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Denn sie wissen nicht, was sie tun…

(Der alternative Titel könnte auch „denn sie wissen genau, was sie tun. Und sie machen es mit Vorsatz.“ sein)

Dieses Blog wird von Fußballfans geschrieben, die (viel zu) regelmäßig ihrem Verein durch die Republik folgen. Dies ist unsere Perspektive und diese Perspektive werden uns an Tagen wie heute viele Leser*innen einfach nicht abnehmen. Das wäre als Drehbuch mit „zu plump“ abgelehnt worden. 

Eigentlich wollten wir unseren Daheimgebliebenen nun freudetrunkene Nachrichten schreiben, aber stattdessen sind wir ernüchtert und genervt. Und dabei ist die sportliche Leistung bei weitem nicht das ausschlaggebende. 

Wir wollen doch gar nicht viel

Wir erwarten auswärts echt nur ein Mindestmaß an Gastfreundschaft. Bring uns ins Stadion, hab einen Plan wie du das machen willst, lass uns in Ruhe und behandle uns wie Menschen. Und dazu gehört auch die Möglichkeit was zu essen und zu trinken außerhalb des Stadions kaufen zu können. Und nach dem Spiel? Bring uns schnell und gut organisiert zum Bus oder Zug und danke und Tschüss. Wenn es sein muss, dann trenne unseretwegen die Fangruppen, aber habe als verantwortliche Menschen bitte einen Plan wie du das alles sicherstellen willst, auch im Stadion. Und stelle sicher, dass unsere körperliche Unversehrtheit dabei intakt bleibt. 

Dies sind komplette Minimalanforderungen. Und keine dieser Anforderungen wurde in Rostock erfüllt. 

Der Transfer vom Bahnhof zum Stadion war bereits auf dem Hinweg mit viel Warten verbunden. Die Idee „wir machen alle Busse voll und fahren dann die gemeinsam zum Stadion“ ist eine beschissene. Insbesondere wenn der Weg zwischen Bahnhof und Stadion weit ist. Und noch viel mehr, wenn es bei weitemnicht genug Busse für die Anzahl der Menschen gibt. Wir zählten zwischen vier und sechs. Und diese besagten Busse den (oneway, reine Fahrtzeit) um die 10 Minute für besagte Strecke brauchen.

Bereits auf dem Hinweg dauerte es unfassbar lange bis alle Bahnfahrer*innen am Stadion waren. Warum das alles entspannt war? Weil der Zug eine Stunde zu früh war und wir mehr als genug Zeit hatten. Aber viel malerisches Rumstehen ist nun echt auch nicht unser Hobby.

Nennen wir mal das Positive. Die Ordner*innen waren zumindest in unserer Wahrnehmung sehr freundlich. Bestimmt beim Abtasten, aber freundlich. Da ist es wieder dieses Minimum. Hier wurde es einmal erfüllt. 

Die ganze Situation in Rostock mit Heim- und Auswärtskurve auf einer Seite ist schon grundlegend schwierig, selbst wenn wir hier von einer normalen Fanszene und einem normalen Spiel sprechen würden. Aber wir sprechen hier von einer Heimszene, die Fangruppen hat, die „auf der Suche nach den Gästefans“ sind und die sprechen von einem „Derby“.  Wenn man mal ehrlich ist, man könnte mit Rostock auch in einer sich ignorierenden Koexistenz leben, aber nein. Lieber spielt man Onkelz (und dann nicht mal Mexiko) und feiert eine Fankultur der Gewalt. Sorry, aber da ist ja Dresden Lichtjahre weiter! 

Ach ja, liebe offizielle Kommunikation des FC Hansa jetzt mal ein paar Tipps für die Zukunft:     
1. DAS IST KEIN DERBY!     
2. Unseren Namen nicht zu nennen und von „Stadtteilverein“ zu sprechen, ist irgendwie nicht abwertend. Wir lieben unser Viertel.

Null Plan

Wenn man denn diesen baulichen Gegebenheiten hat, dann muss man das mal planen. Durchdenken. Wenn dann in der Halbzeit Fans von Hansa in direkter Wurfweite zum Umlauf auftauchen, dann hat man dies nicht getan. Es kam zum Austausch von diversen brennenden und nicht brennenden Wurfgeschossen und auch der Getränkestand wurde in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Ergebnis, dass es nach der Halbzeit nix mehr zu trinken gab. 

Dass die Polizei das Treiben mehr oder minder ignorierte, ist auch eher unverständlich. Im Pressebericht wird schon irgendein Quatsch von „konsequentem Durchgreifen“ stehen.

Diese baulichen Gegebenheiten hatten sich auch nicht nach Abpfiff geändert. Der Stadionsprecher forderte kurz vor Schluss dazu auf, dass Stadion schnell zu verlassen und zu den Bussen zu gehen, weil der Sonderzug ja schnell fahre. Das war auch die Ansage vom Fanladen. 

Anderer Ansicht die Polizei, die meinte, man könne das Ganze mit soviel Bussen regeln, dass alle Busse mehr la dreimal fahren müssen. Wie oben beschrieben mit langen Wartezeiten auf die Busse. Für die Vorstellung: Die nächste Runde Busse nach der ersten Fahrt (die auch noch halbleer zum Bahnhof fuhren, wie wir aus 2 Quellen hörten) kam 60 Minuten nach Anpfiff an. Bei Minustemperaturen. Die Auswärtsfans sollten diese gekesselt im Eingangsbereich des Gästeblock verbringen. Tore wurden zugehalten, keine*r durfte raus. 

Und es musste passieren, was nun passierte, Rostock hatte genug gefeiert und es flogen Pyro und Knallkörper in die Leute. Niemand konnte weg, es war extrem unangenehm. Natürlich warfen irgendwann Leute zurück. Denn die Polizei gedachte nicht, die werfenden Rostocker zu entfernen. Aber es gab eine klare Aktion und eine klare Reaktion. Denn St. Pauli wollte eigentlich nur nach Hause. 

Die Polizei hatte zwei Wasserwerfer aufgefahren. Einer der in den Gästeblock guckt, einer zu den Rostockern rüber guckend. Und wenn uns nicht alles täuscht war das die Eutiner BFE. Es war also klar, dass der Wasserwerfer den kleinsten Anlass (war da überhaupt einer?) nutzte um in die Gästefans zu strahlen. Noch mal: Minusgrade. Allein das schon kompletter Wahnsinn. 

In einer Situation in der keine*r weg kann, ist das super gefährlich. Mehrere Menschen wurden panisch und es ist vielen helfenden und solidarischen Menschen zu verdanken, dass es zu keiner Massenpanik kam. Selbst die Ordner*innen wollten das Tor öffnen. Nur die Dödel mit Helmen dachten immer noch, dass das eine geile Idee ist. 

Irgendwann war ein Seitentor offen und alles sprang auf den Vorplatz. Nun von Seiten der Polizei Durchsagen der Marke „bitte haben sie Geduld“ „unterlassen sie das Abbrennen von Pyrotechnik“ (LOL, ihr ***) und „vielen Dank für ihr Verständnis“ (ja wirklich) zu machen, bewirkt schlichtweg das Gegenteil. Und nein wir haben definitiv kein Verständnis. Das habt ihr komplett verkackt und das hätte verdammt schief gehen können. Klar werdet ihr das wieder mit der euch hörigen Presse und euren tollen Social Media Kanälen in eure Richtung drehen, aber wir waren dabei und es war zum Kotzen. Ihr habt uns ohne Not gefährdet. 

Und auch nicht alle kamen da ohne blaue Flecken und mehr raus. Gute Besserung euch allen an dieser Stelle. 💕

Die Pressemitteilung ist eine einzige Lüge, glaubt der kein Wort. 

Dass der FCSP zum wiederholten Male es nicht schafft sich ZEITNAH mit seinen mitgereisten Fans in seiner Aussendarstellung zu solidarisieren, lässt tief blicken. Diese Ignoranz und dieses Trimmen auf Hochglanz ist unwürdig. Und wie wurde nach Bielefeld Besserung gelobt. Nix passiert. Und nein „aber wissen doch nicht“ zählt nicht. Da sind diverse Vereinsoffizielle im Gästeblock, ruf nach dem Spiel die einfach an. „Alles gut? Seid ihr da gut raus gekommen?“. Und nein, wir verlangen keine detaillierte Beschreibung. Aber ein „Danke für Eure Gelassenheit, das ist doof was da passiert, Solifaust“ ist wirklich nicht zu viel verlangt. Stellt doch bitte Leute ein, die sowas über die fucking Übersetzung der Stimmen zum Spiel ins Englische priorisieren.

Zurück nach Hause

Irgendwann waren wir am Zug und es ging ohne weitere Vorkommnisse nach Hamburg. 

Wir möchten an dieser Stelle sagen, dass es sie gibt, die Rostocker, denen vieles unangenehm ist, was da passiert und die wir gerne auf ein fachsimpeltendes Getränk getroffen hätten. Viele Grüße. 

Möchte noch jemand was von misslungener Dreierkette und einer Frechheit von 2. Halbzeit lesen? Ja hätten wir auch gerne viel drüber geschrieben. Aber nicht jetzt. Nicht heute. 

An dieser Stelle wollen wir noch ganz viel Liebe für den Fanladen da lassen, das Team macht einen quasi unmöglichen Job ganz wundervoll. Danke 💕

14 Kommentare

  1. Ozzy Ozzy

    Liebe Fans von St. PAULI was euch da passiert ist tut mir sehr leid . Ich bin Hansa Fan durch und durch . Jeder sollte in das Stadion gehen können ohne das ihm soetwas passiert . Das hat mit Sport nichts zu tun . Auch ich bin jemand der gerne konstruktive Gespräche mit den Gästen führt . Wenn es die Möglichkeit gibt . Ihr habt eine tolle Fankultur und seit ein Super Verein . Liebe Grüße und gute Besserung an euch Alle . Ozzy

  2. Vielleicht wäre es konstruktiver, entspannter und sinnvoller NICHT mehr nach Rostock fahren, so ist es wieder mal das „ersehnte “ Theater gewesen über was übermorgen keiner mehr spricht ….und wenn wir „Schwein“ (im ganzen, nicht nur Kopp) haben….stellt sich die Frage, zumindest für Rostock …nächstes Jahr erst einmal nicht. Allen alles Gute, die gestern erhitzt frieren mussten….

  3. Palito Palito

    Das BFE hat in Rostock unsere Leute in einem kleinen Bereich eingeschlossen und dem Bewurf durch die Rostocker Horden preisgegeben. Also, wenn man das Verhalten dieses gewaltbereiten schwarzen Blocks mit den weissen Helmen juristisch bewertet würde kommt man eigentlich nur zu einem Schluss: Schwere Körperverletzung durch Unterlassen!

    Hier ist zu sehen mit welcher Gewalt die Rostocker Spacken unsere Leute angreifen und wie regungslos das #Polizeiproblem vor dem Gitter steht:

    https://twitter.com/i/status/1510397994788655109

    Nützt das irgendwas, nein, denn die Justiz wird nur Leute von uns wegen Landfriedensbruch anklagen! Ist das fair, nein, das ist in hohem Masse ungerecht, Klassenjustiz, halt!

    Und was sagt die Führung dieses mittelmässigen Zweitligisten dazu: „Es ist gestern zu besorgniserregenden Vorfällen in der Halbzeit und nach dem Abpfiff gegen unsere Fanszene gekommen.“ Kannste Dir nicht ausdenken!

  4. Günni Günni

    Ey Paulis – nich alle HANSA Fans sind kacke, frotzeleien hin- und her is ja noch okay, aber dieses ScheissPyro rumgeballer in die gegnerischen Blocks nervt auch einige der HANSA Fans, vor allem kost das den Verein wieder ein Heidengeld von dem es ja eh nicht soviel gibt
    GuteBesserung an die Verletzten, und hoffentlich kriegt keiner der Nassgewordenen jetzt noch ne fette Erkältung

  5. Josef Josef

    Es ist nicht schön, was passiert ist.
    Aber dann bitte auch alles erzählen.
    Eine Leuchtspur in der Halbzeit aus dem St. Pauli Block hatte bestimmt nicht das Fangnetz als Ziel. Also sollte bewusst mit Leuchtspur in den Rostocker Block geschossen werden.
    Das ist genau so asozial wie das Geschmeiße von Rostocker Seite.
    Mit anderen auf Finger zeigen ist einfach, aber es ist halt immer schwer, zuerst vor der eigenen Haustür zu kehren.

  6. plastefuss plastefuss

    Hallo Blog-Schreiber,

    ihr vergesst zu erwähnen, das es St. Pauli Fans waren, die im Stadion Pyro gezündet und mindestens eine Rakete abgeschossen haben. Wenn ihr euch also schon über die Umstände beschwert, dann seit doch auch mal Selbstkritisch. Und wer ganz in schwarz mit roten Masken vor’m Gesicht durch die Gegend zieht, wird nicht unbedingt als Harmlos angesehen.

  7. AdminA AdminA

    Schau mal, du hast es in unsere FAQ geschafft. Glückwunsch! https://www.magischerfc.de/2022/04/faq-rostock/

    „Aber wer vermummt und schwarz rum läuft ist gefährlich“

    „Und die Frage ist nicht, warum ich vermummt bin.
    Die Frage ist: Warum bist du’s nicht, du Dummchen?“

    Um mal Waving the Guns zu zitieren.

    Und noch einmal: Was genau hat das mit dem Polizeiverhalten zu tun? „Szenetypische Kleidung“ = Gewalttäter = alles ist okay? Man kann sich die Welt sehr einfach machen. Schubladen allez.

  8. AdminA AdminA

    Schau, du hast es in unsere FAQ geschafft, Glückwunsch! https://www.magischerfc.de/2022/04/faq-rostock/

    „Aber ihr erwähnt gar nicht, dass Pauli auch geworfen hat“

    Was genau verstehst du an „Es kam zum Austausch von diversen brennenden und nicht brennenden Wurfgeschossen und auch der Getränkestand wurde in Mitleidenschaft gezogen“ nicht?

  9. AdminA AdminA

    SANKT!

    „Wir möchten an dieser Stelle sagen, dass es sie gibt, die Rostocker, denen vieles unangenehm ist, was da passiert und die wir gerne auf ein fachsimpeltendes Getränk getroffen hätten. Viele Grüße.“

  10. Das wird sich auch nie ändern;(

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