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Von der Trostlosigkeit des Herumdümpelns in Liga 2 

Es ist Sonntag, der 11.09.2022. Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Der Himmel ist grau, die Wolken hängen tief und es fallen Tropfen aus dem Himmel. Wir sitzen in der Bahn auf dem Weg zum nächsten Heimspiel und hoffen, irgendwo zwischen unserem Zuhause und dem Stadion die Lust auf dieses Spiel zu finden. 

1997? sind wir aus Liga 1 abgestiegen.

Es ist die zwölfte Saison in Folge in Liga 2. Zwölf Jahre immer die gleichen Vereine, immer die gleichen Auswärtsfahrten, immer das gleiche Spiel. Es ist immer mal wieder ein Verein dazugekommen, dafür ist ein anderer Verein gegangen, aber am Ende sind es doch gefühlt immer die gleichen 18 Vereine. Ein kleiner Verein, der sich mit seinen wenigen Mitteln relativ stabil in der Liga hält. Ein Verein, der so tut, als wäre er klein, in Wirklichkeit aber ein Riesenbudget hat. Ein Verein, der sich für zu gut für die Liga hält, aber hier seit Jahren festhängt. Ein Verein, für den die Polizei extra die großen Geschütze auffährt, und keiner weiß, warum. Irgendwas aus dem Osten, das jedes Klischee über sich erfüllen muss. Absteiger aus Liga 1, die sich am Anfang der Saison schwer tun und am Ende doch aufsteigen, weil ihr Kader und Budget einfach alles übertreffen. Ein Verein, für den sich keiner interessiert und den keiner vermissen würde. Und wir. Die es seit Jahren nicht schaffen, aus ihren Standortfaktoren, ihrem Image, ihren Möglichkeiten etwas zu machen. Eine Saisonhälfte gut spielen und die andere dann komplett verkacken. 

Wir kennen alle Autobahnen, Zugverbindungen, Raststätten und Parkplätze von Hamburg bis Ingolstadt. Wir kennen jeden Gästeblock, jede Toilette und jeden Verkaufsstand. Wir haben in Auswärtsblöcken feste Stehplätze und finden ohne Navi den Weg von Hamburg bis nach Heidenheim. Wir haben am Millerntor schon jeden Verein mit Hymne begrüßt und können viel zu viele davon mitsingen. Und glaubt uns, außer die von Bochum (Mist – Erstligist) sind alle schlecht. Wirklich schlecht! (Ein Teil des Kollektivs möchte anmerken, dass sie auch Bochum schlecht findet!) 

Heute ist Sandhausen zu Gast. Für uns das Sinnbild der Trostlosigkeit des Herumdümpelns in dieser Liga. Sorry, Sandhausen, das ist jetzt nichts Persönliches. Wir haben einfach schon zu oft gegen euch gespielt. Sind schon zu oft durch euren Wald gelaufen. Haben uns zu oft schon über “die Farben der Nation” gewundert und viel zu viele Spiele gegen euch verloren. Die Selbstbezeichnung auf einer Zaunfahne als „Ligazwerg“ ist genauso selbstironisch wie bezeichnend.

Danke allen Spender*innen!

Vielleicht ist es immer noch die Ernüchterung über den Verlauf der letzten Saison. Die Hoffnung auf Auswärtsfahren nach München und Dortmund. Auf andere Gegner, andere Stadien. Auf neue Raststätten und Gästetoiletten. Auf einen regelmäßig vollen, lauten Gästeblock. Stattdessen trifft uns jetzt hart die Ernüchterung und die Realisation, dass diese Saison eine sehr lange wird. 

Wir sind müde von Liga 2. Uns fehlen die Highlights. Selbst das Derby hat inzwischen seine Routinen. Und nein, Rostock ist nicht wirklich ein Highlight – es ist ein Himmelfahrtskommando, auf dessen Begleitumstände wir gerne verzichten können. 

Wir wollen aufsteigen. Wir wollen den Pokalsieg und Europa. Und der Weg dahin führt auch über Sandhausen. Also fahren wir auch heute wieder ins Stadion, wundern uns über “die Farben der Nation” und hoffen, dass heute der erste große Schritt aus der Trostlosigkeit des Herumdümpelns in Liga 2 getan wird.

So unsere Gedanken vor diesem Spiel. 

Wenn wir jetzt nach dem Spiel so zurückblicken, dann wissen wir immer noch nicht, woher Hoffnung auf Besserung kommen soll. Das Spiel ist zäh, der FCSP durchgängig am Ball. Aber Tempo oder ein Zug auf das Tor? Entwickeln wir nur sehr selten. Der übertragende Bezahlsender behauptet in seiner Übertragung, dass der FCSP eine der langsamsten Truppen in Europa sein soll. Können wir nicht verifizieren, aber es klingt auch nicht weit hergeholt. 

Jackson Jr. wirkt um Geschwindigkeit bemüht und es ist dann schön, dass er zum 1-0 einschädelt. 

Nach der Halbzeit ist es weiterhin zäh wie Kautschuk. Und obwohl Sandhausen keinen Druck entwickeln kann, muss es kommen, wie es immer kommt. Der Ausgleich. 

Die Stimmung auf den Rängen ist für ein Spiel gegen Sandhausen wirklich gut. „Gegengerade, Gegengerade“ ruft die Südkurve, und die Gegengerade antwortet. Philosophischer Zwischengedanke: Die Ultrakultur als Kurvenkultur muss eine Ablehnung von Geraden formulieren. 

Ist Spielern und Verantwortlichen eigentlich klar, was für ein Pfund sie mit diesem Publikum haben? Welches Stadion schaltet bei so einem Spiel in Minute 85 hoch und versucht noch mal, richtig nach vorne zu peitschen? Welches Stadion murrt so wenig wie dieses Millerntor? 

Es zeigen sich aber auch Frustrationszeichen. Es ist leerer im Block. Viele Menschen scheinen besseres zu tun zu haben als Pomade gegen Sandhausen. 

Liebe Lesende, wie rütteln wir diesen Verein wach? Wie bringen wir unser Potential als Verein umgesetzt? Wie kommen wir aus dieser Liga heraus? Wir und Sandhausen sind die Dinos der 2. Liga. Für Sandhausen ist das ein Erfolg. Für uns ein Misserfolg. 

3 Kommentare

  1. alex alex

    Ihr sprecht\schreibt mir aus dem Herzen! Danke

  2. Das geht jetzt schon das ganze Kalenderjahr so, nicht erst seit den Abgängen von Guido und Kofi. Wir sind ausrechenbar, total einfach zu spielen, nicht kreativ genug um „Hey, wir mischen Beton an und setzen auf Konter“ aufzubrechen. Ich hatte die Hoffnung dass ein junges Trainerteam vor Kreativität nur so sprühen müsste, tut es aber nicht. Oder sie kommen nicht zur Mannschaft durch. Es ist ein Graus.

    Aber eine Antwort auf Eure Frage hab ich auch nicht.

  3. Stefan Stefan

    On Point. 100 Prozent agree. Ich bin so wenig mit Leidenschaft dabei wie zuletzt in den Zeiten von „Frontzecke“. In Gedanken geh ich auch schon fremd. Celtic Glasgow, Olympique Marseille und SSC Neapel sind auch ganz nette Clubs. Und mit unserer Mannschaft in diesem Jahr werde ich wohl auch nicht mehr warm. Hoffentlich ist diese Saison schnell vorüber und wir dann nicht abgestiegen.

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