Das Leben der magischerfc.de-Redaktion ist eigentlich einfach. Man benutzt sein eigenes Halbwissen um anderen die Welt zu erklären, schreibt unregelmäßig und ohne verbindliche Form und wenn man zum Bloggeburtstag lädt, kommen tatsächlich Menschen, schenken einem Dinge und man hat einen großartigen Abend. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle.
Doch – wie das nun mal so ist im Leben – baut sich in manchen Phasen negative, destruktive Energie auf, die irgendwo hin muss. Einige schaffen es, diese Energie in etwas Positives zu verwandeln, anderen schaden bewusst ihren Mitmenschen in dem sie Massenmörder werden oder in die SPD eintreten, aber die größte Gruppe wählt den einfachsten Weg und schreibt ihre Wut ins Internet. Und da man selbst sich noch ein wenig wenig Restwürde bewahren möchte und nicht bei Google negative Rezensionen über den Kiosk um die Ecke verfassen oder Volkstribun bei Facebook werden will, setzten wir unsere Frustration jetzt unregelmäßig im Rahmen dieses Blogs um und arbeite uns an Dingen ab, die uns am Verein, am Fußball, an Fanszenen stören. Ihr müsst es ja nicht lesen und uns geht es danach möglicherweise besser. Who knows? Noch eine kurze Warnung vorab: Dieser Text ist nicht die übliche, ausgewogene, sachliche Kritik, die ihr hier kennt. Er ist nicht konstruktiv und soll nicht nett sein. Er ist Frust! Was nicht heißt, dass wir am Ende jemanden persönlich böse sind oder man nicht mal drüber reden kann und sollte.
Unser erstes Ziel – und es tut uns sogar echt ein wenig Leid für die handelnden Personen, denn die sind ja meistens das Ende der Befehlskette – ist der Social Media-Output unseres FCSP. Das stört uns schon extrem lange, sind wir doch dort schon deutlich länger unterwegs, als der Verein selbst. Social Media ist Teil unseres Lebens, wir kommunizieren mit Freunden, beziehen einen Teil unserer News und verfolgen Entwicklungen rund um den FCSP im Alltag dort. Und wir müssen sagen, dass das mit unseren individuell zusammengestellten Timelines ganz gut funktioniert. Nun eine Sache gefällt nicht und das ist, wie sich unserer Verein dort gibt. Wo soll man überhaupt anfangen?
Der typische Bundesliga-Gucker für uns ist ein imaginärer Familienvater Mitte 50 namens Manni, der irgendwo auf seinem hessischen Dorf lebt. Er ist aus nostalgischen Gründen Gladbach-Fan und verfolgt jedes Spiel sowie die Konferenz bei Sky, während er ein paar Krombacher trinkt. Fußball ist Mannis Leben. Er hält sich in diesem Bereich für überdurchschnittlich intelligent, weil er den Kicker abonniert hat und die B-Jugend des Dorfvereins trainiert, obwohl seine beiden Söhne schon ins Nachbardorf gezogen sind. Manni ist kein schlechter, aber ein einfacher Mensch. Das drückt sich auch in seinem Fußball-Wortschatz aus. Vielleicht kannst du dir, liebe*r Lesende*r, vorstellen, wie Mannis Duktus vor dem Fernseher oder auf dem Dorfsportplatz der lokalen Bezirksligamannschaft ungefähr aussehen könnte. Wenn nicht, es ist für mich das gleiche Vokabular in dem unser Verein seine Social Media-Posts schreibt. Nur dass Manni Emojis sprachlich nicht ausdrücken kann. Richtig stark, Jungs! Weiter so, Männer!
Während progressivere Social Media-Kanäle ihre jeweiligen Fans mit News, Fun Facts und Gifs unterhalten, versteht man sich beim FCSP als Beobachter, der das 15. Video von der Kollaustraße postet, wie unsere Profis sich warm laufen. Und natürlich interessiert das niemanden und ernsthaft, warum sollte es auch? Die paar billigen Favs kommen dann folgerichtig auch von Leuten, mit denen man eigentlich nichts zu tun haben will, denen der Verein aber trotzdem brav folgt: Bild St. Pauli, Mopo St. Pauli, Bild Reporter für St. Pauli. Gruselig. Oder von den Leuten, die man mit Vorliebe retweetet. Irgendwelche Dorftrottel, die auf ihrem Profilbild das Trikot der deutschen Vorrundenausmanschaft tragen und sich auf ihr erstes Pauli-Spiel in fucking Sandhausen freuen oder noch schlimmer irgendwelche vermeintlichen Linken, die sich Minuten vorher sehr besorgt über die Lage in Gaza geäußert haben. Da kommen auf jeden Fall authentische Emotionen hoch. Auch wenn das andere sind als vielleicht geplant.
Dieser ganzer Pseudo-Hype und die billigen Emotionen sind ja gar nicht mal so schlimm. Sie sind halt langweilig und beliebig, das was man beim FCSP ja eigentlich nicht sein will. Eine Art angestaubte organisierte Langeweile so wie der ganze deutsche Fußball. Den Vergleich zu einer beliebigen deutschen Profimannschaft kann man sich durchaus sparen, sie unterscheiden sich in diesem Bereich durch nichts, auch wenn das Design unserer Abteilung voll alternativ und edgy aussehen will. Da wird es dann nicht nur beliebig, sondern auch schnell peinlich.
Vielleicht würde jetzt jemand einwerfen, dass an bestimmten Tagen FCSP-Social Media durchaus seine Werte und politischen Haltungen durch einen Tweet oder ein passendes Bild darstellt. Ja, das tun sie (und interessanterweise bekommen diese Posts auch immer überwältigend viel Zustimmung und Reaktionen). Doch wenn dann der rechte Mob drauf aufmerksam wird und diskriminierende Inhalte postet, reicht es auch nicht mal mehr zu einer Gegenrede oder zu einem blocken der jeweiligen Person, so kann man ungestört dem offiziellen Account antworten und folgen, wenn man 14 Leuten folgt und die anderen 13 irgendwelche Pissnazis der sogenannten „neuen Rechten“ sind.
Danke an den aufmerksamen User, der über diese Antwort gestolpert ist.
Diese Statements werden damit so oberflächlich und beliebig, wie der gesamte Restinhalt. Wow, xy ist in der Elf des Tages bei Bundesliga.de, heute gibt es keine Mützen Größe S im Fanshop und unser Sponsor verlost drei Karten für was auch immer und ganz wichtig irgendein Retweet, weil jemand Kaffee aus einer Fanshop-Tasse trinkt und das ist ja alles so toll und relatable. Fuck that shit.
Jede noch so irrelevante Information von der Website in den sozialem Medien mit jeder Menge Emojis garniert publizieren, macht noch keine gute Öffentlichkeitsarbeit. Eher im Gegenteil. Es ist langweiliger Inhalt, beliebig präsentiert und das in einer Sprache, die eigentlich in den 80ern hätte ausgestorben sein sollen. Social Media Feeds sollen eigentlich Fans gewinnen, sie begeistern, an den Verein binden und nicht bestenfalls zu Tode langweilen oder mit Ekel abwenden lassen. Aber genau das tut ihr. „Fuck you, FCSP Social Media. Fuck you really hard“ möchte man schreien und das ist nicht die Emotionalisierung, die gewollt ist.
P.S.: Wir haben uns– das versprechen wir ganz ernsthaft – für die „Recherche“ zu diesem Text nicht getraut, den Twitter-Account des FCSP zu öffnen. Wir wetten trotzdem, dass man dort auch heute wieder bestens mit Videos vom Warmlaufen, Kaffetassen und Engpässen im Fanshop unterhalten wird. Haltet durch, es kommen auch wieder bessere Tage.
P.P.S.: Wenn ihr mal gucken wollt, wie es geht: @cubs oder @rockies die können das Social Media Game.
Nachtrag 20.07.18 10:54 Zwischenzeitlich (und nach Veröffentlichung dieses Beitrags) gibt es eine Antwort des offiziellen Accounts auf den zitierten Tweet.
Ich würde auch den Twitteraccount des BSC Hastedt empfehlen. Die performen richtig gut.