Vorwort
Liebste Lesende, herzlich willkommen zum nächsten Beitrag aus Vorbereitungsreihe zur MV. Bis zur MV sind noch geplant:
1. Dieser Artikel
2. Ein „wie geht es dem FCSP im Großen und Ganzen?“-Artikel
3. Eine Vorstellung der Kandidat*innen zum Ehrenrat
4. Freundliche Worte für die ausscheidenden Menschen aus dem Aufsichtsrat.
Ich hoffe, ich schaffe das alles. Und damit ist auch wieder der übliche Hinweis erlaubt: Vorbereitungsartikel zur MV stammen aus der Feder unseres Seniors. Das ist seine Baustelle seit vielen Jahren.
In dem Ehrenratsartikel werde ich auch noch mal auf Christoph Schleuter eingehen, der seine Kandidatur nun doch fortführen möchte und uns eine kurze Vorstellung seinerseits geliefert hat. Die möchten wir euch nicht vorenthalten und denken, dass sie in diesen Artikel am besten passt. Ob es so sinnvoll ist, ein „rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ vor einer Kandidatur durchzuführen, sei mal dahingestellt. Ob die Kandidatur rechtlich durchgängig bestanden hat, müssen andere Menschen prüfen, da möchte ich ehrlich gesagt kein Votum zu abgeben, dafür fehlt mir Sachverhalt. Vorstellung aber später.
Wir haben zur Zeit nur drei auf der Homepage veröffentlichte Anträge. Ob da noch mehr in der Pipeline sind, wissen wir nicht. Letztes Jahr gab es noch einen sehr späten Nachschlag auf der Homepage. Falls wir dann noch Zeit haben, hauen wir da noch Last Minute was raus. Wenn ihr jetzt weiter lest, dann setzen wir die Kenntnis der oben verlinkten Anträge voraus. Wir kennzeichnen die mit einem Schlagwort, welches uns sinnvoll erscheint.
Satzungsänderung „Onlineformular“
Unsere Satzung sah bisher vor, dass ein Aufnahmeantrag in den FCSP schriftlich erfolgen musste. Das ist für einen Verein gesetzlich nicht vorgeschrieben, man kann rein vom Gesetz her auch durch eine mündliche Erklärung Mitglied werden. Rein rechtlich handelt es sich bei unserer bisherigen Schriftform also um eine „Vereinbarte Form“ im Sinne des § 127 BGB. Wenn ihr da in den Absatz 3 guckt, dann kann man diese schriftliche Form auch digital herstellen. Aber das hat der deutsche Gesetzgeber wieder so gründlich geregelt, dass es sehr viel einfacher ist, eine alternative Form einfach in der Satzung zu regeln, als in einem Onlineformular eine ausreichende Schriftform herzustellen.
Insofern ist dieser Antrag rein formeller Natur, bringt ganz viele Vereinfachungen – erspart mir eine ellenlange Abhandlung zu „Wie erreiche ich die BGB Schriftform im digitalen Zeitalter“ – und ihm sollte daher zugestimmt werden.
Dass ich mir in diesem Zusammenhang mehr digitale Mitgliedertools erhoffe, wie z.B. einen digitalen Mitgliederbereich, sei am Rande erwähnt. Siehe dazu die Ausführungen im letzten MV-Artikel.
Der Trockendock Antrag
Alles, was dieser Antrag ausführt und fordert, ist richtig und gut. Ihm ist definitiv zuzustimmen. Fußball hat beim Thema „Suchtmittel“ eine riesige moralische Problematik, die dieses Blog schon diverse Male angesprochen hat. Wir sind da als Fußball und auch als FCSP einfach auf einem Stand, der nicht mehr modern ist. Diesen Stand aufgrund von wirtschaftliche Zwängen zu ignorieren, ist einfach unmoralischer Mist. Aber wir sind leider auch realistisch genug. Ein Caterer sagte mal vor Jahrzehnten „98 % meines Umsatzes mache ich mit Bier“, und das wird bis heute so sein. Ein Spannungsfeld zwischen Moral und Kapitalismus – und das im neoliberalen Brennglas Profifußball. Hatten wir das nicht schon diverse Male? Ja hatten wir! Und wir müssen uns immer überlegen, wie lange wir noch in den moralischen Spiegel gucken können und ob Kreisklasse nicht doch eine moralisch notwendige Alternative sein müsste.
Ich glaube nicht, dass der FCSP da schon eine Balance gefunden hat, die mit Faust in der Tasche möglich wäre. Diese Balance muss noch gefunden werden. Und sie wird nicht reibungslos genug gefunden, denn sonst gäbe es einen solchen Antrag nicht.
In diesem Antrag schwingen Kommunikationsstörungen mit, die ich schade finde. Und da schwingt auch eine Kompromisslosigkeit mit, die ich schade finde. Ich bin da auf den Diskurs auf der MV gespannt, die diese Störgefühle bei mir vielleicht besser beleuchten. Ich würde mich aber auch sehr freuen, wenn wir da in den nächsten Jahren riesige Schritte machen und die Verknüpfung von Suchtmitteln und Fußball deutlich aufgebrochen werden würde bei uns im Verein.
Der Bindenantrag
Die emotionslose Begründung der Ablehnung:
Unsere Satzung schreibt ausdrücklich nur die Vereinsfarben vor. Die Annahme des Antrages, dass diese Regelung „ausnahmslos und damit auch für die Kapitänsbinde“ gelte, ist schlichtweg falsch. Ganz im Gegenteil, die Satzung schreibt die Farben der Spielkleidung nicht vor. Vielmehr darf im FCSP jedes Team in den Farben spielen, die es möchte. Das ist nebenbei auch gelebte Praxis. So nutzt u.a. unsere Handballabteilung viele andere Farben und unsere Bowlingmenschen sind auch sehr bunt unterwegs. Unsere Profis spielen auch seit Jahren in mehr oder minder gelungenen Fehlfarben. Und die Kapitänsbinde war in den letzten Jahrzehnten selten bis nie braun-weiß (Morenas „Capitano“ Binde, Totenkopf-Binde etc.).
Kalte juristische Begründung:
Es gibt da keine planwidrige Regelungslücke, die man nun füllen müsste, in dem man behauptet, die Vereinsfarben seien zwingend als Teamkleidung zu tragen. Denn es wäre regelbar und es gibt Vereine in unmittelbarer Nachbarschaft, die eine Regelung über die Sportkleidung ihrer Teams in ihrer Satzung haben. Ihr müsst da nicht weiter gucken als zu unseren Freunden im Volkspark (siehe bei denen § 4 Nr. 3). Aber selbst bei denen ist alles im Detail geregelt, aber nicht die Kapitänsbinde, und es gäbe bei denen selbst die Möglichkeit der Ausnahme. Das gelebte Gewohnheitsrecht in unserem Verein spricht auch gegen eine Regelungslücke, die man per Auslegung der Satzung füllen müsste. Der Antrag geht daher fehl.
Die emotionale Begründung der Ablehnung:
Vielleicht solltest du LGBTQIA+-feindliches Arschloch dich einfach verpissen aus unserem Verein. Schon bemerkenswert, dass dich das bei der Regenbogenbinde stört und eben nicht bei den diversen anderen Beispielen von nicht braun-weißer Spielkleidung.
Disclaimer: Die Triathlonabteilung, der ich angehöre, trägt aus vollster Überzeugung einen Regenbogen auch auf ihrer Wettkampfbekleidung. Und wird dies auch weiterhin tun. Selbst wenn ihr diesem Antrag zustimmen solltet.
Randüberlegung zum Schluss: Wir sollten – ähnlich wie bei der Fahne auf dem Dach der Süd – in nächster Zeit überlegen, ob wir da nicht auch im Bereich der Spielkleidungen zum „progressive Pride“-Symbol übergehen sollten. Mein Gefühl sagt mir aber, dass es da schon Überlegungen gibt im Verein…
Ergänzungen folgen, falls noch Anträge eingehen.
Was geht dem Bindenantragssteller im Kopf rum? So was lächerliches. Unterwanderung des Vereins? Spion? Oder einfach nur Spaten im Kopp?
Muss der sich eigentlich zeigen auf der MV?
Gerne hätten wir darauf verzichtet, auf der FCSP MV 2022 erneut einen Antrag zum Thema „Trockendock“ zu stellen. Wir hätten gerne alle anstehenden Fragen auf der Gesprächsebene mit dem Verein geklärt. Leider hat auch der „Runde Tisch“ zum TD am 23. November 2022 nichts an der ungeklärten Zukunft dieses Projektes verändert. Fakt ist, dass das Stadion-Catering neu ausgeschrieben wurde, und somit unser Agreement mit Förde-Show-Konzept mit Ende der Saison 2022/2023 hinfällig wird. Unser Antrag zur MV hat also die Funktion eines Rettungsankers, sollte ab kommender Saison das Stadioncatering neu vergeben werden oder ein Gastronomie-Konzept greifen, das ein Weiterbestehen des TD I ausschließt. Noch eine Bemerkung zum Thema „Kompromissbereitschaft“ : Die Position des Vereins kann mensch auf die Aussage herunterbrechen „Wir haben halt ein anderes Suchtpräventionskonzept – wir ordnen den Betrieb des TDs unter „falscher Ansatz“ ein“. Nun könnte mensch trefflich über Suchtpräventionskonzepte inhaltlich diskutieren, würde der Verein ein solches einmal vorlegen. Das TD wird von Menschen, die sich professionell mit Suchtprävention und Suchthilfe beschäftigen, durchgängig positiv bewertet, als Meilenstein eingestuft. „KickIn!“ https://inklusion-fussball.de/leuchtturmprojekte
(wird übrigens vom FCSP gefördert …) hat dem TD den Titel „Leuchtturmprojekt“ verpasst und auch die Auszeichnung der Deutschen Akademie für Fußballkultur für die WBKler*innen ist eng mit dem TD verbunden. Also: Das TD stellt sicherlich nur einen Baustein für eine verantwortliche Suchtpräventionspolitik innerhalb des FCSP dar und ist sicherlich nicht DER Königsweg, der andere Maßnahmen überflüssig macht. ABER solange es keine anderen Ansätze sichtbar sind, sollte zumindest an dem verbindlich festgehalten werden, was vorhanden ist.
Weiß-braune Kaffeetrinker*innen