Ach Union. Viele Menschen der aktiven Fanszene meiden dieses Spiel langsam, weil es irgendwie immer doof ist und wir eigentlich auch immer doof da verlieren. Und auch das Jahr 2018 soll da keine Ausnahme von dieser Regel bringen.
Dabei hätte Union eigentlich viele Zutaten für eine angenehme Auswärtsfahrt. Es ist halbwegs nah, der Stadion-DJ spielt Feine Sahne Fischfilet und Neonschwarz und viele Dinge an Union sind ja eigentlich ganz sympathisch. Seien es nun diverse echt gut zu folgende Menschen auf Twitter, sei es ein liebevoller Taktikblog oder sei es der wohl professionellste Vereinspodcast Deutschlands. Die Alte Försterei ist (noch?) eines der schöneren Auswärtsstadien und die ganze Verknüpfung des Vereines mit seinen Fans, sei es nun bei dem berühmten Stadionausbau, sei es bei einer sehr offensiven Verteidigung eben jener Fans oder sei es bei dem Fakt, dass Fans eine der besten Stadionzeitungen machen. Oder sei es der langhaarige Bombenleger, der da auch schon ungefähr seit 100 Jahren den Stadionsprecher macht.
Wir meckern noch
Bevor uns hier jemand Sympathien für Union vorwirft, keine Sorge, wir kommen noch zum meckernden Teil. Aber vor diesen hat der liebe Gott erstmal die Anreise gelegt. Die gestaltet sich insgesamt sehr entspannt, denn wenn es eine Möglichkeit gibt, vernünftig durch Berlin zu kommen, dann ist dies der frühe Sonntagmorgen. Vor Ort dann ein klitzekleines Problem. Denn die Eintrittskarte unseres rasenden Reporters hat die Reise nicht mit angetreten und beschlossen, lieber zu Hause an der Pinnwand bleiben zu wollen. Nun gut, dieses Problem kann mit Hilfe von Skins und Ultras schnell gelöst werden. Danke dafür noch mal.
Der Einlass bei Union ist über die Jahre zwar professioneller geworden und damit nicht mehr reines Chaos, aber es bleibt immer bei dem größten baulichen Problem: Der Zuweg ist viel zu eng. Und natürlich durch einen Kanal begrenzt. Wie das funktionieren soll, wenn die wirklich mal ein größeres Stadion da hinstellen und dann größeren Gästekapazitäten da durchschleusen wollen, ist uns vollkommen unklar. Das ganze Gefilze und so ist professionell und wurde mit einem „Viel Spaß dir“ beendet. Da ist man unfreundlichere Ordner gewöhnt.
Was bei Union im Gästeblock am oberen Ende der Skala ist, ist das Catering für Gästefans. Nein, es gibt nix Besonderes und über die Qualität des Essen kann man auch trefflich streiten. Aber immerhin bekommt man innerhalb einer angemessenen Zeit was zu trinken und die Leute am Zapfhahn wissen, was sie machen. Ja, das ist schon mehr als in den meisten Stadien. Eigentlich ganz schön bitter.
Union ist auch immer ein großes Hallo. Denn einige Gesichter, die früher überall mit hin gefahren sind, haben heutzutage ihren Familiensitz in Berlin. Schön, euch mal wieder zu sehen.
Früher war nicht alles besser …
.. aber es gab mal einen Auswärtsflyer, der z. B. Choreos kommunzierte. Die Ultras haben sehr hübsche Wendepappen vorbereitet, die echt klasse sind. Die Koordination über das Megaphon kommt aber schon bei uns schlichtweg akustisch nicht mehr an, sodass die Wendung wahrscheinlich nicht annähernd synchron erfolgt. Wir wissen ja selber, was für ein Aufwand solche Flyer sind, aber nicht nur bei Choreos sind solche Flyer Gold wert. Auch wenn man Menschen erklären will, dass man kein Bock hat, in ihrer neuen Instagram-Story zu erscheinen.
Wir wissen nicht, ob es am Dach liegt oder irgendein anderer akustischer Trick dazu führt, dass sich bei Union viel Support im Stadion verhallt und nicht richtig Druck erzeugt. Denn obwohl man optisch auf der anderen Seite viele Hände klatschen sieht, kommt im Gästeblock nahezu nie etwas an. Und das liegt nicht daran, dass dieser nun gerade alles in Grund und Boden singt und tanzt. Ganz im Gegenteil, der Auftritt bei Union ist extrem peinlich. Wo in Magdeburg oder Wiesbaden noch die Gästeseite gerockt wird, stehen hier die meisten Leute eher unbeteiligt mit den Händen in der Tasche rum. Leute, das ist doof.
Das Geschehen auf dem Platz fasst erwähnter Taktikblock sehr gut zusammen. Wir können das nicht so schön kühl in Worte fassen, aber insgesamt schlagen wir uns diesmal selbst. Das fängt damit an, dass mit einem zurückgezogenen Knoll der Aufbau nur noch die Hälfte wert ist und man die Defizite von Nehrig wieder sehr deutlich sieht. So wirkt das in den ersten 40 Minuten bei uns zwar sehr stabil, wir lassen keinen einzigen Torschuss zu, aber so richtig was nach vorne bewegen tun wir auch nicht. Und dann beginnt wieder etwas, was uns bereits letzte Saison ständig das Genick gebrochen hat: die Unfähigkeit, ein solches Spiel einfach auf 0:0 zu halten. Die beiden ersten Tore fallen in der Freizeitliga nicht. Das ist einfach nur dämlich und vollkommen unnötig. Beim zweiten Tor verschätzen sich um die fünf Abwehrspieler bei einem simplen Einwurf. Das ist schon echt bitter. Klar, individuelle Fehler passieren. Aber doch nicht ständig. Doof ist, dass insbesondere Nehrig und Ziereis mehrfach echt schlecht aussehen. Wenn wir irgendwie erfolgreich sein wollen diese Saison, dann müssen diese beiden Jungs etwas einbringen. Ziereis steht jedoch zur Zeit vollkommen neben sich und ist so ein Kandidat für eine Pause. Und auch Nehrig hat nicht gerade Werbung in eigener Sache gemacht.
Es gibt aber auch Dinge, die gefallen
So schaffen wir es in Halbzeit 2, doch noch Druck aufzubauen. Und das, obwohl auch das dritte Gegentor in die Rubrik „vermeidbar“ fällt. Trotzdem versuchen die Jungs noch mal was, kommen zu einem glücklichen 1:3 und dann hat Union einen Torhüterreflex und Glück, dass nicht das 2:3 fällt. Das 4:1 fällt dann, als wir alles oder gar nix spielen. Es wird gar nix. Henks Annahme und Drehung vor dem 1:3 ist extrem cool, sein Abschluss würde zwar wahrscheinlich eher die Eckfahne treffen, aber wird ins Tor abgefälscht. Das Tor sollte ihm Auftrieb geben und er zeigt gegen Union wieder weitere Ansätze, wie er als Mittelstürmer, Bandenspieler und Vollstrecker wertvoll sein könnte. Hoffen wir, dass diese Andeutungen sich bestätigen.
Was noch positiv ist, dass sich diese Mannschaft wehrt. Wenn bei irgendwelchen Rudelbildungsnummern letzte Saison da unser Spieler meistens alleine blieb, so sind nun sofort alle da und diskutieren mit. So muss das auch in solchen Situationen sein.
Der Unioner Heimanhang feiert den Sieg mit einem „Sieg“-Stakkato und da sind wir auch schon beim Meckern. Sorry Leute, aber das ist echt Dreck und alle Menschen, die in Hamburg groß geworden sind, können euch sagen, mit welchem Wort die Pause in diesem Gesang früher gefüllt wurde. Da gibt es echt coolere Siegesgesänge. Ebenso fällt auf, dass eine Gruppe von Union anscheinend seit neustem mit den Ottos von Gladbach befreundet ist,die ganz unpolitisch mit SS-Totenkopf posieren. Also wir hätten da irgendwie andere Freunde. Aber es passt in dieses unschöne Unpolitische, was Union trotz vieler politisch fitter Leute schon immer prägt.
Nach dem Spiel also schnell weg. Am Bahnhof soll es noch gescheppert haben, aber wir haben davon nix mit bekommen. Feststellung der Abreise: Zu Union fährt man mit dem Fahrrad.
Moin,
erstmal schön zu lesen, dass die Organisation bei uns diesmal anscheinend besser geklappt hat.
Was den Weg zum Gästeblock nach dem Stadionausbau angeht:
Es soll eine weitere Brücke über die Wuhle gebaut werden, sodass man quasi zwei Zugänge hat.
Was die Gladbach Geschichte angeht:
Die Ultras sind seit Jahren mit Gladbach inoffiziell befreundet.
Allerdings hing am 1. Spieltag gegen Köln das erste mal die Fahne der Gladbacher in unserem Auswärtsblock. Da dachte man noch: Gut, Gladbach vs Köln – alles klar.
Das nun aber erstmalig die Fahne der Gladbacher bei einem Heimspiel bei uns im Stadion hing hat ziemlich großen Unmut zumindest innerhalb der Gegengerade gesorgt. Und das vor allem wegen der von dir Beschrieben Verbindung. Wie es damit weitergeht werden wir sehen.
Grüße aus Berlin.