Melancholischer deutscher Indiequatsch
Dieser FCSP ist einfach nicht mehr unser FCSP. Zwei Jahre hintereinander die zweite Pokalrunde erreichen? Wer macht denn so etwas? Der neue professionelle FCSP. Vor dem Deadline Day hat Borni nun also 418.494 EUR mehr Spielgeld und ist wohl schon in den Messi Poker eingestiegen. Für eine Woche Training und ein Spiel verpflichten wir den. Wie wäre es für das Spiel in Rostock? Als neuer Kay Stisi? Und bevor ihr uns jetzt für vollkommen für verrückt erklärt: Das war Ralles Idee.
Abstufung des Hasses
Wir finden uns um 6:00 Uhr am Stadion ein. Die Stimmung ist gut, die Playlist hat nur Hits und die Stimmbänder kommen noch vor der Autobahn zu vollem Einsatz. Die Fahrt verläuft ohne Zwischenfälle, einzig eine fragwürdig wirkende Bikergang lässt uns die Stirn runzeln. Eisenere Kreuze, irgendwas mit „Radikale Kameraden“ als Namen. Wir wissen ja nicht. Wir sind super pünktlich (Hater würden behaupten viel zu früh) in Duisburg. Im, dem Gästeblock nahe gelegenen Restaurant, treffen wir gute Leute und haben Zeit für Getränke und einen regen Austausch.
Die Polizei wirkt teilweise so als würden sie ein gewaltvolles aufeinandertreffen zweier Fanlager verhindern wollen. So richtig kann das keiner nachvollziehen, selbst der Polizist, der uns darauf hinweist, dass wir da bald nicht mehr durch kämen, kontert unsere genervten Blicke mit „das haben Leute entschieden, die bekommen dafür ganz viel Geld“. Bei uns ist die Laune entspannt und von Straelen treffen wir vor dem Eingang nur ein paar einzelnen Personen.
Der Einlass geht schnell und die Kontrollen sind unkompliziert. Ein kluger Mensch kommentiert das mit „typisch Duisburg, du wirst dreimal kontrolliert, aber keiner kontrolliert wirklich“
Wer auch immer auf die Idee mit dem Betontunnel auf dem Weg zum Gästeblock kam, so richtig angenehm ist das nicht. Apropo angenehm: Duisburg verdient definitiv den Preis für die langsamste und schlechteste Essen und Trinken Organisation des Landes. Wir wissen das. Wir waren schon öfter hier. Aber es ist wirklich jedes Mal wieder überraschend wie schlecht das hier ist.
Der Spieltag wurde von der DFL als Klimaspieltag deklariert und aus diesem Grund wurden alle Spiele 1 Minute später angepfiffen. Dass das auch nicht mehr als eine leere Geste war zeigte sich bei einem Blick durchs Stadion. Flutlicht bei strahlendem Sonnenschein und Einmalplastikbecher.
Funfact: In Duisburg wurde wohl zuletzt noch Football gespielt, konnte man die Markierungen auf dem Rasen noch sehen.
Realitätscheck
In unseren Träumen sehen wir ein packendes Pokalspiel, Flutlicht, ausverkauftes Stadion. Beide Mannschaften glänzen durch Spielfreude und fussballerisches Talent. Was will man mehr?
Okay kurzer Realitätscheck: Pokal, Duisburg, sehr leeres Stadion. Ein stark aufspielender Viertligist und ein Zweitligist der deutlich aufgezeigt bekommt, wo seine Schwächen sind.
Wir kommen gut in die Partie. Die ersten 15 Minuten spielen wir nach vorne und generieren Torschüsse. Aber es ist wie so oft: Der Ball geht einfach nicht ins Tor. „Pass auf, das wird jetzt wieder so ein Spiel bei dem wir unendlich viele Torschüsse haben und dann schießt Straelen die Tore“. Gesagt, getan.
Neutrale Zuschauer*innen sehen danach einen packenden Pokalfight mit einem feldüberlegenem Zweitligisten und einem frech aufspielenden Amateurvertreter sehen, der freche Tore macht. FCSP Fans sehen eine Abwehr und einen Torhüter, die null aufeinander abgestimmt wirken und zur Krönung am Ende noch einen Freistoß direkt ins kurzes Eck fangen. Der vor der Saison ausgerufene Kampf um den Stammtorhüter entwickelt sich immer mehr zu einer Sehnsucht nach geheilten Fingern. Auch die anderen beiden Tore fallen in die Kategorie „verhinderbar“ auch wenn die Straelen zweimal wirklich gut abschließen.
Immerhin können wir seit neustem Standards. Und Jakov weiß, dass wir Fans sind und beendet das Spiel pünktlich nach 90 Minuten, da ein Teil von uns noch Termine hat. Das wird dann aber ein anderer Bericht.
Und so brutal das jetzt klingt: Wenn du am Ende den Pokal in den Berliner Abendhimmel reckst und wir alle uns freudetrunken in den Armen liegen, dann interessiert niemanden mehr, dass du in Duisburg nicht ganz so gut gegen Straelen ausgesehen hast. Fußball ist ein Ergebnissport.
Knapp über 5000 Menschen verfolgen das Spiel im Stadion. Da fragt man sich dann natürlich doch wieder, warum man unbedingt in Duisburg spielen musste und ob solche Spiele nicht auch auf einem Dorfacker durchgeführt werden können. Nun ja.
Und dann stell dir vor, du bist Bulle oder noch viel besser Zivibulle und deine Aufgabe ist es die ach so bösen Paulis zu bewachen und zu schauen, dass die keinen Quatsch machen. Und dann zünden einfach diese frechen Straelener Fans am anderen Ende des Stadions Pyro und du kannst nichts dagegen tun. Blöd gelaufen. Uns gefiel es.
Im Gästeblock mühten sich die Vorsänger unermüdlich um Stimmung und bekamen den Block auch mehrfach auf eine gute Temperatur. Kurz nach der Halbzeit war mal wegen einer medizinischen Versorgung Ruhe. Das ging zum Glück schnell in eine gesündere Richtung. Wir wünschen an dieser Stelle natürlich gute Besserung, so weit dies noch notwendig ist.
Am Ende sind alle braun-weißen glücklich. Denn wie schnell das anders ausgehen kann, hat Leverkusen erlebt.
…Zweite Runde Rom, in Kopenhagen schellt das Telefon…