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Wir müssen reden

Liebe Lesende dieses Beitrags. Soviel vorweg: Wir sind 2 Frauen, die mehr Spiele des FCSP im Stadion (auswärts und zu Hause) mitbekommen, als nicht. Wir haben uns beide schon an geeigneter Stelle über Sexismus im Vereinsumfeld aufgeregt. Und wir haben beide schon gemeinsam mit dem Fanladen nach Lösungen gesucht. Aber die letzten Monate geben uns den Eindruck, dass auf einen Schritt nach vorn dann gleich zwei zurück folgen.
 
Wir haben beide die Tapete der Dresdener als, nun ja, “Höhepunkt” der letzten geschmacklosen Aktionen mitbekommen, wahrgenommen und verurteilt. Und wir haben darauf beide keinen Bock mehr auf diesen Scheiß. (Und mal fernab von der inhaltlichen Ausgestaltung: Dresden, Diggi. Wie wär’s mal mit was Neuem? Oder dürfen wir das als Einladung verstehen, dass wir monothematisch bleiben sollen und uns beim nächsten Besuch als England verkleiden? Gruß an Waving the Guns an dieser Stelle.)
 
Aber wir nutzen diese dämliche Provokation nicht, um uns jetzt selbst als F**zen zu betiteln, oder sonstigen dämlichen Facebook-Aktivismus zu betreiben. Uns selbst bezeichnen wir nicht als F**zen, auch ein Reclaimen und “positiv besetzen” dieses zutiefst frauenverachtenden Begriffs kommt für uns keinen Millimeter in Frage.
 
Es kann einfach nicht sein, dass als Reaktion jetzt Aktionismus-Ideen auftauchen, die veraltete Geschlechterbilder und patriarchale Strukturen (jetzt hier nur beispielhaft: Kochlöffel, Schürzen, Perücke und “Frauenkleider” mit denen alle nach Dresden ins Stadion sollen) bedienen, aufgreifen und somit tiefer in den Köpfen verankern. Als Innenwirkung mögen das einige “witzig” finden, aber als Außenwirkung kommt die bloße Reduzierung auf die stereotype Frau (und indirekt auch auf den Mann) an.
 
Protest, der als erstes Ziel hat, witzig zu sein, ist gleichzeitig von der Angst gefüttert, bestehende Strukturen anzugreifen und vor allem einzureißen – genau das sollte aber das Ziel sein. Missstände anprangern, niederreißen und ändern. Egal, ob in Dresden, auf St. Pauli oder anderswo.
 
Und um jetzt hier mal eine Sache für immer und ewig festzustellen: Wir sind nicht humorlos, weil wir Eurer Einknicken und Anbiedern an bestehende Verhältnisse/ Vorurteile nicht witzig finden. Wir sind nicht bereit, faule Kompromisse einzugehen und wir arbeiten nicht mit Euch zusammen, so lange ihr weitere sexistische Weltbilder verbreitet und verstärkt.
 
Wir müssen bei Protest auch nicht witzig oder nett sein, wir wollen anecken und sichtbar sein, aber nicht nur weil wir Sexismus aufgreifen, sondern weil das Stadion eben auch unser Platz ist.
Daher an die lieben Menschen, die diese Haspa-Putzer mit ihrem anbiederndem Aktionismus auch aufgeregt haben: Wir fanden die auch scheiße. Und wir finden auch nach wie vor Sexismus scheiße. Wir sind nur nicht bereit, unsere Ideale aufzugeben, um irgendwelchen Typen zu gefallen und alles fröhlich mit Humor zu nehmen. Wir sind wütend, verdammt. Und wir haben allen Grund dazu. 
 
Die Schreiberinnen sind dem Blogkollektiv persönlich bekannt.
 
 
 
 
 
 
 
 

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