(Ein Nachruf geschrieben vom Senior)
Heute vor dem Spiel haben wir erfahren, dass Antje verstorben ist. Wir sind unfassbar traurig, verlieren wir doch den besten Menschen, den wir je kennengelernt haben. Es folgt ein Nachruf. Krebs ist ein Arschloch.
Laut eigenem Bekunden ist sie 2003 zum Fußball gekommen, und gefühlt müssen wir uns dann auch direkt über den Weg gelaufen sein. Ihr erinnert noch den Beginn der „Basis St. Pauli“? Wahrscheinlich nicht, denn heute ist euch dieser Fanclub als angenehmer Haufen mit einem Liveticker bekannt. Der Beginn der Basis war etwas nassforsch, und viele Menschen hatten zu Beginn Vorbehalte. So auch ich. Und dann lernte ich die „Fotografin der Basis“ kennen. Ob sie es überhaupt war? Ich hab es nie erfahren und es spielt auch keine Rolle, sie wurde so vorgestellt. Antje blies sofort alle Vorurteile weg und sehr schnell eroberte sie einen Platz in meinem Herzen. Und den hat sie und wird sie nie wieder verlassen.
Antje war vielen für ihre Fotos bekannt. Viele wichtige Momente der letzten 20 Jahre hat sie festgehalten – mit „Die Kunst des Aufstiegs“ mit einem sich warm machenden Boll davor oder Lechners Jubel nach seinem Tor gegen Hertha im Pokal seien nur zwei Beispiele hier erwähnt. Wir als Blog haben immer wieder auf ihre wundervolle Kunst zurückgegriffen; unser Headerbild ist von ihr. Diese Kunst wird uns als Blog sehr fehlen. Das Design unserer Aufkleber? Ist ebenfalls von Antje. Wir als Blog würden im wahrsten Sinne des Wortes anders aussehen, wenn Antje uns nicht verschönert hätte. Jeder unserer Aufkleber wird ab jetzt ein Andenken an dich sein <3
Jahrelang haben sie und ich uns die Fotos für den FCSP nach dem grundlegenden Prinzip „ich auswärts, Antje zu Hause“ geteilt. Ihre Qualität habe ich mit meinen Fotos nie erreicht; zwischen uns lagen Welten.
Noch mehr als die Künstlerin wird mir aber der Mensch fehlen. Für jeden ein Lächeln übrig, bei vielen sehr beliebt. Man konnte mit Antje laut sein und man konnte mit Antje leise sein. Man konnte in einer Gruppe mit ihr auswärts fahren und Spaß haben oder mit ihr sehr früh morgens ans Meer fahren, schwimmen gehen, wenn andere noch schlafen, und dann still auf das Wasser blicken. Man konnte über alles mit ihr sprechen und sich immer auf sie verlassen. Sie ist an so vielen Punkten in den letzten 20 Jahren mit unseren Leben verbunden.
Ich war gemeinsam mit Antje bei vielen Spielen des FCSP und habe so viele Erinnerungen, die ich nie vergessen werde. Eine von DEM Spiel in Erfurt möchte ich teilen. Wir waren im Innenraum, schon sehr lange vor dem Spiel, angespannt und fröhlich. Im Innenraum soll man neutral sein, und das waren wir auch. Aber nach einem Foul im Mittelfeld in der ersten Halbzeit an einem unserer Spieler entfuhr Antje trotzdem ein lautes „EEEEYYYY“. Ich habe es gefeiert.
Es wird mir fehlen, wie sie vor Heimspielen mit ihrem Rad angeflogen kommt und dann vor den Fanräumen alle Menschen herzlich begrüßt und man mit ihr schnacken und witzeln konnte. Dieser Sonnenstrahl auch bei schlechtestem Wetter wird nicht nur mir fehlen. Niemand hat so viele Fotos von mir gemacht wie Antje. Durch ihre Galerien der gemeinsam besuchten Amateurspiele zu klicken ist für mich immer ein „Mann, war ich mal dick“- oder ein „Mann, war ich mal dünn“-Moment. Ich hatte die Haare mal schwarz gefärbt? Hätte ich verdrängt, wenn Antje es nicht festgehalten hätte. Einen scherzhaften Fuckfinger von mir hatten selbst meine Kolleg*innen online gefunden. Ist zum Glück nicht mehr zu googeln.
Antje war aber nicht nur während des Fußballs bei mir, auch außerhalb davon war Antje in vielen schönen Momenten da. Das Foto, welches in diesem Artikel verwendet wird, ist bei einer privaten Feier aufgenommen worden. „Ich möchte nicht nur Fotografin sein“. Nein, Antje, du warst nie „nur Fotografin“, du warst immer Gast und Freundin, mehr als das: Du warst einer unserer wichtigsten Menschen. Wir werden nun schöne Momente ohne dich feiern müssen und es wird weh tun, weil du nicht mehr da bist.
Wer macht nun den weltbesten Latte für mich? Niemand, denn deiner war der beste und wird es immer bleiben. Der Aufstieg in deine Wohnung unter dem Dach war immer ewig, aber er war es immer wert. Weil du da warst, dein Lachen, und dein wundervoller Kaffee. Den ich nach deiner Ansicht immer zu schnell trank, aber der einfach zu gut schmeckte, um ihn auch nur eine Sekunde länger als unbedingt notwendig stehen zu lassen.
Mir werden Deine vielen Talente fehlen. Du konntest unfassbar gut mit Kindern und Kinder liebten Dich. Du konntest kreativ alles, was man sich vorstellt. Mich unkreativen Menschen hast Du damit immer schwer beeindruckt.
Niemand schmiss so gut einen Tresen wie Antje. Oder wie sie es sagen würde: „Einmal Tresenschlampe, immer Tresenschlampe“. Wenn man in einer Gegend aufwächst und hinterm Tresen steht, in der sowohl Kölsch als auch Alt getrunken wird, dann vergisst man das wahrscheinlich nie. Und da wir alle wissen, wie gut sie auch in schwierigen Momenten agieren konnte, hat sie bestimmt einen Hammerjob gemacht.
Ja, Antje hatte Meinung und hat sie vertreten. Wenn jemand bei allen beliebt ist, dann hat man immer die Befürchtung, dass das an einer gewissen Konturlosigkeit liegt. Nicht bei ihr. Und sie war so charmant und so einnehmend, dass ihre Meinung gehört und von allen respektiert wurde. Ihre Meinung war immer gut gebildet und gute Argumente haben sie immer überzeugt. Mensch, was haben wir uns einen Abend auf dem Parkplatz vor deiner Wohnung den Kopf über die Quote heiß geredet, obwohl wir alle eigentlich der gleichen Meinung waren!
„Ich mag die ja“ sagte sie mit einem Lächeln über eine heutige Aufsichtsrätin. Weil Antje weibliche Solidarität kannte und lebte. Und ein natürliches Gespür dafür hatte, wer gut für uns als FCSP ist.
Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihren Freund*innen. Als Blog und als Freunde danken wir von Herzen M., S., T., V. und F. stellvertretend für die vielen tollen Menschen, die sich so unglaublich um Antje in den letzten Monaten gekümmert haben.
Sie sagte während der letzten Wochen mal, sie würde so viel zurückbekommen, dass es quasi das Beste sei, was ihr passieren konnte.
Was für ein unglaublicher Mensch du warst!
Du hast uns allen soviel gegeben; wir hätten nie genug zurückgeben können. Du lässt viel hier zurück und nimmst doch so viel mit.
Antje, du bist jetzt nur vorausgegangen. Wir kommen nach. Wir werden uns wiedersehen. Bis dahin werden ich und wir alle beim FCSP und darüber hinaus dich unfassbar vermissen.
Jedes Tor und jeder Punkt heute waren nur für dich.
danke dafür, Senior, sehr schön geschrieben! 🖤
Danke für den schönen Nachruf, Senior, er wird Antje gerecht.
Ja, so war sie, ein durch und durch wunderbarere Mensch.
Und doch auch soviel mehr. Für so Viele.
Ich hoffe, wir sehen uns auf Ihrer Aufstiegsfeier.
[…] Trotz all dem Jubel und der ganzen Freude sind wir immer noch unendlich traurig. Unseren ausführlichen Nachruf auf diesen tollen Menschen lest ihr hier. https://www.magischerfc.de/2023/03/love-you-forever/ […]
Gut geschrieben
Liebe Antje!
Deine Gesellschaft in meiner Berliner Wohnung, für einen kurzen Zeitraum, gestaltete sich so angenehm. Wir haben Tatort gemeinsam geschaut und hatten schöne Gespräche. Du hast meine fedrigen Haustiere unterhalten und einen großen liebevollen Eindruck hinterlassen. Ich bin dankbar für unsere Begegnung. R.I.P
[…] Antje war auch für uns einer der Kernbestandteile der Fanszene, wir haben manches miteinander erlebt und immer gern Zeit mit ihr verbracht – sei es rund um ein Spiel, bei Demos, zufälligen Treffen oder wann auch immer. Es ist nach wie vor schwer vorstellbar, Antje gehörte einfach dazu und nun müssen wir sie für immer missen. Nicht aber unsere Erinnerungen an sie. Oder ihr Werk, welches beispielsweise in wundervollen Bildern weiterleben wird. Gerade enge Freunde und ihre Familie gehört unser Mitgefühl. Ich verlinke jetzt schweigend noch https://www.fcstpauli-museum.de/blog/2023/03/erinnerung-an-antje-frohmueller/ sowie https://www.magischerfc.de/2023/03/love-you-forever/. […]
„Wer macht nun den weltbesten Latte für mich? Niemand, denn deiner war der beste und wird es immer bleiben. Der Aufstieg in deine Wohnung unter dem Dach war immer ewig, aber er war es immer wert.“
Bei diesen Worten bekam ich einen Trauerknoten im Hals, als langjähriger direkter Tür-an-Tür (Lieblings-)Nachbar und Freund hat mich dieser Nachruf sehr berührt. Antje war eine ganz besondere Person, schön zu wissen, wie sie die St.Pauli Umwelt wahrgenommen hat und auch wahrgenommen wurde. Sie fehlt mir sehr.
Danke für die schönen Worte.