Immer wieder lesen wir in den letzten Tagen den Vorwurf, uns sei das alles egal, und wir würden die sportliche und Vereinsleitung unkritisch decken. Wir haben uns in den letzten Wochen bewusst nicht in den Chor der Motzer:innen eingeschaltet, die lieber heute als morgen den Rückzug von Personen in sportlicher Verantwortung sehen würden, die den Kader schon 1910-mal komplett umgestellt haben und die die Eigenproduktion von Trikots für die sportliche Misslage verantwortlich machen.
Online ohne offline ist doof
Vielen von euch kennen uns. Wir sind nun wahrlich nicht dafür bekannt, nicht auch mal richtig zu fluchen, genervt aufzustöhnen oder auch mal Trainer so gar nicht geil zu finden (Gruß an Markus & Jos). Aber an der aktuellen Situation ist etwas sehr anders: Wir können das nur noch schriftlich machen und wir sehen unsere Bezugsgruppen gerade nur sehr dezimiert in Form von Einzelpersonen. Es ist – während draußen die Pandemie tobt und drinnen in den Stadien der Fußball weiterspielt als wäre nichts – uns schlicht nicht möglich, unseren Frust in großer Runde rauszulassen.
Wisst ihr, wie sehr wir es vermissen, unsere Freund:innen mal so ne Bahnrückfahrt aus Regensburg anzumaulen? Wie gerne wir vor der Gegengerade oder im Jolly oder im Feldstern in Schreilautstärke Meinungen austauschen und fachsimpeln würden? Wie viele gute Gedanken dabei einstanden sind und in diesen Blog einflossen?
Unser Fußball-Erleben lebt vom persönlichen Austausch, von diesen Diskussionen. So bilden wir unsere Meinungen, das macht Fansein für uns aus. Witzig genug, dass wir als Menschen, die immer schon auch über diesen Verein geschrieben haben, eben nicht mehr so gut schreiben können, wenn wir nicht vorher darüber in bekanntem Maße sprechen können. Und nein, ein Podcast ist keine Option.
Die machen das doch nicht, um uns zu ärgern
Mit Sicherheit ist da bei der Kaderplanung nicht alles rund gelaufen. Eine Kaderanalyse für diesen Blog war irgendwo mal in Notizen zusammengestückelt und dann nie veröffentlicht. Siehe oben, uns fehlt auch etwas die Muße, über so manches in diesen beschissenen Zeiten zu schreiben. Dabei waren unter anderem folgende Notizen und Fragezeichen:
- Verletzungsanfälligkeit von Ziereis und Avevor
- Defensives Mittelfeld erfahren genug?
- Wann kommt Ryō wieder?
Und natürlich sind wir hinterher schlauer und all diese Fragezeichen bewahrheiten sich.
Kannst Du dann aber auch noch damit rechnen, dass ein solider Zweitligatorwart (dessen Schwächen wir alle vor dieser Saison kannten) richtig unterhalb des Möglichen spielt, dass Burgstaller diese komische Freakverletzung hat, dass dann auch noch Lawrence wieder ausfällt, wo er die Abwehr gerade einigermaßen stabilisiert hatte? Dass Wieckhoff jetzt schon seit Monaten nicht mehr spielen kann? Dass auch andere Spieler aus der eigenen Jugend immer wieder verletzungsbedingt ausfallen?
(Übrigens auch ein Thema: Die Verletzungsproblematiken rund um die Jugendspieler, die hochgezogen werden – Gruß an Christian Conteh an dieser Stelle. Wenn wir Muße haben (s. o.), gucken wir uns das vielleicht auch noch mal im Detail an.)
Das ist schon extrem viel Scheiße am Fuß und wir wüssten gar nicht, wessen Ausfall das noch schlimmer machen sollte. Und so kommt es dann halt auch, dass der Trainer nicht nur immer wieder freiwillig durchwechselt – was ja auch dosiert eingesetzt aus taktischer Sicht total richtig und gut ist – , sondern eben auch jedes Spiel irgendein Spieler ausfällt. Und nein, das ist natürlich keine Erklärung für die ganze Misere und soll es auch nicht sein.
Viel wichtiger ist doch dabei:
Wir alle wissen, wie sehr Schultz diesen Verein liebt und lebt (außer wenn er Partner:innen zum Einkaufen schicken will. Sorry Schulle, der musste sein). Der verliert doch keines dieser Spiele gerade germ. Wir wissen, dass kein Sportchef dieser Welt gerne einen schlechten Kader aufbaut und dann jede Woche mit Freuden auf die Fresse kriegt. Hat er vielleicht etwas überschätzt, die Transfers von Veerman und Mats kompensieren zu können? Wahrscheinlich? Findet er das gerade geil? Mit Sicherheit nicht.
Und wir und ihr wissen auch, dass wir nicht immer auf einer Linie mit Oke und dem Präsidium liegen und dass wir kritische Themen auch schon wiederholt in diesem Blog angesprochen haben. Aber einer Sache sind wir uns ganz sicher: Der leidet unter dieser beschissenen Situation genau wie ihr und wir. Und auch Sandra (stellvertretend für den gesamten Aufsichtsrat) hat vermutlich gerade mehr schlaflose Nächte, als ihr und uns lieb ist.
Und die wichtigste Frage ist doch auch: Ist ein Rausschmiss von handelnden Personen jetzt auch nur ansatzweise die Lösung?
Jetzt mal nüchtern betrachtet: Das Transferfenster schließt in vier Wochen, da sind dann noch mal sechs Spiele mehr gespielt. Ist es da sinnvoll, jetzt den Sportchef zu wechseln, der sich in Turbozeit ein Bild von der Situation machen und dann auch noch passende Spieler bis zum 31. Januar verpflichten müsste? Und ist das realistisch?
Bringt ein Trainerwechsel etwas? Zunächst mal: Was sagt das denn über uns aus, wenn wir immer erst mal das Personal zum Abschuss freigeben? Zumal ein Urgestein, der hier sehr beliebt ist?
Und wie soll hier jemals etwas Nachhaltiges aufgebaut werden, wenn das im Halbjahres- bis Jahresrhythmus die Problemlösungsstrategie ist? Vielleicht sind erfahrene Co-Trainer:innen die Lösung, vielleicht auch nicht.
Und für die Posten, die noch viel weniger direkten Einfluss auf das Sportliche haben (Präsidium und Aufsichtsrat) gilt das dann natürlich doppelt und dreifach. Wir wissen es einfach nicht. Vielleicht fehlen uns die Gespräche für die finale Einschätzung, vielleicht würde es helfen. Wir wissen es einfach nicht. Eins ist aber auch klar: Es gibt gerade genug Negativbeispiele in der ersten Bundesliga, dass wir ja nun nicht wirklich sicher sind, ob ein schneller Wechsel das alle lösen würde.
Und wir reden hier über diese akute Situation, nicht über die Präsidiumswahlen, die im Herbst anstehen. Was jetzt keine Aussage in irgendeine Richtung sein soll.
Auf Menschen, die am Boden liegen, tritt man nicht ein
Wir können jetzt über unsere Erziehung ausführlich streiten. Eine wichtige Sache wurde der Person, die diese Zeilen schreibt, aber beigebracht: Auf Personen, die am Boden liegen, tritt man nicht ein.
Wir haben viele junge Spieler im Kader, die gerade sicher an der Situation rumknapsen. Spieler aller Erfahrungsstände, die wissen, in was für einer beschissenen Lage wir uns befinden. Die ungern verlieren. Die alle in einem tiefen Loch sind und sich absolut nicht wissen, wie sie da jemals wieder rauskommen sollen. Denen die Beine in jedem Spiel und jedem Training schwerer werden. Und die deshalb gerade auch die einfachsten technischen Sachen nicht hinbekommen.
Auf Menschen, die an sich zweifeln und denen es beschissen geht, tritt man nicht einfach so ein.
Und genau nichts würde sich ändern, wenn wir Spiel um Spiel unsere schlechte Laune in die Welt blasen und schnellstmöglich den Kopf der Person fordern, die aus unserer Sicht das alles tagesaktuell verbockt. Es ändert nichts, es war noch nie so richtig unser Stil und wird erst recht nicht unser Ding, wenn es beschissen läuft.
Wir haben ja auch Freund:innen, die Fans des Vereins aus St. Ellingen sind. Und irgendwann in den letzten Jahren, in denen wir uns jetzt in der gleichen Liga befinden, haben sich beide Seiten abgewöhnt, die Misserfolge des anderen Vereins brühwarm und süffisant zu kommentieren. Wir machen das mittlerweile lieber, wenn wir wissen, dass beide Seiten drüber lachen können. Ist gesünder für die Freundschaften und macht auch ehrlicherweise mehr Spaß, wenn man gemeinsam lacht.
Uns ist gerade auch nicht zum Lachen zumute. Aber besser wird es nicht, wenn wir hier alle und jeden schlecht machen. Wir kritisieren dann doch lieber lieber mit scharfer Klinge (*Tastatur), wenn es einigermaßen läuft.
Wir glauben immer noch: Der Knoten platzt in den nächsten zehn Tagen. Und wenn nicht, dann sind wir froh, nicht entscheiden zu müssen, was dann der richtige Weg ist.
Der FC St. Pauli ist die einzige Möglichkeit.
Moin,
Leider gibt es keine andere Möglichkeit.
Ich bezweifle, ohne Bildmaterial von den Spielen zu sehen, daß das was jeder Spieler einbringen kann auch wirklich vollständig einbringt. Wie da wäre sich den „Arsch“ auf zu reißen und das jeder für jeden läuft, wenn einer einen Fauxpas gemacht hat.
Zudem trauere ich u.a. Dimi auch noch nach.
Ich finde, er hat durch sein Körperbetontes Spiel oft viel Wirbel im gegnerischen Strafraum gebracht.
Es ist bestimmt hilfreich, die Verletzungsanfälligkeit genauer zu analysieren und darauf zu reagieren.
Ich komme auch auf keinen grünen Zweig bei der Frage, warum andere Vereine, die nicht zwingend mehr Mittel zur Verfügung haben, schon seit vielen Jahren immer bessere Ergebnisse liefern.
Wir wollen euch siegen sehen…
Forza
Axel
[…] p.s. ähnliche Gedanken findet ihr auch beim MagischerFC-Blog: Zur Lage des FCSP […]
[…] Magischer FC Blog: Zur Lage des FCSP […]
Ruhig bleiben, in Würzburg punkten und vor allem am Trainer festhalten.
Moin,
mich würde mal interessieren wie eure Meinung und Sichtweise zum Thema „skyman“ ist, könnt‘ ihr dazu nicht mal etwas schreiben?
LG
Palito