Darmstadt (Sky’s Version)
Darmstadt und ich haben schon immer etwas bad blood. Entweder war es höllisch heiß, arschkalt oder es regnete 4 Stunden in Strömen. Von den Ergebnissen mal ganz abgesehen. Nein, eine Love Story ist das zwischen uns wirklich nicht. Wollte ich trotzdem hinfahren? Natürlich. Aber dank einer Meinungsverschiedenheit zwischen einem Essen und meinem Magen blieb heute ein blank space im Auto und die Bezugsgruppe musste ohne mich fahren.
Also Sky. Aber ist ja auch nicht alles schlecht. Ausschlafen und dann Fußball mit der Kuscheldecke und den Katzen auf dem Sofa.
I knew you were trouble when you walked in… So richtig gut ist das nicht. Wir kommen nicht ins Spiel. Darmstadt wirkt griffiger, motivierter. Dann ein Standard, Tor. Scheiße. Medic wird im Mittelfeld gefoult, blutet aus der Nase und muss lange behandelt werden. Scheiße. Wir kommen etwas besser ins Spiel. 2:0, und eigentlich ist das Spiel von diesem Zeitpunkt an gelaufen. Scheiße. 3:0, 4:0 nach 40 Minuten. Darmstadt, you need to calm down.
Viel schlimmer kann es jetzt auch nicht mehr werden. Changes zur Halbzeit. Es kommen Benatelli, Lawrence, Ohlsson und Smith für Medic, Aremu, Hartel und Zander. Wir sind stabiler, kommen wieder ins Spiel, aber können uns nicht belohnen.
I don’t like your little games. Ich habe wirklich keine Geduld und keinen Bock mehr. SETZT EURE MASKEN AUF! ICH SEHE EUCH ALLE IM TV! Das ist die Regel – haltet euch dran. Ich habe keine Lust, wieder monatelang den Fernseher und meine Wände anstarren und anschreien zu müssen, nur weil du unsolidarischer Dulli es nicht schaffst, dich an eine einfache Regel zu halten.
Bleibt nur zu sagen: Shake it off und am Mittwoch wieder Tabellenführer*innen werden.
Darmstadt (Car’s Version)
Taylor Swift verarbeitet in ihren Liedern gerne mal verflossene Liebschaften. Und ähnliche Trennungsgefühle entwickelten sich heute auch in der auswärtigen Bezugsgruppe. Jede*r bitte nur eine Anfahrtmöglichkeit. Und dazu noch ein Krankheitsausfall (siehe eine andere Version) und schon machen wir hier Taylor neidisch und basteln gleich drei Versionen dieses Berichtes.
Ich machte mich im Einkommensteuerbomber um 4:30 auf den Weg. Die Playlist orientiert sich an dem Namen der gastgebenden Stadt. Und ich kann euch sagen, so viel Verdauung und Verdauungsprodukte waren lange nicht auf der Playlist.
Außer einer Vollsperrung der A7 ging es reibungslos nach Darmstadt. „Scooter? Das ist Alchemie in Reinform!“ ist die Feststellung von der Hinfahrt.
Parkplatzinfrastruktur ist dank der nahen Uni sehr gut, auch wenn 5 Euro Gebühr eher am oberen Ende des Erträglichen ist.
Am Gästeblock ein großes Hallo und ganz viele Menschen, die man teilweise auch lange nicht gesehen hatte. Hallo Familie Ramone <3
Wollt ihr mal so richtig befummelt werden? Dann nutzt den Einlass in Darmstadt. Ich bin lange nicht so gefilzt worden. Und der langhaarige Bombenleger wurde mit der „du siehst böse aus, wir lassen uns ALLES zeigen und filzen dich mal richtig“-Behandlung begrüßt.
Der Gästeblock-Steh im neuen Böllenfalltor wird sich eher im unteren Ende Deutschlands einfinden. Sehr klein und auf eine Plexiglaswand guckend. Durch die Corona-Maßnahmen war genügend Platz, aber ich frage mich ehrlich, wie das in einer Vollauslastung aussieht.
Dafür sind neue Klos, die aktiv gereinigt werden während des Spieles, und ein vernünftig laufender Getränkeverkauf und Pommes (!) im Stadion echt ein Highlight.
Sowieso ist es so etwas von angenehm, wenn ein ruhig agierender Stadionsprecher dich als Gästefans dreimal begrüßt und es keine aggressive Reaktion gibt. Auch, dass per Ansagen für Awareness-Strukturen geworben und für die Beerdigung einer verstorbenen Rollifahrerin gesammelt wird, hebt sich angenehm von dem sonst üblichen rum Gebrülle in Stadien ab.
Sonst haben die Lilien ungefähr in jeder Punk- und Metalspielart ein Lied auf ihren Verein. Es fehlt nur eine Death Metal Version. Aber auch das ist sehr viel angenehmer als eine Popbeschallung.
Und dann kommt DER Song. Und der ist echt anstrengend. Und ein grauenvoller Ohrwurm. Und wenn man den an einem Tag 6 mal hört, hat man für lange wieder genug.
Auf der Anzeigentafel läuft zu DEM Song ein Film, in dem der Text angezeigt und außerdem von einer Dolmetscherin in Gebärdensprache übersetzt wird. Wie großartig ist das denn bitte?
So, genug Lob für Darmstadt, denn wer Lieberknecht als Trainer beschäftigt, spielt auch Lieberknecht-Fußball. Sprich bei jedem Zweikampf ist die Hand ins braun-weisse Trikot verkrallt und bei jedem noch so kleinen Anlass liegt man kullernd auf dem Fußboden, um einen Freistoß rauszuholen.
Aber der Erfolg gibt ihm ja Recht. Denn wie viele andere Teams in der 2. Liga fanden auch wir überhaupt kein Mittel dagegen und ließen uns komplett den Schneid abkaufen. Und wenn man dann noch Standards so schlecht verteidigt, wie es nur wir können, dann wird ein Debakel draus.
Vier Wechsel zur Halbzeit. Und danach war das Spiel halbwegs ausgeglichen. Ohne dass noch viel passiert. Aus diesem Spiel muss man lernen. Wie wollen ein Spitzenteam sein. Und dazu gehört es auch, Rückschläge zu erleiden, zu verarbeiten und diese in positive Ergebnisse in den nächsten Spielen umzusetzen. Gut auch, dass Ohlsson und Smith Minuten bekommen haben. So kommen die auch wieder mehr in den Rhythmus.
Leute! In Pandemiezeiten noch mehr als in normalen Zeiten gilt, dass man sich in Gästeblöcken nicht besinnungslos trinken muss. Und nein, keine Reaktion auf das 0-4, sondern schon mit drei Bier pro Person in den Block gekommen. Und dann sind das so Dudes, die irgendwo zwischen Macker und eklig unterwegs sind. Ne, muss echt nicht sein.
Und es ist für mich 1,90 Mann (!) schon extrem unangenehm, wenn so ein Typ sich bei mir besoffen anlehnt. Auch so ein besoffenes Rumprollen ist ein Verhalten, welches Diversität behindert.
Und Maske ist für solche Leute natürlich auch eher ein modisches Element auf dem Kinn.
Und dann ging es wieder zurück. Danke an die Mitfahrenden, das war sehr nett.
Darmstadt (Train’s Version)
Disclaimer: Wer sich an die Zugfahrt erinnert, war nicht dabei.
Stress im MagischerFC-Universum? Jetzt fahren die nicht mal mehr zusammen? Nichts dergleichen, ich persönlich finde Zugfahrten allgemein betrachtet angenehmer als die Autofahrt, wenn es sich denn anbietet. Und Darmstadt bot sich an. Pandemiebedingt entwickelte sich dann jede Woche ein anderer Stand dazu, wann ich jetzt wie hinfahren würde, letztendlich wurden es dann Fanladentours aus Hamburg und Anschluss an den Norden. Danke fürs Mitnehmen <3.
„Jetzt schreiben die in diesem Meckerblog schon wieder über Masken“. Ja, tun sie. Wenn ihr grundsätzlich glaubt, dass diese Pandemie existiert UND euch habt impfen lassen: Danke dafür, ihr habt einen wichtigen Schritt dafür getan, dass wir hoffentlich auch in 4 Wochen noch rauskönnen. Also auch dieses Auswärtsfahren dürfen. Aber ihr könnt da noch was anderes machen: Tragt eure verdammte Maske vernünftig. Es waren gestern viel zu häufig viel zu viele Nasen zu sehen. Und nicht kurz für den Schluck Bier, sondern so als Dauerzustand. Ja, es nervt. Aber wenn wir es nicht mal schaffen, die vernünftig zu tragen, dann reiten wir uns halt weiterhin tiefer in die Scheiße rein.
Und wenn ihr dann zu der Fraktion gehört, die bei dem Thema Impfen was von „Zweiklassengesellschaft“ faselt, dann habt ihr die richtige Antwort darauf ja gestern schon bekommen. Setzt eure kack Masken auf und zieht euren St. Pauli Merch aus, ihr Hünd*innen.
Bahnhofspolizist zu sein ist sicher ein spannender Beruf. An jedem Bahnhof zwischendrin sind sie am Gleis, um dann ja aufzupassen, dass die gefährlichen Paulis auf dem langen Weg nach Europa nicht irgendwelche Städte in Schutt legen.
Hinfahrt ansonsten dominiert von Wizard, Gewerkschaften, Tarifverhandlungen und Musik von den Spinnern.
Wisst ihr, was das Schöne am FCSP-Kosmos ist? Man fährt in kleiner Gruppe hin und die Anzahl der tollen Menschen werden sukzessive immer mehr. Im Zug, in Darmstadt am Bahnhof und schließlich am Stadion. So verbringen wir die Zeit bis zum Spiel dann auch genau damit: Menschen treffen & viele Hallos.
Rein ins Stadion und im Vorfeld des Spiels viel Lob für Darmstadt. Relativiert sich dann auf dem Platz (Warum holst du dir als eigentlich echt cooler Verein solche absoluten Trotteltrainer wie Anfang und Lieberknecht?) durch unsportliches Spiel, das der Schiedsrichter auch zu keiner Situation unter Kontrolle kriegt. Das Spiel haben wir verdient verloren. Aber ich MUSS als Schiedsrichter wissen, dass Lieberknecht-Teams so spielen. Und dann halt auch mal gleich zu Beginn ’ne Ansage machen. Sonst kriege ich das auf dem Platz nie unter Kontrolle.
In meiner Erinnerung sind wir sonst auch mal mit schwereren Verletzungen aus solchen Spielen gegangen; immerhin das haben wir gestern vermieden. Auch wenn Jakov sicherlich heute der Kopf eher mehr als weniger wehtut und er wohl so aussieht, als hätte er sich in eine körperliche „Diskussion“ mit ’nem Impfgegner begeben. Ganz sicher, ob man ihn nicht direkt nach dem Foul hätte runterholen müssen, sind wir uns immer noch nicht. Zumal er in der Halbzeit dann selbst um seine Auswechslung bittet.
Uns fällt auch auf, was für eine gute Körperbeherrschung Kofi hat. Der rettet sich auch immer wieder dadurch vor schweren Verletzungen, dass er sich immer noch irgendwie aus dem „kritischen Foulkontakt“ befreit.
Am Spiel nervt, dass Darmstadt die Tore macht, wie es zu erwarten war: Aus Standards, mit dem Kopf und indem sie ihre Schnelligkeit ausspielen. Die erste Halbzeit war Mist und aus unserem Fankopf streichen wir die einfach ganz schnell. Die Trainer und das Team werden da noch viele Analysen draus ziehen können.
In der Halbzeitpause wird gewechselt (und wir spielen das „wer wohl für wen“-Spiel einigermaßen erfolgreich). „Wenn die jetzt kein Tor mehr kriegen und dann noch 1, 2 Tore machen, kann ich damit gut leben.“ Kein Tor mehr zu kriegen hat ja geklappt (und ja, auch weil Darmstadt rausgenommen hat), wir haben uns stabilisiert. Das dann doch verdiente Tor will einfach nicht fallen und so fährste mit ’ner blutigen Nase nach Hause. Wir geben am Ende einen Torschuss weniger als Darmstadt ab. Hätte-könnte-würde. Auf der einen Seite klappt alles, auf der anderen Seite klappt nichts.
Nach dem Spiel kommen die Spieler vor den Gästeblock und auch wenn im Gästeblock nicht alles cool war (s.o.), so hören die Spieler da größtenteils ermutigenden Applaus. Das ist das erste Mal, dass die allermeisten im FCSP-Trikot vor Publikum so deutlich verloren haben. Und erwarten wahrscheinlich vieles, aber nicht, dass die allermeisten sie anfeuern und motivieren. Und das siehst du denen auch in den Gesichtern an. Die haben sich untereinander nie aufgegeben – Jackson Irvine als Antreiber während des Spiels bleibt in Erinnerung. Und die kriegen von uns nicht sofort die volle Pöbelei ab, sondern Unterstützung. Maxi Dittgen kann das scheinbar gar nicht so richtig glauben und auch andere wirken verwundert-motiviert. Dennis Smarsch kriegt von irgendnem Darmstadt-Druffi dann noch Pöbelei ab und verteilt Kussherzchen. Genau so.
Ihr erinnert euch an das Darmstadt-Lob von vor dem Spiel? Müssen wir auch neben dem Platz dann halt doch relativieren. Schalparade, „Danke-Bitte“-Ansagen, lautes „Nuuuuulls“ und der Stadionsprecher überdreht dann doch. „Spitzenreiter“ ist natürlich auch witzig, wenn du den Platz dem Gegner, gegen den du gerade spielst, abnimmst, der aber halt ein Spiel weniger hat. Zumal in der Heimkurve rechts von uns irgendwelche Dullis die eigenen Tore vor allem feiern, indem sie uns den Mittelfinger zeigen. Alles etwas skurril in einem Spiel, in dem die Fanszenen bestens miteinander klarkommen.
Getoppt wird das dann für uns nur noch davon, dass bei Darmstadt zwar nicht irgendwelche Fürze, dafür aber Verletzungspausen mit Werbung unterlegt werden. Von einer Krankenkasse. Besonders geil, wenn dein eigener Spieler mit ’ner dunkelgelben Aktion den Gegner richtig umsenst und Kofi deshalb länger behandelt werden muss. Perfekter Moment für irgendwelche „Rettungsschirm“-Werbung. Nicht.
Rückfahrt? Kurzes Gerangel rund um das allseits beliebte Thema Masken im Shuttle zum Bahnhof, den ansässigen Rewe stürmen, um Verpflegung sicherzustellen und ab geht die Rückfahrt über Frankfurt.
Für den Rest der Fahrt gilt: „Wer sich erinnern kann, war nicht dabei.“
Und jetzt?
Haben wir im März 2018 auch mal ein Spiel 0:4 verloren und danach gegen Sandhausen gespielt. Das Ergebnis von damals würden wir ungerne wiederholen. Rausgehen, warmmachen, umhauen.
Der FC St. Pauli ist die einzige Möglichkeit. Unser Tag wird kommen.
PS: Wer die popkulturelle Anspielung nicht versteht: https://www.vox.com/culture/22278732/taylor-swift-re-recording-fearless-love-story-master-rights-scooter-braun
PPS: Jakov? Wir sind Fans!
Neben dem Ergebnis hatte ich einzig die fehlende Kartenzahlung zu bemängeln. Ohne Bares waren auch vier Getränkeausgaben ziemlich nutzlos 🙁
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