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Podcast des FCSP,  Teil 2 „29:59 WTF?“ 

Wir haben uns wie angekündigt auch die zweite Folge des Vereinspodcasts „Don’t call it a Kultclub“ angehört. Und dachten beim Hören Dinge wie „interessant“, „oh, mehr Frauen“ und „das kann man sich wirklich anhören“. Bis Minute 29:58. Da dachten wir dann „What the fuck?“ Rassistische, menschenfeindliche Gesänge abzuspielen, in denen sogar mehrfach das N-Wort fällt? Nein, Leute, wirklich nicht, auch nicht in einer Folge, in der es um den Antifaschismus beim FCSP geht. Wobei – „auch nicht“? „Erst recht nicht“? Nein – niemals! Niemand braucht Beispiele für rassistische Gesänge. Wir alle kennen sie, jede*r weiß, was gemeint ist. Hier kommt es zu einer puren, komplett überflüssigen Reproduktion. Die ganze Folge benennt eindeutige Standpunkte und verkündet „zero tolerance“ – und dann das. Ungefiltert.

Jetzt mal ehrlich, lieber FCSP: Ist niemand während der ganzen Produktion auf die Idee gekommen, dass das doof ist? Für niemanden war das ein Problem? Alle waren okay damit, Rassismus zu reproduzieren? Mal ganz abgesehen davon, dass alleine schon die Überlegung, das da rein zu schneiden, vollkommen abstrus ist. Niemand hat in der Produktion, bei der Nachbearbeitung oder beim nochmaligen Anhören gedacht, dass das scheiße ist? Als Podcast, den der Verein vermarktet, den er sich produzieren lässt, darf das nicht passieren!Es ist dabei egal, ob das mit irgendeiner Art des Vorsatzes oder aus grober Fahrlässigkeit passiert. Das ist maximal beschämend und nicht zu tolerieren. 

„Aber das waren doch nur Beispiele zur Untermalung“, hören wir schon Menschen sagen. Das einzige, was uns dazu einfällt ist: Fickt euch. Niemand braucht da eine Untermalung. Oder: „Wenn der Kontext klar ist, …“ Nein, nichts da – es gibt keinen Kontext, der so etwas erlaubt.

Jahrhundertelanges Leid und Diskriminierung sind keine Untermalung, nur damit weiße privilegierte Menschen sich Rassismus besser vorstellen können. Da kann man sich noch so oft antifaschistisch und antirassistisch nennen – wenn solche Fehler passieren, dann ist es noch ein sehr weiter Weg, bis man es wirklich ist. Und ja, uns ist klar, dass da eine Triggerwarnung vor der Folge ist. Das ändert für uns nichts. 

2 Kommentare

  1. Raphael Raphael

    Der Beitrag ist, um mal eins der neuen Modeworte zu verwenden, „schwierig“. Nicht im Sinne von schlecht, aber schwierig, weil er in seiner Konsequenz einige Fragen aufwirft und ein ganz komisches, ungutes Gefühl hinterlässt.

    Sollen denn zukünftig keine historischen Original-Quellen, zum Beispiel aus der Nazi-Zeit, mehr gezeigt werden? Ich bin als Jugendlicher Antifaschist geworden, weil ich schlimme Bilder aus dem „Dritten Reich“ gesehen habe. Und ich werde mich bis an mein Lebensende dafür einsetzen, dass Jugendliche mit Original-Bildern und Tönen konfrontiert werden. Dass sie Neuengamme, Theresienstadt und Auschwitz am Original-Schauplatz besichtigen. usw. Um zu kapieren, dass solche beschissenen und menschenverachtenden Verhaltensweisen keine abstrakte „Ich erzähl euch jetzt was“-Story sind, sondern genau so vorgefallen sind. Es ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit. Niemand kann so behaupten, dass das ja alles gar nicht stimmt. Man muss und kann den Menschen auch Dinge zumuten, die eine Zumutung sind.

    Ich finde es deshalb total gut und richtig, dass diese Aufnahmen in dem Podcast abgespielt wurden. Mich schaudert es immer noch, wenn ich sie höre, und das geht wahrscheinlich jedem so.

    Übrigens: Auch im aktuellen Podcast des 1910-Museums wurden Originalzitate mit sexistischer Kackscheiße „reproduziert“, wie Ihr es nennen würdet. Es gibt halt Dinge, die sind so krass, dass man sie oft erst hören oder sehen muss, um zu glauben, dass das jemand wirklich so gesagt hat.

    Und wenn man sich auf Eure Position einließe und sagt: Bestimmte Dinge sollten nicht „reproduziert“ werden, dann stellen sich doch die Fragen: Wo liegt die Grenze zwischen zeigbar und nicht mehr zeigbar? Und wer entscheidet, wo diese liegt?

    Schwierig.

  2. Markus Altekrüger Markus Altekrüger

    Moin zusammen, ich schließe mich Raphael an, denn ich habe die ähnliche Erfahrung gemacht. Ich bin Anfang der 90er nicht als Antifaschist zu St Pauli gekommen. Der wurde ich erst, als ich mit Idioten auf der anderen Seite konfrontiert wurde und sah, dass es wirklich solche Arschlöcher gibt, die so eine Scheiße von sich geben. Erst als ich es gehört habe hat es was in mir ausgelöst und ich fing ich an, mich damit zu beschäftigen.
    Ich bin der Meinung, dass man junge unbedarfte Leute mit Scheiße konfrontieren muss damit sie erkennen dass es auch wirklich Scheiße ist. Wenn ich meinen Kindern immer die Ohren zuhalten würde, wenn Idioten rassistische, faschistische oder sexistische Scheiße von sich geben, lernen meine Kinder es nie. Im Gegenteil, sie finden es vielleicht sogar cool, weil es so anrüchig und verboten ist. Aber ich konfrontiere sie damit, tausche mich mit ihnen darüber aus und kläre sie auf. Das bringt am meisten.

    Traurig und bedenklich finde ich euer „Fickt euch! „. Das zeigt, dass ihr keinen Respekt vor anderen Meinungen habt, auch nicht vor meiner und meiner Erfahrung. Wir wollen zum selben Ziel, aber auf unterschiedlichen Wegen.

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