint: Mit dem 3:0 aus dem Hinspiel und dem 4:3 Unentschieden vom Wochenende (wobei wir auch noch mehr Tore geschossen haben als die Rauten) bleibt alles wie zuvor, der Stadtmeister kommt vom Millerntor!

  2. Frank G. Frank G.

    Positiv geschrieben und befunden, neben Saad fand ich die Abschläge unseres Vasilj überragend, oft sehr gute Spieleröffnung. Wir hatten die besseren Chancen, die Rauten in Hz 2 außer den Toren keine mehr.
    Dreammodus: 1:0 Afolayan 2:0 Daschner 3:0 Saliakas (Hürzeler erkennt die Fehleranfälligkeit von Aremu und wechselt rechtzeitig vor dem Halbzeitpfiff), Pause, Rauten kommen auf 2:3 ran, aber Metcalfe und Saad erhöhen auf 5:2, Smith und Jackson machen es mit dem 6 und 7:2 historisch. Tja…wär drin gewesen. 🙂
    WE LOVE ST.PAULI ❤️

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