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Don’t Gimme That!

Der Fußballclub Sankt Pauli hat heute über Social Media und seine Website mitgeteilt, dass er am kommenden Heimspiel gegen Holstein Kiel ein ganz besonderes Schmankerl für seine Fans parat hat. Vor dem Spiel wird die Berliner Band „The BossHoss“ auf dem Harald-Stender-Platz spielen. Das Redaktionskollektiv des MagischerFC-Blogs nimmt diese freudige Abwechslung zum Anlass, die Band vorzustellen und ein kurzes Preview zum kommenden Album „Black Is Beautiful“ (ab dem 26.10. überall erhätlich!) zu verfassen.

Als langjährige Fans von Johnny Cash sind wir natürlich schon vor Jahren auf die sympathischen Jungs mit Südstaaten-Flair aufmerksam geworden. Abgesehen von dem musikalischen Einfallsreichtum und Kreativität stehen die Country-Popmusiker vor allem für ehrliche Texte über männliche Identität und träumerische Phantasien des Wilden Westens.

Toll, diese Ironie, oder? Seien wir mal ehrlich, The BossHoss ist nun nicht gerade so problematisch wie eine beliebige Rechtsrockband, aber es gibt durchaus einige Punkte, die uns veranlassen, diese zumindest zweifelhafte Ansetzung kurz kritisch zu kommentieren, denn wir sind nicht der Ansicht, dass der FCSP der Band eine Bühne bieten sollte – wortwörtlich und im metaphorischen Sinne.

Und dabei reden wir gar nicht von der aggressiven Abwesenheit jedweder ästhetischen Dimension oder einer mangelnden Abgrenzung zur Kulturindustrie des deutschen Privatfernsehens.

Der Autor dieses Textes kannte vor der heutigen Ankündigung des Vereins nur den Namen der Band, doch nach ungelogen maximal 30 Sekunden Internet-Recherche offenbarten sich bereits mehrere problematische Layer, die sich durch weitere Beschäftigung mit der Band leider nur verstärkten.

Zunächst ist das künstlerische Schaffen der Band durchsetzt von einer bestenfalls peinlichen, schlimmstenfalls extrem toxischen Maskulinität, die uns die Haare zu Berge stehen lässt. Dass die Band ihre Texte nicht im Ansatz kritisch reflektiert hat, zeigt sich unter anderem auch an der visuellen Repräsentation von „starken, heroischen“ Männlichkeiten sowie eindeutig sexistischen Darstellungen von Frauen. Wir haben gar keine Lust uns durch das Gesamtwerk der Herren zu arbeiten und an Beispielen und kulturwissenschaftlicher Argumentation diese Probleme aufzuzeigen. Aber ihr werdet es selbst sehen, wenn ihr euch ein Video ansehen solltet.

Wir haben im Blog in den vergangenen Monaten häufiger über ein Sexismus-Problem am Millerntor berichtet und der Verein hat freundlicherweise auf verschiedene Art und Weisen dabei geholfen, Öffentlichkeit für dieses Problem herzustellen. Warum wird dann mit der Einladung dieser Band aktiv gegen eine antisexistische Kultur beim FCSP gewirkt?

Ein kurzer Blick auf die Diskographie und das Wirken der Bandmitglieder im Fernsehen legt noch ein weiteres Problem offen. Nämlich die mannigfaltige und freundliche Kooperation mit Xavier Naidoo, dem Mann der nicht gerne Antisemit genannt wird (auch wir müssen uns rechtlich absichern). Jede Band, jede*r Kulturschaffende*r, der zur gesellschaftlichen Akzeptanz dieses notorischen Verschwörungstheoretikers und Reichsbürger-Freundes beiträgt, ist absolut inakzeptabel im Umfeld unseres Vereins.

Liebe Verantwortlichen beim FCSP, die Idee mit Livemusik vor oder nach den Spielen ist wirklich cool, aber ihr müsst einfach mehr darauf achten, wen ihr euch da ins Boot holt. Auch wenn eine vermeintlich große Bands, die gerade ihr neues Album promotet für lau spielt, lohnt sich ein Backgroundcheck. Und wenn ihr partout Programm haben wollt, es gibt auch im Jahre 2018 immer noch ’ne Menge Bands, die für eine Kiste Bier auftreten.

In Hoffnung auf schnelle Besserung des Rahmenprogramms und eine kritische Aufarbeitung, bis Sonntag!

2 Kommentare

  1. […] arschkalten Sonntag Ende Oktober die heiligen Stufen. Das unsägliche Vorprogramm dieses Spieltages, über das wir uns schon an anderer Stelle ausließen, haben wir mal geflissentlich ignoriert. MagischerFC-Leaks: Whiskey haben wir uns am Sonntagmorgen […]

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