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Matrosenaufstand

Eigentlich ist das alles gar nicht so schlecht. Nun, nach einem Dritten der Spielzeit und vielzuvielen lausigen Saisons im Rücken, kleben wir oben dran an der süßen Tor zum Oberhaus. Das ist mehr, als viele von uns für 18/19 erwartet hätten. Und dass wir nun nach fünf Spielen ohne Niederlage nun doch mal wieder erfahren müssen, wie sich verlieren anfühlt, gehört irgendwie dazu. Bitter nur, dass wir gegen die KSV Holstein eines der besseren Spiele unseres FCSPs sehen, was dann durch das fehlende Quentchen Glück gegen uns ausgeht. Ja nun, vielleicht ein rechtzeitiger kleiner Euphoriedämpfer, denken da die Optimisten.

Leicht zerknautscht von einer langen Nacht, die durch die Zeitumstellung noch länger wurde, erreichen wir an diesem frischen bis arschkalten Sonntag Ende Oktober die heiligen Stufen. Das unsägliche Vorprogramm dieses Spieltages, über das wir uns schon an anderer Stelle ausließen, haben wir mal geflissentlich ignoriert. MagischerFC-Leaks: Whiskey haben wir uns am Sonntagmorgen keinen reingestellt. Cool, jedenfalls dass der Auftritt dieser Westentaschencowboys von The BossHoss nicht unwidersprochen bleibt.

Der wahre Norden?

Ihr erinnert euch sicherlich, wie in der vergangenen Saison die Begegnungen zwischen Holstein Kiel und dem FC St. Pauli zu megakrassen Nordderbys hochstilisiert wurden, nech? Fanden wir damals schon lächerlich. Eiche und Sau und so. Jedenfalls ist davon dieses Mal nix mehr übrig geblieben. Vermutlich auch, weil es ein aufregenderes Nordderby in dieser Spielzeit gibt.

Und dennoch möchten die Holsteiner gern feststellen, dass sie “der wahre Norden” seien. Wisst ihr was? Ist uns doch wumpe. Dass der FCSP einen Alleinvertretungsanspruch für den “Norden” angemeldet hätte, ist uns zumindest nicht bekannt. Wir können gönnen, sollen die Kieler halt mit dem leicht abgewandelten Claim ihrer Landesregierung herumwedeln. Und offenbar muss man auch die Landesflagge so ’n bisschen um 90 Grad drehen, um cooler zu wirken.

Magischer FC St. Pauli vs. Holstein Kiel Oktober 2018
KSV Holstein nebelumschlungen

Schön aber: Wir hören einmal “Alerta, Alerta, Antifascista” aus dem Kieler Block und sehen einen “Scheiß Nazis”-Doppelhalter. Sollte selbstverständlich sein, darf dennoch hervorgebogen werden. Sonst hört man aus dem Gästeblock eigentlich nur “Scheiß St. Pauli”, worauf die Heimbereiche wie üblich einstimmen. Wir würden uns freuen, wenn wir auch in anderen, unterstützenden Gesängen mal ähnlich laut wären wie in diesen Momenten, wo es nur darum geht, die Auswärtsfans zu veräppeln.

Verweigerter Flottenbefehl

Tabellenführer mögen wir heute nicht werden. Zu einfach hätten es uns die Wettbewerber der Liga gemacht, mit diesem Spiel in guter Form an dem restlichen Pöbel der Tabelle vorbeizuziehen und Spitzenreiter zu werden. Wenn alle mehr oder weniger für dich spielen, verkackt es sich halt umso schöner. Aber wir wollen hier mal Ehrenrettung betreiben, denn die Partie gegen die KSV ist eine der besseren in dieser Saison unseres FCSPs. Viele Dinge scheinen bei uns besser zu funktionieren als in früheren Spielen, wo wir dafür oft am Ende das Glück des Tüchtigen auf unserer Seite hatten. Nur das Toreschießen verweigern unsere Spieler halt wie vor hundert Jahren die Kieler Matrosen den Flottenbefehl.

An Chancen hätte es wahrlich nicht gemangelt, da fehlt manchmal nur die letzte Konsequenz. Oder eben das notwendige kleine bisschen Glück. Oder ein Schiedsrichterassistent, der erkennt, wenn ein Keeper womöglich den Ball über die eigene Torlinie trägt. Hätte hätte, Fahrradkette. Tore musst du halt machen, nech?

Wir hoffen, dass die Jungs auf dem Platz das mit dem “Mund abwischen, weitermachen” auch kennen und beherzigen. Wie kacke so ein Tag letztlich laufen kann, sieht man wundervoll in einer Szene, wo Mats kurz vor Schluss dem Ball nahe des gegnerischen Strafraumes hinterhersprintet, ausrutscht und frustriert eine Sekunde liegen bleibt. Vi slå armene rundt halsen på deg, kjære Mats!

Werden wir langsam, wenn wir viel zu fressen kriegen?

So ein Spiel, das einigen Frust hinterlässt, dann zu deuten, ist nicht so einfach. Vielleicht ist es ein Stück weit ausgleichende Gerechtigkeit dazu, dass wir sonst in vielen Partien mittelprächtig auftreten und dennoch mit voller Punktzahl vom Feld gehen. Insgesamt schätzen wir unser Team – obwohl es an diesem Tag auch nicht in üblicher Stammformation aufgelaufen war – aber weiterhin ziemlich stark ein und freuen uns auf die nächsten Spiele. Hungrig, schnell und heiß bleiben, Leute.

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