In der größten Krise der Geschichte des FC St. Pauli schwindet der Rückhalt, den Oke G. bei den Mitgliedern hat. Bei seiner Wiederwahl erhielt er so wenige Stimmen wie noch nie. Wird es Oke G. gelingen, den FC St. Pauli in diesen stürmischen Zeiten auf Kurs zu halten?
Aus den Messehallen berichtet unser Senior.
Vorwort
Liebe Lesende, alle Fakten, die in dem einleitenden Absatz genannt sind, sind wahr. Nicht wahr sind die daraus gezogenen Schlüsse. Der MV-Bericht ist auch immer eine Bestandsaufnahme des Gebildes FC St. Pauli, und eine solche möchte ich ebenfalls wieder in vielen Worten und allen Details leisten.
Dabei ginge es auch kürzer. Ein ehemaliger Fanzinemacher und Weinbarbetreiber wurde für seine 25-jährige Mitgliedschaft geehrt und als ich mit ihm darüber schnackte, kamen wir ins Schwärmen. Eingetreten ist er in einen Verein mit irgendwas um die 1.200 Mitglieder, einem Bruchstadion und ohne Strukturen, der nebenbei zu diesem Zeitpunkt 1. Liga spielte… Er meinte, dass man immer erstmal sehen müsse, wie weit wir seitdem gekommen sind. Und sagte dann sinngemäß „wenn ich das hier alles sehe und höre, was für Projekte in diesem Verein angeschoben werden, dann ist jedes dieser Projekte 300 mal geiler als alle Titel des FC Bayern zusammen.“ Und auch das ist eine Wahrheit. Wir sind nicht perfekt – aus meiner Sicht gibt es an vielen Stellen noch Optimierungsbedarf -, aber „you’ve a come a long way, baby“ ist eben auch ein Teil der Wahrheit. Und viele dieser Schritte sind unter diesem Präsidium gegangen worden. Trotzdem gibt es immer noch auch an unserer Wahrheit sehr viele Dinge deutlichst zu kritiseren, und auch das wird Teil dieses Berichtes sein. Vieles ist schöne Fassade und müsste dringend mit täglichen Handlungen unterfüttert werden. Ich komme darauf zurück.
Stellt euch jedoch auch mal vor, wir würden nun Corny L. als Präsidenten haben. Wie wahrscheinlich wäre es, dass wir auf dieser MV über Dinge wie Ausgliederung, Stadionname oder ähnliche Ideen zur Kapitalbeschaffung diskutiert hätten? Zum Glück hatte Corny seine Zeit und dieses Präsidium hat diese Zeit.
Und damit: Herzlich willkommen.
Gebrauchsanweisung
Wie immer beruht dieser Bericht auf einer ausführlichen Mitschrift des Gesagtem und ist mein Herzensprojekt. Meine Meinung und die Meinung der beiden Kollektivmitglieder sind innerhalb des Berichtes durch Klammern abgesetzt:
Runde () für meine Meinung, eckige [] für die des Blogkollektivs. Sollten wir uns mal so gar nicht einig sein, dann kennzeichnen wir das. Danke an die Beiden, dass sie den Platz dafür erneut zur Verfügung stellen. Danke auch an @_Cluny_, die diesem Bericht Deutsch beigebracht hat, was immer eine Herausforderung für sich ist.
Wie immer gilt, dass auch ich mal etwas falsch verstehe oder falsch aufgeschrieben habe, auch wenn das alles mit Twitter, den auf der offiziellen Webseite veröffentlichten Texten und einer zweiten Mitschrift (Danke Flossi) abgeglichen wird. Einige Redetexte habe ich auch auf dunklen Kanälen bekommen und sie abgeglichen.
Namen von sprechenden Menschen werden dann genannt, wenn sie „vereinsöffentlich“ sind. Das heißt für mich, dass sie ein Amt innehaben oder innehatten oder aus anderen Gründen den meisten FCSPler*innen bekannt sein sollten.
Der ganze Text ist ellenlang; nehmt euch also ein Getränk eurer Wahl und ein Stück Kuchen und lehnt euch in eurem Lesesessel zurück. Ich versuche, den Bericht mit Überschriften zu gliedern, die sich an der Tagesordnung orientieren und die auch die Stimmung bei den jeweilige Tagesordnungspunkten einfangen sollen. Der Text ist gegendert, dies heißt jedoch nicht, dass die Redner*innen zwingend gegendert haben. Die meisten Menschen bei uns versuchen das, es funktioniert aber nicht immer durchgängig. Wenn mir mal irgendwas zu diesem Thema aufgefallen ist, dann erwähne ich es.
Wenn ihr Fragen und/oder Anmerkungen habt, dann erreicht ihr mich über den Kontakt des Blogs.
Vorlauf
Normalerweise ist dieser Punkt schnell abgehandelt, aber dieses Mal müssen wir zwei Themen länger ansprechen.
Thema 1 / Corona
Mag das Wort „Corona“ überhaupt noch jemand hören? Pandemien sind Zeitenwenden und sie übernehmen das Leben aller Menschen komplett. Und sie nerven.
Wir hatten eine Präsenzveranstaltung geplant und angesichts der Fristen, die unsere Satzung vorgibt, auch schon am 22.10.2021 eingeladen. Da waren Saal und alles schon gebucht. Zum Zeitpunkt der Ladung diskutierte man gerade über ein Ende aller Coronaauflagen und Drosti warnte davor, dass sich mehr Menschen impfen lassen sollten. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt nebenbei eine Impfquote von etwa 66 Prozent, die Coronazahlen begannen gerade wieder zu steigen.
Dies nur mal als Hintergrund für Leute, die jetzt „Wie konnte man das überhaupt planen???“ ins Internet schreiben. Gerade die Wahl eines Präsidiums ist so zentral für einen Verein, dass auch ich bei einer Abschätzung im Oktober immer gesagt hätte „lasst uns das bloss in Präsenz machen nach den Erfahrungen des letzten Jahres“. Ja, spontane Anträge auf Abwahl des Sportchefs stärken nicht gerade das Vertrauen in die Möglichkeit, Onlineversammlungen durchzuführen. Was nebenbei schade ist. Ist die Person, die diesen Antrag damals gestellt hat, eigentlich noch Vereinsmitglied?
Und dann explodierte die Welt um uns herum und auch wenn Hamburg immer noch halbwegs gut da steht, ist eben nicht alles gut. Und rechtlich muss so eine Veranstaltung auch noch 3G sein, weil eben jedes Vereinsmitglied auch spontan Zutritt haben muss. Hier wird auf kurz oder lang der Gesetzgeber gefragt sein, den Vereinen zu ermöglichen, auch mit 2G-Vorgaben einzuladen. [Wobei ja zB. der FC Bayern seine Jahreshauptversammlung unter 2G durchgeführt hat, dies aber eben nur möglich war, weil die bayerische Verordnung das ermöglicht hat.]
Hätte man die Versammlung absagen und ins Digitale verlegen sollen? Es gibt definitiv Argumente dafür, dass man dies hätte machen müssen. Das – wenn auch in einer riesigen Halle mit Abstand und durch Masken reduzierte – Infektionsrisiko ist eben gegeben, und das ist immer ein sehr starkes Argument. Das Gegenargument ist halt, dass das richtig viel Geld gekostet hätte, denn das kostet so eine Halle halt. Und auch eine digitale Veranstaltung hätte zusätzlich noch einmal Geld gekostet. Geld, welches wir schlichtweg nicht haben. Und dann kommen wir wieder zu dem Auftauchen von komischen Leuten bei Onlineveranstaltungen. Ich werde das mit diesen Berichten natürlich nicht ändern, aber es wäre schön, wenn sich Menschen mal informieren würden, bevor sie da auftreten wie die Riesennashörner und Porzellan zerdeppern.
Thema 2/ Journalist*innen auf der Versammlung
Das Blog hatte in sozialen Medien schon die Stellungnahme einer Gruppe von FCSP-Fans geteilt, die erreichen wollten, dass Journalist*innen der Bildzeitung nicht an dieser Versammlung teilnehmen. Die Stellungnahme sei hier noch mal wiederholt:
Den geäußerten Wunsch kann ich vollinhaltlich verstehen. Nein, ich bin nicht genügend Freund von „Meinungsfreiheit“ oder „müssen wir aushalten“ Argumenten, wenn wir hier von einem rechtsradikalen Hetzblatt sprechen, welches insbesondere in der Pandemie direkt Menschenleben auf dem Gewissen hat. Die teilweise echt uninformierte Berichterstattung der MoPo müssen wir aushalten, dem Abendblatt seine „es müssen jetzt endlich Experten gewählt werden“ Meinungen müssen wir akzeptieren. Aber bei Rechtsradikalismus sollte jede Toleranz enden.
Dieses Thema wird uns weiter beschäftigen und aus vielen Gründen wäre es unschön, wenn es durch einen kontrovers diskutierten Antrag auf einer MV entschieden würde. Und dies meint dann einen Antrag, der sich gezielt gegen diese Zeitung richtet. Und ich befürchte, dass wir nur eine eher unglückliche Stellungnahme unseres Präsidiums davon entfernt sind, dass ein allgemeiner Ausschluss der Bild eine Mehrheit in einer MV findet. Denn eine der Schwächen dieses Präsidiums zeigte sich auch auf dieser MV wieder: Eine gute Argumentation gegen kontroverse und ungewünschte Anträge. Ihr werdet später genau sehen, worauf ich hinaus möchte. Warum ich das befürchte? Nicht, weil ich das falsch finden würde. Mir wäre aber ein gemeinsamer und abgesprochener Weg ohne Schlagzeilen aus der Hölle lieber.
Einlass, Eröffnung und Begrüßung
Als ich kurz nach fünf an der Messehalle B7 ankam, war der Eingang nicht gekennzeichnet und man musste schon ein bisschen raten, wo hier gleich die Mitgliederversammlung eines riesigen Vereines stattfinden sollte. Der Einlass verzögerte sich dann wegen „technischer Probleme“ und ich suchte schon fast wieder braune M & Ms. Aber dann ging es schnell weiter, Impfzertifikat scannen, Unterlagen abholen, drin.
Ich habe erneut den Jurist*innen des Vereins zur Seite gestanden für den Fall, dass es irgendetwas zu entscheiden gegeben hätte. Gab es dann nicht, aber dies zur Erklärung, warum ich einen Platz in der ersten Reihe hatte. Neben mir die Hausjuristin des Vereins auf der einen, Bornemann auf der anderen Seite. (Das als Disclaimer. Ich bekam einen Blumenstrauß für diese Aufgabe – auch dies als Disclaimer. Ich mache das gerne und habe noch nie das Gefühl gehabt, dass da nun irgendwelche sonstwie gelagerte Loyalität bei Wahlen und Abstimmungen gefordert würde. Immer wieder gerne.)
So, wie die Halle bestuhlt war, hätten auch ungefähr 2.000 Mitglieder kommen können und man hätte wahrscheinlich immer noch ein Schachbrettmuster durchziehen können. Durch die reservierten Plätze vorn war es dort am Ende am vollsten, sonst war wirklich ausreichend Platz, um sich von Leuten wegzusetzen. Und durch die riesige Halle denke ich auch nicht, dass man da riesige Aerosol-Übertragungen hinbekommen hat; dazu durchgängige Maskenpflicht, die zu 99 % auch eingehalten wurde.
Keine Masken trug das Präsidium auf der Bühne, was ich angesichts von Fotos, Videoübertragung und der Tatsache, dass die vorher getagt hatten, erstmal vollkommen okay finde. Man hätte es aber meines Erachtens gleich sagen sollen und nicht erst auf Nachfrage eines Mitgliedes. Soweit mir bekannt ist, verhält sich das Präsidium vorbildlich, was 2G+ angeht, und es hatte deutlichen Abstand zum gemeinen Volk.
So um 19:03 Uhr trieb sich Oke am Rednerpult herum und ich hatte kurz Angst, dass er um 19:04 die Stimme hebt und die Versammlung eröffnet. Es ging dann aber pünktlich um 19:09:30 mit Hells Bells los, so dass Oke die eröffnenden Worte pünktlich um 19:10 äußerte. (Hier Ultras, irgendwann erwarte ich mal Pyros zu Hells Bells auf der MV. Oder Konfettikanonen. Inklusive verdeckender Blockfahne, die so gegen 19:06 über euren Bereich gespannt wird.)
Als einfaches Mitglied anwesend: Philip Heerwagen. Schön, dich im Plenum zu sehen.
Oke begrüßte die anwesenden Mitglieder – sowohl die hier anwesenden als auch die im Stream – mit einem „Herzlich Willkommen“. (Ein Stream für Mitglieder sollte nebenbei auch außerhalb von Corona Standard werden. So könnte man vielleicht Leute an die Anwesenheit auf Mitgliederversammlungen heranführen, und es können sich mehr Mitglieder über den Diskussionsstand im Verein informieren.) [Und wir sind so optimistisch, dass wir in Zukunft auch so FC-Bayern-Jahreshauptversammlung-Streams vermeiden. Dies schreibt der Teil des Kollektivs, das den Abend höchst amüsiert mitverfolgt hat.]
Man habe mit der Messehalle versucht, den bestmöglichen Schutz für Besucher*innen und Mitglieder zu erreichen, weil man hier den größtmöglichen Platz hätte. Eine digitale Variante sei wegen des Vorlaufes nicht mehr möglich gewesen, er verweise aber auch auf die Erfahrungen des letzten Jahres. Er danke allen, die hier seien.
Er wolle als Versammlungsleiter wie in den Vorjahren Dr. Kristian Heiser nach § 16 Nr. 1 der Satzung vorschlagen (Hinweis: §§ ohne ein nachfolgendes Gesetz sind ab jetzt als §§ der Satzung zu verstehen). Wenn die Versammlung das nicht wolle, könne sie mit 2/3-Mehrheit jemand Anderes bestimmen. Wenn das gewünscht sei, bitte er um Handzeichen. (HUCH! Das war neu. Bisher hatte Kristian diesen Passus irgendwo in dem Runterrattern der Formalien versteckt. So ist es formal natürlich sauberer, aber auch das andere ist immer okay gewesen, da eine wirkliche Leitung ja erst beginnt, wenn man in die Themen einsteigt.)
Kristian stellte sich dann vor und begann mit „ich bin afd-Mitglied“, und dieser Versprecher sorgte dann für Erheiterung. „Dann wäre eine Abwahl mit 2/3-Mehrheit angemessen“, meinte er nur dazu. Er erwähnte dann, dass das Gesagte natürlich nicht stimme; er sei vielmehr SPD-Mitglied. (Das ist nur ein bisschen besser, Kristian. Aber fairerweise: Der FCSP ist politisch neutral bzw. darf keine politischen Ziele verfolgen (siehe § 2 Nr. letzter Satz) und die SPD nicht eine Partei, bei der man von einer Mitgliedschaft auf eine Unvereinbarkeit mit dem FCSP schließen könnte. Anders als bei der afd. Nebenbei: Auch hier wäre ein Ehrenratsverfahren bei weitem kein Selbstläufer. Denn diese formelle politische Neutralität macht das sehr schwierig mit einem Ausschluss. Das musste auch der TuS Appen erfahren. Und wenn man im verlinkten Artikel etwas von „musste Satzung ändern“ liest, dann sollten wir unsere Satzung auch mal kritisch überprüfen, ob sie in solchen Punkten nicht deutlicher werden könnte.)
Die Situation sei angespannt, es gäbe eine Risikolage und daher gelten strenge Hygienebestimmungen. Trotzdem sei es eine 3G Veranstaltung – zwar gäbe 2G oder 2G+ eine größere Sicherheit, aber der Ausschluss Ungeimpfter sei aus rechtlichen Gründen nicht umsetzbar. Man habe freiwillig zu 2G+ aufgerufen, er habe einen PCR-Test vorgenommen und dieser sei negativ gewesen. (Fand ich gut. Er hat ja auch ein bisschen eine Vorbildfunktion.)
Es gebe einen Livestream, aber trotzdem sei diese Veranstaltung nicht öffentlich. Der Livestream sei für Mitglieder, die nicht hätten kommen können, diese hätten aber kein Wahl- und kein Rederecht. Hygienevorschriften seien das durchgängige Tragen eines MNS außer bei Redebeiträgen und der Aufnahme von Speisen und Getränken. Er bitte darum, auch auf das Ordnungspersonal zu achten. Bei Abstimmungen kämen die Wahlhelfer*innen an den Reihen vorbei und würden die Stimmen einsammeln. (Das klappte am Ende alles nicht so rund, aber nun gut.)
Und damit eröffne er die Veranstaltung um 19:17 (und genau deswegen müsste Oke nicht zwingend in die Versammlung fragen, ob ein anderer Leiter gewünscht sei).
Er begrüßte die beiden Gebärdendolmetscherinnen (ich hab mir als Namen Essmüller und Döllinger aufgeschrieben, das ist garantiert falsch… Danke aber, dass ihr das macht! Ich stelle mir das nicht einfach vor). Er fragte nach Bedarf, der in der Halle nicht vorhanden war. Er wollte daher die beiden schon entlassen, als aus dem Saal auf den Livestream hingewiesen wurde. So arbeiteten die beiden erstmal weiter. (Soweit ich das aus dem Saal aber überblicken konnte, wurden die beiden nicht in den Stream übertragen, was dann schon ein bisschen ärgerlich ist. Und einer der „braune M & Ms-Momente“ an diesem Abend.)
Frau Albrecht schreibt das Protokoll. (Herzlich Willkommen und wie immer mein Mitgefühl.)
(Und auch wenn ihr jetzt alle weint: Die weiteren Formalien schenke ich mir an dieser Stelle zum größten Teil; nur ein paar kleine bemerkenswerte oder lustige Details folgen. Ich hab die Formalien nun häufig genug runtergebetet, kommentiert und unsere Satzung kritisiert, als dass ich das nun noch einmal machen muss.)
Kristian merkte zwischendurch an, dass er erheblichen Hall hörte – was zu dem Zwischenruf „deswegen heißt das Halle“ führte -, welcher aber im Laufe der Versammlung abgestellt werden konnte.
Man nutzte wieder Stimmkarten mit Brailleschrift, was ich sehr gut finde. Wenn nun auch die vorgedruckten Stimmzettel für die schriftlichen Abstimmungen so vorbereitet wären, wäre es perfekt.
Kristian erläuterte noch länger, wie die Wahlen ablaufen würden. Bekanntlich ist unsere Satzung da ja eher widersprüchlich, weil sie die Wahl der Vizepräsident*innen schriftlich vorsieht, aber Kassenprüfer*innen auch per Akklamation gewählt werden können, wenn denn soviele Kandidat*innen wie Ämter existieren. (Ich persönlich bin ein SEHR großer Freund davon, Personenwahlen immer schriftlich durchzuführen. [Hier wiederholt er sich dann doch – gez. das Lektorat] Aber nun gut.)
Tagesordnung
Dann ging es um die Tagesordnung und wie man diese ändern wolle. Die Ehrungen sollten vorgezogen werden und auch die Wahl der Kassenprüfer*in sollte in die Zeit von Auszählungen vorheriger Wahlen gelegt werden.
(Wie jedes Jahr verstehe ich nicht, warum das nicht bereits vor der MV in die dann immer wieder gewählte Reihenfolge gebracht wird, nämlich, dass Ehrungen während der Auszählung von schriftlichen Wahlgängen vorgenommen werden. Meines Erachtens könnte man so die Tagesordnung auch gleich in der Einladung gestalten. Und bis heute empfinde ich das als einen Mangel in der Parteitagsregie. Ich gehe mal davon aus, dass man sich an der Reihenfolge orientiert, die in der Satzung in § 13 Nr. 4 genannt wird, aber die ist nun absolut nicht zwingend. Etwas schwieriger finde ich es jetzt, nachdem ich darüber nachgedacht habe, dass man die Wahl des*der Kassenprüfer*in nun in eine Auszählungspause gelegt hatte, denn Mitglieder und Helfer*innen des Wahlausschusses hatten so wenig bis keine Möglichkeiten, ihr Stimmrecht wahrzunehmen, und das ist nicht so gut. Gerade so etwas wäre besser vorab in einer Einladung angegeben gewesen, auch damit ein Mitglied z.B. informiert entscheiden kann, ob es Helfer*in beim Wahlausschuss sein mag oder ihr*ihm die Abstimmung über die Kassenprüfer*in wichtiger ist. Dass man in der Versammlung eine Ehrung vorzieht, weil ein hochbetagtes Mitglied ggf. nicht so lange bleiben kann oder mag, ist ein ganz anderes Thema. Das ist ja auch immer von der Anwesenheit des geehrten Menschen abhängig.)
Genehmigung Protokoll
Das Protokoll wurde mit 2 Enthaltungen und keiner Gegenstimme genehmigt. Und wie jedes Jahr wusstet ihr alle ganz genau, was da drin stand, als ihr die Hand zur Genehmigung hochhieltet…
(Wir müssen beginnen, über die Informationsmöglichkeiten für Mitglieder sprechen. So ein Protokoll ist eine wichtige Formalie und sollte allen Mitgliedern ohne große Hürden zur Verfügung stehen; gleichzeitig ist es nichts, das in die absolute Öffentlichkeit gehört. Zur Zeit muss ein Mitglied zur Geschäftsstelle latschen und sich dort das Protokoll ansehen, um seinen Inhalt zu erfahren. Das mag bei einem Kleingartenverein, bei dem alle Mitglieder ständig in der Nähe des Vereinsheimes sind, absolut ausreichend sein. In einem riesigen Verein wie dem FCSP ist so etwas überholt. Eine Investition des Vereins sollte bald der Aufbau eines digitalen Mitgliederportals sein, wo man u.a. eben auch solche Unterlagen einsehen kann.)
Totengedenken
Es folgte das Totengedenken. Oke verlas viele Namen, die mir nicht bekannt waren vor, und wies auf besondere Schicksale hin wie das Ableben eines 6 Monate alten Mitgliedes, eines 32-jährigen Mitgliedes und eines 25-jährigen Mitgliedes. Auch die Ehrenmitglieder Heidi Siems, Kalle Schweppe und Horst Grossmann hatten uns verlassen. Zuletzt wies er noch auf das Ableben von Bubu hin, erwähnte, dass wer Bubu nicht gekannt hatte, diese Person den FCSP nicht gekannt hat. Es folgte eine Schweigeminute.
(Kurz nach der MV verstarb dann auch noch Christian Hinzpeter. Der Nachruf des Vereines fasst sehr gut zusammen, wie bedeutend Christian für diesen Verein war/ist und sein wird.
Allen Angehörigen und Freund*innen der Verstorbenen wünschen wir an dieser Stelle viel Kraft!
Ehrung
Es sollte das Mitglied Wilfried K. für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt werden, war dann aber trotz Ankündigung nicht da. Alles Gute, Wilfried, auf die nächsten 50!
Grußworte von Schulle, Leart und Ziere
Zu Beginn der Berichte wurden Grußworte von Schulle und von Ziere/Leart eingespielt. Wichtigste Aussage von Schulle war „lasst euch impfen“. (Ich finde es sehr gut, dass unser Trainer das so klar aussprach und deutlich machte, dass er seinen eher milden Verlauf auf die Impfung zurückführt.)
Er sei froh, dass die Spiele wieder „mit euch“ und einer Geräuschkulisse standfinden würden und man nicht nur Oke höre. [Wir sind hier ein bisschen verwirrt, unsere letzter Infostand ist, dass Oke die laute Stimme gar nicht war. Naja, hoffen wir, dass wir das auch in Zukunft nicht mehr erfahren werden, weil es halt eben keine Geisterspiele mehr gibt.] Man sei wieder ins richtige Fahrwasser gekommen, spiele tollen Fußball, und es mache Spaß, zuzuschauen und mit der Mannschaft zu trainieren. Man wolle auch weiterhin attraktiven Fußball bieten und alles rein werfen. Er wünschte dann eine gute MV, ein tolles Fest (Ey, dass schon wieder Weihnachten ist macht mich fertig), gute Gesundheit und viel Spaß.
(Doof, dass Corona die Anwesenheit der Mannschaft verhindert. Ich finde es für Fußballprofis wichtig zu erfahren, für welches Gebilde sie da auflaufen. Ja, die gucken in so einer Versammlung auch genug auf ihr Telefon, aber wer tut das nicht? So ein bisschen das Gefühl mitzubekommen und der Worte von Präsidium und Aufsichtsrat zu lauschen kann nicht schaden. Lässt sich aus Vorsicht zur Zeit nicht umsetzen und mein Gefühl sagt mir, dass die nicht alle interessiert den Stream geguckt haben, aber ganz nebenbei hätte sich die Mannschaft auch einen SEHR verdienten Applaus der Versammlung abholen können.)
Ziere bedankte sich auch für die überragende Unterstützung. (Das ordne ich jetzt ein bisschen als Floskel ein – ihr wisst doch nach knapp 2 Jahren Pandemie gar nicht mehr, was ein komplett brennendes Millerntor alles noch auslösen könnte. Ja, ich vermisse das. Ich vermisse die Vorsänger*innen, das Dauerlala, das eigentlich nie eines war, meinen Lieblingsvorsänger, der mich auf der GG immer ein bisschen böse anschaut, wenn es nicht so laut ist wie gewünscht, und der mit einer Energie auf dem Zaun sitzt, dass ich immer Angst habe, dass der Zaun schmilzt. Ich vermisse ein richtig pickepacke volles Stadion. Das musste jetzt mal raus. Scheiß Corona. Dass es noch andere Gründe für die derzeitige Zurückhaltung in der Süd gibt, setze ich hier mal als bekannt voraus. Dieses Blog schrieb darüber.)
Die erste Anwesenheit wurde verkündet: 271 Mitglieder, 269 stimmberechtigt, 2 nicht, 213 vor dem Livestream. (Normalerweise würde jetzt hier der Aufruf erfolgen, doch zahlreicher zu Mitgliederversammlungen zu kommen, aus Coronagründen ist die geringe Zahl aber mehr als verständlich. Trotzdem etwas enttäuschend, dass nur 213 Mitglieder den bequemen Livestream genutzt haben.)
Bericht des Präsidiums
Es sprach Oke.
Er freue sich über die aufmunternden Worte von Timo, Ziere und Leart. Nach dem Totengedenken sei die Stimmung immer etwas gedrückt, da sei Aufmunterung gut, auch weil der Beginn seines Berichtes nun nicht gerade die Stimmung aufhellen würde.
Es seien schwere und dramatische Wochen und Monate, und es spräche wenig dafür, dass es besser werde. Die pandemische Lage bedeute, am Limit zu arbeiten mit wenig Planbarkeit und hoher Flexibilität bei vielen Unwägbarkeiten.
(Hier mal ein Gruß an alle, die Tickets, Spieltage etc. managen müssen. Ich persönlich fand im Jahr 2020 und zu Beginn 2021 die Kommunikation nicht immer gelungen. Ich hätte mir in dieser Zeit deutlich mehr „hey, wir vermissen euch“-Kommunikation gewünscht, und es ist immer noch schade, dass da nicht mehr Kund*innenpflege betrieben wurde. Mittlerweile finde ich die Kommunikation aber tatsächlich gut – gerade wenn man bedenkt, dass sich Spieltagsregeln teilweise einige Stunden vor dem Spieltag oder dem Verkauf noch ändern. Das wird gut kommuniziert und unter den gegebenen Umständen ist das echt Top! Danke dafür. Natürlich findet man in jeder Nachricht ein Haar in der Suppe, aber gerade in diesen „am Limit und nicht planbar“-Zeiten ist es sehr schwierig, es allen gerecht zu machen und alle Fragen zu bedenken. Daher noch mal „Danke und weiter so“. Und hoffentlich auch bald wieder Zeiten, wo „nur“ ein paar tausend Einzeltickets zu verkaufen sind und alle ihre Dauerkarten, Saisonpakete, Jahreskarten etc. wieder nutzen können. Und eine Planbarkeit wieder vorhanden ist. )
Der Verein stehe trotz hoher Umsatzverluste auf festen Füßen. Durch hohen Einsatz, Engagement, eine große Solidarität von Fans und Partner*innen (das Wort „Partner“ wurde von vielen Redner*innen gerne mal nicht gegendert), konsequente Kosteneinsparungen und durch vernünftiges Wirtschaften hat der Verein es geschafft, durch diese Zeiten zu kommen. Dies sei die größte Krise des FCSP und dies sei bitte auch bei den Anträgen, bei Investitionen und bei allem anderen zu beachten. (Warum er hier schon beginnt, sich ein riesiges Ei ins Nest zu legen, lest ihr dann bei den Anträgen.)
Er bedanke sich ausdrücklich bei seinem, aber auch bei vorherigen Präsidien, beim Aufsichtsrat, bei den Mitarbeiter*innen für die Arbeit und auch bei Partner*innen und Mitgliedern für die Solidarität. Er bitte um einen aufmunternden Applaus für alle.
Man dürfe nie vergessen, dass der FC St. Pauli im Namen „Fussballclub“ führt, und dieser namensgebende Fußball ermögliche die Stellung als Arbeitgeber und ermögliche auch den sozialen Einfluss. Dieser Fußball müsse gesichert werden.
(Oke beschreibt hier eine strategische Entscheidung. Denn in der Pandemie wäre es auch ohne Weiteres möglich gewesen zu sagen, dass man erstmal auf den Profifußball scheißt und seine Mittel zum Erhalt des Vereines massiv zusammenstreicht. Man hätte außerdem einen dann möglicherweise folgenden Abstieg strategisch mit dem Statement „der Amateurbereich ist uns wichtiger“ in Kauf nehmen können. Ich glaube aber, so eine Entscheidung hätte wenig Beifall erhalten.)
Exkurs / Wir müssen über die Bilanz reden
Oke vermeidet an dieser Stelle genauere Zahlen, spricht aber bereits von der größten Krise der Vereinsgeschichte. Das mag ältere Fans verwundern, denn der FCSP stand schon mehrfach direkt vor der Insolvenz, und das ist jetzt (noch) nicht der Fall. Oke spricht ja gern in Superlativen an Stellen, an denen diese nicht immer angebracht sind, aber trotz der Tatsache, dass wir (noch) nicht ein Fall für das Insolvenzgericht sind, möchte ich ihm zustimmen. Warum?
Zunächst einmal die Zahlen des laufenden Jahres.
Unser (meint hier jetzt den Konzern „FC St. Pauli“, also den Verein mit allen Tochtergesellschaften, bitte nie mit dem e.V. alleine verwechseln) Umsatz hatte im Vorjahr („Vorjahr“ meint hier immer die Saison 19/20, „Geschäftsjahr“ den Zeitraum 01.07.2020 bis 30.06.21) noch EUR 51,4 Millionen betragen und war schon damals coronabedingt um EUR 2,9 Millionen im Vergleich zur Saison 18/19 gesunken. Im Geschäftsjahr betrug der Umsatz nur noch EUR 39,09 Millionen. Das sind 24 % weniger, wenn man das Geschäftsjahr mit dem Vorjahr vergleicht. Wenn man die Saison 18/19 als letzte Spielzeit ohne Corona nimmt, dann ist der Rückgang noch brutaler, denn dann ist es ein Rückgang von über 28 %.
Das ist nicht aufzufangen. Egal, wie es euch finanziell gerade geht – wenn ich eure Einnahmen um ein Viertel kürze, habt ihr ein riesiges finanzielles Problem (außer ihr heißt Bill oder Elon mit Vornamen). Sollte dies der Fall sein und ihr lest diese Zeilen, sagt Bescheid: Wir können Sponsoringpakete beim FCSP vermitteln. [Also wenn wir jetzt nicht gerade Kohle von Elon nehmen müssen, haben wir ja nun auch nichts dagegen.]
Einige Zahlen, welche die Brutalität noch verdeutlichen: Wir haben im Vorjahr im Bereich Spielbetrieb (das sind grob die Einnahmen durch Zuschauer*innen im Stadion) noch EUR 12 Millionen eingenommen, dieses Geschäftsjahr waren es noch EUR 1,6 Millionen. Im Bereich Vermietung und Verpachtung gingen die Einnahmen von EUR 1,8 Millionen auf EUR 0,2 Millionen zurück, im Merch von EUR 8 auf EUR 6 Millionen.
Wenn ihr Hoffnung schöpfen wollt, dann ist diese letzte Zahl sehr bedeutend. Denn Merch zu verkaufen, wenn kein Mensch im Stadion ist und der Einzelhandel lange schließen musste, ist äußerst schwierig. An dieser Stelle nur EUR 2 Millionen zu verlieren, ist ein riesiger Erfolg. Gleich geblieben sind die TV-Einnahmen und die Einnahmen aus Werbung. In den Einnahmen aus Werbung sind auch Einnahmen enthalten, die durch Umwandlungen von VIP-Plätzen oder ähnlichem entstanden sind.
„Scheiß Millionäre, haben nix beigetragen“. Bemerkenswert ist, dass sich der Personalaufwand „Lizenzmannschaft“ verringert hat von EUR 13,7 Millionen auf EUR 12,5 Millionen. Anders ausgedrückt: Unsere 20/21 Truppe war deutlich [ob 10% jetzt so deutlich ist, bleibt zu diskutieren] billiger als die 19/20er Truppe. Ob dies durch Verzichte oder Auslaufen von teuren Verträgen zustande gekommen ist, sei mal dahingestellt. Immerhin war die „billigere“ Truppe am Ende 4 Plätze besser.
Unsere Verbindlichkeiten haben sich von EUR 38 Millionen auf EUR 43 Millionen erhöht, das Eigenkapital ist in der gleichen Zeit von EUR 13,5 auf EUR 7,7 Millionen geschrumpft. Dies bedeutet, dass unsere Eigenkapitalquote von 22 % auf 14 % (und letzteres ist aufgerundet) gefallen ist. Langjährige Leser*innen werden erinnern, dass 22 % für den FCSP historisch gut, für ein Unternehmen gerade eben in Ordnung ist. 14 % hingegen ist für ein Unternehmen schon im sehr schwierigen Bereich. Sehr viel schief gehen darf da nicht mehr.
Wir haben knapp EUR 6 Millionen an Verbindlichkeiten bei Kreditunternehmen im letzten Geschäftsjahr aufnehmen müssen; das wird Zinsen kosten. Lange wird das Zinsen kosten. Oder wir finden schnell eine Idee, diese Verbindlichkeiten durch Eigenkapital zu ersetzen. Der unkreative Weg hier wäre, dass man 50minus1 Stimmanteile an Investor*innen verkauft. Das werden Vereine machen, denn wir stehen mit diesem Einbruch der Geschäftstätigkeit ja mitnichten alleine da. Wir werden also unsere kreative Gegenidee zur Erhöhung des Eigenkapitals bald finden müssen, sonst wird diese Verschuldung uns auf Jahre wie ein Bleischuh hemmen. Bedenkt dabei, dass dies schon in „normalen“ Zeiten von unserem Präsidium als Problem angesehen wurde.
[#50plus1 bleibt und ist unverhandelbar!]
Was absolut positiv ist: Es ist nicht versucht worden, irgendwelche Werte auf der aktiven Seite der Bilanz hochzuschreiben und damit die Bilanz schöner aussehen zu lassen. Es sei an den Versuch in den beginnenden 00er Jahren erinnert, als plötzlich eine Stadionplanung mit einem Millionenwert in der Bilanz auftauchte, um die Bilanz aufzuhübschen.
Was richtig schmerzt, ist der Ausblick
Wisst ihr was? Das wäre jetzt alles nicht so schlimm, wenn wir gerade bei einer Impfquote von 90 % wären und diskutieren würden, welche Einschränkungen wir denn nun wirklich bräuchten und wie wir schnell alle boostern. Sprich, wenn wir Portugal wären. Oder wir alle Norddeutschland wären. Sind wir aber nicht. Dementsprechend ist wieder mit einer längeren Phase an Geisterspielen und/oder sehr eingeschränkten Zuschauer*innenzahlen zu rechnen. Und nicht nur mit kurzen Gegenmaßnahmen, wie sie zur Zeit Portugal anstrebt. Von einer kompletten Normalität, die wir eigentlich dringend benötigen, sind wir sehr weit entfernt.
Und da zitiere ich aus dem Prognosebericht:
„Nach aktueller Einschätzung [Der Bericht ist mit „Hamburg, Oktober 2021″ datiert] ist durch die Corona-Pandemie davon auszugehen, dass die Spiele des ersten Halbjahres mit beschränkter Zuschauerkapazität ausgetragen werden müssen. Daher planen wir mit einer entsprechenden Reduktion der Umsatzerlöse über alle Bereiche in Höhe von rund EUR 4,0 Mio. Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres rechnen wir weitgehend mit einem Normalbetrieb.“
Oder anders ausgedrückt: Noch im Oktober plante der FCSP für die 9 Heimspiele der Rückrunde mit voller Hütte. Das sind bei ca. EUR 700.000 Einnahmen pro Spiel gepflegte EUR 6,3 Millionen. Wie wahrscheinlich ist es, dass wir diese 9 Heimspiele auch nur annähernd vor voller Hütte austragen können?
Sprich, hier kommen noch mal Belastungen von irgendwas zwischen EUR 3 Millionen (50 % Auslastung) und EUR 6 Millionen (Geisterspiele) auf uns zu. Wenn das so kommt, dann könnte das echt bitter werden.
Und dies sieht auch der Geschäftsbericht auch. Und da zitiere ich noch mal:
„Als zusätzlicher Risikopuffer bleiben die in den ausgewiesenen Beteiligungen erheblichen stillen Reserven. Bei Bedarf könnten diese auch kurzfristig veräußert werden.“
Ja, es ist eine gute Situation, dass wir Vermögenswerte haben, die wir veräußern können. Das ist Luxus und stellt uns besser als viele andere Vereine. Aber jeder Vermögenswert wird in seiner Veräußerung richtig brutal weh tun. Egal, ob das „die Vermarktung“ ist oder ein Anteil an der Stadiongesellschaft. Daher: Betet einen Gott nach Wahl an, dass wir möglichst viele Menschen ins Stadion lassen können.
Die sicheren EUR 500.000 aus dem Pokal (plus Gelder aus Eintrittskarten in unbekannter Höhe) sind in dieser Situation Gold wert. [Und die in den weiteren Runden möglichen 1, 2, 4, … Millionen wären noch viel wichtiger und könnten da wirklich einiges ausgleichen.]
Trotzdem schließt der Prognosebericht mit Worten, die uns ein bisschen Angst machen sollten:
„Sollten die verantwortlichen Regierungen […] jedoch zur Eindämmung […] wieder Maßnahmen anordnen, die das öffentliche Leben einschränken, die Wirtschaft negativ beeinträchtigen und ggf. zu einer erneuten Einschränkung oder Einstellung des Spielbetriebs […] führen, sollten keine Unterstützungsleistungen von staatlicher Seite […] geleistet werden, [dann sind] erhebliche negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage des Konzern zu erwarten. Dann können Liquiditätsengpässe oder sogar eine Bestandsgefährdung für einzelne Unternehmen aus dem Konzernverbund eintreten.“
Ja, da sind ein paar „sollte“ in dem Satz, aber trotzdem klingt das nicht wirklich gut. Und damit sind wir tatsächlich bei der schwersten Krise der Vereinsgeschichte. Was auch allen Mitgliedern, Fans und Sympathisant*innen klar sein sollte: Wenn wir nicht aufsteigen, wird diese Ausgangssituation zu einem massiven Abverkauf aus dem aktuellen Kader führen. Das lässt sich dann gar nicht vermeiden.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass dies keine Krise ist, die der FCSP exklusiv hat. Das Geschäftsmodell „Fußball“ hat zur Zeit massive Probleme, weil eine hohe Einnahmequelle nunmal Menschenmassen in Stadien ist. Es wird interessant sein, wie sich der Fußball (und andere Unterhaltungsindustrien mit genau dem gleichen Problem) anpassen werden. Verschiebung von Spielen in den Sommer? Virtuelle Angebote? Oder neue Einnahmequellen z.B. aus den immer legaler werdenden Sportwetten?
[Und dass da der Teufel mal wieder auf den größten Haufen scheißt, sei hier nicht unerwähnt. Wenn Spieltage gut 20-25% meiner Einnahmen ausmachen, wie dies bei Zweitligisten der Fall ist, schlägt bei mir Corona eben deutlich mehr rein als beim FC Bayern, der sich ja das DFL-Fernsehgeld so gedeichselt hat, dass Zuschauer*inneneinnahmen prozentual deutlich weniger ausmachen. Und da sind wir noch nicht mal bei UEFA-Geldern angelangt.]
Natürlich werden nun Menschen sagen: „Dann schrumpft euch doch gesund und stellt euch einfach auf weniger Einnahmen ein.“ Auch das ist einfacher gesagt als getan. Die Verbindlichkeiten sind da. Und müssen bedient werden. Inklusive Zinsen. Und das ist von einem Umsatz in Höhe von EUR 60 Millionen halt sehr viel einfacher zu machen als bei einem Umsatz von EUR 30 Millionen. Wir haben uns mit dem Stadion eine Investition geleistet, die absolut notwendig war, die aber eben nicht innerhalb von zwei Jahren zurückgezahlt wird.
Der Verzicht auf Kartenrückerstattungen/Anleihen/Logen etc. ist ein Pfund, mit dem der FCSP ebenso wuchern kann. Das hat natürlich geholfen. Es ist aber auch ein bisschen zu begrüßen, dass der FCSP nicht versucht, dies bis ins letzte auszureizen. So etwas wäre z.B. mit dem Verkauf von Rückrunden-Saisonpaketen im Oktober oder einem Verkauf des Pokalspieles direkt nach der Auslosung möglich gewesen. Man hätte dann alles verkauft in der primären Hoffnung, dass man diese Verträge erfüllen kann, und in der sekundären Hoffnung, dass einige Leute auf ihre Erstattungen verzichtet hätten.
Exkurs Ende
Zurück zu Okes Rede.
Er bedanke sich für die Solidarität und den Verzicht und das Vertrauen. Der Verein habe gelernt, sich mit unangenehmen Thesen zu hinterfragen. Die Diskussionskultur sei gut.
Exkurs Diskussionskultur aus aktuellem Anlass
Nein, das stimmt nicht, Oke. Null. Gar nicht. Der Verein hat es nicht gelernt. Fans haben es nicht gelernt. Die Vermarktung hat es nicht gelernt. Es wird bei jeder Kritik sofort eine Verteidigungshaltung eingenommen und die Antworten „nun regt euch doch nicht so auf“, „so schlimm ist es doch nicht“ oder ähnliche werden reflexartig jeglicher Kritik von vielen Seiten sofort immer entgegengeworfen. Und sie sind so perfide. Mit „so schlimm ist es doch gar nicht“ beansprucht man, äh – MANN die absolute Deutungshoheit darüber, was denn schlimm sei und was nicht. Und das natürlich insbesondere bei dem allgemeinen Thema Diversität. Ich finde, wir als MÄNNER halten da mal die Fresse und nehmen auch die härtere Tonart (was ist das, nebenbei gesagt, für eine abwertende und überflüssige Bezeichnung) inhaltlich ernst, anstatt uns an Ton und Vortrag zu stören. Ja, das ist auch eine Selbstkritik. Und „reg dich doch nicht auf“ sind auch nur andere Worte für „hysterisch“, und das ist ein Scheiß.
In eigener Sache, weil es hier gerade passt: Es gibt immer wieder so männliche Schlaumeier, die kommentieren, dass dieses Blog doch viel differenzierter und viel toller gewesen sei, als ich hier alleine schrieb. Euch möchte ich folgendes zurufen: AM ARSCH! 1. war ich nie differenziert, 2. immer schon ein Pöbelblog, 3. hätte ich zu vielem sexistischen Kackscheiß der letzten Zeit garantiert nicht so einen Hippiekram geschrieben wie die sehr geschätzten Macherinnen dieses Blogs (ich habe Zeug*innen dafür), und 4. ist dieser Kommentar eurerseits auch ein sehr deutlicher Reflex, weil ihr euch als Mann von Frauen nichts sagen lassen wollt. Was ebenso sexistische Kackscheiße ist. Weist ihr jetzt alle von euch, richtig? Die sehr unterschiedlichen Reaktionen auf den hier veröffentlichten Text und den einen Tag später (!) erscheinenden Text des FCSR, der gezielt Menschen im Verein benennt und anzählt (was eine super harte Kritik ist), sprechen Bände. So. Kommt endlich mal aus eurer bequemen Haltung raus, check yourself und ändert euch konkret. Das tut weh. Mit einem netten Retweet von irgendwelchen Awareness Stickern ist das Linkssein nicht getan. Es muss euch weh tun. Sonst bleiben wir immer the whitest Boysclub alive. Und das will ICH nicht.)
Exkurs Ende
Oke also dankte seinem Präsidium und dem Aufsichtsrat, auch für das Vertrauen und die erneute Nominierung. Man wünsche sich Kontinuität und Zusammenhalt, man wolle zeigen, dass auch im Ehrenamt der Verein professionell zu führen sei, man werde weiter wachsam bleiben und sich auf alle unvorhersehbaren Herausforderungen vorzubereiten versuchen. (Ich glaube, ich habe schon mehrfach deutlich gemacht, dass ich viele Grundideen dieses Präsidiums vollkommen richtig und es gut finde, dass es einen gestalterischen Anspruch hat. Das war und ist in diesem Verein sehr wichtig. Zuviele Dinge in diesem Verein bleiben jedoch immer noch in einem Mischmasch aus „der war schon immer da“ und „das haben wir schon immer so gemacht“ und „du musst dich erst mit allen absprechen“ hängen. Das ist kein exklusiver Vorwurf an das Präsidium, sondern auch an die gesamte Mitgliedschaft.)
Im Lizenzbereich wolle man sich nicht zurücklehnen. Letztes Weihnachten sei man Vorletzter gewesen und habe mit Bornemann viel diskutiert und dann auch unpopuläre Entscheidungen getroffen. (Das ist wohl eine sehr deutliche Anspielung auf das Ende der Zusammenarbeit mit Robin Himmelmann. Die Entscheidung war zumindest soweit ich es wahrnahm nicht wirklich populär. Rückblickend ist man immer klüger und sie war wahrscheinlich die absolut richtige Entscheidung. Wenn ich jetzt jedoch so zurück blättere, dann merke ich auch wieder, wie wenig Ahnung wir alle vom Fußball haben. „Robin ist ein Toptorhüter“. Hmmm. Immerhin hat die Geschichte ja auch für Robin ein halbes Happy End, spielt er in Eupen doch zur Zeit mal wieder als erster Torhüter.)
Er bedanke sich bei Andreas und Timo für die tolle Arbeit. Das Team habe wirklich begeistert. Er begrüßte alle neuen Spieler namentlich, begrüßte auch das Funktionsteam, bedauerte, dass diese nicht anwesend sein konnten, und sagte, dass er hoffe, dass sie 2022 wieder begrüßen könne.
Man sei auf dem Weg zu einem Top 25-Verein in Deutschland, man sei ein Verbessererverein und habe als 5. Säule auch die Transfererlöse definiert. Man habe bewiesen, dass man ausbilden könne. (Das sind nun alles keine revolutionären Konzepte, aber trotzdem Konzepte, mit denen man – wenn sie gut ausgeführt werden – im Profifußball gut mitschwimmen kann. Freiburg ist hier immer wieder das beste Beispiel.)
Man habe trotzdem noch Dinge zu tun. Es brauche eine verbesserte Infrastruktur; er hoffe dieses Thema mit den Entscheidungsträger*innen der Stadt voranzubringen, da es essenziell sei, um zu bestehen. (Wir waren ja letztens in Nürnberg. Dem FCN stehen in Stadionnähe gut 210.000 Quadratmeter (laut Wikipedia) zur Verfügung, die er als Trainingszentrum nutzt. Die haben da gefühlt alles doppelt und dreifach. Uns fehlt sowas. Auch die Rauten mit den Plätzen am Stadion UND in Norderstedt haben da einen riesigen Vorteil. Da müssen wir aufholen und da sind wir auf die Stadt angewiesen. Ich bleib dabei: Wir sollten das HGF 30 Meter tiefer legen, überdachen und die Bahn in einem Glastunnel oben an der Decke fahren lassen. Oben drüber entsteht unser Trainingsgelände. Weltattraktion, alle sind glücklich. Geilster Clou? Es gibt eine kleine Aussparung, durch die das Riesenrad durchguckt und sich ein kleines Stück oberirdisch dreht. Kostenpunkt? Irgendwas um EUR 2 bis 3 Milliarden. Aber so etwas hat in Hamburg mehr Chancen auf Umsetzung als die freundliche Bitte, vielleicht ein bisschen Fläche nicht an irgendeine*n windige*n Investor*in zu verkaufen, damit er/sie da noch mehr Büros baut. Also: Peter, setz dir ein Denkmal.)
Das NLZ ruhte zum größten Teil ein halbes Jahr, nur ein paar Förderspieler konnten mit Ausnahmegenehmigung trainieren. Man habe da auch personell umgebaut. Benny Liedtke sei nun Leiter, man bilde da gute Leute aus, die nun Verantwortung übernehmen können. Carsten Rothenbach habe die sportliche Leitung der U 23 übernommen, die als Übergangsmannschaft zu den Profis fungieren und mehr eingebunden werden soll. (Auch das sind alles keine neuen Ideen und diese „Verzahnung Nachwuchs und Profis“ kommt so alle drei bis fünf Jahre wieder mit den gleichen Floskeln hoch. Das macht es aber nicht unwichtiger. Wir werden uns nie zu 100% eine schlagfertige Truppe zusammen kaufen können; macht auch wenig Sinn. Wir brauchen den Nachwuchs, und für das Geld, das die AFM da reinbuttert, muss es auch was bringen.)
Oke bedankte sich bei der AFM, die das möglich mache. (Ich bin immer wieder erstaunt, wann es Applaus gibt und wann nicht. Hier gab es keinen. Dabei waren genug AFM-Mitglieder im Saal. Dieser Dank gebührt euch. Und der Applaus von mir auch.)
Er führte weiter aus (das ist alles zeitlich ein bisschen anders gemixt, als er es gesagt hat, weil da die Aufzeichnungen ein bisschen durcheinander gehen), dass man drei Ziele in der Ausbildung der Nachwuchsspieler habe (und weil wir fucking keinen Platz haben, kann ich das nicht mal gendern. Ein NLZ für Fußball der Frauen, wie geil wäre das denn?). Man wolle neben der Leistungorientierung auch die Werte dieses Vereins vermitteln und einen deutlich regionaleren Ansatz fahren. Man wolle sich auf Spieler aus der Metropolregion Hamburg konzentrieren (was die Metropolregion Hamburg ist, findet ihr bei Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Metropolregion_Hamburg ).
(So ein regionaler Ansatz ergibt sehr viel Sinn. Spieler im jugendlichen Alter quer durch das Land zu verfrachten ergibt nicht immer Sinn. Kann im Ausnahmefall mal richtig sein, aber bei der Bindung ist eine regionale Idee schon richtig. Nebenbei: Guckt mal bei Freiburger Spielern, die Freiburger Nachwuchsteams durchlaufen haben, auf die Geburtsstädte. Da findet ihr eine bunte Mischung von Baden-Württembergischen Käffern. Und Metz. Was auch beinah regional ist für Freiburg. Was man aber nicht vergessen darf: Wir haben hier nicht so eine regionale Alleinstellung wie Freiburg. Freiburg ist halt der einzige Bundesligist in Baden, und die Grenze zu Württemberg sehr hart in Gedanken. Das ist natürlich für viele badische Nachwuchskicker sehr attraktiv. Wir haben hier in der Metropolregion HH zwei Vereine auf gleichen Niveau und weiterhin werden sich die Einzugsgebiete von Werder, Hansa, Holstein, Wolfsburg mit der Hamburger Metropolregion überschneiden. Warum ein Aufstieg des FCSP OHNE gleichzeitigen Aufstieg der Rauten so eine tektonische Verschiebung sein könnte? Hier habt ihr eine der Antworten.)
Oke kehrte dann zur pandemischen Lage zurück. Diese bedeute eine große Kraftanstrengung, es gebe immer viele Gerüchte, was nun für Sonntag (also: jeden neuen Spieltag) gelte; man müsse tagesaktuelle Entscheidungen treffen. Er bedanke sich bei Daniel (Bierhoff), Sven (Brux) und Kolja Dickmann (wer letzteren nicht kennt: Der junge Mann ist Leiter „Operations“ und somit Herr des Chaos. Wie bereits oben beschrieben: Ich will nicht tauschen).
Er danke auch der medizinischen Abteilung und den Spielern, die sich an Regeln halten. (Unser Glück lief da ja in letzter Zeit ein bisschen aus, aber dass wir nun ganz ohne Fälle im Profibereich bleiben würden, hat wahrscheinlich die*der kühnste Optimist*in nicht gedacht. An dieser Stelle gute Besserung an alle Betroffenen.) Er hob noch Volker Carrero hervor, der in Hamburg durch seine Konzepte auch anderen Veranstalter*innen sehr geholfen habe.
Man habe sich in der Pandemie auf den Mut, die wirtschaftliche und soziale Solidarität verlassen können. Forderungen von Businesspartner*innen seien kompensiert worden durch andere werbende Maßnahmen, z.B. durch individuelle Videos von Spielern für diese Partner.
(Solidarität ist immer ein großes Wort. Und sie ist keine Einbahnstraße! Und zur Zeit wird sie gerne immer wieder eingefordert, aber nicht selber geleistet. Von vielen Menschen in diesem Verein.)
Man habe Verträge verlängert bekommen, so z.B. für 10 Jahre mit Astra (Astra? Was dagegen? Ja! Ich weiß, dass ich hier eine Mindermeinung vertrete, aber rein geschmacklich hätte ich kein Problem mit einer anderen Biermarke gehabt. Und rein gesellschaftlich richtig kein Problem mit einem vollkommen alkoholfreien Stadion. Wir wollten uns doch weh tun, richtig?), man habe Tomorrow Bank, Lichtblick und Followfood neu hinzu gewonnen.
(Wir haben eine Marke, die Unternehmungen anzieht, die irgendwo auf „nachhaltig“ machen. Die drei oben genannten sind das beste Beispiel. Das ist erstmal nicht schlecht – einen Kern zu haben, der über „wir spielen halbwegs vernünftig Fußball“ hinaus geht, ist wichtig. Oder anders ausgedrückt: Außer ich komme aus Paderborn, warum sollte ich bei Paderborn werben? Was transportiere ich mit Paderborn? Richtig! Parkplatzinfrastruktur und Langeweile. Jedoch: Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass das nicht sehr windige Unternehmungen sind, die eine grüne Fassade mit nichts dahinter präsentieren. Man muss z.B. die Tomorrow „Bank“ schon auch ein bisschen kritisch sehen, denn es handelt sich bei dieser Unternehmung mitnichten um eine Bank, da die entsprechende Lizenz nicht vorhanden ist. Vielmehr baut man auf der Lizenz einer anderen Bank auf, nämlich der Solarisbank. Und die hat nun nicht wirklich großartige Bewertungen in diesem Internet. Auch bei der Nachhaltigkeit ist noch Luft nach oben.
Dies heißt nicht, dass man solche Unternehmungen nicht als Werbepartner gewinnen soll, und niemand macht von Beginn an alles richtig. Man muss aber als FCSP immer wachsam sein, wie sich diese Marken weiter entwickeln. Und mal so unter uns: Kapitalismus ist nie nachhaltig. Aber ihr wollt ja lieber Gewerkschaften als Revolution…)
Man sei in guten Gesprächen mit Congstar, um 3 Jahre zu verlängern. Congstar sei ein Wunschpartner, man zeige gleiche Werte. Gesellschaftliche Botschaften wie z.B. „Kein Platz für Rassimus“ und die Toleranzkampagne seien Beispiele dafür; das komme ihm immer zu kurz. Er bedanke sich auch beim Flyerservice Hahn – „ihr wisst, was wir meinen“. Er danke allen Partner*innen, die das ermöglicht hätten.
(Diese ganzen Congstar-Kampagnen, der Gruß an den Flyerservice und die viele guten Werbebanden im Stadion sind gute Beispiele dafür, wie man Werbe-Eyecatcher und soziale Botschaft sehr gut mischen und auch Aufmerksamkeit damit erzielen kann. Vieles davon ist viral gegangen und fällt damit positiv auf den FCSP und seine Partner*innen zurück. Das ist toll und wirklich gut umgesetzt. Für mich kann das noch viel zentraler in der gesamten werblichen Kommunikation gespielt werden. Lasst Ronny und Jens, nehmt lieber hier was von.)
Exkurs
Ist eigentlich nur mir ein bisschen bange, dass keine Vertragsverlängerungen auf der MV verkündet wurden? Ich mein: Congstar schön und gut. Und auch das ist nur eine Wasserstandsmeldung im Sinne von „gute Gespräche“, die morgen schon abgebrochen sein können. Aber eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass nun die Verlängerung mit dem Trainerteam verkündet wird, und das war nicht der Fall. Auch und gerade weil so am 17.11.2021 durch die Medien geisterte, dass man in guten Gesprächen sei und hoffentlich bis zum 01.12. was verkünden könne. Da hab ich eigentlich fest mit einer Verkündung auf der MV gerechnet.
Meine Hoffnung bleibt, dass dies nur der Quarantäne unseres Chefcoaches geschuldet ist und wir eine Verkündung haben, bevor diese Zeilen veröffentlicht sind.
Natürlich wäre auch eine Verkündung eines Congstar-Deals sehr wichtig. Die zahlen immerhin EUR 1.049.866,49 bar an den Verein. Ich bin nebenbei immer wieder erstaunt, dass in diesem Verein alles geheim gehalten wird, aber diese Zahl offen in der Bilanz steht. Achtung: Die gesamte Leistung von Congstar an den FCSP wird etwas höher sein, da garantiert auch Dienstleistungen etc. untereinander vereinbart sind.
Exkurs Ende
Man sei froh, die Vermarktung alleine zu machen, denn so könne man das kreativ fahren und bilde das alles nun in einer Abteilung ab und hoffe, so auch noch mehr Partner zu binden.
Im E-Football sei man deutscher Vizemeister. Mit Musti (Mustafa Cankal) habe man einen der besten Spieler auf der XBox, der zudem früher im NLZ war und so auch eine langfristige Verbundenheit zum Verein habe. Man wolle zukünftig noch mehr Sportevents auf den Weg bringen und neue Sportfelder abdecken und auch dort die Werte des Vereines leben.
(Ich bin mal ehrlich: Ich kann mit E-Football so gar nichts anfangen. Ich finde das totlangweilig und vollkommen überbewertet. Kurz: Ich bin zu alt für den Scheiß. Und kann man das garantiert auch noch besser spielen als es die VBL im Allgemeinen und der FCSP im Besonderen macht. Aber wenn ein Team u.a. aus Musti, Erol und Kamal besteht, dann ist das mal nicht „the whitest Boyclub alive“ und alleine das ist schon sehr gut. Und es spricht halt Menschen an, die nicht Ende 40 sind und Alben hören, die vor 30 Jahren erschienen sind.)
Man habe trotz Pandemie nicht den Fortschritt des Vereines aus den Augen verloren.
(Oben bereits geschrieben. Immer voran und nicht nur verwalten.)
Merch: Man sei gefragt worden, ob sich das lohne, alles selber zu machen. DIIY sei nicht nur ein Businesscase, es habe auch darüber hinaus viele Vorteile. Man wolle umweltbewusst auftreten und durch den Vorstoss auch neue Partner*innen gewinnen. Man habe 20.000 Trikots verkauft; bei Under Armour seien es nur 10.000 gewesen.
(Siehe den Artikel zu der Finanzveranstaltung. Vergesst bei solchen Zahlen nicht, dass da durch diese Aktion letztes Jahr auch ein gewisser Sonder- oder Vorzieheffekt drin sein wird, trotzdem ist eine Verdoppelung bemerkenswert. Wir sprechen hier mal eben von irgendwas um die EUR 0,6 Millionen mehr Umsatz. Bemerkenswert finde ich, dass wir mit dem Trikot irgendwas um EUR 1,2 Millionen Umsatz machen, mit unserem gesamten Merch letztes Jahr EUR 6 Millionen. Wir werden also noch andere riesige einzelne Umsatzträger haben. Vermutung: TK Hoodie schwarz.)
Man wolle nachhaltig sein und sei auch als erster Fußballverein weltweit beim Nachhaltigkeitsorganisation Fairwear. (Wenn man die googelt, dann gibt es auch konkrete Kritik an dieser Organisation u.a., dass ihre Kontrollen zu lasch seien.) Das Ziel sei, die gesamte Kollektion nachhaltig zu machen. Jede Linie müsse genau geprüft werden vom CO2-Verbrauch bis zur Recylebarkeit. Man wolle insgesamt Nachhaltigkeit noch konsequenter durchsetzen, Schritt für Schritt.
(ACHTUNG! Ich verlasse nun ganz bewusst die zeitliche Reihenfolge des Berichtes, weil das zusammengehört. Ich ziehe also einen Teil vor, bevor ich wieder zur zeitlichen Reihenfolge zurückkehre!)
Man wolle ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit erreichen; dieses Thema werde von Esin und Michael (Thomsen, bekannt aus Funk, Film und Fanladen) vorangetrieben. Er sei deswegen auch froh, dass Esin im Sommer erfreulich klar im Amt bestätigt worden sei. Man habe zusammen mit fünf weiteren Bundesligisten im Rahmen eines Pilotprojektes eine Nachhaltigkeitszertifizierung durchlaufen und diese mit Bronze abgeschlossen. Man habe im Verein eine AG Nachhaltigkeit mit 51 Fans, Mitgliedern und anderen Menschen, man versuche die Anforderungen an eine Nachhaltigkeit zu erfüllen. Es gebe dabei drei Bereiche. Man müsse die negativen Folgen des eigenen Fußabdruckes minimieren und man müsse weniger Energie und Treibhausgase verbrauchen. Weiterhin müsste man den positiven Einfluss stärken und die Reichweite nutzen, sozusagen den positiven Handabdruck verstärken. Man müsse das Merch umstellen. Er bedanke sich auch bei der AG Klimafreundlicher Spieltag; es bestehe Einigkeit, dass man nicht nur den Spieltag, sondern den ganzen FCSP umstellen muss. Ein Handeln jetzt sei wichtig. Der sportliche Erfolg solle dabei nicht beschnitten werden, das Gegenteil sei der Fall – ein anderer Fußball sei möglich. Nachhaltigkeit werde auch in der Lizenzerteilung Thema werden; man wolle da Vorreiter sein und andere Vereine überspringen. Man müsse die eigenen Auswirkungen im Blick haben, weswegen der FCSP ab jetzt eine Gemeinwohlbilanz neben der Gewinn- und Verlustrechnung aufstellen wolle. Diese werde zeigen, wo wir stehen und wo wir uns verbessern müssen. DIIY sei schon ein gutes Beispiel, das zeige, wie wirtschaftliches und nachhaltiges Handeln zusammengehen; man müsse sich da professionalisieren. Die Impulse hierfür kamen auch von den Mitgliedern. Der Prozess brauche aber auch Zeit und man wolle das Schritt für Schritt verbessern. Diese Ziele seien ambitioniert in einer Krise; wenn es Fehler gäbe, dann würde man die offen kommunizieren. Wenn einem diese Aufgabe keine Angst machen würde, dann sei es nicht die richtige Aufgabe.
(Man entschuldige die Auflösung der zeitlichen Reihenfolge, um alles zum Thema Nachhaltigkeit in einem Zusammenhang zu schreiben. Das ist wichtig, insbesondere für eine Hafenstadt. Wir als Menschheit werden nicht darum herumkommen, innerhalb kürzester Zeit klimaneutral zu werden. Jede Schonzeit, die wir da mal hatten, haben wir verpennt. Bedenkt, dass das Kyoto-Protokoll von 1997 ist und wir als Menschheit dieses eher lasche Protokoll nur ganz knapp erfüllt haben. Wir haben 24 Jahre verschlafen, auch als FCSP. Nun muss das schnell gehen, und eine Nachhaltigkeitsbilanz ist dabei ein sehr wichtiger Schritt. Wenn man das googelt, dann legt der SC Freiburg wohl regelmäßig solch eine Bilanz vor, sonst ist das wohl eher dünne. Und wir dürfen uns nichts vormachen: Profifußball mit seinem ständigen Herumfliegen und seinen Mengen an Reisebewegungen ist weit entfernt von einer Klimaneutralität. Wir stehen da vor grundlegenden Änderungen. Und zu denen gehört auch die Abschaffung eurer Schweinefleischwurst. Punkt.
Wir werden dann nebenbei unsere Satzung anpassen müssen, denn § 14 Nr. 7 spricht zur Zeit nur von den wirtschaftlichen Bilanzen. Und auch die Nachhaltigkeitsbilanz/der Nachhaltigkeitsbericht sollte den Mitgliedern in gleicher Weise wie oben beschrieben zugänglich sein. )
(NUN FOLGEN DIE AUSGELASSENEN TEILE)
Der FCSP ist eine Wertegemeinschaft, er werde um seiner selbst willen gemocht und für seine Werte und Haltung. Er ringe ehrlich darum, das Richtige zu tun.
(Das ist alles richtig und vieles davon unterscheidet uns halt von Fürth. Wir müssen aber dringend aufpassen, dass wir das nicht immer in Sonntags-, äh, Mitgliederversammlungsreden vor uns her tragen, dann aber nicht leben. Und später auf dieser Versammlung tun wir uns sehr schwer damit, dies insbesondere intern zu leben. Stichwort Tarifvertragantrag. Auch der Umgang mit der Kritik an dem Shop-TV passt hierhin. So kommunziert man nicht nach innen, wenn man Werte wirklich leben will.)
Rabauken und Fußballschulen: Man habe nun 160 Partnervereine in allen Bundesländern; in den Feriencamps werde Begeisterung vermittelt.
(Als Mensch, der Kontakt zu einem fränggischen Kind hat, das sein Rabauken-Trikot sehr stolz in die Schule trägt, kann ich nur sagen, dass das eine definitiv gute Bindung ist und die Kinder da voll drauf abfahren. Auch die Rabauken-Bücher werden dort verschlungen, dabei war dieses Kind (noch) nicht ein Mal am Millerntor. Wir holen das bald nach.)
Oke kehrte dann zu den Finanzen zurück; Corona habe einen weiterhin fest im Griff. Man habe in der Pandemie drei Ziele gehabt: Keine betriebsbedingten Kündigungen, die Lizenzmannschaft nicht einschränken sowie diese wettbewerbsfähig halten, und die finanzielle Eigenständigkeit erhalten. Diese Ziele habe man erreicht, auch ohne Fans oder andere Einnahmen durch Events. Fußballschulen oder Clubheim. Alle Corona-Maßnahmen seien richtig gewesen, man sei sich bewusst, in welcher glücklichen Lage man gewesen sei, dass man weiter Fußball habe spielen können. Es habe EUR 5,57 Millionen Verlust gegeben. Das klinge dramatischer als es sei, aber es schmerze. EUR 19 Millionen Umsatzverlust. Man habe sich aber auf die Mitglieder und die leitenden Angestellten verlassen können, die alle Verzicht geübt hätten, sonst würde man anders dastehen. Man habe Kostenmanagement, Kurzarbeit und auch Transfererlöse zum Ausgleich nutzen können, aber das Eigenkapital habe sich auf EUR 7,76 Millionen halbiert im Vergleich zu der Zeit vor Corona. Man drehe jeden Stein um und habe einen Kredit von EUR 7 Millionen aufgenommen; er danke dem Team um Martin Urban für die Arbeit in diesem Bereich. Man erwarte weiterhin Verluste in Millionenhöhe und bleibe deswegen weiterhin im Krisenmodus und müsse Kosten minimieren. Man wolle mit erhobenem Haupte und klarer Haltung durch die Pandemie kommen.
(Siehe zu diesem ganzen Komplex weiter oben die Auseinandersetzung mit den Bilanzzahlen.)
Man habe im Konzern 600 Mitarbeiter*innen und tue alles, um diese zu schützen. Man habe zum Glück eine sehr hohe Impfbereitschaft und niemanden in der Krise verloren. Man habe seit März 2020 alle Kolleg*innen zwischendurch in Kurzarbeit schicken müssen; die individuelle Belastung für diese seí sehr hoch. Man habe daher im Januar 2021 eine anonyme Anlaufstelle für die Kolleg*innen geschaffen und habe die Leitungsstruktur geändert, um den Aufgaben besser gerecht zu werden. Er nannte die einzelnen Namen der nun jeweils einen Bereich Leitenden.
(Erstmal ist so eine Anlaufstelle sehr gut und sehr wichtig. Es ist sehr zu begrüßen, dass der FCSP so etwas geschaffen hat. Im Bereich der Strukturen fressen wir als Verein auch immer noch die Versäumnisse der 00er und 10er Jahre, in denen wir zu wenig vorausgedacht haben. Und natürlich ist die Rückholung der Vermarktung da auch ein Faktor, denn das alles führt auch zu Belastungen der Kolleg*innen beim FCSP. Und die Umstrukturierungen sind ja nicht zu Ende. Die Spatzen pfeifen Outsourcing-Pläne von den Dächern des Millerntors, und das wird vielen Kolleg*innen nahe gehen, weil sie davon betroffen sein werden. Umso wichtiger ist dann eine starke Arbeitnehmer*innenvertretung, und ob es diese beim FCSP gibt, da kann man Zweifel dran hegen. Auch das kommt beim Tarifvertragsantrag.)
Quotenantrag: Man habe die Satzung geändert und habe nun eine Steuerungsgruppe für den hauptatmlichen Bereich, es sei der Wunsch auch dort eine Geschlechterparität herzustellen auf allen Ebenen, ohne feste Quote. Durch die Pandemie habe man da auch Verzögerungen. Geschäftsführung und Präsidium unterstützen den Prozess, Vielfalt und Inklusion seien Teil der Nachhaltigkeit, man wolle ein Verein für alle sein.
(HALT – WAS? „ohne Quote“? Das steht in dem angenommenen Antrag doch deutlich anders. Wir zitieren:
„Zudem wird das Präsidium beauftragt, einen Plan zu entwickeln, wie eine 50 % Frauenquote auf Direktor*innenebene bis 2025, unter Berücksichtigung aller arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen, erreicht werden kann.“
Das klingt erstmal so, als ob sich unser Präsidium über den Mitgliederbeschluss hinweg setzen will. Eine Nachfrage in diese Richtung ergab jedoch, dass man das so nicht verstanden haben will und weiterhin eine 50 % Quote anstrebe. Es gibt dazu konkrete Maßnahmen. Ob diese ausreichen? Werden wir sehen. Und werden wir uns auf Mitgliederversammlungen berichten lassen!
Und falls da keine Bewegung rein kommt, dann hilft eine zukünftige MV durch einen Antrag nach. Das sei garantiert.
Und man darf folgendes nicht vergessen: Unsere Leitungsebene ist gerade neu strukturiert worden (Tschüss Direktor*innen, hallo Leiter*innen) und besteht weiterhin aus mehr Martins (zwei) als Frauen (eine, Anne Kunze, Medien). Eine Ebene darunter verlässt uns mit Daniel Bierhoff nun ein männlicher Teamleiter und es wird spannend werden, ob wir da den nächsten Martin bekommen oder mal eine Frau. Mein Gefühl sagt mir, dass Martin der Favorit ist. Nochmal: Es wird auch in diesem Bereich nicht ohne klare Quotenvorgaben gehen. Sonst ist immer der Mann plötzlich so viel mehr geeignet.)
(Hier würde eigentlich der vorgezogene Nachhaltigkeitsteil kommen.)
Inklusion: Man werde da von der DFL gefördert und es sei eine der Aufgaben des CSR. Man habe schon einiges erreicht, wie z.B. die Gebärden bei der Spielervorstellung oder die FM-Frequenz, die das AFM-Radio ins gesamte Stadion übertrage und so Sehbehinderte nicht mehr auf bestimmte Plätze binde. Auch Beiträge in einfacher Sprache auf der Internetpräsenz seien in Planung. (Letzteres ist etwas, was sehr wichtig ist. Man darf nicht vergessen, wie viele Menschen auf Artikel in einfacher Sprache angewiesen sind. Man geht in Deutschland von ungefähr 13 Millionen Menschen mit einer geringen Lesefähigkeit aus. Dies ist die Zielgruppe für einfache Sprache, und sie ist sehr groß. Und seien wir ehrlich: Was ich hier schreibe, ist weit von einfacher Sprache entfernt. Diese Menschen mitzunehmen muss ein großes inklusives Ziel sein. Nur mal als Vergleich: Es gibt in Deutschland ungefähr 80.000 gehörlose Menschen. Und nein, Inklusion ist kein Thema, welches sich nur an der Größe der Gruppe orientieren sollte. Und ich bin mal ehrlich: Das liegt auch daran, dass genügend Leute fehlendes Textverständnis mit „bist du doof?“ abkanzeln. Gut, dass der FCSP in allen diesen Bereichen Fortschritte macht.
Was in der Rede fehlte und was ich mir hier gewünscht hätte: Das Wort Awareness. Das muss auch mehr Thema in diesem Bereich werden. Nicht nur, aber auch aus aktuellen Gründen – dieses Blog schrieb drüber.)
Zum Thema Infrastruktur und Operations führte Oke aus, dass man ein eindrucksvoller Verein sei, dies habe die MV von vor drei Monaten gezeigt. Er freue sich daher auch, erneut aufgestellt worden zu sein. Man sei der erste Verein mit einer Quote, aber auch die Einführung der besonderen Vertreter*innen sei besonders. (Meine Mitschrift und Flossis Mitschrift differieren an dieser Stelle. Eine Mitschrift bezog das „erster Verein“ auch auf die besonderen Vertreter*innen, die andere nicht. Die Mitschrift der offiziellen HP bezieht das „erster Verein“ nicht auf die besonderen Vertreter*innen, so dass dies wahrscheinlich richtig ist.)
Die aktive Fanszene sei als erstes wieder im Stadion gewesen. (Und hat mir mit dem Spiel in Bremen so richtig deutlich gemacht, was durch Corona verloren gegangen ist. Wie fehlen mir diese Spiele mit voller Kapelle!)
Man sei die größte 2G Veranstaltung gewesen, wolle das aber alles mit Augenmaß und Vorsicht machen und in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt. Man habe ein verantwortungsbewusstes Handeln der Mitglieder. Er freue sich auch über die insgesamt 1300 Impfdosen, die an zwei Tagen im Stadion verabreicht worden seien.
(Es ist frustrierend, wie stark uns die pandemische Realität hier überholt und schon wieder eine lange Phase an Geisterspielen und ähnlichem fordert. Ich finde es sehr gut, dass unser Verein null irgendwelche „aber wir müssen doch alle mitnehmen und andere Meinungen tolerieren“ Bullshitstatements absondert (viele Grüße nach Sachsen an dieser Stelle), sondern ganz klar und deutlich Impfungen bewirbt und auch fordert.)
Er bedauerte den Abgang von Justus/Fanladen, der nach 13 Jahren den Verein verlasse. Er bedanke sich für die geleistete Arbeit und wünsche ihm und seiner Familie alles Gute. (Dem kann ich mich nur anschließen. Du wirst fehlen. Ich hoffe, man sieht sich irgendwann in den Kurven dieser Republik. Und alles Gute auch an den Rest deiner Familie. Geschrieben nach dem Fortuna-Spiel.)
Ein schwerer Verlust sei auch Bubu, ein Original, in Gedanken sei er da und er mache nun oben Leuten lange Beine. Mach es gut da oben. (Auch dem kann man sich nur anschließen.)
Zum Thema 50+1 führte Oke dann aus, dass man bei der DFL 2018 den Antrag zur Stärkung gestellt habe, der auch beschlossen worden sei. Man begrüße die Stellungnahme des Bundeskartellamtes und dass die Grundregel 50+1 als unbedenklich eingestuft wurden sei. Bedenken habe das Kartellamt bei der Förderausnahme geäußert. Zur Erläuterung, dies seien die Vereine, die Corona nicht berühren würde. Er habe sich gefreut, mit Watzke einen weiteren Mitstreiter für die 50+1-Regelung im DFL Präsidium zu bekommen. 50+1 müsse bleiben, und man müsse der Entscheidung von 2018 Rechnung tragen.
50+1 sei ein Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga und grenze es vom Rest Europas ab. Der Erhalt dieser Grundregel sei wichtiger als der Bestandsschutz für irgendwelche Ausnahmen.
(Hier gab es Beifall, und in den ersten Reihen war einer der Ersten, die klatschten, Bornemann. [Wir möchten hier noch mal allen „Borne raus“-Rufer*innen aus dem letzten Winter entegegnhalten, was für einen tollen Sportchef wir haben. Der hat nicht nur im Kader an den richtigen Schrauben gedreht. Der will auch sportpolitisch das Richtige, und davon gibt es in Fußballdeutschland nicht mehr viele Menschen.])
Zu den Amateurabteilungen sagte Oke, dass er den Ehrungen nicht vorgreifen wolle, aber die Blindenfußballer seien erneut Deutscher Meister geworden. Er dürfe das aber nennen, da könne man sich auch mal mehrfach freuen. (Recht hat er.) Die deutsche Spitze sei auf St. Pauli zu Hause. (Naja eher am Borgweg, aber das sind Kleinigkeiten. Und „Der FC St. Pauli ist deutscher Meister“ ist ein Satz, der verdammt gut über die Tastatur geht und viel häufiger geschrieben werden sollte. Nachmachen, alle anderen Profi- und Amateurabteilungen.)
Er habe Blindenfußball selber ausprobieren können und selber feststellen müssen, wie eindrucksvoll dieser Sport ist und am eigenen Leib schmerzhaft erfahren müssen, wie schwierig das sei. Danke, dass er dieses Erlebnis habe haben dürfen.
(Im Nachklang kam dieses Segment bei vielen Leuten, die ich gesprochen habe, nicht so gut an. „Warum macht er das jetzt zu einer Geschichte über sich?“ war der Tenor. Bei mir kommt das immer noch nicht so negativ an, da es aber mehrfach von ganz unterschiedlichen Menschen geäußert wurde, möchte ich es erwähnen.)
Im Amateurbereich allgemein gebe es eine Rückkehr in den Betrieb. Das sportliche Angebot sei an die Pandemie angepasst worden, Wettkämpfe habe es nur teilweise gegeben. Die Mitglieder seien einem aber treu geblieben, trotz der geringeren Angebote. Er danke dem ehrenamtlichen Engagement, man habe unglaubliches geleistet. Die Digitalisierung habe die Kommunikation verändert und man wolle weiterhin mehr digitale Themen integrieren. Flächen zur Sportausübung seien schwer zu bekommen. (Ich verweise hier auf meine Aufregungen in ungefähr jedem MV-Bericht, den ich jemals geschrieben habe…)
Trotzdem sei gerade eine neue Abteilung gegründet worden, die Freizeitsportabteilung. Diese ermögliche Sport im FCSP, ohne dass man gleich eine Abteilung gründen und einen Vorstand finden müsse. (Und ist eine wirklich großartige Idee aller Beteiligten. In der perfekten Welt wird diese Abteilung Sportarten im FCSP anstiften, entwickeln und dann auch mal in die Unabhängigkeit entlassen und so das Wachstum unseres Amateurbereiches anstiften. Das ist schön. Viele Grüße an die Abteilungsvorsitzende, die als langjährige Auswärtsfahrerin dem Schreiber bekannt ist.)
All das sei ohne den Amateurvorstand nicht möglich. Der Zusammenhalt sei gut, er danke Jörn und Co. für das Engagement.
Er möchte sich abschließend für die Länge des Berichtes entschuldigen. Er könnte der letzte Bericht sein, den er halte. Es war ihm daher wichtig allen zu danken. (Als würde er das nicht jedes Jahr machen.) Es wäre sein Wunsch und sein Anliegen, diesen Verein weiter zu repräsentieren, wenn dies die Mitgliederversammlung denn wolle.
Er nennt dann noch mal alle Präsidiumsmitglieder. Sie würden es gerne nochmal machen, würden sich freuen, wenn sie gewählt werden würden. Forza St. Pauli.
Und natürlich empfehle er den Amateurvorstand zur Entlastung.
(Ich finde eine Sache bemerkenswert, die er nicht macht: Er verabschiedet Daniel Bierhoff nicht. Der meines Erachtens auch auf einem nicht unwichtigen Posten in diesem Verein gearbeitet hat bzw. noch arbeitet.)
Es gab keine Fragen.
Bericht des Kassenprüfers
Es sprach Armin (Koch; Michael Wolff ist der andere Kassenprüfer, der im Amt ist bzw. war) für die Kassenprüfer. Letztes Jahr habe Michael diesen Bericht gehalten, dieses Jahr er. Man sei seinen Aufgaben nach § 33 Nr. 2 der Satzung an mehreren Terminen im November nachgekommen. Man habe sich über die wirtschaftlichen Verhältnisse einen Überblick verschafft, inklusive einer Belegprüfung. Man habe sich die Summen- und Saldenlisten ínklusive der sporttreibenden Abteilungen durchgesehen, die grundlegenden Verträge und Geschäfte angesehen und mit vielen Menschen (er nannte Namen) gesprochen.
Insgesamt sei der Gesamteindruck sehr positiv. Das mache alles einen gegliederten und übersichtlichen Eindruck, Fragen seien zu ihrer Zufriedenheit beantwortet worden. Man halte den FCSP für gut aufgestellt. Auch in den sporttreibenden Abteilungen gebe es eine gute Belegqualität, auf den Konten sei natürlich coronabedingt wenig Bewegung gewesen. Negativ sei aber aufgefallen, dass einige Abteilungen für ihre Guthaben negative Zinsen zahlen würden, dies seien insbesondere die Abteilungen, die vor einiger Zeit die kontoführende Bank gewechselt hätten, um Kontogebühren zu sparen. Sie würden bitten, da genauer hinzuschauen. Negativzinsen seien bei einem gemeinnützigen Verein nicht stimmig. (WHAT? Immer wieder muss man schmerzhaft feststellen, wie unsinnig es ist, zu irgendwelchen „freies Girokonto“-Banken zu wechseln. Wenn ich mir die Liste der Banken mit Negativzinsen https://www.verivox.de/geldanlage/themen/negativzinsen/ so ansehe und gucke, welche Freibeträge da so üblich sind, dann wird vollkommen zu Recht in Frage gestellt, ob dies denn noch stimmig sei. Denn eigentlich sind Gelder zeitnah für den jeweiligen gemeinnützigen Zweck auszugeben. In diesem Zusammenhang darf man nie vergessen, dass die Abteilungen bei uns eine gewisse Beitragsautonomie haben. Wenn man also wegen der pandemischen Lage seine Mitgliedsbeiträge gar nicht vernünftig ausgeben kann, dann kann man im Notfall auch die Beiträge so lange anpassen.)
Die finanzielle Situation sei weiterhin solide, es werde aber zur Vorsicht gemahnt. Der Verein komme durch Corona in Schwierigkeiten. Der wirtschaftliche Geschäftsbereich habe mit stark einbrechenden Einnahmen zu kämpfen, die Verpflichtungen würden aber bleiben. Es könne dadurch auch zu Liquditätsprobleme kommen, die aber zum Glück diese Saison nicht eingetreten seien.
Man habe den Verein auch über Gehaltsverzichte etc. durch die Krise gebracht, man habe Kooperationen mit Partner*innen eingegangen, aber auch Kredite aufgenommen. Und dies ginge alles nicht endlos. Er habe da auch vollstes Vertrauen in die Handlungen und die Kreativität der handelnden Personen, aber irgendwann sei man an seinen Grenzen.
Er rege daher an, weiter darüber nachzudenken, wie man den idellen Bereich gegen die Risiken des wirtschaftlichen Bereiches besser absichern könne, Stichwort Gesamthaftung e.V. Das Credo „der FC St. Pauli ist ein Verein“ sollte aber erfüllt bleiben. (Mit der indirekten Forderung nach einer Ausgliederung waren mir die Kassenprüfer bei der virtuellen MV letztes Jahr komisch aufgefallen. Aber es ist und bleibt ein Problem. Wenn man wirklich die Haftung des idellen Teils für den Profifußball mindern möchte, kommt man um eine Ausgliederung eigentlich nicht herum. Das muss uns allen klar sein. Uns muss klar sein, dass wir die Konstruktion „Idealverein mit Profifußball“ aus vielen guten Gründen wählen, Vereinsrecht und Haftungsrecht gehören aber nicht zu diesen Gründen und fordern eigentlich das Gegenteil. (Auch schon mehrfach erwähnt). Daher ist die Anmerkung der Kassenprüfer verständlich, aber natürlich konträr zum ausdrücklichen Willen einer Mehrheit in diesem Verein.)
Abschließend wolle er Michi danken, der seine Zeit als Kassenprüfer gewissenhaft erfüllt habe und mit allen Wassern gewaschen sei. Michi möge es nicht, wenn das große Fass aufgemacht würde und zeige ihm jetzt auch einen Vogel, aber das sei schon richtig so.
Er empfehle die Entlastung.
(Kurz war uns in den ersten Reihen nicht klar, ob und wie man eigentlich Esin getrennt entlasten muss. Aber sie ist erst seit dem 01.07. im Amt, so dass sie auf dieser MV nicht zu entlasten und das alles periodengerecht abgegrenzt ist.)
Es gab keine Fragen.
Bericht des Aufsichtsrates.
Es sprach die Oberste Führerin der kommunistischen Partei und ewige Präsidentin der Passanten Sandra. (Titel ist doch so, oder? Vorsitzende des Aufsichtsrates ist so langweilig.)
Sandra begann damit, dass ein ereignisreiches Jahr hinter dem Verein läge und sie daher mit Danksagungen beginnen wolle. Danke an die Mitglieder dieses Vereines, die Abteilungsleben ins Digitale verlegt hätten, als Training gemeinsam weder drinnen noch draußen möglich gewesen wäre, die Mitgliederversammlungen und Feiern digital abgehalten hätten. Dass man die Mitgliederzahl stabil gehalten habe, sei keine Selbstverständlichkeit in diesen Zeiten.
Sie danke weiterhin den Fans, die trotz des Zuschauer*innenausschluss immer dabei waren – trotz Abstiegskampf. Und diesen allein und nicht gemeinsam im Stadion durchzustehen, sei eine emotionale Herausforderung. Dass so viele dem Verein treu geblieben seien, als die Welt still stand, sei etwas Besonderes.
(Es ist die große Frage, wie sich eigentlich das Faninteresse weiter entwickelt, wenn wir irgendwann mal eine halbwegs stabile Lage haben. An vielen Standorten hält sich das Interesse an Coronafußball in engen Grenzen, an vielen Standorten waren organisierte Fangruppen seit zwei Jahren nicht mehr gemeinsam im Stadion. Welche Auswirkungen das haben wird, bleibt abzuwarten. Wenn man das alles so sieht, dann kann man Sandra nur zustimmen. Dass wir immer noch ein sehr hohes Interesse an Karten haben UND unsere organisierten Gruppen in großen Teilen gemeinsam ins Stadion gehen, ist wirklich etwas Besonderes. Natürlich bleibt die Entwicklung auch beim FCSP abzuwarten, aber wir bewegen uns da auf einem ganz anderen Niveau.)
[Wir haben darüber im Nachgang noch mal nachgedacht und in unserer Erinnerung sagt Sandra etwas in Richtung „weitergespielt, obwohl die Welt stillstand“. Was man durchaus auch als Kritik an der Entscheidung pro Spielbetrieb lesen kann. Was ehrlicherweise einem Aufsichtsrat aus unserer Sicht auch gut zu Gesicht stünde. Und nein „naja, hat ja alles geklappt und ist niemand gestorben“ reicht da nicht aus. Fragt mal in Dresden und Kiel nach, wie die jeweiligen Saisons ohne Corona so verlaufen wären und ob die Pandemie nicht massiv Auswirkungen auf den Sport hatte.]
Sie danke auch den Partner*innen für ihre Treue.
Der größte Dank gehe aber an die Mitarbeiter*innen. Die 20 Monate seien eine schwierige Zeit gewesen – Kurzarbeit, Homeoffice, die mentalen Belastungen durch die eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten und dazu noch eine schwierige sportliche Situation. Und trotzdem seien die Mitarbeiter*innen da gewesen und hätten diesen Verein getragen. Ohne deren Einsatz hätte man nicht überlebt.
(Wichtig! Und ja, auch an diesem Punkt baut sich schon die große Falle auf, in die unser Präsidium am Ende läuft. Was auch niemand vergessen darf: Als Drittligist geben wir nicht 600 Menschen Arbeit.)
Auch an dem Aufsichtsrat als Gremium sei die Pandemie nicht spurlos vorbei gegangen. Ständige Krisenarbeit und auch die persönliche Belastung durch Corona habe ihre Spuren hinterlassen. Aber die teilweise schwierigen Diskussionen hätten auch etwas Gutes gehabt, denn die Zusammenarbeit zwischen AR und Präsidium sei auf ein neues besseres Level gehoben worden.
(Wenn man bedenkt, dass dies immer ein Kritikpunkt anderer Gremien an dem jetzigen Präsidenten und dem jetzigen Präsidium war, dann ist ein „Zusammenraufen“ durch eine Pandemie vielleicht wirklich etwas Gutes. Und kann natürlich auch Basis für die erneute Empfehlung zur Wiederwahl sein.)
Sie wolle dann einen Rückblick halten. Zum Sportlichen wolle man gar nicht viele Worte verlieren, nur eines sei ihr wichtig noch mal zu betonen: Soviel man sich in den Gremien gestritten habe, so einig sei man sich darin gewesen, an dem eingeschlagenen sportlichem Konzept und den Verantwortlichen festzuhalten. Dieser Mut sei belohnt worden, deswegen stehe man nun dort, wo man stehe. Man spiele ansehnlichen Fußball und daher einfach „Danke und weiter so“.
(Ich denke, dass wir heute im Rückblick alle schlauer sind. Wir waren ja auf dem besten Wege, mehr Trainer zu beschäftigen als die Rauten. Und so war es sehr wichtig, mal an einem festzuhalten und dann auch die glückliche Fügung zu haben, dass das funktioniert. Ja, ein bisschen Glück gehört dazu. Umso wichtiger wäre es, wenn man denn mit dem jetzigen Trainerteam verlängern könnte. Der letzte Satz hat sich bis zur Veröffentlichung bitte überholt, ja?)
Die Professionalisierung im Verein werde voran getrieben. Man verliere dabei nicht aus den Augen, was man leisten könne und wolle; diese Fokussierung sei zu begrüßen.
(Ich würde das jetzt mal so übersetzen wollen, dass die Verlagerung von Ehrenamt zu Hauptamt vom Aufsichtsrat begrüßt wird – sie ergibt ja auch komplett Sinn. Wenn nun auch noch das Hauptamt lernen würde, weniger „Shop TV“-Knaller zu machen, die wahrscheinlich allen Beteiligten richtig Nerven kosten, dann würde das ganze eine ganz neue Phase beim FCSP einleiten. Grüßaugust Oke oder so.)
Der Ausbau der Infrastruktur sei ein dringendes Thema, insbesondere für das NLZ, man hoffe da auf eine Lösung gemeinsam mit der Stadt. (Wenn Oke UND Sandra das erwähnen, dann hoffe ich, dass sich da gerade hinter den Kulissen mal wieder was bewegt.)
Zu den Finanzen sagte Sandra, dass man durch die Zeit vor der Pandemie verhältnismäßig gut aufgestellt sei. Dass man keine Experimente eingegangen sei und nicht über die Verhältnisse gelebt habe, habe sich ausgezeichnet.
Man habe nichts von dem Tafelsilber angefasst und hoffe auch, dass es so bleibe. Man habe früh möglichen Liquiditätsengpässen entgegen gewirkt, die Auswirkungen der Pandemie werden einen aber noch Jahre beschäftigen. Auch die Liquiditätshilfen müssten irgendwann zurückgezahlt werden. Man müsse jetzt auch wieder aus der „auf Sicht“-Planung in eine mittel- und langfristige Planung umschwenken, obwohl es noch diverse Unsicherheiten gäbe.
(Man sehe das auch mal im Zusammenhang mit dem in der Veranstaltung über Finanzen Gesagten, auf der alle Fragen nach der Zukunft mit „ich weiß nicht“ oder „wir haben da keine Planung“ oder ähnlichem beantwortet wurden.)
Trotz Corona habe man einige Projekte voran treiben können, sie wolle zwei nennen.
DIIY: Dies sei mehr als nur ein Businesscase, natürlich müsse eine solche Entscheidung auch wirtschaftlich tragbar sein, aber man wolle eben auch ein Stück die Welt verbessern. Man mache noch nicht alles richtig, aber ein bisschen anders und damit besser.
Als zweites wolle sie die Einführung eines Nachhaltigkeitsberichtes nennen, welches die ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen umfasst. Das basiere auf einer umfassenden Zusammenarbeit zwischen hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und Ehrenamtler*innen aus Mitgliedern und Fans. Man sei noch nicht perfekt, aber auf dem Weg. (Wenn man dann wieder Shop TV sieht, dann will man „ihr habt doch da die Leute, die mit euch vertrauensvoll zusammenarbeiten, nutzt die doch auch bei so etwas“ rufen.)
Zur Präsidentschaftswahl erklärte Sandra, dass man letztes Jahr mit dem Prozess zur Suche nach einem Präsidenten gestartet sei. Man könne sich fragen, warum man einen Prozess gestartet habe und nicht gleich das bestehende Team gefragt habe, gerade in Corona-Zeiten. Aber dies sei die satzungsgemäße Aufgabe des AR, auch in turbulenten Zeiten. (Ich begrüße diesen Satz. Nichts ist schlimmer, als wenn man „es ist eine Ausnahmesituation, lasst uns auf Regeln scheißen“ argumentiert.)
Man sei so auch überzeugt, dass Oke und sein Team das beste für den Verein sei – in der Krise und um ihn weiter zu entwickeln.
Man erkenne ein vorausschauendes, proaktives Handeln. In den letzten Jahren habe man folgende Eckpfeiler erkannt:
- langfristiges sportliches Konzept mit Kontinuität und Professionalisierung
- finanzielle Weitsicht
- Ausbau der Unabhängigkeit
- Stärkung des Amateurbereiches
- Besetzung sportpolitischer Themen
- Nachhaltigkeit
- Beginn bei digitalen Themen
(Kann man als Außenstehender nicht alles wirklich zu 100 % nachverfolgen. Das Thema „Gestaltungsanspruch“ hatte ich oben ja schon positiv erwähnt, über „digitale Themen“ bin ich natürlich ein bisschen gestolpert, denn die eher dürftigen Social Media-Auftritte haben da definitiv noch Luft nach oben. Aber es wurde ja vom „Beginn“ gesprochen, und ich vermute mal, dass hier insbesondere auch die interne Struktur gemeint war.)
[Klugscheißer*innenkommentar: „Social Media“ ist vielleicht 1% von Digitalisierung. Da geht es viel mehr um Prozesse, Nutzen von Daten, all sowas. Aber wir sind da auch beruflich vorgeschädigt.]
Sandra führte aus, dass viele Projekte gestartet worden seien, dass nicht alle abgeschlossen und auch nicht alle erfolgreich gewesen seien. (Wir grüßen an dieser Stelle die Genossenschaft.) Trotzdem sei der Verein nach vorn gebracht worden, was in dieser schnellen Welt auch notwendig gewesen sei. Sie wolle einige Projekte nennen, die nun nicht das Präsidium allein gewuppt hätte, aber es sei schon maßgeblich verantwortlich gewesen.
(Ich nenne nun nicht alle, ihre Liste war lang, einige habe ich mir aber als aus meiner Sicht wichtig aufgeschrieben.)
Sie nannte:
- Vollendung Stadionbau
- Aufbau CSR und Personalführung
- Umstrukturierung
- digitale Infrastruktur, ohne die Homeoffice während Corona auch gar nicht möglich gewesen wäre
- Anstrengungen gerechter Wettbewerb und 50+1
- besondere Vertreter*innen
Man habe aber auch Ziele bis 2025 definiert und mit Präsidium und Geschäftsleitung vereinbart und habe eine Vision, was den Verein dann ausmachen solle.
(Den Inhalt davon nannte sie uns leider nicht. Der wäre natürlich für eine Kontrolle durch die MV interessant gewesen.)
[Auch die Frage, ob man sowas mal stärker in einen Konsultationsprozess bringt. Ja, lasst uns groß träumen.]
Man sehe sich für die nächsten vier Jahre mit diesem Präsidium gut aufgestellt. Sie dankte dann den Mitgliedern des Präsidiums namentlich.
Zum Abschluss noch das Formale: Man beantrage die Entlastung.
Bericht Amateurvorstand
Für den Amateurvorstand sprach Jörn Sturm. Es sei eine schwere Zeit, ohne Sport fehle etwas. Die Zeit verlange viel ab, aber die Entscheidungen seien richtig und klar, die Vorgaben notwendig.
Langfristig sei Sport wichtig. Bewegung sei unersetzlich für die Gesundheit, Sport schaffe ein Ventil, er überwinde Grenzen.
Die einzige Strategie gegen die Pandemie sei es, zu Impfen. Es gebe keine andere. „Seid solidarisch und lasst euch impfen.“ (Ich wiederhole mich, aber es ist schön, wie klar sich die Verantwortlichen beim FCSP hier aussprechen.) [An dieser Stelle gab es zu Recht auch lauten Applaus.]
Man stehe zusammen, um Auswirkungen zu lindern. Man organisiere Nachbarschaftshilfe und sammele; da würde Solidarität auch mal praktisch. (Es ist toll, was da geleistet wurde. Und vieles ganz weit weg von der Öffentlichkeit.)
Er danke allen Abteilungsleitungen und ehrenamtlichen Menschen, die sich in Verordnungen eingelesen, Trainings organisiert, Hygienekonzepte erstellt und umgesetzt oder Trainingsvideos erstellt hätten.
Er wolle zum Abschied Bärbel Szibat als Kassenwärtin danken. Sie habe 15 Jahre die Kasse zusammen gehalten und das alles organisiert – vielen Dank. (Bärbel ist bisher die einzige Frau im Amateurvorstand, und für mich ist es immer wieder ein kleiner Schmunzler, dass sie Mitglied in der Herrenfußballabteilung ist. In diesem Zusammenhang: Die Abteilung „Fußball von Menschen männlichen Geschlechts betrieben im FCSP“ hat keine Abteilungsordnung online. Aber wenn ich es richtig sehe, dann ist ihr offizieller Name immer noch „Herrenfußball“. Wäre es nicht an der Zeit, den Frauen zu folgen und sich offiziell in „Fußball Herren“ umzubenennen?)
Neue Kassenwärtin werde Verena Gedler. Weiterhin neu im Amateurvorstand sei Kerstin Schomburg, die den Posten der Diversitywärtin übernehme. Damit würde nicht alles gut, aber er hoffe auf mehr Sichtbarmachung. (Beiden sei an dieser Stelle viel Erfolg im neuen Amt gewünscht. Der Amateurvorstand besteht damit aus 6 Menschen, davon 2 Frauen. Das entspricht einer Quote von 33 %, womit dieses Gremium die beschlossene Quote erfüllt.)
Er wünsche Thomas Michael an dieser Stelle eine herzliche Genesung und viel Kraft. (Dem schließe ich mich hier an. Wer das nicht weiß: Thomas Michael ist Geschäftsführer Amateure beim FCSP, war zum Zeitpunkt der MV krank und ist es hoffentlich baldmöglichst nach dem Erscheinen dieser Worte nicht mehr. Alles Gute, Thomas!)
Er habe 50 Jahre Fußball gespielt, mache gerne Sport und habe erlebt, welche guten Auswirkungen Sport habe. Deswegen setze er sich ein. Sport sei auch mit Werten verbunden, die Leitlinien ein sicheres Fundament. Die Verbände seien dagegen ausgrenzend und auf Machterhalt angelegt. Als Beispiel sei der DOSB genannt, der sich unrühmlich verhalte. Die Macht dieser Organisationen sei zu groß. Er dankte den Faniniativen und dem Präsidium, dass sie sich da engagieren. (Warum er sich gerade den DOSB unter den ganzen skandalträchtigen Verbänden als Beispiel aussucht? Vielleicht weil da in letzter Zeit besonders viel Stimmung war. Man könnte aber auch fast jeden anderen Verband nehmen – die kannst du alle in einen Sack tun und drauf hauen, triffst nie den falschen.)
[Und es ist schön, dass die Faninitiativen auch abseits des Profibereichs gesehen werden. Wenn man das weiter denkt, stoßen die viele Themen an, die im Endeffekt der ganzen Fußballpyramide dienen und nicht nur was für die Profiligen verändern.]
Sport habe die Möglichkeit, die Welt besser zu machen, Sport sei aber auch am Klimawandel beteiligt und habe eine soziale Verantwortung für das Gemeinwohl. Er begrüße die Gemeinwohlbilanz, auch wenn diese schmerzhafte Erkenntnisse bringen werde, weil sie zeigen werde, wo man Nachholbedarf habe.
Er widmete sich dann seinen Abteilungen. Man müsse beim Jugend- und Kindersport zulegen, man sei hier aber auch durch Sportflächen begrenzt; er möchte das nicht im Einzelnen wiederholen.
(Aus eigener Erfahrung ist mir bekannt, dass sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass die Abteilungen den § 32 mit Leben füllen. Dieser sieht vor, dass es in allen Abteilungen autonome Jugendversammlungen mit einer eigenen Jugendordnung gibt und ich sage es mal so: Da haben einige Abteilungen noch Nachholbedarf. Gut, dass der Amateurvorstand das in den Fokus genommen hat. Die fehlenden Sportflächen in Hamburg sind eine ewige Sauerei und werden sich auch nicht ändern, solange der zuständige Senator lieber Strafanzeigen gegen Eckkneipenbetreiber stellt, die irgendwelche Lappalien ins Internet schreiben, als sich um seine fucking Arbeit zu kümmern. Blöde SPD. Alle weiteren Worte sind der eigenen Zensur zum Opfer gefallen.)
Man brauche ausreichend Sportflächen für Sportangebote im Breitensport und für Menschen mit Beeinträchtigung, führte Jörn weiter aus. Man wolle auch Leistungssport betreiben – Leistungssport würde die Qualität des Trainings für den Breitensport sichern, und Qualität sei Respekt für alle. Leistungssport brauche aber auch Ressourcen, da man z.B. längere Reisen habe. Diese zu finanzieren sei eine Abwägung. Wie genau man das fördert, sei im Amateurvorstand schon diskutiert worden; wenn man beides habe, sei es auch ein Gewinn füreinander, bei einem einseitigen Fokus auf den Gewinn von Medaillen aber ginge etwas verloren. Das Streben nach Erfolg gehöre trotzdem dazu, daher habe man ja auch Ehrungen. Dieses Jahr zwar weniger wegen der Corona-Einschränkungen, er wolle jedoch die Blindenfußballer herausheben, die Glückwünsche des Amateurvorstandes überbringen und bitte um einen großen Applaus.
(Ich kann schwer überblicken, welche Abteilung überhaupt einen Blick auf Leistungssport hat. Richtig ist: Von Leistungsspitzen profitieren alle, da stimme ich Jörn als Triathlet ohne Leistungsanspruch komplett zu. Sei es nun durch Vorbilder oder einfach, weil man sich von den Methoden Dinge abgucken kann. Wenn ich dann vom Kassenprüfer höre, dass einige Abteilungen Geld horten, dann habe ich so ein bisschen das Gefühl, dass hier einige Abteilungen vor einer guten Möglichkeit stehen, Geld auszugeben und für ihren Bereich richtig was zu gewinnen.)
Kristian ergriff die Gelegenheit, Jörn für seine Verdienste zu danken und zu erwähnen, welche Bereichung seine Energie sei.
[Dem wollen wir uns hier mal anschließen. Wir durften im letzten Jahr mehrfach mit Jörn zusammenarbeiten und es ist toll, wie Jörn sich andere Meinungen anhört und immer bereit ist, seine eigene Position zu überdenken, und wie er immer wieder schwierige Themen gelassen anspricht.]
Bericht des AFM-Vorstandes
(Wie üblich machen wir hier eine Pause von der detaillierten Dokumentation der MV. Die AFM hat ein Berichtsrecht, eine Berichtspflicht und eine Berichtsmöglichkeit auf der MV, weil sie nicht unter dem Amateurvorstand aufgehängt ist. Das muss so nicht sein, ist nun mal so und wird angesichts der Größe der AFM und ihrer Wichtigkeit für den Gesamterfolg wahrscheinlich auch so bleiben. (Stand kurz vor der MV 17.380 Mitglieder, das Konzept ist ein absoluter Erfolg. Bedenkt die Einleitung zu diesem Bericht; die AFM hat gut 14 mal so viele Mitglieder wie sie der Verein vor 25 Jahren hatte.)
Aber die AFM hat ihre eigene Versammlung; wer sich für die AFM näher interessiert, sollte dort hingehen und noch viel wichtiger: Sich in der AFM engagieren. Der Berichtschreiber ist nicht Mitglied in der AFM und ehrlich gesagt auch nicht mehr von der Jugendförderung betroffen mit seinen 48 Jahren, daher bietet sich deren Bericht als kleine Pause für Handgelenk und Aufmerksamkeit immer an. Diese Pause soll aber nicht den Respekt vor der AFM und ihrer Leitung mindern.
Ein, zwei kleine gehörte Highlights:
Alex bemängelte in seiner Rede, dass viel zu wenige Menschen in Ämter nachrücken oder sich engagieren in diesem Verein. Das ist natürlich auch immer ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite würde man sich wünschen, dass Menschen unter erfahrenen Abteilungsleitungen und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen das Handwerk lernen und dann die Posten mit übernommener Erfahrung ausfüllen können und dass man hier in der zweiten und dritten Reihe ganz viele Kandidat*innen und Mitarbeitende hätte. Auf der anderen Seite muss man wahrscheinlich auch einfach mal gehen, um Platz für Neues zu schaffen. Der alte Silberrücken kann sehr erdrückend und abschreckend wirken, das hab ich selber erfahren. Es ist eben alles ein zweischneidiges Schwert.
Bemerkenswert auch, dass Alex Daniel Bierhoff dankte und seinen Einsatz lobte, während das eben in anderen Reden nicht stattfand.)
Bericht des Ehrenrates
Suzann (Edding, stellvertretende Vorsitzende Ehrenrat, der Chef Manfred war wohl verhindert. Böse Zungen in den ersten Reihen behaupteten so etwas wie „Urlaub“, der hoffentlich sehr erholsam war oder besser immer noch ist) hielt den Bericht.
Sie führte aus, dass der Ehrenrat über 4.000 Glückwunschkarten (eine Quelle bei uns hatte 5.000 aufgeschrieben, die andere 4.000, ich nehme mal die geringere Zahl, die Größenordnung bleibt gleich) geschrieben habe und diese Zahl weiter wachsen werde. (Man bedenke, dass bei mehr Mitgliedern mehr Geburtstage anfallen UND wir langsam in eine Phase kommen, wo die beschriebene Mitgliederexplosion des FCSP vor 25 bis 10 Jahren stattfand, es also viele Ehrungen für 10 Jahre Mitgliedschaft zu versenden gibt. Mein Respekt vor dieser Fleißarbeit, lieber Ehrenrat, und zumindest ich freue mich, wenn ich ab und zu mal Post von euch bekomme.)
Man habe 3 neue Ehrenmitglieder ernannt, der FCSP habe nun insgesamt 37 Ehrenmitglieder. Dieter Rittmeier und Kurt Lange seien für 75 Jahre Mitgliedschaft (wie geil ist das denn bitte?) geehrt worden.
Man habe weiterhin in der AG Diversität mitgewirkt, welche die Quotenregelung erarbeitet habe, die beschlossen wurde. (und die du, Suzann, auf der letzten MV begründet hast. Danke dafür!)
Man habe aber auch die Aufgabe, interne Streitigkeiten im Verein zu bearbeiten; hiervon habe man zwei Vorfälle gehabt. Einmal einen in 2019, der mit einem einvernehmlichen Vereinsaustritt geendet habe, einmal einen, der zu einem Ausschlussverfahren geführt habe, das in 2020 begonnen habe, aber erst 2021 beendet worden sei. Gegen den Ausschluss seien keine Rechtsmittel erhoben worden, er sei also rechtskräftig. (Zumindest einer der Vorfälle berührte am Rande auch den Autor dieser Zeilen; danke für den Abschluss und die Beschäftigung damit.)
Man habe Beschwerden über die 2G-Regelung erhalten und diese auch beantwortet, wenn sie denn sachlich vorgetragen worden seien. (Ich hätte jetzt gerne ein Video der Ehrenratssitzung, bei der entschieden wurde, was denn sachlich sei und was nicht. Erzählt mir nicht, dass zu dieser Sitzung Heiko nicht irgendwelche leckeren Weine mitgebracht hat und ihr euch herrlich einen gefeixt habt.)
[Wir kennen außerdem – wieder auf dunklen Wegen – zumindest ein paar dieser Schreiben und würden denen allen den Stempel „unsachlich“ aufdrücken wollen.]
Suzann mahnte dann einen respektvollen Umgang miteinander – insbesondere im Netz – an. Es gebe viele persönliche Angriffe und auch deswegen habe habe man den Aufruf geschrieben. Man werde auch einzelnen Fällen nachgehen. Beschimpfungen oder ähnliches seien nicht durch Meinungsfreiheit gedeckt und die Satzung sehe auch eine Strafbarkeit vor. (Der Jurist in mir schüttelt sich, wenn er sieht, wie unbestimmt die §§ 28 und 29 unser Vereinsstrafrecht regeln. Ich spare mir jetzt aber Details.)
Suzann rief dazu auf, sich zu streiten, aber fair.
(Ich bin da garantiert auch nicht immer fehlerfrei. Will ich gar nicht abstreiten. Ich habe aber noch nie gedroht, mit der Schrotflinte zum Geschäftsführer Sport gehen zu wollen, und das haben Leute gemacht im Herbst 2020. Ja, mehr Respekt wäre wünschenswert. Aber wenn ich sehe, wie mit der Kritik zum Shop TV umgegangen wird, dann ist dieser Umgang das genaue Gegenteil von Respekt. Und bei solchen Dingen ist „Führen durch Vorbild“ ganz wichtig. Alle im FCSP sollten sich aufgerufen fühlen, Kritik sachlich zu nehmen und nicht mehr mit Floskeln wie „ihr macht das doch nur, weil ihr mich nicht mögt“ (Zitat) oder „ihr habt keinen Humor“ (Zitat) zu beantworten. Man kann sich streiten, aber nicht mit leeren Argumenten und nicht sofort mit persönlichen Vorwürfen.)
Was bemerkenswert ist:
Es gab zu keinem einzigen Bericht Nachfragen.
[Wir möchten anmerken, dass wir im Nachgang eine Nachfrage hatten, die wir an die entsprechende Person gestellt haben, die prompt bearbeitet wurde. Das ist nicht selbstverständlich, deshalb danke dafür. Aber ey, Leute. Auch wenn das, was die machen, im Großen und Ganzen gut ist: Fragt mal kritisch nach und sprecht da auch schwierige Themen deutlicher an.]
Die Entlastungen
Es folgten die Entlastungen
Das Präsidium ohne Gegenstimmen bei Enthaltungen des Präsidiums selber und vielleicht ein, zwei mehr im Plenum.
Der Amateurvorstand ohne Gegenstimmen bei 5 Enthaltungen
Und damit war es 21:25, so schnell waren wir mit den Berichten wahrscheinlich noch nie durch.
Um diese Uhrzeit waren dann 277 Mitglieder insgesamt, davon 275 stimmberechtigte Anwesend.
Wahl des Präsidiums
Kristian erläuterte die Formalien, die ich mir hier wieder zum größten Teil schenke. Die besonderen Vertreter*innen werden nicht gewählt, sowohl Präsident als auch seine Vizepräsident*innen müssen schriftlich gewählt werden. Das lässt sich nicht umgehen laut unserer Satzung.
Oke wollte sich nicht noch mal vorstellen.
Jochen (Winand) sprach stellvertretend für alle Vizekandidat*innen.
Er dankte Oke, der Umgang sei fair, vertrauensvoll, man habe eine klare Aufgabenverteilung, die Fähigkeiten und Hintergründe der einzelnen Mitglieder würden sich ergänzen. Christiane (Hollander) mache das Recht und den Kontakt zu Mitgliedern, Fans und Viertel, komme aus dem „Recht auf Stadt“-Bereich und „St. Pauli selber machen“; Carsten (Höltkemeyer) sei für Finanzen und das Wirtschaftliche zuständig und stehe dafür, dass Fußball nur mit 50+1 möglich sei, für Respekt und Inklusion und eine nachhaltige Unternehmensführung. Esin sei für das Personal zuständig und die Nachhaltigkeit, sie habe das anders wahrgenommen als Ausländerin im eigenen Land; sie stehe für ökologische und kulturelle Vielfalt; er selber sei aktiver 68er gewesen, sei mitten drin in den Student*innenunruhen in Peking gewesen (Jochen, du musst mal auf irgendeine Auswärtsfahrt mitkommen und davon erzählen [wir nehmen sonst die Sonderzugfahrt nach Schalke. Hinfahrt kommunistische Lehrstunde mit Jochen.]), stehe für Fairplay und sei für die Politik und die Infrastruktur zuständig. Man würde sich freuen, wenn man wieder das Vertrauen bekäme, für und mit dem FCSP zu wirken.
(Es ist sehr wichtig, unterschiedliche Sichtweisen auf das Leben in den Gremien zu haben. Das versucht Oke mit der Auswahl seiner Vizepräsident*innen herzustellen. Ich würde mir immer noch ein bisschen weniger „war/ist Unternehmer*in oder Banker*in“ wünschen und mehr Menschen, die mal Häuser besetzt haben, aber was nicht ist, kann ja noch mal werden. Es ist aber schon lobenswert, dass wir da nicht vier Unternehmer (nicht gegendert) und einen Rechtsanwalt (nicht gegendert) mit dem Schwerpunkt Wirtschafts- und Unternehmensrecht sitzen haben, sondern verschiedene Hintergründe.)
Die Wahlscheine wurden abgegeben und dann wurde sofort mit der Wahl der Kassenprüferin fortgefahren.
(Das finde ich rückblickend etwas unglücklich, weil so Wahlausschuss und Wahlhelfer*innen von der Vorstellung und der Abstimmung ausgeschlossen waren – nicht die beste Lösung.)
Es gab nur eine Kandidatin für die Nachfolge von Michael, und zwar Gabriela Sadzik. Diese stellte sich vor.
Sie sei 60 Jahre alt, komme aus Düsseldorf und sei eine rheinische Frohnatur. (Okay, reicht, next, wird nicht gewählt… Nein, Spaß beiseite.)
Sie sei nicht aus der Ruhe zu bringen, ein „geht nicht“ gäbe es mit ihr nicht. Sie sei mit einem Zwischenstopp in Hannover in Hamburg gelandet, dies sei vor 10 Jahren gewesen und seitdem sei sie auch Mitglied beim FCSP – passives Mitglied, gehe aber aktiv zu Spielen und aktiv nach Spielen in die Weinbar. Beruflich sei sie im Rechnungswesen tätig und leite ein Team von 10 Personen, welches in einem Konzern 40 Gesellschaften buchhalterisch betreue. (Und damit war sie dann für mich gewählt. Das sind Kompetenzen, die in diesem speziellen Bereich „Kassenprüfung“ absolut gefragt sind.)
Sie habe gelesen, dass eine neue Kassenprüferin gesucht werde und das sei ihre Möglichkeit gewesen, sich und ihre Fähigkeiten einzubringen, denn Fußball könne sie nicht spielen und Triathlon sei ihr zu anstrengend. (Frau Kassenprüferin, das müssen wir ändern. Rookie-Programm, sag ich nur.)
Sie wurde dann per Akklamation ohne Gegenstimmen und mit zwei Enthaltungen gewählt. (Herzlichen Glückwunsch auch von mir. Alles Gute in der neuen – nebenbei extrem wichtigen – Aufgabe.)
Mitgliedschaftsehrungen
Es folgten die Ehrungen. Ich nehme hier nur ein paar Namen raus, die mir oder der Welt bekannt sind. 63 Menschen wurden für 25 Jahre geehrt. Diese Zahl wird in den nächsten Jahren sprunghaft zunehmen, weil die Gründungsphase der AFM (offizielles Gründungsjahr ist 1999) sich dann langsam auf die 25 Jahre zubewegt und immer mehr Menschen in diesen Verein eingetreten sind. Thorsten, Raphael, Hendrik sind so Kandidaten, die diesen Verein und seine Fanszene schon sehr lange begleiten. Immer lustig, wenn Menschen mit gleichem Nachnamen gleichzeitig geehrt werden (Geschwister? Ehepartner? Was auch immer), mit Dirk Zander auch ein Ex-Spieler. Glückwunsch an die Genannten und alle anderen. Schön, dass ihr dabei seid. Unter den 63 sind 10 Frauen (15 % im Vergleich zu irgendwas um die 25 % Frauenmitglieder, die wir heute haben.) Dies zeigt auch, dass sich die Zeiten immer noch ändern und hoffentlich weiter ändern.
Für 50 Jahre Mitgliedschaft wurden Ralph und Wilfried geehrt, für 70 Jahre Georg und für 75 Jahre Kurt. Immer wieder geil, so lange in diesem Verein zu sein. Alles Gute euch.
Verkündung des Wahlergebnisses Präsident
Gemurmel am Podium „Ergebnis muss noch nachgebessert werden“ (Jaja, Verschwörungstheoretiker*innen bitte jetzt)
Dann die Verkündung:
263 gültige Stimmen, 258 mal „Ja“, 5 mal „Nein“. Das sind 98 % Zustimmung. Und damit fast nordkoreanische Verhältnisse. Aber eben nur fast, denn da wird der göttliche Führer immer mit 100 % gewählt, und zwar zu Recht.
(Ja, die oben benutzte Einleitung bleibt auch richtig. Weniger als 258 „Ja“-Stimmen hatte Oke noch nie, aber das ist halt der pandemischen Lage geschuldet und nicht einer geringeren Zustimmung in der Mitgliedschaft. Deswegen ist die oben gezogene Schlussfolgerung nur im Witz möglich. Ob die Zustimmungsquote bei einer Urwahl anders wäre, sei mal dahin gestellt. Machen wir nicht, sieht unsere Satzung nicht vor. Ich vermute aber, dass auch dann eine eher breitere Zustimmung vorliegen würde. Bei aller Kritik in Detailfragen.)
Wahlgang Vizepräsident*innen
Wurde kurz durchgeführt. Und es gab eine Pause.
Leistungsehrungen
Leistungsnadeln für ehrenamtliche Leistungen: (ich sehe das immer noch kritisch, weil das imho zu doll ein Selbstbedienungsladen ist, aber ich habe auch keine bessere Lösung, wie man Menschen würdigen soll, die teilweise ja wirklich extrem lange ihre Nerven und ihre Zeit diesem Verein geopfert haben) Ungefähr alle Menschen, die im Jahr 2021 aus Ämtern geschieden sind. René, André und Julia aus der AFM-Leitung seien hier mal besonders erwähnt, alle drei haben die AFM sehr lange geprägt und sind damit auch für dieses Erfolgsprojekt verantwortlich. Genießt euren Unruhestand und danke für eure Arbeit. Allen anderen Geehrten auch einen herzlichen Glückwunsch.
Leistungsnadeln für sportliche Leistungen:
Deutsche Meister Blindenfußball! Der FC St. Pauli ist deutscher Meister. Das kann man nicht häufig genug schreiben. Glückwunsch!
Dazu noch diverse Triathlet*innen, Beachvolleyballer*innen, aber keine Bowler*innen, wo man wohl brutal die Pandemie merkt. Herausheben möchte ich dabei Lima-Alissa, weil sie auch für „Pimp your Schulhof“ und damit ihrem ehrenamtlichen Engagement außerhalb des FCSP geehrt wurde. Infos findet ihr hier. Coole Sache.
Ergebnis Vizepräsident*innen
Es war 22:20 und wir kommen zum Ergebnis der Vizepräsident*innen
261 gültige Stimmen
Christiane 246 „Ja“, 8 „Nein“
Carsten 244 „Ja“, 7 „Nein“
Esin 246 „Ja“, 9 „Nein“
Jochen 240 „Ja“, 10 „Nein“
Damit waren auch die mit einer breiten Mehrheit wiedergewählt. Herzlichen Glückwunsch auch von mir, auf vier weitere Jahre Gemotze und FCSP weiter voranbringen. Nebenbei: Gefühlt ist diese Kombination jetzt die stabilste, die der FCSP in meiner Zeit hatte. Oder haben wir schon mal drei von vier Vizes und den Präsidenten gemeinsam in eine zweite Amtszeit geschickt? Gefühlt haben wir vor dieser Besetzung Vizepräsidenten (das muss man hier noch nicht gendern) gewechselt wie andere Vereine Trainer. Kann das mal jemand recherchieren?
[Und ein Nachsatz an alle, die Frauen nur wählen wollen, wenn sie dann auch kompetent seien – dass sei ja sowieso das wichtigste. Das obige Wahlergebnis lässt uns zumindest vermuten, dass dies auch eher ein konstruiertes statt reales Thema ist.]
Sonstige Anträge
Und zum guten Abschluss kommen wir noch zu zwei von zwischenzeitlich sechs gestellten Anträgen.
Der Tarifvertrag kommt
Es begann der Tarifvertragantrag. Für die Antragssteller*innen sprach R. (der aus meiner Sicht kein mitreissender Redner ist, sich aber Gedanken gemacht hatte, wie er der Antrag begründen und wie er proaktiv auf Gegenargumente eingehen wollte. Das fand ich gut.) Hier nun der Inhalt seiner Rede:
Er sei in der AFM und seit 2018 beim FCSP beschäftigt im Versand- und Warenlager. Alle anderen Mit-Antragssteller*innen seien nicht beim FCSP beschäftigt. Er sei erst vollzeitbeschäftigt gewesen und sei nun, da er im Hauptberuf Rentner sei, noch als Minijobber angestellt.
Er habe sich eigentlich entschuldigen wollen, dass sie in dem Antrag „Konzern“ geschrieben hätten, aber nun habe auch Oke dieses Wort genommen und somit sei das wohl okay.
Man habe viele Diskussionen geführt, auch nach der Veröffentlichung des Antrages, man sei aber weiterhin überzeugt, dass der Antrag sein müsse.
Wenn man einen Tarifvertrag schließe, dann gelte der erst einmal für alle Angestellten und natürlich käme da die Frage nach den Lizenzspielern auf. Es stehe ihm nicht zu, Mitarbeiter*innen von vornherein auszuschließen, aber wenn man Verhandlungen aufnähme, dann sei eine der ersten Fragen, wofür man eigentlich genau verhandele, und da würde man sich wahrscheinlich sehr schnell einig, dass die Lizenzspieler nicht von diesem Vertrag umfasst werden würden.
Sie würden sowieso vorschlagen, dass man die Idee sukzessiv umsetzen würde, sich auf einen Betrieb konzentrieren und dann ähnlich wie bei der Nachhaltigkeit Schritt für Schritt übertragen und ggf. anpassen könne. (Ob das nun möglich ist, sei mal dahin gestellt.)
Man wolle die Angelegenheit nicht dem Betriebsrat überlassen, man wolle das der Belegschaft aber auch nicht gegen ihren Willen überstülpen; es ginge darum, den Beschäftigten ein Angebot zu machen – das könne man auch ablehnen. (Ich verweise hier mal auf meine Vorberichterstattung; es ist einfach so, dass dies immer der Schwachpunkt dieses Antrages war/ist/sein wird. Das wird später noch deutlicher.)
Man werde hören, dass die wirtschaftliche Lage gerade nicht dafür geeignet sei, aber er frage sich, wann sie es denn sei? Auch könne man die derzeitige Lage in Tarifverhandlungen berücksichtigen.
Er las dann noch mal Teile des Antrages vor, was ich hier auslasse.
Man habe leidenschaftliche Fans als Arbeitnehmer*innen, die seien für den Arbeitgeber ein Pfund, für die Belegschaft könnten sie aber auch Hindernis sein. Viele Arbeitnehmer*innnen täten sich schwer damit, ihre Interessen angemessen durchzusetzen. Man dürfe aber nicht vergessen, dass für viele Mitarbeiter*innen des FCSP die EUR 12 gesetzlicher Mindestlohn mehr oder minder eine Gehaltserhöhung seien. Man wolle in die Zukunft, man wolle der beste Fußballverein sein, spräche von Nachhaltigkeit. Man sollte daher zukünftig auch ein beliebter Arbeitgeber sein, und dafür sei das eine gute Idee.
(Das Grundproblem hatte ich in der Vorberichterstattung erwähnt: Es arbeiten einfach zu viele Menschen beim FCSP, die viel zu viel Herz für ihren Arbeitgeber haben, weil es doch „ihr Verein“ ist. Alex verabschiedete Daniel mit dem Satz, dass bei ihm im Büro immer Licht brannte, wenn man vorbei kam. Das ist ungesunde Selbstausbeutung und der muss ein Riegel vorgeschoben werden. Im Sport zu arbeiten bedeutet immer wenig Geld für viele Stunden, aber es muss Grenzen geben. Und ich bin mir nicht sicher, ob wir die als FCSP zur Zeit einhalten.)
Für das Präsidium antwortete Carsten
Er danke für diese Ausführungen, man habe die letzten Wochen diskutiert, man habe ein Interesse, die Arbeitnehmer*innen vernünftig zu bezahlen, da sei man inhaltlich nicht weit auseinander.
Der Antrag – so wie er gestellt worden sei -, sei aber der falsche Weg; ein Tarifvertrag würde für den FCSP mit seinen ganzen Tochtergesellschaften nicht die beste Lösung sein. Man habe bisher mit dem Betriebsrat versucht, Gehältergerechtigkeit zu erlangen. Man halte eine Mitarbeiter*innenbeteilung über den Betriebsrat für den besseren Weg, um Gehältergerechtigkeit herzustellen. Der Lizenzbereich sei immer ein großes Thema. Das Ganze könne auch ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit sein. Ein Tarifvertrag mit Ver.di sei nicht der richtige Weg, man habe aber inhaltliches Verständnis für das Anliegen des Antrages.
(Wenn dies die endgültige Stellungnahme des Präsidiums und anderer leitender Angestellten gewesen wäre hätte ich beinah Wetten angenommen, dass der Antrag nicht durchgegangen wäre. „Wir regeln das unter uns“ hat als Grundsatz viel zu viele Sympathien. Was aber darf man als Arbeitgeber in einer solchen Situation nie machen, wenn man die Öffentlichkeit gewinnen will? Alles das, was danach von der Gremiumseite kam.)
Es begann die Diskussion. Es wurde aus der MV heraus gefragt, was denn der Betriebsrat davon halte. (War diese Frage bestellt? Kann gut sein.)
Hendrik sprach für den Betriebsrat; dieser sei mehrheitsfähig vor Ort. Für den Fall das man gefragt werde, habe man ein Statement vorbereitet. Man halte einen Tarifvertrag für wichtig und man begrüße diesen Antrag, aber es sei kein Antrag des Betriebsrates. Man sei dankbar für diesen Antrag und unterstütze ihn auch. Man sei indirekt betroffen, da man als Betriebsrat ja keine Tarifverhandlungen führe, die würden dann mit Ver.di geführt.
Er führte aus: Warum brauche der FCSP so etwas? Er sei eben auch ein Wirtschaftsunternehmen mit gut 600 Mitarbeiter*innen. Man sehe auch, dass der eigentliche Lizenzbereich nicht in einen Tarifvertrag passe, aber was sei mit den anderen 500 Mitarbeiter*innen? Übungsleiter*innen würden häufig am Wochenende arbeiten, Mitarbeiter*innen im Verkauf oder Logistik oft nachts oder am Wochenende. Dies alles ohne Zuschläge. Und diese Mitarbeiter*innen seien nicht Topverdiener*innen.
Auch Catering sei häufig mit Abend- und Nachtdienst verbunden, da gebe es aber Zuschläge. Eine Harmonisierung, gleiches Recht für alle, sei der Wunsch. Und dies könne ein Tarifvertrag leisten.
Warum müsse sich die Mitgliederversammlung damit beschäftigen? Man habe hier in den letzten Jahren viele wichtige Beschlüsse gefasst, wie man sich politisch und sozial aufstellen wolle. Die MV sei das höchste Gremium und es sei wichtig, dass dieses das Präsidium auch mal beauftrage, wie man mit den Menschen umgehe, für die man Arbeitgeber sei. Das Thema sei wichtig, und nichts würde von alleine gut.
(Darf ich mal eine Frage stellen, die rein taktisch auf der MV unklug gewesen wäre? Was macht unser Betriebsrat da eigentlich? Wenn sie mit Betriebsvereinbarungen nicht weiter kommen, dann hol dir doch schon vor Jahren Ver.di ins Haus. Ja, Ver.di ist nicht die IG Metall, was Schlagkraft und Organisation angeht, aber die können auch was. Denn wir sprechen hier von einem ganz anderen Antrag, wenn der vom Betriebsrat mit gestellt worden und der Satz gewesen wäre: „Liebes Präsidium, wir sind immer noch der FCSP, und bevor wir nun streiken, wollen wir noch mal versuchen, das freundlich und per MV zu klären, aber seid euch gewiss, wenn das nicht klappt, stehen wir auf der Straße.“
Warum unklug? Einmal ist der Betriebsrat der Mitgliederversammlung als Arbeitgebeorgan (!) nicht rechenschaftspflichtig, und zweitens hätte eine unglückliche Antwort von deren Seite den Antrag ggf. auch scheitern lassen können.)
Es begann dann eine lebhafte Diskussion. Von Mitgliedern wurden Bedenken geäußert, dass Ver.di vielleicht nicht passe, es wurde gefragt, was denn an einem Haustarifvertrag so schlimm sei. Der Redner fragte auch, wer denn hier die Werte mit Füssen trete – es seien garantiert nicht die Antragssteller*innen.
Und nun begann das Elend.
Oke wies auf die Krise hin, man wolle gemeinsam mit allen durch die Krise gehen. Man rede über den Weg zu einer gerechten Bezahlung für alle. Es gehe um mehr als Gehälter, man lehne das nicht ab, aber man habe Sorgen, dass es zu doll in eine Richtung gehe. Man bevorzuge eine individuelle Lösung mit dem Betriebsrat. (die es bisher anscheinend ja nicht gegeben hat, denn sonst wäre das Thema ja nicht auf dem Tisch.)
Etwas später ergänzte er dann, dass man EUR 22 Millionen weniger Umsätze habe, die Einnahmen seien etwas wackelig, die wirtschaftliche Situation lasse die Dimension des Antrages nicht zu. Aber man habe sich deutlich zu verbessern in der Bezahlung.
(Liebe Menschen da draußen, wenn ihr jemals Arbeitgeber seid, dann sagt nie, nie, nie, dass es gerade schlecht sei, weil ihr in der Krise seid, AUSSER ihr könnt detailliert nachweisen, dass ihr in den fetten Jahren geliefert habt. Sonst füllt ihr schnell eine Bingokarte.)
Die Diskussion ging weiter, drehte sich um die Härte des Antrages im Sinne von „ist der nun hart, ist der nun weich“. Es wurde angemerkt, dass man nicht nur Mindestlöhne zahlen solle, es wurde angemerkt, dass die Argumente von Oke und Carsten wie die jeder anderer Arbeitgeber klingen würden und man doch als Mitglied lieber stolz darauf sein wolle, bei sicheren Arbeitsverhältnissen gute Löhne zu zahlen. Es wurde angemerkt, dass auch Opern und Theater trotz Verluste Tarifvertrag zahlen würden und Tarifverträge ja auch für Krisen geschlossen werden könnten.
Und dann nagelten Bernd von Geldern und Esin den Sarg zu bzw. füllten die Bingokarte. (Sorry, ihr beiden, aber wie wenig kann man die Stimmung, die sich hier gerade entwickelte, lesen und wie sehr kann man noch Öl ins Feuer gießen? Die Antwort von beiden? „JA!“)
Bernd von Geldern meinte, dass die Schlagrichtung nicht in Ordnung sei. Es sei falsch, dass man die Werte mit Füßen trete oder Dumpinglöhne zahle. Man wolle das Merch weiter entwickeln und für sichere Arbeitsplätze sorgen. Man habe Kurzarbeit gehabt, aber habe viele langjährige Beschäftigte und hochattraktive Arbeitsplätze. Man solle nicht so tun, als wolle man durch unterbezahlte Arbeitsplätze den Profit steigern.
Esin ergänzte, dass Michi und sie mit den Antragssteller*innen zwei Stunden geredet hätte. Dass hier nun eine Stimmung wie im Klassenkampf aufkäme, fände sie ungerecht. In einem solchen befände man sich nicht beim FCSP. Man wolle Gerechtigkeit herstellen und arbeite intensiv daran. Das Präsidium sei aber keine Ansammlung von Konzernchefs. Man möchte gerne eine Gerechtigkeit herstellen, fühle sich aber vorgeführt. Warum ginge man nicht direkt zum Betriebsrat oder Präsidium?
(Habt ihr eure Bingokarte voll? Ich schon. Was sollte man als Arbeitgeber nie tun? Um Mitleid werben, weil man doch der missverstandene gute Mensch ist, der zufällig die Unternehmung leitet. Geht immer schief. Oder sich über ungerechte Behandlung oder einseitige Diskussion beschweren. Geht schief. Ich wurde immer kleiner in meinem Stuhl. Und fragte mich mal wieder, warum man so etwas nicht vorbereitet oder so entgleiten lässt. Da hätte sich vom Präsidium (oder der Geschäftsführung) niemand mehr äußern müssen und sie tun es trotzdem und reißen alles selber ein. Mensch Leute, das ist wie bei der Polizei. Anna und Arthur halten’s Maul!)
Man stritt sich dann noch vor den Mitgliedern mit dem Betriebsrat, ob man denn eine gute Kommunikation habe und ob man auf einem guten Wege sei, die Bedingungen zu verbessern.
Es wurde noch ein Kompromiss vorgeschlagen und Kristian fühlte sich dazu berufen, der Versammlung noch einmal den Antrag zu erläutern. (Das mag er machen*, aber Formulierungen wie „der Versammlung muss klar sein“ bzw. „ist der Versammlung klar“ sollte man dann vermeiden. Sie sind nicht neutral. Solche Formulierungen werden von Menschen mit „Digga, wir sind nicht dumm“ und mit entsprechenden Reaktionen beantwortet.
*Ich halte es für okay, wenn ein Versammlungsleiter versucht, eine Kompromisslinie vorzuschlagen, und ebenso, wenn er einen schwierigen Antrag noch einmal aus seiner Sicht erläutert, dann muss das aber zurückhaltend geschehen. „Weil hier über die Bindungswirkung dieses Antrages diskutiert wird – ich habe mich das natürlich auch gefragt und aus meiner Sicht ist das so und so.“ fände ich vollkommen okay.
Nicht okay ist, dass bei dieser ganzen auch wenig koordiniert wirkenden Nummer ein Antrag zur Geschäftsordnung auf Beendigung der Debatte und sofortige Abstimmung komplett übergangen wurde. Das sollte nicht passieren. Man muss als Präsidium und als Versammlungsleiter anerkennen, dass die Versammlung ggf. genug gehört hat, und feststellen, ob ein solcher Antrag eine Mehrheit findet. Und dafür habe ich ihn sofort (!) zur Abstimmung zu stellen. Es gibt in unserer Satzung kein Recht auf das letzte Wort für Präsidium und/oder Versammlungsleiter bei Debatten.)
Es kam, wie es kommen musste: Der Antrag wurde mit einer deutlichen Mehrheit angenommen.
(Den Arbeitnehmer*innen beim FCSP wäre aber auch zu sagen, dass ihr euch dringend besser organisieren solltet. Auch solltet ihr untereinander dringend solidarischer werden und vielleicht mal so einen Antrag bei Ver.di unterschreiben. Ja, Gewerkschaften sind kontrarevolutionär, aber sich in einer Start-Up Atmosphäre selber zu verarschen ist noch kontrarevolutionärer. Und auch wenn euer Chef schon jahrelang Fan, ein ganz lieber und eigentlich Guter ist. Er ist euer Chef. Das kann er auch ab und zu mal spüren.)
[Und auch wir wollen hier noch zwei Gedanken teilen. (1) Wir nehmen eine leichte Tendenz im Präsidium wahr, Anträge immer erst mal als Kritik an der eigenen Arbeit zu verstehen. Das sind diese sicherlich teilweise, aber sie sind bei weitem nicht in allen Fällen so zu verstehen. Wir haben zB. noch keinen Antrag geschrieben, um da irgendjemanden zu kritisieren. (2) Es gibt aus unserer Sicht nachvollziehbare Argumente dafür, dass man eine bessere Lösung anstelle der im Antrag gewählten Formulierung hätte finden können. Wir verstehen nullkommanull, warum das Präsidium hier nicht von Anfang an mit einem alternativ formuliertem Text kommt, der sich über Ziele (faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen) einig ist, aber die zu diskutierenden Punkte rausnimmt. Hätte-könnte-würde – aus unserer Sicht wäre das eine Option gewesen, zu einer einvernehmlichen Meinung zu kommen. Und vor allem: Selbst nicht so ungeschickt zu agieren.]
50+1 Antrag und Schluss
Ich enthalte mich hier mal aus Parteilichkeit. Der Antrag wurde angenommen bei einer Enthaltung. Ich möchte nur einen Satz aus der Begründung zitieren:
„Während an anderer Stelle Mitgliederrechte beschnitten werden und man sich lieber auf Gerichtsurteile statt auf echten Dialog verlässt […] haben wir als Verein bewusst einen anderen Weg eingeschlagen.“
Er eignet sich nämlich als Schlusssatz sehr gut. Wir sind nicht perfekt, aber wir bemühen uns im FCSP um „echten Dialog“. Wir sollten dies immer weiter versuchen, weiter stärken, Kritik nicht immer als „ihr mögt uns doch nicht“ verstehen, sondern noch mehr sachlich um den richtigen Weg streiten. Tiocfaidh ár lá!
[Kirschchen wäre ja, wenn in der Vereinskommunikation hier auch mal die deutliche Annahme klarer werden würde. So bleiben sowohl Tarif als auf 50+1 „mit deutlicher Mehrheit angenommen“. Die Stimmunterschiede sind ]
Die Versammlung wurde mit Dank um 23:33 und damit sehr viel früher als sonst geschlossen.
Danke an die Magischen, dass ich wieder diesen Platz haben durfte. Danke an euch, dass ihr bis hierhin gelesen habt, und danke an alle, die mir Inhalt gegeben haben. Bis zum nächsten Mal.
[…] So haben wir die „Finanzen“-Townhall vom 23.11.2021 umfassend behandelt, in unserem MV-Bericht war das ebenfalls Thema und auch in früheren Jahren war dies immer wieder Bestandteil unserer […]