Zum Inhalt springen

Solidarität ist (k)eine Werbebande

Hey, FC St. Pauli, wir müssen mal wieder reden. Wir würden das gerne weniger oft schreiben, aber es gibt schon wieder Gesprächsbedarf.

Im April wurden wir in Rostock gekesselt, mit Pyro beworfen, von Wasserwerfern und mit Pfefferspray beschossen und die Polizei spann die Story, dass die Gewalt von uns ausging. Ihr schwiegt. Um dann zu twittern, dass ihr noch Informationen sammelt. Wir forderten damals Solidarität von euch. Uneingeschränkt, konkret und zeitnah. Es kam dann Weichgespültes ‘n paar Tage später…

Letztes Wochenende waren wir wieder in Rostock. Diesmal wurden wir nicht beschossen. Die Rostocker präsentierten schwulenfeindliche, rassistische und sexistische Banner. Ein Angriff auf uns alle, auf alle nicht weißen Cis-Männer in unserer Fanszene und darüber hinaus. Und von euch kam wieder nichts. Stattdessen postetet ihr Tage später ein Bild aus dem Stadion, auf dem die Wand eines Mundloches zu sehen ist,  auf deren Bemalung sich zwei Männer küssen. Kommentiert habt ihr das mit „ist einfach so“ (?) 

Das war alles. Und wir sind uns noch nicht mal sicher, ob ihr euch wirklich auf Rostock bezieht oder das einfach nur ein Wohlfühlpost aus dem Stadion war. Das nächste Mal, dass ihr euch dazu äußert, ist im Stadion mit Bezug auf 30 Jahre Lichtenhagen. Eine Woche später. Dazu Congstar mit einer Werbebande, auf der sich „zusammen Flagge zeigen für mehr Solidarität“ lesen lässt.

Versteht uns nicht falsch: Okes Statement zu Lichtenhagen war gut und richtig. Die Vorfälle in Rostock letztes Wochenende aber nur in einem Satz per Rede im Stadion zu verurteilen ist zu spät und zu wenig. Uns beschleicht das Gefühl, dass Solidarität nur dann öffentlich gezeigt wird, wenn es bequem ist und sich gut vermarkten lässt. 

Aktuell kann man bei euch im Fanshop Trikots mit Genderstern kaufen. Eure eigene Stadionsprecherin (die das schon konnte) gendert aber plötzlich nicht mehr in der gesprochenen Sprache. Hat sie mal.

Vor dem Spiel läuft Musik von Feine Sahne Fischfilet. Gegen den Frontmann von FSF, Jan Gorkow, gibt es – diese Woche wieder neu hochgekommen – Vorwürfe sexualisierter Gewalt von mindestens elf (ja, 11!!) Betroffenen. Ihr spielt – diese Woche! – deren Musik ab. 

https://www.instagram.com/p/ChkNamgD2W0/?igshid=YmMyMTA2M2Y=

Wir schrieben nach Rostock, dass Solidarität unbequem und laut sein muss. Dass es weh tun muss. Dass man auch mal Leute auf den Schlips treten muss. Rostock deutlich anzählen. Auf den Tisch hauen und Konsequenzen fordern. Wer soll von einer Werbebande beeindruckt sein? 

Das ist purer Wohlfühlaktivismus. Sieht hübsch aus, lässt sich gut twittern, drei Hansel auf Facebook regen sich auf – fertig. Wenn das die Art ist, wie ihr unsere Werte vertreten wollt: Dann ist das mehr als bitter. Dann werden die Werte, die wir alle vor uns hertragen, mit Füßen getreten. Alles, wofür die aktive Fanszene gekämpft hat, verkauft für ein paar Retweets und Werbegeld.

Ein Kommentar

  1. Daggi Daggi

    Nur zu dem Punkt Stadionsprecherin und nicht gendern: Ich hab mir die Texte , die gestern gesprochen wurden nochmal durchgelesen und fand keinen Fehler, wobei natürlich nicht ausgeschlossen werden kann, das es einen (oder wieviele menst du gehört zu haben?) Versprecher gegeben hat. Nur mit einer Aussage liegst du falsch: Die Stadionsprecherin gestern hat aus der Sprecherkabine heraus noch nie gegendert! Es war gestern ihr erster Einsatz.
    Wir bleiben weiter dran am Thema und geben uns weiter Mühe alle Anforderungen umzusetzen. Gruß Daggi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blue Captcha Image
Refresh

*