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Stadtgewalt

Am Donnerstag Abend sammelten sich vor einer Kneipe im Viertel eine ganz ordentliche Menge an Freunden der hässlichen Raute in eindeutiger Absicht. Anlass war ein Konzert von Bands, die in der FCSP-Fanszene angesiedelt sind. Wir möchten hier nicht weiter auf Details eingehen, auch weil wir gerne Faszination-Fankurve-Berichterstattung vermeiden wollen. Aber wir wollen dies doch zum Anlass nehmen, nochmals auf diese Problematik hinzuweisen.

Dazu passend sind derzeit auch die Maler, die es mit den Rauten halten, sehr eindeutig unterwegs. Überhaupt ist es bemerkenswert, wie sich die Fanszene der Rauten in Zeiten des sportlichen Misserfolges sich neue Legitimationsmuster sucht und in eine sehr breit getragene toxische Gewaltkultur umschlägt. Und dies nicht erst seitdem klar ist, dass man wieder in einer Liga spielen würde.

Zuletzt hatten wir das Thema beim Kiel-Hinspiel, wir verweisen da auch noch mal auf unseren Text, insbesondere auf das Ende.

Aussagen wie „das gehört dazu“ und wer sich zur Fanszene bekennt, der muss damit rechnen, sind ungefähr das Dümmste, was wir je gelesen haben. Fanszene ist ein absolut undefinierter Bereich, es gibt keine Möglichkeit eines harten Opt-outs, die Grenzen zieht immer derjenige, der angreift. Mal ganz davon ab, dass dies primitivste maskuline Stammesargumente sind, die echt Steinzeitniveau haben. Diese Argumente werden auch nach diesem Beitrag wieder kommen. Auch von angeblich „emanzipierten“ Leuten, sie sind überholt, langweilig und zeigen nur das eigene Verharren in diesen maskulinen Stammeswelten.Gleiches gilt auch für irgendwelche Kiezaufteilungsargumente, die gerne gebracht werden.

Fanszenen (!) müssen sich ehrlich gesagt fragen, ob sie wirklich auf diesem Niveau öffentlich agieren wollen. Es ist auch widersprüchlich, sich auf der einen Seite als ernstzunehmender Gesprächspartner zu generieren, aber auf der anderen Seite hier im primitivsten Niveau zu verbleiben. Ja, die Gewaltfrage ist und bleibt eine wunde Stelle in allem Agieren von organisierten Fanszenen. Und man darf sich selbst auch die Frage stellen, warum man sich eigentlich so schwer damit tut, Grenzen zu ziehen und auch einzuhalten. Das gilt nebenbei auch für Schmierereien. Es ist eben nicht harmlos, irgendwas mit „jagen“ oder „töten“ oder ähnlichem zu schreiben oder auf Aufkleber zu packen. Ich schaffe damit ein Klima, wo sich Leute genau dazu berufen fühlen. Das ist im politischem Bereich jedem klar, jeder verurteilt geistige Brandstifter. Aber im Fußballbereich gegen den lokalen Rivalen, da geht das immer klar. Doppelmoral, ick hör dir trapsen.

Klar, wir wissen, dass Fußballkultur auch Jugendkultur ist und das zu Jugendkultur auch immer dieses „Mob“-Ding gehört. Das war bei Poppern vs. Rockern so, da sind Musicals drüber geschrieben worden und es ist anscheinend im Menschen stark verwurzelt.

Nur wir leben 2018 und sollten eigentlich weiter sein als 1970 oder 1980. Wir haben ja nix dagegen, wenn jemand sein Adrenalin auf dem Acker abbaut. Da triffst du Gleichgesinnte, da gibt es ein klare Opt-in und Unbeteiligte sind da nicht betroffen. Ja, da ist die Rechtslage eine andere, aber nun gut.

Was jedoch einfach über eine Mob-Nummer hinaus geht ist, wenn du ganz bewusst Überzahlen und Überraschungen triffst, es dir nicht mehr um das „faire Ding“ geht, sondern darum, unterlegene Menschen richtig zu verletzen und zu traumatisieren.

Das ist nebenbei auch nicht „hart“ oder „cool“, wenn man unbedingt eine maskuline Logik (die Bullshit ist) verfolgen will. Das ist feige.

Ja, liebe FCSPler, dies gilt alles auch für uns. Es ist keine richtige Antwort, wenn wir nun losgehen würden und 17-jährigen Lokalrivalenfans den Schal mit 20 Leuten nachts in Pinneberg abziehen würden. Das kann und das sollte nicht unsere Antwort auf diese Scheiße sein. Ja, viele werden die Faust in der Tasche ballen und etwas wie „ich will aber nicht immer nur Opfer sein“ vor sich hin murmeln. Dies können wir auch verstehen. Aber wir müssen da eine andere Lösung finden. Wir sind nicht Allwissend. Wir haben keine perfekte Lösung.

 

2 Kommentare

  1. […] Vorab ausnahmsweise etwas nicht sportliches: Am vergangenem Donnerstag sollte ein Konzert von L.A.K. und den Fast Sluts im Menschenzoo stattfinden. Die sportliche Fraktion des Nachbarn nahm dies zum Anlass, mal Präsenz zu zeigen und rumzumackern. Mir fehlt da leicht der Zugang zu, warum man diesen Konflikt, der in Hamburg zugegebenermaßen in den letzten Monaten immer mehr an Schärfe zunahm, nun auch noch auf Konzerte übertragen will, aber es ist nun mal so. Passt auf Euch auf, weitere kluge Worte dazu auch beim Magischen FC. […]

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