Wie der FC St. Pauli vermeldet, ist unser langjähriger Stadionsprecher Rainer Wulff mit 79 Jahren verstorben.
Rainer war von 1986 bis 2017 unser Stadionsprecher und damit sehr entscheidend für das Stadionerlebnis Millerntor in all diesen Jahren. Er wird uns sehr fehlen.
Seine Art, ruhig und eben nicht marktschreiend durch einen Spieltag zu führen, was 1986 noch weit verbreitet war. 1986 führte z.B. im Volkspark noch Jo Brauner durch das Spieltagsprogramm, um dann ein paar Jahre später dieses Amt aufgrund der immer mehr ausufernden Showelemente aufzugeben. Rainer jedoch blieb, blieb mit seinem ruhigen sachlichen Stil bei uns und für uns und hat wohl alle FCSP-Fans und unsere Stadionbesuche am Millerntor geprägt. Die angenehme Radiomoderatorenstimme uns allen wohl immer noch in Gedanken.
Viele große Momente des FCSP hat er moderiert – Aufstiege, Siege, Niederlagen, und immer war Rainers Stimme unser Soundtrack dazu. 2017 war daher für viele ein richtiger Umbruch, als er seinen Ruhestand bekannt gab. Unser wundervolles neues Stadionsprecher*innenteam muss immer noch riesige Fußstapfen füllen, und es ist sehr schön, dass Rainers Stil von ihnen weitergeführt wird. Danke dafür.
Rainer war im ganzen Verein äußerst beliebt, und wir haben ihn immer als freundlich, interessiert und aufgeschlossen wahrgenommen.

Klar, er hat auch seine Meinung vertreten, die den aktiven Fans nicht immer gefallen hat (es sei nur an die „Achse des Blöden“-Tapete und seine Durchsage dazu erinnert), aber das war es ja auch, was diesen Menschen so wundervoll machte: Anbiedern war nicht sein Ding, er hat Meinungen gehabt und hat sie vertreten. Er hat dann aber auch die sachliche Auseinandersetzung gesucht und sich z.B. im konkreten Fall die Gründe für diese Tapete angehört. Und wenn er sie vielleicht dann immer noch nicht geteilt hat, dann hat er sie zumindest verstanden. Er war immer für sachliche Kritik und Anregungen offen und so ist es heute selbstverständlich, dass am Millerntor nicht bis direkt zum Anpfiff irgendwelche Malle-Partyhits ertönen, sondern bis heute eine Zeit zum Einsingen bleibt (wahrscheinlich wäre dem NDR-Openrredakteur auch das Trommelfell geplatzt bei irgendwelchen Mallehits). Für den Soundtrack am Millerntor hatte er denn auch immer Kollegen mit einem etwas rocklastigeren Hintergrund am Start.

Rainer wollte nie der Mittelpunkt sein, sondern eben der Begleiter, der Moderator. Ihm war Respekt wichtig: Respekt vor den Gästen, daher spielen wir am Millerntor vor dem Spiel auch das Lied des Gegners. Respekt vor den Spielern, daher seine Aussprachendatenbank, die eine wichtige Rechercheplattform für die Aussprache von Spielernamen wurde. Seinen feinen Humor hat er in satirischen Texten und Büchern immer wieder zum Besten gegeben; viele von uns werden ihn auch so erlebt haben.
Rainer wird fehlen. Als Stimme, als moralischer Kompass und als Mensch. Unser Mitgefühl gilt Torsten und all seinen Freund*innen und Angehörigen. Wir wünschen euch ganz viel Kraft und denken an Euch in dieser schweren Zeit.
Rainer, wir werden uns im Jenseits wiedersehen und insbesondere wiederhören und freuen uns jetzt schon, wenn du Walter Frosch in der Startaufstellung ankündigst. Bis dahin mach es gut, Rainer! Du warst St. Pauli und du wirst uns sehr fehlen.
Alle Bilder (c) Afroh. Nutzung mit Genehmigung. Danke!