Wir hatten am Vorabend ein Bier zu viel, gepaart mit ganz viel sehr leckerem japanischen Essen. In Fürth. Wir hatten eine gute Party, eine mit Sprint zur S-Bahn. Was will man mehr? Der Morgen war wegen dieser Dinge geprägt von sehr viel Kaffee und Sätzen wie „Das letzte Bier war schlecht“. Trotzdem: Frühstücken, Knochen sammeln, ab zum Stadion. Dessen Namensgebung ist ein Politikum in Nürnberg, müssen wir nix zu schreiben. Dabei liegt doch der „Oktogon“-Name ob der sehr einzigartigen achteckigen Form auf ewig griffbereit.
Parken ist hier tatsächlich immer total problemlos. Nicht so problemlos hingegen der Auftritt der Cops, behelmt, in riesiger Anzahl und mit Pferden. Alles so ein bisschen überflüssig, selbst wenn man da eine gewisse Brisanz wegen der Freundschaft USP/Schickeria hineinreden wollte.
Was auch so ein bisschen fragwürdig ist sind Cops, die in Zivil (oder sehr dezenter Uniformjacke) mit „Fanbetreuung Gästefans“-Westen herumlaufen. Eine „Betreuung“ ist nicht euer Job und mit euch reden sollte auch niemand.
Der Gästeeingang ist in den letzten Jahren von „ein Tor und ein paar Gitter“ zu einem Hochsicherheitsdrahtlabyrinth mutiert. „Du kannst mit Einlasssituationen halt auch gewisse Reaktionen provozieren“, sagte eine kluge Frau zu uns. Grüße an dieser Stelle! Drei abtastende weibliche Ordnerinnen? Viel zu wenig; immer wieder bemerkenswert, wie wenig da auf ausreichend Personal geachtet wird.
Irgendwann hatten wir es dann aber in den Block geschafft und ließen uns vom Stadionsprecher anbrüllen. Warum das erst schreiend laut ist und dann immer leiser wird? Unverständlich. [sic!]
Die Hymne der Nürnberger „Die Bürste lebt, auch wenn die Zeit sich dreht“ oder so ähnlich ist die typische Mischung von viel Pathos und wenig musikalischer Kreativität. Wie beinah alle Hymnen. „Gänsehaut“ macht sie bei uns nicht, lieber Stadionsprecher. Wobei: Auch mit Fingernägeln über die Tafel kratzen kann Gänsehaut hervorrufen. (Anmerkung: vielleicht ist der Schunkelmodus des Einlaufliedes „Schuld“, dass Nürnberg so ineffizient war!?)
Wir hatten auch gedacht, dass zum Erinnerungstag eine Gedenkminute gehört. Es gab eine Ansage, die man nur halb verstand und dann ein schnelles Foto. So richtig ein Symbol wird so nicht transportiert. Wir alle erinnern die sehr beeindruckende Schweigeminute, die es zu diesem Anlass im Januar 2018 gab. Das WAR ein Symbol.
Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels wissen wir nicht, ob in allen Stadien auf eine Schweigeminute verzichtet wurde. Solltet ihr am Wochenende was mitbekommen haben, schreibt es gerne in die Kommentare.
… heute nur so halbdynamisch
Der Ausfall von Smith ließ uns Flashbacks bekommen. Aber um dies vorweg zu nehmen: Das sah schon ordentlich stabil aus. Was auch gefiel: Das Spiel wurde von unserer Seite ausgeackert.

Im Mittelfeld wurde kein Millimeter dem Gegner überlassen und zweite Bälle waren immer wieder an braun-weißen Füssen. Das war in der Hinrunde nicht immer so.
Trotzdem sprechen viele Statistiken am Ende zu Recht für die Nürnberger, denn unsere offensiven Bemühungen waren immer noch viel zu zäh. Zu häufig wurde der langsame Ball gewählt oder der Ball leichtfertig wieder verloren. Die „Umschaltmomente“ waren nicht wirklich da. So entwickelte sich ein teilweise unansehnliches 0-0 Spiel, das wir dann jedoch 1-0 gewannen.
Weil? Weil Jakov den Schädel in eine Flanke hielt. Die nach einer kurz ausgeführten Ecke in den Strafraum segelte. „Kurze Ecken! Immer Scheisse! Oh… äh… für den Gegner!“
Wir können fröhlich verkünden, dass damit ein uns neu zugelaufenes Plüschalpaka nun „Jakov“ heißt, sollte es doch nach dem ersten Torschützen benannt werden. (Passend, denn wir sind Fans!)
In der zweiten Halbzeit zeigten Maurides und Dapo, was sie uns bringen können. Klar bedarf es da noch viel Eingewöhnung, aber Dapo mit seinen schnellen Läufen und Maurides mit seiner Körperlichkeit sind Fähigkeiten, die uns fehlten und die in diesem Spiel gute Momente schufen. Und der von Maurides raus geholte Freistoß zeigte auch, dass der eine riesige Portion „Cleverness“ mitbringt.
Viele andere Dinge muss Fabi noch ansprechen im Training. Zuviele leicht vertändelte Bälle, zuviele nicht konsequent abgeschlossene Angriffe. Da ist noch viel Luft nach oben.
Aber wir haben diese Saison auch schon viele Spiele ganz ungerecht verloren oder noch unentschieden gespielt, da darf man so ein Spiel auch mal glücklich nach Hause schaukeln.
Es überwiegt bei uns gerade die Erleichterung. Gewonnen! Endlich mal wieder auswärts! Immerhin erst der vierte Sieg überhaupt diese Saison. Und nun zwei Heimspiele vor der Brust. Das ist so gut! Das sollte doch auch mal ein Brustlöser sein. Erster Auswärtssieg zu null seit dem 22.02.2020. Da war noch nicht mal Corona. Und es war ein Derby. Ihr erinnert euch vielleicht.
16 Punkte noch bis Platz 3. Das schaffen wir. Fabi mit seinem 3,0 Punkteschnitt als Cheftrainer regelt das.
Weiter, immer weiter!
Im Weserstadion gestern gabs statt einer Schweigeminute ein sehr schlecht getimtes Erinnern. Kein Vergeben, kein Vergessen ging in den ‚Werder, Werder‘ Anfeuerungsrufe der Ostkurve unter, da das Team just in diesem Moment der Rede das Aufwärmen dort beendete und den Platz verließ. Diese Abläufe sind doch sehr wohl bekannt, ich war also extrem verwundert, dass hier ausgerechnet bei Werder nicht angemessen darauf geachtet wurde.
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