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Andere haben ein Schloss oder eine Burg

Kaiserslautern. Habt ihr wahrscheinlich auch so richtig vermisst, oder? 

Zwischenzeitliche Hoffnungen, sich diese Fahrt dauerhaft schenken zu können, zerschellten an einer cleveren (andere Quellen würden von einer „unverschämten“ sprechen) Insolvenz in Coronazeiten, gefolgt von einem Lauf, der sie in die Relegation katapultierte, in der sie immerhin sicherstellten, dass wir nicht nach Dresden müssen in dieser Saison. Klar, die zu überspringende Hürde ist sehr flach, aber besser als in Dresden ist es dann schon in Kaiserslautern. 

Es ist nur unfassbar weit, so dass extrem frühes Aufstehen, Anreise mit Übernachtung oder ganz elegant „Urlaubsort in direkter Nähe“ notwendig waren, um hinzukommen. 

Im Vorfeld hatte auch Kaiserslautern die neue „Parkplätze haben wir nicht und die Bahn fährt auch nicht“-Taktik gewählt, und ganz ehrlich: Als Lautern-Fans, die wahrscheinlich regelmäßig auf den letzten Bahnhöfen stehen gelassen werden, weil Züge überfüllt oder im endlosen Verkehrschaos in der Stadt herumstehen müssen, würden wir richtig kotzen. So ein innenstädtisches Stadion wie bei uns mit U-Bahn und allem direkt nebenan ist schon ein Luxus, den wir nicht missen wollen. 

Wissenswertes über Kaiserslautern: 

Verwandtschaftsgrade sind in Kaiserslautern schnell geklärt: Hier ist jede mit jedem verwandt. Und ein Ortsteil heißt „Einsiedlerhof“. Warum aber nur ein Ortsteil? 

„Beheiztes Freibad“ heißt hier „Warmfreibad“.

No Punks in K-Town? Stimmt! 

Dafür aber Ami-Kasernen ohne Ende. Immerhin ist Ramstein gleich nebenan. Wir lernen, was der Absturz des Aerolinee-Itavia-Flug 870 mit dem Unglück bei der Flugshow 1988 zu tun hat. Verschwörungstheorien allez. 

Das mit dem Berg meinen die hier ernst, und auf die angereisten FCSP-Fans wartet ein steiler Aufstieg (no pun intended). So ein Stadion, das über der Stadt thront, ist schon beeindruckend, der Weg darauf trotzdem anstrengend. Neben uns geht die „Rotfront“, Marke „Althool Familienväter, deren Nasen mehrfach gerichtet sind und die heute halt noch am Start sind, wenn Mannheim kommt, sonst aber lieber bei einer Weinschorle chillen“. 

Auf dem Weg dann auch noch ein Schalverkäufer: Neben dem FCSP-FCK Freundschaftsschal dann einer von (oder für?) LaylA. Hier passt wirklich schon wieder alles.

Oben angekommen merkt man wieder, warum es auch hier einfach nervig ist. Ein Eingang, der mit seinen Personenschleusen auch jedem Knast zur Ehre gereichen würde. Der Lagerort für Ladekabel (die abgenommen wurden!) nennt sich dann auch „Asservatenkammer“. 

Die Älteren in unserer Bezugsgruppe waren 1995 das erste Mal auf dem Betzenberg, und damals hast du dich eingeschissen, so laut und aggressiv war das Publikum. Mit der Vergrößerung des Stadions hat es sehr viel davon verloren, auch wenn es noch laut werden kann und die Euphorie des Aufstieges doch wieder mehr Alarm auf den Rängen verursacht, als in den „Kalla schießt sie ab“-Jahren. 

Kommen wir zu dem großen Pluspunkt: Weinschorle. Und sagen wir es mal so: Sie wurde ausgiebig getestet. 

Zum Spiel: Wir sind ja seit Jahren dafür bekannt, dass wir Spiele regelmäßig drehen und tief stehende Gegner durch permanente Ballzirkulation ausspielen. Nicht. 

Da ist es natürlich hilfreich, ein frühes Gegentor zu bekommen. Danach überließ uns Kaiserslautern Raum und Zeit, aber wir konnten wenig damit anfangen. Was auffällt: Unsere Schwäche heißt Tempo. Wir können keines entwickeln, weder läuferisch noch mit dem Tempo des Balles. Und wenn du gegen uns Tempo anwendest, schwimmen wir sofort und du hast riesige Chancen. 

Unser Angriffsspiel ist viel zu statisch und das Mittel der Wahl dann häufig der lange Ball. Was ja durchaus ein Rezept sein kann, aber wenn man mit einem Bandenspieler spielt, dann muss man diese Bälle auch mit Geschwindigkeit wieder aufnehmen. Findet bei uns nicht statt.

Vor Saisonbeginn sagten wir, dass die ersten Spiele zeigen würden, wie der Sturm funktioniert. Ob das Risiko „Stürmer, die Potential haben, aber die letzten Saisons eher nicht so erfolgreich waren“ genau richtig groß oder zu groß war. Aktuell geht die Tendenz zu „zu groß“. Würde uns nicht wundern, wenn sich Bornemann relativ aktiv umguckt.

Gleiches gilt auch für die Torwartposition: Das Ding ist ja, dass ein Torwart grundsätzlich erst mal  bescheuert sein muss. Und ein wenig Arroganz kann auch ganz geil sein. Die Arroganz funktioniert aber nur, wenn jener dann eben auch Topleistungen zeigt; aktuell ist es zu eben diesen allerdings noch ein ganzes Stück. Immerhin waren Medić und Fazliji etwas eingespielter als noch gegen Straelen.

Trotzdem müssen wir das Spiel nicht verlieren. Lautern hat halt vier wirklich gute Abschlüsse. Zwei sind drin. Wir haben genauso viele. Keiner ist drin. Unser Tor fällt wieder nach einem Standard – wie bisher 6 von 9 Toren. Wieder ist kein Stürmer beteiligt – wie auch beinah immer. Das ist nicht gut. Standards haben eine prozentual geringe Erfolgsquote und die wird uns irgendwann einholen. Daher müssen wir auch mal Tore aus dem Spiel heraus machen, aber wenn Igor selbst dann den Ball nicht ins Tor bekommt, wenn er vollkommen frei steht und sich die Ecke aussuchen kann, dann haben wir ein Problem. 

Genau das

Es beginnt der Abstieg (s.o.) und die Abreise. Kassenautomaten in einem Parkhaus? Luxus! Bullen zur Gefahrenabwehr im überfüllten Regionalzug? Notwendig! Wir können das Wort „Gefahrenabwehr“ nicht mehr hören. Jede Scheiße wird von der Polizei überdramatisiert, um ihr eigenes paramilitärisches Auftreten in bester „Thin Blue Line“-Manier zu rechtfertigen. Fickt euch. Und damit gehen unsere solidarischen Grüße nach Bremen. 

PS: Jakov? Wir sind Fans.

PPS: Jetzt holen wir halt 6 Punkte gegen Magdeburg und Hansa. 

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