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Gastbeitrag / Was zu tun ist…

Kurzes Vorwort

Ihr erinnert euch an den Gastartikel zum Stoke Spiel? Wenn nicht, dann liest ihn jetzt!. Es fließt dann Wasser die Elbe runter und wir können nur zu gut nachvollziehen, wenn man die Worte mit etwas Abstand ergänzen möchte. Auch dafür möchten wir Platz bieten, denn es ist sehr wichtig!

Grundsätzliches ändern

Was man ja auch nicht so bedenkt, bevor man einen Gastbeitrag über Belästigung im Stadion hier veröffentlicht: Verdammt viele Leute lesen diesen Blog. Heißt auch: Verdammt viele Leute, die ich kenne, lesen diesen Blog. (Und: Das ist sehr gut. Weil lest diesen Blog, er ist sehr gut!)

Worauf ich aber hinauswill: Ich wurde ziemlich oft auf meinen Beitrag angesprochen. Und das ist nicht immer einfach. Weil über Belästigung reden jetzt echt kein tolles Gesprächsthema ist. Und auch immer mit Scham zu tun hat. Grundsätzlich gilt für mich trotzdem: Ich rede lieber darüber, als es totzuschweigen. Aufmerksamkeit, darüber diskutieren, Betroffenen zuhören – anders hat sich noch nie irgendwas geändert. Und deshalb glaube ich auch, dass jedes Thematisieren mit guter Intention geschah.

Trotzdem bleibt es bei dem eben Gesagten, es ist nicht immer einfach. Auch mich darauf anzusprechen ist sicher nicht angenehm. Und so werden dann Gespräche exemplarisch mit „Du durftest jetzt also auch die dunkle Seite des Millerntors erleben” begonnen. Ich will es echt noch mal betonen: Ich glaube an die gute Intention. Aber frage mich auch, was dieser Gesprächseinstieg über uns aussagt? Wie viele Fälle von Belästigung im Stadion habt ihr mitbekommen (oder sogar selbst erlebt), dass die Thematisierung “Du auch” ein „normaler“ Gesprächseinstieg ist? Neben diesen zahlreichen persönlichen Gesprächen erreichten mich auch noch weitere private Nachrichten von Personen, die ich nicht persönlich kenne. Ein Beispiel: “Mir ist sowas ähnliches auch schon passiert. Danke, dass du darüber sprichst. Mir hat keiner zugehört.” Ich bin also leider – aber wenig überraschend – nicht alleine mit meinem Erlebnis.

(Bis) zum nächsten (Heim-)Spieltag: Ein Verein, der in seiner Stadionzeitschrift den Gastbeitrag abdruckt und sich klar positioniert. Eine Fanszene, die u. a. ein Transparent mit “Klatschen statt Grabschen” hochhält. Ein Podcast, der das Thema gleich in zwei Episoden anspricht. Ein Fanladen, der den Gastbeitrag über seine Accounts verbreitet. Ein Fanclubsprecherrat, der den Beitrag an alle Fanclubs verschickt. Und zuallererst natürlich ein Blog, der sofort den Gastbeitrag veröffentlicht.

Und trotzdem möchte ich wetten, dass es auch beim Heimspiel gegen Darmstadt wieder weibliche* Fans gab, die sich nicht immer sicher gefühlt haben. Oder noch schlimmer: Die auch belästigt wurden. Ohne dass wir es mitbekommen hätten. Wir müssen uns daher fragen: Tun wir alle also genug, um das Millerntor zu einem sicheren Ort für alle Fans zu machen?

Ja, es gibt ein Aktionsbündnis, das tolle Aktionen durchführt und sich schon lange gegen Sexismus und Homophobie engagiert. Das aber auch dringend neue Mitstreiter*innen sucht. Ja, wir diskutieren in der Fanszene gerade über Awareness-Teams, Spieltagstelefone und andere (sehr wertvolle!) Ideen. Und ja, wir sind damit definitiv dem “Durchschnitt” anderer Fussballvereine voraus. Und trotzdem lassen mich alle Reaktionen vermuten, dass viele weibliche* Besucher*innen Erlebnisse ähnlich zu meinem machen. Trotzdem.

Und hier ist dann auch mal der wirtschaftliche Teil des FCSP gefragt, denn das bisher Genannte sind alles Faniniativen.

Da ist dann nämlich auch mittelgroßer Wirtschaftsbetrieb, der im vergangenen Geschäftsjahr einen hohen sechsstelligen Betrag Überschuss erwirtschaftet hat. Der für Öffentlichkeit sorgt (danke dafür! Auch das ist leider nicht immer die Norm) und den Gastbeitrag in seiner Stadionzeitung abdruckt. Der aber u. a. auch damit Geld verdient, dass wir ins Stadion gehen. Während sich seine weiblichen* Fans nicht immer sicher fühlen (und nicht nur die).

Tut der genug, um das zu ändern? Was sollte er tun? Was könnte er noch tun? Warum haben wir z. B. keine*n hauptberufliche Awareness-Beauftragte*n?

Was kann „von oben“, „von unten“ noch getan werden?

Eins ist sicher: Wenn “Du auch” ein normaler Gesprächseinstieg ist, dann tut er, tun wir alle nicht genug.

Danksagung der Redaktion

Anmerkung des Redaktionskollektiv: Noch mal vielen Dank an @amhass, die auch diese Zeilen verfasst hat. Wir können ihren Text nur dick unterstreichen und unterstützen die genannten Ideen.

Ergänzend wollen wir uns wiederholen: Mischt euch ein! Steht Betroffenen* zur Seite! Hört ihren Sorgen und Nöten zu! Sagt auch mal eurem Kumpel, dass Dinge nicht klar gehen! Dies reicht natürlich nicht aus, wir müssen über Struktuelles reden, wie der Text mehr als deutlich macht, ist aber erstmal etwas was Jede*r tun kann.

7 Kommentare

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