Man habe ein „starkes Fundament“, sagte unser Sportchef, nachdem man sich zum Transferschluss nicht noch einmal verstärkt hatte. Was er nicht sagte war, wofür wir ein Fundament haben und aus welchem Material es ist. Angesichts von 12 Gegentoren anscheinend nicht aus Beton. Oder leckt das Dach? Dann hülfe einem ja bekanntermaßen das beste Fundament nichts.
Und um jetzt mal einen Freund dieses Blogs zu zitieren: „Ich will da ein verficktes Opernhaus und kein Betonfundament“.
Es zeigt sich mal wieder, dass das Leben sehr einfach ist, wenn man so etwas wie ein sportliches Ziel beharrlich verschweigt und dabei auf eine Vereinsöffentlichkeit trifft, die anscheinend mit Platz 15 hochzufrieden ist. Wären da nur nicht diese nörgeligen Blogger*innen, die schlichtweg keinen Bock mehr haben, in der 2. Liga zu spielen.
Hellwach wollte man bei den Greuthern aus Fürth sein, sagte Schulle. Hellwach. Nochmal für alle: HELLWACH. Davon war nach der Halbzeit sehr wenig zu sehen. Man flehte Fürth fast an, jetzt doch bitte endlich ein Tor zu machen. Handgestoppte 2:10 nach dem Wiederanpfiff wurden diese innigen Wünsche erfüllt und unsere Führung egalisiert. Wer nun dachte, dass eine Reaktion erfolgte, der sah sich getäuscht. Man schlief einfach weiter und übernahm das nächste Tor für Fürth gleich selbst. Schulle! That’s on you. Ansprache und Heißmachen irgendwie abändern, bitte.
Der Vorsänger unserer Ultras forderte nach dem 2:1 den Gästeblock emotional zum Weitermachen und Druckmachen auf. Diese Energie und dieser Wille wären auch auf dem Platz wünschenswert. Es wurde auch vorgeschlagen, ihn die Halbzeitansprache übernehmen zu lassen. Dann hätten wir vielleicht mal nicht zwei Gegentore bekommen.
Es ist von einem Co-Kapitän richtig, nochmal zum Elfmeter anzutreten. Es ist schlecht, den Elfmeter noch einmal zu verschießen. Noch schlechter ist es, wenn dann ein Fürther minutenlang behandelt wird und Paçarada da wie ein begossener Pudel steht und keiner hin geht und mal ihn aufmuntert. Oder sie sich untereinander mal aufmuntern. Smith geht selbst noch wortlos an ihm vorbei bei der Auswechselung. Was ist da los?
Denn diese Mannschaft kann verdammt viel; beide Tore sind gut herausgespielt. Was ihr aber abgeht sind Tempo und Aggressivität. Wenn uns eine Truppe 90 Minuten beschäftigt, dann gewinnt sie; wenn sie es 20 Minuten macht, dann wird es halt ein 2:2. Auch das sind keine neuen Erkenntnisse. Auch das kann – nein, das muss man trainieren. Dagegenhalten. Selber mal den Körper einsetzen. Und Mann, Igor, du bist ein Riese! Setz diese Größe, diese Kraft doch mal ein! Da muss sich ein Gegenspieler auch mal einen blauen Fleck an dir holen. Körperlos spielen, wenn man 2 Meter und 100 Kilo Muskelmasse hat, ist einfach doof.
Insgesamt muss viel mehr Miteinander kommen. Wir wissen nicht, wie die Laune in der Mannschaft ist, aber wie elf Spieler, die sich füreinander aufreiben würden, wirkt das alles nicht.
Unser Torhüterdrama kommentieren wir jetzt echt nicht mehr. Das wäre bei „Manni, der Libero“ als zu absurd aus dem Drehbuch gestrichen worden. Und glaubt den älteren Menschen, wenn sie erwähnen, dass in dieser Serie sehr absurde Handlungsstränge verarbeitet wurden.
Auch neben dem Platz gibt es Fragen. Was wollen Junggesellenabschiede in unseren Blöcken? Am Ende OKF in die Hecke kotzen wollen sie. Überhaupt: Diese lustigen Dudes-Gruppen ohne eine Vereinsfarbe? Was wollen die da? Und Filmen in den Block ist immer noch scheisse, nervt aber subjektiv noch mehr, wenn das Leute mit BVB-Wappen als Sperrbildschirm machen.
Gut, dass im Stadion eine sehr ruhige Gedenkminute für München 1972 gemacht wird. Immerhin ist die Musikauswahl erträglich. Dafür schreit der Stadionsprecher mehr als in unserer Erinnerung. Gästehymne vorm Spiel ist „geklaut“, aber eben gut und nett.
Es ist alles nicht Fisch oder Fleisch. Auch nicht lecker vegan. Es ist nicht mal Pommes. Es ist wässrige Suppe. Und die wärmt zwar, macht aber nicht satt.
Gibt es eine andere Möglichkeit? Nein! St. Pauli ist die einzige Möglichkeit. Es wäre nur schön, wenn diese Möglichkeit endlich mal genutzt werden würde.