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Bielefeld revisited

 

Samstag ist nicht lange her und die Ereignisse aus Bielefeld sind sicherlich bei Vielen von Euch – bei uns zumindest schon – noch Thema. Wir als Reaktionskollektiv wollen gerne, da uns dieses Thema sehr am Herzen liegt, kurz zusammenfassend dokumentieren, was wir als wichtig erachten und diese Gelegenheit nutzen, danach kurz ein paar Menschen und Institutionen zu danken.

Vorab: Wir als Fanszene des FC Sankt Pauli wollen eine politische Fanszene sein. Daher ist aus unserer Perspektive auch wichtig, die Grenzüberschreitungen der Polizei politisch einzuordnen und nicht wie andere deutsche Ultragruppen Gewaltexzesse der Exekutive aus sich selbst und apolitisch zu erklären.

Es ist kein Geheimnis, dass sich die Polizei und ihre Interessenvertretungen sich weit rechts der „politischen Mitte“ positionieren. Wo sie nur können, überschreiten Sie ihre Befugnisse, brechen Gesetze, ignorieren Gerichtsurteile, schüren Ängste und fordern, mit großen Schritten den Staat und die Gesellschaft autoritär umzubauen.

Ironischerweise entscheidet sie dabei nach eigenem Ermessen selbst, entweder Kilometer weit über die Stränge zu schlagen oder nur zaghaft zu reagieren. Staat und Polizei agieren nicht zwingend, wenn sie angegriffen werden, sie reagieren, wenn sie sich angegriffen fühlen. Diese Prioritätensetzung zeigt sich immer wieder, wenn Nazis, z.B. in Chemnitz, ungestört Menschen jagen können, aber bei jeder noch so kleinen linken Kundgebung drei Hundertschaften bereitstehen.

Die neue Regierung in NRW scheint mit dieser Priorisierung auch keine sonderlichen Probleme zu haben, befürchtet sie beispielsweise doch, dass die Ökos im Hambacher Forst die bürgerliche Mitte dazu bringen könnten, dem Kapitalismus abzuschwören und aus „Sicherheitsbedenken“ deren Kundgebung auf offenem Feld absagt, während man Nazis gerne den Weg freiprügelt.

Es ist wichtig, auch ganz klar zu benennen, dass die Polizeiangriffe auf Linke oder Fußballfans oder eben auch linke Fußballfans in diesem Kontext zu sehen sind. Politisch bleiben, FCSP!

Zunächst möchten wir kurz die verschiedenen Stellungnahmen aus dem Vereinsfeld dokumentieren:

Offizielle Stellungnahme des Vereins und des Fanladens

Stellungnahme Braun-Weiße Hilfe

Stellungnahme USP

Stellungnahme Amnesty International (Themenkoordinationsgruppe Polizei und Menschenrechte)

Besonders die Stellungnahme des Vereins hat uns sehr gefreut. Beim Kiezkieker-Fanzine gibt es eine schöne, kurze Einordnung, was diese bedeutet, wenn man die Entwicklungen des FCSP über Jahrzehnte verfolgt hat.

Wir wollen keine Presseschau folgen lassen, primär weil das bedeuten würde, 50 mal den Polizeibericht zu lesen. Dankenswerterweise gibt es aber immer noch ein paar kritischere Artikel, wie z.B. hier in der taz.

Bedanken möchten wir uns auch bei dem Journalisten Felix Tamsut, der sehr schnell auf Twitter auf die Lage aufmerksam wurde, Informationen gesammelt und sie auf Englisch weitergegeben, sodass unsere internationalen Fans und Gruppen, sich auch schnell ein Bild machen konnten.

Wir hoffen auf eine produktive Aufarbeitung, auf rechtliche Schritte, auf Konsequenzen für die Verantwortlichen innerhalb der Polizei.

Wenn ihr weiterhelfen wollt, kommt heute (9. November!) ins Jolly Roger und trinkt etwas zugunsten der Braun-Weissen Hilfe, die können vermutlichen in den kommenden Wochen jeden Cent gebrauchen.

Falls ihr selbst einmal von (körperlicher) Polizeigewalt betroffen wart, folgt bitte diesem Link und lest euch das mal durch. Im Bereich Polizeigewalt und staatlicher Machtmissbrauch gibt es riesige Forschungslücken und diese zu füllen, ist garantiert ein Schritt in die richtige Richtung.

Zuletzt sei noch kurz angemerkt, dass wir als Blog verschiedene Hilfeangebote von Einzelpersonen erhalten haben. Wir haben diese vertrauensvoll an den Fanladen und die BWH weitergeleitet. Danke auch an Euch!

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