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Die Partnerschaften des #FCSP, (k)eine Erfolgsgeschichte


Die vom MagischenFC, schon wieder kommen sie mit den unbequemen Themen.

In diesem Fall:    

(1) Es ist scheiße, dass man signifikant viel Geld braucht, um im Fußballbusiness mitzuspielen. In unserer Fußballutopie sähe das anders aus, aber von der sind wir relativ weit entfernt. 

(2) Wir haben bewusst entschieden, in diesem Kontext „Fußballbusiness“ mit aktiv zu sein. Oben mitspielen zu wollen. Top25 in Deutschland zu werden.


(3) Dazu braucht es Geld. Das muss irgendwoherkommen. Denn: Geld schießt Tore.


(4) Es wäre schön, wenn dieses Geld, das wir zum Tore schießen brauchen, auf der Straße liegen würde. Tut es aber nicht. 

(5) Heißt: Wir müssen irgendwo Geld herbekommen. Vieles, das im Fußballbusiness Usus ist, machen wir (bisher) ganz bewusst nicht: Einzelne Investor*innen reinholen, alles zu Geld machen, das halbwegs glänzt, das Tafelsilber anzapfen, jegliche Partnerschaft eingehen, egal wie der*die Partner*in so drauf ist (wir arbeiten da gerade an einem Artikel).

(6) Aber irgendwoher müssen wir das Geld halt herkriegen. Martin Drust, mittlerweile Geschäftsleiter Marke, sprach 2019 in einem Interview von „langfristige[n] Wertepartnerschaften mit zu uns passenden Marken“.


(7) Um zu prüfen, wie unsere sogenannten Wertepartner*innen so aufgestellt sind, gibt es einen CSR-Check, an dem die CSR-Abteilung beteiligt ist: „Unsere CSR-Abteilung ist in erster Linie auch eine Beratungsinstanz. Wir geben Einschätzungen ab, helfen bei Entscheidungen und sehen uns als Dienstleister für andere.“

So schön in der Theorie: Wir wollen mitspielen – dafür brauchen wir Geld; wir nehmen aber nicht alles an, sondern prüfen kritisch, mit wem wir zusammenarbeiten.


Aber wie sieht es in der Praxis aus?


Da klappt es leider nicht ganz so:Immer wieder gibt es große Fragezeichen bei den Partner*innen des FCSP. Kenner*innen dieses Blogs werden viele der kommenden Fälle bekannt vorkommen. Wir wollen hier noch mal kurz einen Abriss schreiben. Die Probleme dabei sind vielfältig: Partnerschaften der Marke „das Produkt ist richtig scheiße“, der Marke „das Geschäftsmodell braucht kein Mensch“ oder auch Partnerschaften der Marke „sind als Wertepartner weit von unseren Werten entfernt“.


Moods.

Seit 2019 kooperieren wir mit einem Zigarettenhersteller namens Moods, der wiederholt innerhalb des Stadions Produktsamples verteilt hat. Zudem ist nach wie vor zu mutmaßen, dass Verantwortliche beim FCSP da bei einer internen Veranstaltung nicht ganz die Wahrheit gesagt haben. Details hier. Und auch heute (Stand 06.05.2022) kooperieren wir noch mit diesem Zigarettenhersteller als Partner der Kategorie „Stammspieler“.


Fansofas


Fussballkulturell kann man trefflich darüber streiten, ob Fansofas in irgendeiner Form vorkommen sollten. Also in dem Sinne, ob man sie kaputtmacht oder doch besser abfackelt. Ein weitere Kooperationspartner des FCSP, booster, bewarb sein Fansofa damit, dass es direkt neben dem Spielfeld stehen würde: 


Auch 2022 gibt es diese ganz wunderbare Kooperation noch, dieses Mal unter dem geflügelten Wort „Sitzsack-Tickets“. Problem also zumindest teilweise verstanden.

Viva con Agua


Es gibt ja durchaus kritische Stimmen bzgl. Viva con Agua, die wir mindestens mal gut nachvollziehen können: Wie erfolgreich ist ein „Social Business“ wirklich, wenn es seinen Erfolg – unsere Einschätzung – vor allem aus dem Hype rund um die Gründungspersonen zieht? 


Im Kontext der Münzviertel-Initiative gab es dann sehr berechtigte Kritik rund um das Geschäftsgebahren und den Umgang mit anderen Initiativen. Ein paar Wischiwaschi-Statements und die Paulis waren besänftigt. Auf eine weitere detaillierte und damals groß angekündigte Stellungnahme warten nicht nur wir bis heute


tomorrow

Ein Geschäftsmodell der sogenannten „New Economy“ ist die Umgehung von gesetzlichen Regeln und das Vorschalten von Dienstleistern, die etwas nach außen versprechen. Insbesondere, dass alles „einfacher, schneller und nachhaltiger“ geht. Mach dazu noch eine hübsche App und fertig ist das Modell. 

Die Tomorrow Bank ist ein klassisches Beispiel, denn dieses Unternehmen ist eben keine Bank mit einer Banklizenz, sondern verkauft im Endeffekt Konten und Bankdienstleistungen der Solarisbank. Und die Solarisbank selber ist schon nicht ohne Fragezeichen – siehe hier und hier


Man verstehe uns nicht falsch: Natürlich kannst du kreative Geschäftsmodelle fahren. Und zur Solarisbank gibt es Fragen, sie ist aber garantiert keine Verbrecher*in. Nun sucht aber mal bei Tomorrow auf deren Internetseite den Hinweis, dass sie nur Vermittler*innen sind. 


Hinzu kommt, dass mit feelgood Geld zu verdienen immer Bauchweh verursacht. Denn auch Tommorow will am Ende Geld verdienen. Wie auch Solaris. 


ExpressSteuer


Alles, was wir eben schrieben, stimmt hier auch. Während es aber bei Tomorrow so „naja, so 100 % toll ist das halt nicht“ ist, ist es in diesem Fall eine klare Umgehung von gesetzlichen Normen und eine direkte Irreführung der Verbraucher*innen. Details findet ihr hier.


Oder anders ausgedrückt: Tomorrow spielt in der Freizeitliga „fragwürdig“, ExpressSteuer ist jedoch bereits „Bundesliga“.


11teamsports & Puma

Der Zusammenarbeit mit den „Freunden von Puma und 11teamsports“ verdankten wir das großartige Gesamtkunstwerk namens Ronny und Jens    Die Geschichte fassten wir damals zusammen; zur grundlegenden Problematik zitieren wir gerne den Fanclubsprecher:innenrat:

„Bitter enttäuscht, dass die verantwortlichen leitenden Hauptamtlichen immer noch nichts aus den zahlreichen Fehlern in der Vergangenheit gelernt haben, immer noch nicht den Wertekanon verinnerlicht, vor allem diesen den Mitarbeiter*innen mitgeben und alle Bemühungen gemeinsame Werte und Mindeststandards an Respekt vor unserem Magischen auch mal über einen längeren Zeitraum leben.“ 

 Und nun auch noch die menschgewordene linksliberale Broisierung, Fynn Kliemann

Für einen kurzen Überblick verweisen wir auf LMAAFK, das ZDF Magazin Royale oder den Spiegel.


Um es kurz zusammenzufassen: – Es ist Betrug, wenn man vorgaukelt, in Land A und unter Bedingungen B zu produzieren, und es dann nicht tut. – Es ist menschenverachtender Rassismus, wenn man wissentlich defekte Masken an Camps für Geflüchtete spendet, ohne dies klar zu benennen.- Es ist verachtenswert, wenn man eine Krise, die Millionen Menschenleben gekostet hat, „geil findet“, weil man das große Geschäft wittert.  

Nun gibt es zwei Betrachtungsweisen:Einerseits:

Den FC St. Pauli als mutmaßlich Geschädigten, der durch die Geschäftstaktiken von Fynn Kliemann hinters Licht geführt wurde und der – wenn die Berichte des ZDF Magazin Royal so standhalten – auch mit seinem guten Namen ein zutiefst verabscheuenswürdiges Projekt indirekt unterstützt hat. Und der auch seine Anhänger*innen hier mit reingezogen hat, indem sie zum Kauf von Solimasken motiviert wurden. Der sich – wie auch in Statements des Vereins geschrieben – „sämtliche zur Verfügung stehenden juristischen Konsequenzen“ offenhalten sollte. (Welche das sind, erfahrt ihr in der nächsten Recht des Sports – Kolumne)


Die andere Betrachtungsweise: Da hat sich ein Verein, der auch sonst die CSR-Checks in Bezug auf vermeintlich coole Personen und ihre Geschäftsmodelle nicht so genau nimmt und dem viel zu häufig „was durchrutscht“, leichtfertig hinters Licht führen lassen. Sich blenden lassen von dem coolen Image. Nicht so genau hingeschaut, weil es ja „um was Gutes“ ging. Sich von „produzieren in Europa“ überzeugen lassen, nicht persönlich nachforschen können, weil Corona, aber eben auch nicht hinterfragt.


Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Die Wahrheit ist aber auch, dass in letzter Zeit viel zu viele Partnerschaften eingegangen wurden mit Partnern, die mindestens mal kritikwürdige Geschäftsmodelle haben. Oder mit Partnern, die den Verein und seine (Fan-)Kultur nur rudimentär verstehen. Und die scheinbar auch nicht die notwendige Orientierung bekommmen, um nicht in so offene Fallen zu tappen. 


Wir haben uns geeinigt, im Fußball oben mitspielen zu wollen. Der (moralische) Preis, den wir dafür zahlen, wird aber mit jedem neuen „hupps, wie konnte uns das dann passieren?“ höher. Die Frage ist: Wann ist der Preis zu hoch? Und wann nehmen wir die handelnden Personen endlich in volle Veranwortung?

Ein Kommentar

  1. klaas klaas

    Man könnte auch noch den Wechsel von VcA zu Hella erwähnen, der damals für mein Gefühl sehr, sehr still und schon fast heimlichtuerisch vonstatten gegangen ist – zumindest für mein persönliches Gefühl.

    Irgendwann gab es halt einen Stand mit Gratis Hella Zeug im Bereich vor dem Busparkplatz, und damit waren Fakten geschaffen.

    Klar, von denen kommt mehr Kohle, aber ein bißchen offener hätte man das m. E. kommunizieren können.

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