Liebste Lesende,
ein Teil von uns war am Wochenende nach dem Paderbornspiel noch klassisch groundhoppen. Da unser Chefstatistiker leidenschaftlicher Groundhopper ist, haben wir ihn mal begleitet. Bereits vorab: Vielen Dank für die ganze Planung des Trips, denn unsere Haltung war doch schon sehr „mach mal“. Danke, dass wir mit durften.
Seien wir ehrlich: Groundhopping ist eine Faszination, die wir nicht wirklich teilen. Ja, auch wir haben Spaß daran, mal einen Sonntag auf einem Amateurfußballplatz zu verbringen und dabei eine Wurst oder einen Kuchen zu genießen, aber ob das nun ein „Revisit“ ist oder ein „Nebenplatz“ ist uns dabei ziemlich egal. Aber es ist doch schön, dass jeder fußballinteressierte Mensch das Hobby ein bisschen anders lebt, und Abneigungen gegen Hopper*innen? Ne, mal ehrlich Leute, dafür sind das doch Menschen, die einfach super sympathisch bekloppt sind. Und auch niemanden stören. Und das ist der riesige Unterschied zu z.B. Youtubevloggende, die im Stadion ungeniert und durchgängig filmen und Videos machen und/oder Übertreibungen aneinander reihen. Groundhopper*innen sind da eher Blogger*innen mit zwei Fotos (Sportanlage und Choreo (wenn es denn eine gibt)) und die ansonsten das Spiel in Ruhe verfolgen und die eigene Geschichte des Spieles bewundern. Und wenn man sie fragt, erzählen sie einem gute Geschichten. „Da in der Kreisliga A, da spielte noch ein Team mit einem echten Libero“ oder so ähnlich.
Leider wurde uns kurzfristig aus Sicherheitsbedenken ein aufregenderes Spiel unter der Nase weg verlegt, so dass wir dreimal in den Genuss von niederem Amateurfußball ohne wirklichen Fansupport kamen.
Die einzelnen besuchten Spiele:
Achilles Veen – SV ARC 2-1
In Veen hatte man am 07.06.1944 nichts Besseres zu tun, als einen Fußballverein zu gründen. Es tobt der 2. Weltkrieg und am Vortag sind die Alliierten in der Normandie gelandet? Alles Nebensächlichkeiten, lass uns mal einen Fußballverein gründen. Details der Gründung sind uns nicht bekannt, der Verein gibt das aber als sein Gründungsdatum an.
Was gibt es sonst zu berichten? Die haben ein Maskottchen – das aggressive Huhn (siehe Foto) -, welches sich nach dem Einlaufen aber umzieht und dann nicht mehr gesehen wird. Das Ballkind darf den Ball einmal rituell ins Tor schießen. Das Stadion ist modern und es gab sehr leckere Pommes (wir sind nur zum Essen hier…). Wir können verstehen, warum immer mehr Vereine Kunstrasenplätze haben, aber da sind wir Traditionalist*innen – richtig schöne Acker sind einfach besser.
Einen solchen Acker hatten wir dann abends bei
Herveling Red Star Haasdonk – SK Berlare 1-1
(Die Groundhopperapp sagt immer noch 0-0, das ist aber nicht richtig.)
In Belgien ist alles ein bisschen kleiner, aber ein schönes Clubheim mit VIP-Raum (für die VIP gab es in der Halbzeit erstmal Kurze) versorgte uns mit Snacks und Suff. Das Spiel auf dem Acker hatte zwei sehr unterschiedliche Halbzeiten: Halbzeit 1? Verschlafen von beiden Truppen! Halbzeit 2? Wir wollen beide bis zum letzten Ball gewinnen! So etwas wie hinten rum spielen? Vergiss es! Das Rahmenprogramm war Musik der Marke Ballermann, dazu ein vollkommen übermotivierter Stadionsprecher. Alter Schwede. In der 1. Halbzeit waren echt noch die Nachtbeleuchtung der Industrie- und der Windkraftanlagen spannender. Was auffiel: Eine unfassbare Grundaggressivität der Gäste. Bereits in Minute 0 mit heftigstem Einsteigen, dann wurde bei jeder Entscheidung diskutiert bis zum Umfallen.
Am Sonntag dann noch
VV Heino – RKVV Westlandia 3-0
Ohrwurmgarantie! Vor dem Spiel noch ein Restaurant besucht, welches nach dem Prinzip „da stehen ganz viele Rennräder vor der Tür, das muss gut sein“ ausgesucht wurde. War es dann auch. Pommes mit Parmesan? Wir sind Fans! Dass Holländer*innen ihre teuren Rennmaschinen einfach so an die Kirche lehnen, während sie im Restaurant sitzen? Ungewöhnlich. Dass sie gepflegte 2 Bier wegschnackeln, bevor sie weiter fahren? Noch ungewöhnlicher.
Der Platz hatte wieder Kunstrasen, aber dafür auch eine kleine Tribüne, die irgendwie Charme hatte. Was aber auch an der Sonne und dem fehlenden Wind gelegen haben könnte. „Noch einmal kurz die Sonne genießen, mal abwarten, wann man die wiedersieht.“ Das Spiel wurde auch per Radio übertragen, so dass im Hintergrund immer die Reporterstimme zu hören war. Herrlich.
Nochmals danke an unseren Chefstatistiker für das Mitnehmen und auch für das Fahren!