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Lasst uns über Geld reden


We’re talk-in‘ ‚bout the dollar bill

And that ol‘ man that’s over the hill

Now what are we all to do

When the money’s got a hold on you?

Liebste Lesende, letztens stellten Menschen im Umfeld dieses Blogs fest, dass wir viel häufiger Douglas Adams zitieren sollten. Und was machen wir? Zitieren Simply Red. Zeigt nur, was für Boomer wir eigentlich sind. 


Wir müssen über Geld reden. Geld ist entscheidend für Erfolg im kapitalistischen Fußball. Geld kommt durch Fernsehen und bildet Gruppen von Vereinen. „Cluster“, wie Oke das so schön nannte. 

Wir hatten letztens Diskussionen auf Twitter, ob eigentlich unsere schlechtere finanzielle Position nach dem Nichtaufstieg durch Visionen ausgleichbar wäre, ob wir uns in unserem Cluster verbessern könnten. Konkret wurde niemand. Insbesondere hatte niemand konkrete Visionen oder Ideen, wie wir mehr Geld in das System FCSP bekommen könnten. Denn sie hielten es wahrscheinlich doch mit Douglas Adams: 


„I refuse to answer that question on the grounds that I don’t know the answer“

Wir halten es als kommunistischer Blog natürlich mit der Antilopen Gang, die so schön 


„Na sicher bin ich destruktiv, ich bin Kommunist“ 

formulierte. Und deswegen formulieren wir jetzt mal ganz destruktiv Chancen und Risiken jeglicher Kapitalmaßnahmen, die für den FCSP aus unserer Sicht denkbar sind. Garantiert sind das nicht alle denkbaren, aber wir denken, dass wir viele Ideen behandeln. Kommunist*innen schreiben über Kapitalismus. Historisch eine kapitalistische Erfolgsgeschichte, wenn man die Verkaufszahlen von Marx-Büchern so betrachtet…

Clusterfuck 


Wir spielen Profifußball. Und wir wollen irgendwo in den Top 25 landen, was nebenbei heißt, dass wir für 72 % dieser 25 Plätze aufsteigen müssen. Wir benötigen hierfür Geld, wir benötigen aber auch Geld, weil wir ein Corona-Loch in der Kasse haben. Der Senior schrieb drüber. Das sind also gleich zwei Baustellen. Um aufzusteigen und uns damit auch von unserem Fernsehgeldcluster zu lösen, brauchen wir einen Push. Wir brauchen etwas mehr Geld als unsere Clustergeschwister. 

Wir bekommen nächsten Jahr etwa EUR 11.5 Millionen aus den Fernsehgeldern (das ist mit der Tabelle Stand jetzt gerechnet und damit, dass die Relegation das jeweils höherklassige Team gewinnt. Ein paar Unschärfen sind drin, aber die machen da keinen signifikanten Unterschied). 


Wir sind mit dieser Summe auf Platz 11 der Fernsehgeldtabelle in Liga 2 (was übrigens nicht Top 25 ist, zumindest nicht beim Thema Fernsehgeld). 

Also sagen wir mal, wir befinden uns in dem Cluster „etablierter Zweitligist mit minimal aufsteigender Tendenz auf einen 5. Platz“. Vor uns liegen übrigens namhafte Teams wie Paderborn, Heidenheim und Kiel. Die auch alle in den letzten Jahren nicht 1. Liga gespielt haben. Aber halt in der 2. konsequent im oberen Drittel endeten.
Machen wir uns nichts vor: Alle 16 verbleibenden Erstligisten und alle aktuellen Auf- und Absteiger haben deutlich mehr Geld. Bei uns wären es bei einem Aufstieg ungefähr EUR 34 Millionen Fernsehgelder gewesen, bei Darmstadt würden es rund 32 Millionen bei dem Aufstieg. 

Wenn wir also die Lücke zu diesen Vereinen schließen wollen, dann müssen wir mit unserem deutlich weniger Geld entweder sehr gut arbeiten oder Finanzquellen anzapfen, die uns aus unserem Cluster herauslösen. Und bei „sehr gut arbeiten“ gibt es immer Grenzen. Augsburg kauft uns jeden Spieler mit einem Schulterzucken weg. 
Fürth kriegt „trotz“ Abstieg übrigens kommende Saison 15 Millionen und liegt damit auf Platz 4 der Fernsehgeldtabelle in Liga 2. Nach einem Aufstieg und sofortigem Wiederabstieg. Das Geld bleibt halt trotzdem.

Modelle für mehr Geld kurz angedacht


Wir wollen mal drei Wege andenken:

Eigenkapital steigern


Wir beginnen hiermit mal, weil unser Präsident dies mehrfach als Ziel genannt hat. Der FCSP soll mehr Eigenkapital bekommen. Vielleicht ist an dieser Stelle auch mal Zeit, mit einem Irrglauben aufzuräumen: Unsere Freunde aus dem Wald in Altona haben nämlich gar keine so schlechte Bilanz – sie weisen in dieser schließlich relativ viel Eigenkapital aus. Dieses hält vielleicht angesichts ihrer Verluste nicht ewig, aber Kühne hat da eben doch ein Effekt. Einen auch mittelfristigen. 

Warum ist Eigenkapital so wichtig? Wir haben zur Zeit um die EUR 40 Millionen Schulden als Konzern (Fremdkapital). Und wir zahlen darauf ungefähr EUR 1,4 Millionen Zinsen plus einer jährlichen Tilgung. Die Tilgungen haben wir bei vielen Krediten aufgrund von Corona ausgesetzt, daher haben wir da keine aktuelle Zahl. Wir nehmen jetzt mal eine Tilgung der Kredite über 15 Jahre an, was heißen würde, dass wir irgendwas um die EUR 2,6 Millionen pro Jahr tilgen müssten. Sprich: Wir müssen jedes Jahr EUR 4 Millionen für dieses Fremdkapital bezahlen. (Für Kenner*innen der kleine Hinweis: Das ist jetzt gerundet und so getan, als ob alle Schulden gleich sind; dies ist laut unserer Bilanz aber nicht der Fall. Die Tilgung ist geschätzt, die Zahlen sind zum besseren Verständnis gerundet, aber wir glauben, dass wir da schon relativ nah an der Wahrheit sind.) 


Dieses Fremdkapital mit Eigenkapital ersetzen, auf das man keine Zinsen und keine Tilgung zahlt? Zack, schon hat man EUR 4 Millionen im Jahr mehr in der Tasche. 

Wollen wir mal brutal sein? In der zweiten Liga sind vier Millionen mehr Geld schlichtweg zwei absolute Topspieler, die man mehr unter Vertrag nehmen kann. Geld schießt keine Tore? Das wagen wir dann leider doch zu bezweifeln. Vielleicht kann man einen durch gutes Scouting finden und günstiger bezahlen, aber zwei? Und wenn man einen durch gutes Scouting findet und zwei bezahlt, dann hat man schon drei. So ein Terodde schießt halt Tore. Und kostet entsprechend. 


All in! 

Ein weiteres Modell wäre ein „All in“. Wir generieren kurzfristig sehr viel Geld und ballern das für zwei bis drei Jahre in den Kader. Auch hier kann man sich zumindest für ein Fenster von zwei bis drei Saisons wahrscheinlich selbst mehr als zwei Unterschiedsspieler leisten, die sich der Cluster sonst nicht leisten kann. (Wie und ob das funktioniert kann man ja an Tabellen der letzte Jahre ablesen. Unsere Freunde aus dem Volkspark, die sich einen deutlich teureren Kader als z.B. ich Darmstadt leisten, sind ein negatives Beispiel, unsere Freunde aus der Heide im tiefsten Südosten Berlins ein positives. Lustig, dass die Rauten hier zweimal als Beispiel auftauchen, aber ihr werdet noch sehen, warum.)

Einnahmen steigern

Wir steigern unsere Einnahmen, die nicht Fernsehgelder sind. Damit das in diesen Fernsehclustern wirklich ein Unterschied macht, würden wir hier eine Steigerung von ca. EUR 5 Millionen pro Jahr benötigen. Bisher liegt der Bereich „Einnahmen“ bei ungefähr EUR 20 bis EUR 25 Millionen pro Jahr, je nachdem, was man da rein rechnet (wobei hier natürlich auch die Pandemie eine Rolle spielt). 
Und dies schafft eigentlich kein Verein, so dass uns hier kein Beispiel einfällt. Wir haben diesen Bereich garantiert massiv gesteigert, als wir von „geliebter Bruchbude“ auf „neues Millerntor“ umstiegen. Aber sonst ist das sehr schwierig. 

Im Einzelnen


Eigenkapital? 

Die Investorin! 


Es gibt da eine ganz einfache Lösung. Ausgliedern, 50+1 machen, Investor*in suchen, die 320 Fantastilliarden (oder wieviel auch immer Windhorst an Hertha gezahlt hat) bereitwillig gibt, und diese nutzen, um jegliches Fremdkapital abzulösen. 
Ist eigentlich ganz einfach, oder? Machen wir also? Ne, gibt es ganz viele Gründe für, dies nicht zu machen. Investor*innen wollen einen „Return on Investment“. Dieses Geld ist also doch nicht umsonst. Sie wollen auch schnellen Erfolg, was eben heißt, dass man das Geld nicht in Schuldentilgung und dann eine langfristige kleine Geldsteigerung steckt, sondern bitte: Erfolg jetzt! Also Schuldenstehen lassen, Geld in den Kader und auf Erfolg hoffen. Bei den Pressekonferenzen, bei denen die Investor*innen vorgestellt werden, wird natürlich immer von „langfristigem Engagement“ geredet, aber im Endeffekt gibt es nur sehr wenige Investor*innen, die so denken. 

Solche seriosen Investor*innen wird man wenige finden (die sind wahrscheinlich alle schon bei Bayern oder Dortmund langfristig engagiert). Klar, wenn du einen Anteil deines Vereines an einen DAX-Konzern verkaufen kannst, ist das halt noch was anderes, als wenn du an Lars Windhorst verkaufen „musst“. So wird aus dem vorsichtigen „Eigen- statt Fremdkapital“-Modell schnell ein „All in“-Modell. 

Und das waren nun alles Argumente, die nichts mit „Ausgliederung und Investor*innen an sich sind doof“ zu tun haben. Diese sind „politische“ Argumente, welche beim FCSP noch mehr Gewicht haben, als es bei anderen Vereinen sein mag. Und es sind sehr wichtige Argumente, denn „wir tun vieles für sportlichen Erfolg, aber nicht alles“ ist unsere Kernmarke, und wir wollen auch nicht eine*n (Mit-)bestimmende*n, die/der auf fragwürdigen Wegen zu Geld gekommen ist und sich nun ein Spielzeug sucht. 

Die Kleininvestor*innen

Der FCSP wollte einen anderen Weg gehen und eine Genossenschaft gründen, in die viele Menschen kleine Beträge zahlen. Der FCSP wollte dann seinen größten Schuldenträger dort anbinden und so Geld einnehmen.

Der größte Schuldenträger ist das Stadion, denn der größte Teil der EUR 40 Millionen ist nun mal Geld, welches für das Stadion ausgegeben wurde. In unserer ursprünglichen Planung war das mal die Idee: Unser Stadion mit „Erspartem“ zu bauen. Man hat es dann – auch um die Zeitlinie zu beschleunigen – anders gemacht, so dass wir nun eben Schulden haben. Diese jetzt mit Eigenkapital zu ersetzen würde sozusagen wieder die ursprüngliche Planung herstellen. 

Die Idee an sich ist nicht schlecht, denn wie wir bei vielen Fananleihen gesehen haben gibt es dafür einen Markt (sprich: Leute haben genug Geld) und Fans sind bereit, „ihrem“ Verein Geld zu geben, wenn das Konzept stimmt. 

Die Genossenschaft ist – wie hier schon mehrfach geschrieben – jedoch nicht die dafür richtige Gesellschaftsform. 
Besser aus einer gesellschaftsrechtlichen Perspektive wären eine Publikums-KG oder eine KGaA oder eine AG. Klingt das sehr wenig nach St. Pauli? Ja! Aber hier kämpft das Gefühl mit der juristischen und wirtschaftlichen Realität, und da ist das Gefühl sehr schnell eine leere Hülle, denn entscheidender als die Gesellschaftsform sind der entsprechende Vertrag und die Realität. Denn mal ehrlich: Fühlt ihr euch bei der Volksbank mit all euren Mitgenoss*innen so richtig solidarisch? Wohl eher nicht. Nun kommt aber das nächste Problem. Wir haben drei Komplexe, die wir in so eine Gesellschaft einbringen könnten:     

1. Unser Stadion? 

Geht aktuell nicht. Die steuerliche Konstruktion ist erstmal fest; eine Auflösung bräuchte Zeit. 

Achtung, kleiner erklärender Ausflug ins Steuerrecht. Wir haben es bei der Konstruktion mit einer stadionbesitzenden KG und einem in diesem Stadion spielenden e.V. mit einer sogenannten Betriebsaufspaltung bzw. mit der Vermeidung einer solchen zu tun. Deswegen haben wir in der KG auch vereinsfremde Mitgesellschafter (alles Kerle, wenn wir das richtig sehen). Dies hat man gemacht, um die Hellmich-Rechnung beim Finanzamt einreichen und sagen zu können „Gib mal die Umsatzsteuer wieder“. Das machte damals den Bau deutlich billiger und man darf dies jetzt nicht ändern. Umsatzsteuerlich sind das genau 10 Jahre bei Grundstücken (§ 15a UStG). Sonst müssten wir die Umsatzsteuer doch noch an das Finanzamt zahlen, und dies wären 19 % der Bausumme. Bei jetzt mal angenommenen EUr 70 Mio wären das EUR 14 Millionen. Das wäre sehr kontraproduktiv. Diese Konstruktion benötigt aber eine relativ feste Gesellschaftsstruktur, die wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht einfach so auflösen können. (Die ganze Konstruktion ist hier erklärt.)


Also mindestens 10 Jahre seit der Investition warten? Der letzte große Bau war die Nordtribüne, die ist 2015 errichtet worden. Wenn wir mal annehmen, dass das Ganze auch im Jahr 2015 abgerechnet und bezahlt wurde (kann ohne weiteres sein, dass dies nicht der Fall war), dann sind die 10 Jahre mit Ablauf des Jahres 2025 vorbei und wir könnten ab 2026 an die steuerliche Konstruktion ran. 

Diese dann aufzulösen und in eine Stadionbesitzgenoss-, äh, KGaA umzuwandeln, bedarf dann immer noch vieler gut bezahlter Steuerberater*innen, aber wäre wohl eher möglich, ohne da irgendwelche steuerlichen Sachverhalte auszulösen, die uns den ganzen finanziellen Vorteil zunichtemachen. Also noch vier bis sechs Saisons Däumchen drehen, auf mindestens Klassenerhalt hoffen und dann Okes Genossen*innen-Idee in die Tat umsetzen? Das bedarf sehr viel Geduld. Und bis dahin wird die Spreizung zwischen den Clustern nicht kleiner… 

Renovierungen incoming

Einen Aspekt darf man auch nicht vergessen: Stadien haben eine sehr kurze Nutzungszeit. Nehmen wir z.B. das Freiburger Dreisamstadion, welches in seiner heutigen Form 1999 errichtet und bereits 2021 wieder verlassen wurde. Oder das Carl-Benz-Stadion von 1992, welches nun ersetzt werden soll. Unsere Südtribüne ist von 2008. Wir kommen also im Jahr 2026 schon in eine Nutzungsdauer, die Renovierungen und Modernisierungen des Stadions fordern wird. Dafür braucht man (ihr ahnt es) Geld. Was anderseits auch wieder ein Aufhänger sein könnte,  das Geld bei Fans einzufordern. 

2. Unser Tafelsilber (Vermarktung etc.)? 


Das ist wahrscheinlich zu abstrakt und zu unsexy, um damit wirklich Leute hinter dem Ofen hervor zu holen. Tafelsilber wären für Investor*innen aufgrund eines stetigen Gewinns in diesem Bereich ganz interessant, aber stetig ist bei solchen Kreisen (die prinzipiell immer doof sind) auch unsexy. 


3. Unser Profibereich?

Dagegen sprechen alle eben bei „Investor*innen“ genannte Gründe. 

Der Senior (Gesellschaftsrechtler von Haus aus) murmelt gelegentlich was von „in einen Idealverein gehört sowieso keine Profisportabteilung, Ausgliederung ist juristisch viel sauberer“. Das ist immer der Moment, in dem wir ihm ein großes Franzbrötchen in den Mund schieben und ihn irgendwo hin sperren, wo ihn niemand hört. Schöne Grüße in diesem Zusammenhang aber an einige ehemalige Kassenprüfer (alles Kerle) dieses Vereines. 

Natürlich, die „FCSP Spielbetriebs KGaA“ wäre wahrscheinlich lukrativ in einem Kapitalmarkt und würde uns aufgrund der KGaA-Konstruktion weiterhin „Chef*innen im eigenen Hause“ bleiben lassen. Warum? Bei einer KGaA haben nur die persönlich haftenden Gesellschafter*innen ein Stimmrecht, dies wäre hier dann nur der e.V. – und die Geldgeber*innen wären eben nur das. Und müssten für einen Gewinn auf Erfolg hoffen. KG wäre ähnlich, AG deswegen gleich wieder vergessen. Das fehlende Mitspracherecht macht diese Variante für Investor*innen immer etwas unattraktiver und auch Kleininvestor*innen wollen am Ende „Return on Investment“ und am besten mitreden, aber ggf. wäre das noch darstellbar mit einem „Wir steigen auf, dann ist das alles viel mehr wert.“ Nur müssten dafür die Anteile auch wieder verkaufbar sein. Börsengang FCSP? Es schüttelt sich alles!


Oder es müsste ähnlich wie bei der Genossenschaftsidee (oder der eigentlich unattraktiven Anleihe) der Feel Good-Faktor so hoch sein, dass wir genügend Kleininvestor*innen aus diesen Gründen finden. 

Aber dafür müssten wir die Hürde „Ausgliederung Profiabteilung“ nehmen. Und das will niemand! Selbst der Senior murmelt aus seinem Kellerloch und durch sein Franzbrötchen was von „das ist vom Gefühl her richtig scheiße und eigentlich will ich das auch nicht…“ 

Natürlich muss man auch bei solchen Konstruktionen nicht das gesamte neue Geld in die Schuldentilgung tun, sondern könnte es auch teilweise in laufende zusätzliche Ausgaben stecken. Wie man mag. Hier steht aber kein Lars hinter einem, der nächste Saison Champions League spielen will und komplett unrealisitische Ideen hat; dies schiebt dieses Modell ein bisschen mehr in Richtung langfristig.  

All In? All In!

Das sind Wege, die Schalke, Union, aber auch viele Vereine mit Investor*innen (hallo Volkspark) gegangen sind. 

Wenn man dafür nicht Investor*innen-Eigenkapital verwendet, dann ist der übliche Weg, dass ich zukünftige Einnahmen an Investor*innen verkaufe, die mir dafür das Geld vorab geben. Natürlich abzüglich ihres Gewinnes. 


Das kann man mit Vermarktungsrechten machen (erinnert ihr euch an unseren Upsolut-Deal und unseren Ufa- (und wie viele andere Namen diese Firma hatte –  zuletzt U! Sports) Deal? Diese Deals hatten ursprünglich solche Elemente), man kann das mit Cateringrechten machen (haben wir auch mal an Astra für einen Bauzuschuss vergeben) oder eben mit den großen Batzen „Zuschauer*inneneinnahmen“. Das sind bei uns so um die EUR 5 Millionen pro Jahr. Wenn ich mir jetzt also die nächsten 6 Jahre vorstrecken ließe, dann bekäme ich z.B. EUR 25 Millionen in die Hand und die investierte ich über drei Jahre in den Kader und – Bämm!, Aufstieg, Europapokal und alle sind glücklich. Wie überbrücke ich den Ausfall der Zuschauer*inneneinnahmen? Na klar, durch höhere Fernsehgelder und höhere Europapokaleinnahmen. 


Bei Union ist dieser Plan bisher halbwegs aufgegangen, bei anderen Vereinen eher nicht (hallo Schalke). Und auch Union ist wahrscheinlich immer noch in der Phase, in der man diese Einnahmen auch im laufenden Geschäft sehr gerne hätte. Und stattdessen halt einen Kruse verkauft/verkaufen muss. Denn das muss jedem klar sein: Wenn ich mir diese Einnahmen vorstrecken lasse, dann habe ich sie in Zukunft nicht mehr laufend. Und ich trage häufig das Risiko, dass diese Einnahmen nicht erfolgen (hallo Corona-Pandemie). 


Wie der Begriff „All in“ schon sagt: Das ist hochriskant. Und dies ist bisher etwas, das der FCSP nicht für seine Philosophie hielt. Oke hat auf solche Modelle immer wieder hingewiesen und sie nicht für einen gangbaren Weg gehalten. Der große Vorteil solcher Modelle gegenüber „wir verkaufen etwas an Investor*innen“ ist, dass man grundsätzlich Inhaber seines Tafelsilbers bleibt, aber eben die Einnahmen eine gewisse Zeit nicht bekommt. 


Wollen wir dieses Risiko gehen? Gute Frage. Und auch hier darf man nie vergessen: Viele Investor*innen, die so etwas kaufen, sind eher fragwürdig. Oder Präsident beim VfB Stuttgart. Was fast noch schlimmer ist.

Ein anderer Weg wäre natürlich, jenes „Tafelsilber“ zu verkaufen. Ähnlicher Effekt, es ist dann aber für immer weg. Und ob die „Traumpartner“ von heute noch die „Traumpartner“ von übermorgen sind, sei mal dahin gestellt. Wir haben da mit Upsolut und U! Sports ja auch so unsere Erfahrungen gemacht. 


Wir waren schon half in 

Was wir jedoch nie vergessen dürfen: Wir sind schon ein bisschen „All in“ in den letzten Jahren gegangen. Weil wir den Spieleretat eben nicht an Corona angepasst und damit Rücklagen aufgebraucht und Gelder, die wir (noch nicht) hatten, verplant haben. Klar, es ist aufgrund von Pokal und aufgrund der relativ schnellen Lockerungen der Zuschauer*innenbeschränkungen nicht ganz so brutal geworden wie in dem oben zitierten Artikel aufgeschrieben, aber eigentlich hätten wir in den Saisons 20/21 und 21/22 den Spieleretat anpassen müssen. Haben es nicht getan und müssen nun sehen, ob und wie wir ggf. unser kleines „All in“ verkraften. Es kann also sein, dass wir hier zu Maßnahmen gezwungen sind, ohne davon wirklich Vorteile zu haben. Wir werden es sehen.


 Mehr Einnahmen

Wir haben bereits sehr hohe Merch-Einnahmen und unser Trikotsponsor zahlt garantiert auch recht gut für Zweitligaverhältnisse. Wir behaupten außerdem mal, dass Business-Seats bei uns ganz gut nachgefragt sind im Vergleich zu anderen Vereinen in der 2. Liga. 


Das Stadion ist zudem knapp an der Kapazitätsgrenze; da ist nicht mehr viel zu machen. Wir müssten also Dinge ändern. 
Preise erhöhen? Wahrscheinlich schwierig. Klar, wir sind nicht die teuersten und nicht die billigsten, aber da ist trotzdem nicht viel Luft nach oben. 

In der Bewerbung um weitere Einnahmen haben wir noch einen sehr lukrativen und ein paar kleine Posten. Und ihr alle wisst jetzt, welcher der lukrative Posten ist. 

Der Stadionname. Wir müssen die Wertediskussion gar nicht erst anfangen; da ist alles gesagt und das ist alles richtig. Und ihr werdet uns hier garantiert nicht für einen Stadionnamensverkauf plädieren hören. Alles schüttelt sich. Auch bei uns. 
Wenn man das aber ganz kühl betrachten würde, dann hätte ein Verkauf extrem wenig Konsequenzen und brächte für diesen lächerlichen Werbewert sehr viel Geld. Viele Konkurrenten von uns bekommen dafür sogar absurd viel Geld: Karlsruhe EUR 1 Million, die Rauten irgendwas zwischen EUr 1,5 und EUR 3 Millionen (Google wirft da unterschiedliche Laufzeiten aus), jeweils pro Jahr. Um mal deutlich zu machen, wie wenig Werbewert das hat: Ohne Google zu bemühen, wie heißt denn der Wildpark nun gerade offiziell? Und wie der Schuhkasten in Düsseldorf?


Noch mal: Wir wollen das nicht! Der damalige MV-Antrag war gut begründet und überzeugt bis heute. Wir wollen eben nicht alles, was möglich wäre, machen. Wir müssen es aber trotzdem in einem solchen Artikel erwähnen. 

Klar könnte man noch Ecken, Auswechselungen, Spielergebnisse, Aufstellungen etc. präsentieren lassen, was auf unseren Social Media-Plattformen bereits gemacht wird, da aber eher nicht stört, auf einer Anzeigentafel jedoch das Stadionerlebnis SUPER nervig werden ließe. Und trotzdem gäbe es dafür auch nicht die benötigten Millionen…
Noch etwas: Die Maßnahmen „Eigenkapital steigern“ und „All in“ haben schlichtweg das viel größere Potenzial, da ist viel mehr Geld pro Saison drin. Diese Größenordnungen sind durch „präsentiert von…“ schwer zu erreichen, daher muss man sich auch immer fragen, ob das Überbordwerfen jeglicher DNA sowas überhaupt wirklich wert ist. Oder anders ausgedrückt: Der Tabubruch „Ausgliederung“ ist ungefähr 5 mal so attraktiv finanziell wie der Tabubruch Stadionname. 

Was sollten wir also machen? 

Keiner dieser Wege ist ohne Risiko und ohne Probleme, das muss klar sein. Wenn wir uns in unserem Cluster besser aufstellen wollen, dann müssen wir trotzdem einen davon gehen. Uns erscheint dieser „mehr Eigenkapital, weniger Fremdkapital“-Weg prinzipiell immer noch ein sehr guter, auch wenn das Vehikel am Ende nicht „Genossenschaft“ heißt. Es gibt halt nur den einfachen Weg >Investor*in oder „Stadiongenossenschaft“< nicht. Aber der FCSP war schon immer dafür bekannt, es lieber kompliziert als einfach zu mögen, sonst wären wir halt einfach aufgestiegen. Klar das bedarf vielleicht noch etwas Zeit oder einiger kreativer Ideen, aber insgesamt erscheint dieser Ideenkomplex immer noch der Beste zu sein. 


Oder vielleicht müssen wir wirklich bis 2026 warten? Und bis dahin beten, dass wir so in unserem Cluster bleiben, dass sich das Ganze nicht noch mehr spreizt und wir dann die gesamte finanzielle Struktur des FCSP mit unserer Millerntor-KGaA und unserer persönlichen Schmuckaktie an der Wohnzimmerwand komplett neu bauen können. Aber auch das ist eben riskant. 

Ihr habt andere konkrete Ideen? Wir können den Kontakt zum Präsidium vermitteln. 😉 Oder schreibt sie einfach in die Kommentare.     

Ein Kommentar

  1. alloe alloe

    Sehr spannend, Danke für den ausführlichen Artikel.

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