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Radikaler werden!

Liebe Lesende, 

wir wissen nicht, ob ihr in Rostock wart, und wenn ja, wie ihr es empfunden habt. Aber für uns ist ein Punkt erreicht, an dem wir uns mal grundsätzlich über die Behandlung von Fußballfans unterhalten wollen. Und wir müssen uns über Rostock unterhalten. Wenn wir weiterhin sportlich so schlecht dort performen, werden wir dort wieder hinmüssen und werden wieder mit ganz viel Scheiße konfrontiert werden. Und die gilt es zu kommentieren. 

Fußballfans sind Menschen

Wir leben im Kapitalismus. Und in der Theorie sollte in diesem zwischen Angebot und Nachfrage ein dynamisches Verhältnis bestehen. Wenn etwas nachgefragt wird, dann wird es angeboten. So behauptet es die Theorie. 

Anders ist es bei Fußballfans. Die Nachfrage „Wir würden gerne mit 2.000 Leuten nach Rostock fahren, am besten mit dem Zug, und wir sind auch bereit, ein bisschen was dafür zu bezahlen“, wird bei diesen nur mit „LOL, wie kämen wir denn dazu! Die Polizei begleitet euch, und wehe, ihr seid zu viele, dann boxen die euch aus dem Zug. Ach ja, die nehmen auch noch begehrte Plätze weg.“ Jetzt stellt euch das mal bei einem Konzert der Flippers vor. Wahrscheinlich wird das aber auch bald kommen. Denn mehr Waggons wird es unter Lindner nicht geben. Die Steuerentlastung für seine reichen Freund*innen muss bezahlt werden. 

Oder googelt mal „[beliebiges Großereignis] zusätzliche Züge“. Ihr findet dann für den Hafengeburtstag, für das Oktoberfest, für die Cannstatter Wasen etc. immer eine Pressemitteilung „jaja, Verkehrsverbund XYZ will mehr Züge einsetzen“. Aber doch bitte nicht, wenn der FCSP in Rostock spielt. 

Ähnliche (schockierende) Bilder auch gestern nach der Rückfahrt aus Rostock. (Müssen wir Ironie hier extra kennzeichnen?)

Wir wissen, was jetzt kommt. „Mein erster Fußballzug“, „alles Chaot*innen“, „Zerstörung“, „Dreck“ etc. Ihr meint, dass all diese Sachen bei den oben genannten Festen (oder dem in HH so gehypten Schlagermove) anders sind? Mitnichten! Nur machen sie da halt keine Schlagzeilen. Mal ganz davon ab: Ein schneller Blick in den Zug aus Rostock nach Ankunft in Hamburg hat uns mit einer „Ja, ist nicht perfekt, aber auch kein Drama“-Einschätzung zurückgelassen. Insbesondere, wenn man die Enge in diesem Zug mit einkalkuliert. Und alles extrem viel schlimmer als ein Schlagermovezug? Mitnichten! Wenn nicht eher das Gegenteil. Wir saßen schon aus Versehen in Zügen ZUM Schlagermove (fragt bitte nicht weiter), und die waren definitv deutlich schlimmer.

Wie wir uns das erklären?

Ganz einfach! Mit erfolgreicher Copaganda. Sie haben es über Jahre geschafft, Fußballfans als mordende Horden darzustellen, die nur deswegen nicht Rostock zweiwöchentlich in Schutt und Asche legen, weil dein*e freundliche*r Dorfpolizist*in sie im Schach hält. Wer nun an die bei Rechtsradikalen (und Polizist*innen) so beliebte „Thin blue Line“-Theorie denkt, der denkt richtig. Es ist einfach unerträglich, wenn Politiker*innen bei jeder falschen Gelegenheit das Wort „Freiheit“ raus posaunen, im Fußballkontext jedoch kollektiv Menschen absolute Grundfreiheiten abgesprochen werden. Dies ist ein gesellschaftliches Verständnis, das mit liberalen Werten nichts gemeinsam hat, sondern schlichtweg rechtsradikal und autoritär ist.  

Es gefährdet die Gesundheit der betroffenen Menschen, wie mehrere von uns beobachteten Kreislaufaussetzer und eine Panikattacke in Rostock dokumentierten. Es kostet „der*dem Steuerzahler*in“ unfassbare Summen. In Rostock kam grob auf einen Gastfan ein behelmtes Wesen. Es gab – auch erfolgreiche – deeskalative Konzepte, diese Anzahlen massiv zu reduzieren. Davon geblieben sind Lautsprechdurchsagen und „Kommunikationsbeamt*innen“ mit bunten Westen, die eine Kommunikation auf Augenhöhe vorgaukeln, aber doch nur sehr bedingt verschleiern, dass hier Befehl und Gehorsam gegenüber der Polizei erwartet werden. „Nun steigt doch bitte in die Busse“ ist eben auch nur ein verstecktes „In die Busse, zack zack“. Letzteres ist wenigstens ehrlicher als diese verlogene Deeskalationsscheiße. Oder anders – und natürlich übertrieben – ausgedrückt: Dann knüppelt uns lieber zusammen, als uns auch noch dumm vollzulabern. 

Es ist die Mischung aus konkreter Gefährdung der eigenen Gesundheit und Provokationen, die so unerträglich ist. Konkrete Gefährdung, weil man von einer Versorgung abgeschnitten oder weil man in überhitzte Busse gepfercht wird, die dann ohne Lüftung irgendwo unfassbar lange stehen. Ach ja: Corona gibt es ja auch noch…

Es sind die Handlungen der Polizei, die einfach nur noch Provokation sind, weil man hofft, dass jemandem die Sicherung durchbrennt, um dann heldenhaft dazwischen zu knüppeln. Mal ist der Bus zu leer, um abzufahren, mal ist er zu voll. Beides Sonntag in Rostock. Mal wartet man auf andere Fans, mal ist der Zug nicht da. Beides Sonntag in Rostock. Und natürlich dürfen Fans nicht mitfahren, wenn unbedingt Helm und Wesen darunter mit müssen. Dieses Gelüge, dieses „für dumm verkaufen“ und dieses “von oben herab“ behandeln nerven und sind einfach nur noch unverschämt. Warum darf man das mit uns machen? Polizei ist hier nicht dein*e Freund*in und Helfer*in (hahaha, ist sie nie), sondern eine Partei mit eigenen politischen Interessen und Lust am Boxen. Ohne Uniform würde man so etwas Hooligans nennen. 

„Aber die Vereine sind doch die Verursacher, also sollen die doch die Kosten übernehmen“ ist nebenbei nicht die Lösung in diesem Problem. So lange die Polizei – wie eben geschildert – nicht gemeinsam mit allen anderen Beteiligten (Vereinen, Fanprojekten und ja, auch der Bahn) konstruktiv an Lösungen arbeiten will, sondern ein „wir bestimmen und wir machen, was wir wollen“ gelebte Praxis ist, so lange wäre eine Kostenübernahme selbst kontraproduktiv. Denn dann würde die Polizei noch mehr auffahren. 

Gegen diese Kostenübernahme sprechen auch noch ganz viel mehr Gründe, aber das würde hier den Rahmen sprengen…

GEFAHRENABWEHR1!!1!

Oh ja, wir hören sie schon schreien, die „Gefahrenabwehr/präventionsjünger*innen“. Die grundsätzlich vielleicht mal sinnvoll gewesene Verhinderung von Problemen, bevor sie entstehen, wurde immer mehr zu einer Allmachtsüberwachung und -bestimmung eines jeden Millimeters, den man an einem Spieltag gehen will. Und bedenkt, wie uferlos dieser Begriff „Gefahrenabwehr“ ist. Da werden tausende Menschen beeinträchtigt, weil sich im schlimmsten Fall ein paar gegenseitig auf die Nase hauen wollen oder halt auch nur, weil der Verkehr auf der Budapester Straße nicht fließt. Das müsst ihr euch mal geben: Weil Fußballfans als Gruppe die Straße überqueren wollen, könnten Autos 5 Minuten warten müssen. Wo kommen wir denn da in einem liberalen Staat hin, wenn wir so anfangen? Da doch lieber wahllos Pfeffer in große Menschengruppen sprühen und die Knüppel auspacken. Gefahrenabwehr – ihr wisst schon.

Über gesundheitliche Folgen für Menschen, die einfach nur leben wollen, die einfach nur Spaß haben wollen, redet keine*r. Diese Menschen werden einfach pauschal als Gefahr bezeichnet, ihrer Individualität beraubt, entmenschlicht, und sofort jubelt der deutsche Otto über die Held*innen in Uniform. Die „Sicherheits“behörden können dann montags ihren „erfolgreichen Einsatz“ feiern lassen und die Spießerseele ist zufrieden. 

Nur wir sind es nicht. 
Wir sind keine Gefahr. 
Wir sind individuelle Menschen mit einem komischen Hobby. 
Wir haben keine Lust, Sparringpartner*innen für eine Polizei außer Kontrolle zu sein.

Und wo wir schon bei staatlicher Repression gegen Fußballfans sind – wir hätten da noch die Frage an die Regierenden, was denn jetzt aus „Das Nationale Konzept Sport und Sicherheit wird weiterentwickelt. Die Datei „Gewalttäter Sport“ wird in Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit, Löschfristen, Transparenz und Datenschutz reformiert.“ (Quelle Koalitionsvertrag) im letzten Jahr eigentlich genau geworden ist?

Glaubt nicht, dass das noch lange auf Fußballfans begrenzt bleibt. Wer in HH lebt, weiß wie voll der Hauptbahnhof an einem Samstag ist. Aber nicht der Ausbau wird die Lösung sein und eine Erweiterung des Angebotes auf die Nachfrage. Nein, es wird auch da irgendwann eine Gefahr konstruiert und dann sagt euch die Polizei, ob ihr um 11 Uhr in der City mit der Bahn shoppen gehen dürft. Fahrt doch mit dem Auto, ihr Mittellosen! Verteilungskämpfe werden härter werden und die Polizei wird dabei immer auf der falschen Seite stehen. So hat es sich – in Deutschland, aber auch anderswo – bewährt.

Fußballfans sind dabei noch mit die privilegierteste Gruppe, die diese Gefahrenabwehrscheiße regelmäßig trifft. Wer seit Jahrzehnten die Entwicklung und das Racial Profiling an der Balduintreppe und im restlichen St. Pauli verfolgt, weiß, was wir meinen. In diesem Zusammenhang: Wir als FCSP sollten da viel solidarischer und radikaler sein.

Die Braun-Weiße Hilfe hat es vorgemacht; wir alle sollten es nachmachen. Wir dürfen diesen Gefahrenabwehrapparat nicht mehr schulterzuckend hinnehmen. Wir müssen ihn benennen und ihn an die Öffentlichkeit zerren. Wir müssen solidarisch untereinander und mit betroffenen Gruppen sein und uns unsere rechtmäßigen Freiräume im wahrsten Sinne des Wortes wieder erkämpfen. 

Und damit zur Rolle des FCSP in diesem Konflikt. 

Still ist es. 

Ja, der Verein hat sich öffentlich dazu geäußert, dass Rostock in seiner offiziellen Außendarstellung vermeidet, unseren Verein namentlich zu benennen. Aber seien wir ehrlich: Wenn dies das einzige Problem wäre, dann würden wir milde lächeln über den FC Hansa und sagen „lasst ihnen doch ihren Spaß“. Das ist dann ungefähr so, als wenn Osnabrück davon spricht, dass das Spiel gegen uns ein Derby sei. GÄHN. Oder anders ausgedrückt: Ey, wenn uns irgendjemand unbedingt immer „Stadtteilverein“ nennen will, dann juckt das uns nicht mal unterm kleinen Zeh. Ehrlich: Ganz im Notfall wäre dies einfach eine kleine Fußballprovokation. Allerdings: Dass St. Pauli der schönste-beste-tollste Stadtteil Hamburgs ist, steht ja wohl sowieso außer Frage? Er ist sogar so schön, dass die Menschen vom Stadion an der Müllverbrennungsanlage hier lieber sind als bei ihnen da draußen.

Haltung leben

Es gibt ganz andere Themen, wichtigere Themen, und zu diesen äußert sich der offizielle FCSP nicht: 

Das aktive Schweigen des FC Hansa Rostock zu einer Fanszene, die sich zum wiederholten Male sexistisch, rassistisch, homo- und transfeindlich äußert. Klar kommt da die nichtssagende Stellungnahme seitens HRO, aber wo macht HRO mal konkret was anderes, als die „politische Neutralität“ am falschen Ort herauszuholen? Gegen Diskriminierung hilft nur klare Kante und keine „Neutralität“ (siehe Zitate beim NDR). Zu einer Fanszene, die „Sieg H***“ brüllt und die Hitlergrüße zeigt, äußert sich Rostock so windelweich, der Verein FC Hansa Rostock erblödet sich aber nicht, eine Band vor dem Spiel im Stadion zu spielen, die schlichtweg zum Paradebeispiel der typischen „ach, die sind doch gar nicht so“-Verharmlosung der Rechtsoffenheit geworden sind. Dies sind Handlungen des offiziellen FC Hansa Rostock. Er macht sich aktiv mitschuldig und kann sich nicht auf ein „sogenannte Fans“ oder ein „die sind sonst nie da“ herausreden.  

Da ist ja Dynamo Dresden in seinen offiziellen Ansagen LICHTJAHRE weiter. Auch in Dresden gibt es genügend Dinge zu kritisieren, aber wir sehen da wenigstens den Versuch, in einem schwierigen Umfeld zu wirken. In Rostock sehen wir ein Befeuern des schwierigen Umfeldes. 

„Aber das ist doch nur Fußballprovokation“. Nein, liebe Leute, das ist es in diesem Fall eben nicht. Es geht hier nicht um ein „ihr seid leise, wir sind laut“ oder ob die Dazke-Choreo scheiße aussah oder nicht. 

Wer sich die Diskriminiertesten der Diskriminierten als Beleidigungshebel aussucht, der tut dies aus einer diskriminierenden Geisteshaltung heraus, und tut dies bewusst. Könnt ihr euch vorstellen, wie sich ein Transmensch in Wolgast fühlt, der*die diese Tapete liest? Wie wahrscheinlich ist es, dass dieser Mensch denkt „ach, ist ja nur eine Fußballprovokation“? Oder glaubt ihr, dass sich der schwule Rostocker Nachwuchskicker nun outet? Denn es „ist ja nur eine Provokation“? Rhetorische Fragen. Die Antwort kennt ihr. Und die kennen auch die verantwortlichen Rostocker*innen. Das sind keine Hohlbirnen oder ähnliches. Die wissen ganz genau, was sie da anrichten, und es ist ihnen im besten Fall egal und im schlimmsten Fall genau ihre Geisteshaltung. Und egal, welche dieser beiden Alternativen ihr wählt, es ist eine beschissene Geisteshaltung. Es ist bewusster Rassismus, Sexismus, bewusste Homo- und Transfeindlichkeit. 

Und hier muss der FCSP sich äußern. Deutlich, schnell, radikal und solidarisch. Sonst sind Sternchen und Flagge eben doch leere Versprechungen einer – dann, wenn es darauf ankommt – nicht aktiv gelebten Solidarität. Und er muss sich unmittelbarer nach dem Spiel äußern. 

In unserer idealen Welt hauen wir die gestern 3-0 weg und dann geht anstelle von Schulle Oke zur PK und spricht mal Klartext. Und zwar richtig Klartext, keine verschachtelten Sätze, sondern ganz klar, wie Scheiße das war, wie peinlich das Rostock sein muss, dass Rostock endlich mal seinen Arsch hoch bekommen muss und dass einfach alles beschissen peinlich ist für einen Zweitligisten. 

Oke vertritt als wiedergewähltes Präsidiumsmitglied der DFL dann übrigens auch noch einen Verband, der sich gerne gemeinsam mit dem DFB vor den Karren spannen lässt, wenn alte, weiße, männliche Milliardär*innen beleidigt werden. Und der bei Sexismus, Rassimus sowie Queer- und Transfeindlichkeit (mal wieder) schweigt. Gut, der DFB Kontrollausschuss prüft. Aber soll das wirklich alles sein?

Oke als Vertreter des FCSP sollte unsere Solidarität mit jedem Transmenschen, jeder Lesbe, jedem Schwulen und allen anderen Menschen, die von diesen Schweinen ausgegrenzt werden, laut und deutlich kundtun. Oke sollte darauf hinweisen, dass sich der FC Hansa schämen sollte, solche Ausgrenzungen schweigend zu tolerieren. 

Und dann pisst er denen auf den Tisch und geht. Die Sammlung für die Strafe wäre ein Fest.  

In einer weniger idealen Welt wäre das alles heute nach einer Niederlage genauso als Pressemitteilung herausgegangen. Das Schweigen des FCSP ist laut. Es ist laut, weil es zeigt, dass wir nicht dahin gehen, wo es weh tut. Dass unsere Wohlfühlweltverbesserung nicht genug ist und wir hinter unseren eigenen Ansprüche zurückbleiben. 

Erinnert ihr euch an die gefällten Bäume an der Gedenkstätte Buchenwald? Wieso schafft Schalke es, hier unmittelbar Haltung zu zeigen? Finanziell zu unterstützen? Und wieso schweigt der FCSP, wenn es indirekt „gegen uns“ – und unsere Werte – geht, so laut?

Wir philosphierten heute über „X-tausend EUR für eine queere Jugendini in Rostock“. Supportend, unterstützend, zeitnah. Unsere Werte lebend. Da musst du dann Hansa auch gar nicht aktiv im Statement ansprechen, da schwellen die Halsschlagadern der Suptras automatisch so dermaßen an, so dass die Krankenhäuser MeckPomms heute Abend etwas mehr zu tun hätten.

Wir müssen lauter, radikaler und intoleranter gegenüber den Intoleranten werden. Es muss weh tun. Höflichkeit ist da angebracht, wo sich etwas bewegt. Wo sich niemand bewegen will, muss es auf die Fresse geben. Auch wenn es einem selber mal weh tun kann. Wir wollen anderen Fußball? Dann müssen wir auch von offizieller Seite so reagieren! Sonst sind das leere Sonntagsreden. Und wir sind ja hier nicht bei den Grünen. 

Wir müssen Täter*innen benennen und schweigende Mittäter*innen bloßstellen. Wir müssen die unterstützen, die aktiv versuchen, etwas in ihren Vereinen, ihren schwierigen Umfeldern zu verändern. Wir müssen Bewegung fordern. Hansa hat sich eingerichtet – holen wir sie da raus. 

Wenn sich ein Verein bewegen will, dann hat er jede Solidarität und Höflichkeit verdient. Wir wissen um schwierige Umstände und was für Probleme insbesondere (aber nicht nur dort) in den fünf jüngsten Bundesländern auf Vereine zukommen. Aber bei Hansa haben wir das Gefühl, dass man sich gar nicht bewegen will, sondern sehr zufrieden ist. Und dann können wir nur verächtlich sein. Und müssen es unseren eigenen Ansprüchen nach auch sein. 

Gratwanderungen

Auch als Fanszene müssen wir natürlich überlegen, wie wir mit Rostock umgehen. Das „im Stadion nicht zu viel drauf eingehen“ ist die eine Sache. Aber da ist eben auch richtig, dass Alerta-Rufe Menschen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Dass es Widerspruch zu solchem Verhalten gibt. Dass Probleme wahrgenommen werden und uns alle etwas angehen. Das ist nicht alles, aber eben auch nicht Nichts. Wir haben da auch nur diese ungeordneten Gedanken und keine perfekte Lösung. 

Und für den dauerhaft supportenden Teil der Fanszene ist es eine Gratwanderung zwischen „Team supporten“ und „direktem Widerspruch“, wenn sowas passiert. Niemand von uns ist gestern nach Rostock gefahren, um „Nazis raus!“ zu rufen. Sondern um das Team nach vorne zu singen. Wie lange man das bei der Nicht-Leistung auf dem Feld in welcher Intensität macht und wann genau man Support durch aktiven Widerspruch „ersetzt“, bleibt ebenfalls ein schmaler Grat, bei dem am Ende jede*r selbst ein anderes Urteil fällen wird. (Stilkritik etwas außerhalb des Themas: Das „seid zu schwach, uns weit unterlegen“ zur 2. Halbzeit bei DER Teamleistung auf dem Platz hat uns dann doch sehr irritiert.)

Das ist sehr auch den Umständen und Dynamiken der jeweiligen Situation geschuldet. Aber eine nachträgliche Relativierung oder ein nachträgliches Schweigen darf es nicht geben. Auch wir selbst können – und müssen? – da viel solidarischer, viel direkter und viel radikaler agieren. 

In einer ganz idealen Welt wäre der Verein auch viel solidarischer mit seinen mitgereisten Fans. Aber das ist noch eine ganz andere Geschichte. 

(Sollte da nach Veröffentlichung noch was kommen, werden wir es hier ergänzen.) 

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