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Jubel, Trubel und anstehende Arbeit

Erstmal zum Spiel gegen Bielefeld

Oh je, eigentlich ist ja schon vor dem Spiel alles klar. Meint der Senior des Blogs. Jedem, der ihn nervös anspricht, sagt er nur, dass nichts schief gehen könne, er habe Stutzen an. Die Glücksstutzen des vorherigen Wochenendes. Ungewaschen. Gut, dass wir einer Freiluftsportart beiwohnen. Sowieso versuchen so viele Leute vor dem Stadion unfassbar viele Dinge genau so zu machen wie die Woche davor. Wir sind alles rationale Menschen und natürlich glauben wir überhaupt nicht an höhere Mächte und an Aberglaube. Aber die Glückssocken müssen sein.

15:30 ist eine sehr schöne Anstoßzeit. Klar, wenn man auswärts fährt, dann wird das am Sonntag ganz schön spät, bis man wieder zu Hause ist. Aber besser als dieses „direkt nach dem Aufstehen Fußball spielen“ ist es allemal.

Der späte Anpfiff führt auch zu einer frühen Füllung der Plätze am Millerntor. Die Mannschaft wird wieder schon beim Warmmachen mit Anfeuerungen bedacht. Dazu noch eine Topchoreo auf der Haupt, die von Edelfan N. nahezu alleine durchgezogen wurde. Geiler Typ. Klasse Nummer.

Bielefeld. Auf der einen Seite beeindruckend, wie da echt noch Leute ankommen, die Sinnbild einer alten proletarischen Fußballkultur sind. Wie erzählte ein FCSPLer so schön vor dem Spiel? „Ich saß mit so einer Truppe 50-Jähriger in der Bahn. Freundlich, aber auch alte-Schule-ruppig. Irgendwie verlorene Fußballkultur.“ Anderseits bringt so ein Verein auch so viel unterstes Niveau mit, dass man nur den Kopf schütteln kann. Bielefeld ist nun wirklich kein Gegner, der bei dem geneigten FCSPler Hass auslöst (Ausnahmen bestätigen hier die Regel), und auch die 80er-Jahre-Hoolfreundschaft mit den Volksparkfreunden ist nun auch keine wirklich tragfähige Argumentation, um sich an denen noch abzuarbeiten. Wenn man aber sieht, wie die schon beim Einlauf der Heimmannschaft zum Warmmachen auf Hasslevel 1905 sind, dann fragt man sich echt, was man Sinnvolles alles mit Testosteron machen könnte.

Ansonsten gibt es heute in Bielefeld wohl gut gegarte Hühnerbrust, so viele wie da im Gästeblock in die Sonne gehalten werden. Dieser ganze „Oberkörper frei“-Kram ist sowieso etwas fragwürdig, aber das könnt ihr gerne an anderer Stelle nachlesen.

Auf dem Platz das letzte Aufgebot und das schlägt ichh in einem Kampf- und Krampfspiel wirklich wacker. Natürlich hat Bielefeld gefühlt 99 Prozent Ballbesitz und natürlich ist das letztendliche 1-0 etwas glücklich, aber ähnlich wie gegen Fürth hat man wieder das Gefühl, dass hier eine Mannschaft von 1 bis 11 ihr Glück erzwingen will.

Klar, du kannst so eine Intensität nicht jedes Spiel abrufen. Dafür reiben dich 34 Spiele zu doll auf. Aber wenigstens ein bisschen dieser Intensität hätte vielen Heimspielen eine ganz andere Wendung gegeben. Mal ein Sonderlob an Koglin und Zehir, die nun wirklich nicht viel Spielzeit in der ersten Mannschaft gesehen haben bisher und die beide ihre Sache sehr tapfer machen. Das macht doch Hoffnung, dass die Jungs knapp dran sind am Kader und zumindest von hinten mal Druck machen können. Park hingegen ist diesen kleinen Schritt gegangen und wird immer mehr zur defensiven Allzweckwaffe unseres Vereines. Seine Durchbruchsaison krönte er an diesem Tag mit einem Tor der Marke „arschcool“.

Ach ja, Freiburg und Rest der Welt: Dieser Mats, der kann gar nix. Ihr wollt den am Millerntor lassen, ja? Seufz, viel verletzt der Junge diese Saison, aber was der für ein Potential hat, wenn man ihm die zentrale offensive Position überträgt, das hat er in zwei Spielen wieder einmal unter Beweis stellen können. Einer der größten Fehler dieser Saison war es, dass dies nicht erkannt wurde und er sich irgendwo außen versuchen musste. Nicht seine Stärke.

Wo auch immer du landest, Mats, danke für die Jubelsprünge und für intensive 1 1/2 Saisons. Und falls du keinen Verein findest: Komm gerne noch länger zu uns.

Lasse sitzt jetzt erstmal eine Saison in Köln auf der Bank und dann leihen wir ihn wieder aus, dann machen wir wieder irgendeinen komischen Vertrag und dann spielt er endlich bis zum Ende seiner Karriere bei uns. Und falls es so nicht kommt, dann sei ihm der Erfolg in Köln gegönnt. Kann er gerne mit 96 Punkten aufsteigen. Die 6 anderen bleiben aber bei uns.

Damit ist alles gesagt, der Rest ist Jubel und purzelnde Steine. Und nun können wir nächsten Sonnabend ganz in Ruhe verfolgen, ob sich der lokale Rivale erfolgreich drückt oder nicht.

Das so ein „Stadtderby“ schon jetzt seine unangenehmen Seiten hat, sei nur am Rande erwähnt. Menschen wegen der falschen Schalfarbe aufs Maul zu hauen, wird nie in unseren Kopf kommen.

Was es nun zu tun gibt

Erstmal Frodo im Katzenkostüm im Sonderzug. Liebe Leute, er hat gewettet, er hat verlorengewonnen und wer ihm im Sonderzug doof kommt, der kommt uns doof. Und das mögen wir nicht. Krault ihm lieber die Öhrchen. Danke, liebe Mannschaft, dass das geklappt hat. Gebt ihm eine Mil äh ein Bier aus:

Und dann müssen wir was tun für die neue Saison.

Klar, man kann so einen Fokussierung und so eine Leidenschaft nicht für 34 Spiele durchhalten. Aber sowohl auf Fan- als auch auf Vereinsseite müssen wir wieder mehr Leidenschaft und Fokus entfachen. Der Verein muss es schaffen, klare Vorgaben zu definieren und auch hart durchzusetzen, wenn jemand sich nicht dran hält. Es muss da Zug rein. Jeder, der unseren Präsidenten kennt, weiß, dass er eher ein kooperativ führender Mensch ist. Und das ist ja auch modern und in vielen Zusammenhängen richtig.

Aber im Fußball hast du es halt mit Hochleistungssport und mit extremen Führungsansprüchen zu tun. Gerade bei einer Meute von jungerwachsenen Männern. Hier werden sich auch Oke und der ganze Verein anpassen müssen. Das heißt aber nicht, dass nun Oke hier der Zampano der Marke Kind oder Tönnjes werden sollte. Das ist nicht St. Pauli.

Wir und er müssen hier unseren eigenen Stil entwickeln und auch weiterentwickeln. Denn wie wir schon im JHV-Bericht schrieben: Wir haben hier ein ganz starkes Alleinstellungsmerkmal und gehen bewusst den Weg, den alle anderen nicht gehen. Die uns in zehn Jahren entweder auslachen und wir sie. Etwas dazwischen gibt es nicht. Wir haben 2030 ein Date mit dem Champions-League-Pokal, insofern lass uns die Welt auslachen.

Dazu müssen Prozesse hinterfragt werden, analysiert werden und vielleicht auch radikal geändert werden. Wir müssen uns ganz klar Ziele vornehmen, was wir in einem, in drei und in fünf Jahren für ein Fußball am Millerntor haben wollen. Nein, solche „in drei Jahren steigen wir auf“-Pläne sind Bullshit, aber es muss klar ersichtlich sein, was wir wollen. „Ausbildungsverein“ wäre z. B. ein Stichwort. Und gerade mit einem Jugendjahrgang im B-Jugend-Bereich, die sehr gut sein sollen, müssen wir sehen, ob wir diese in den Herrenbereich überführt bekommen. Wenn wir diesen Weg dann gehen wollen.

Erstmal: Das heißt nicht, dass Personal ausgewechselt werden soll. Und das heißt auch nicht, dass wir nun die unpolitischen Party-Paulis sind, die zwar „gegen Nazis“ sind, aber nur wenn es nicht weh tut, nicht aneckt und bitte auch sonst die Fresse halten. Das kommt nicht in Frage. Der FCSP muss und sollte Fußball mit einer gesellschaftlichen Verantwortung und einem rebellischen Auftreten sein. Der FCSP muss für einen anderen Fußball kämpfen und ihn leben.

Wir werden auch unbequemen externen Rat uns einholen müssen. Nicht über Boulevardzeitungen. Aber intern.

Auch wir Mitglieder und Fans müssen uns ändern.

Da ist dieses unbestimmte „ach zweite Liga reicht ja und wir wollen ja gar nicht aufsteigen und mal sehen“, was auch an der Misere der letzten Jahre schuld ist. Diese Genügsamkeit mit Platz 9 ist nicht zielführend. Da gehören wir nicht hin. Auch nicht in einer zweiten Liga mit Köln und Wolfsburg. Wenn es am Ende Platz 5 wird, dann kann man nichts sagen, aber unser Anspruch sollte und muss Top 23 sein. Dafür werden wir hart arbeiten müssen. Und wir Mitglieder werden mitarbeiten müssen, denn z. B. wählen wir im November einen Aufsichtsrat.

Und wenn ihr, ja ihr liebe Mitglieder, dann irgendwen wählt, der per Boulevardzeitung ein „ich führe Pauli in den sportlichen Erfolg“ wählt, dann kündigen wir euch die Freundschaft.

Und noch mal sei auf den JHV-Bericht verwiesen: Dieser Verein ist ein Mitmachverein, es gibt so viele Dinge, die von unten bewegt werden können. Und es gibt genügend Organisationen, wo ihr alle mitmachen könnt. Seien dies nun Ultras, Fanräume, Museumsvereine oder andere Stellen. Und damit bekommt ihr alle auch genügend Einblicke, um an anderer Stelle zu helfen.

Ebenso muss das lethargische Nichtsupporten und Allagui in Minute 5 Anpöbeln ab jetzt Geschichte sein. Das Millerntor kann dir bei richtiger Stimmung drei bis vier Spiele gewinnen, aber dafür müssen auch wir Fans was machen. Der USP-Vorsänger sagte zu Beginn der Saison immer „wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen“. Diese Einheit brauchen wir auch auf den Rängen. Nicht jedes Mal dieses Feuer, das geht nicht. Aber ein gewisses Feuer bei Heimspielen.

Klar hat Allagui seine Fehler, aber daran muss er, sein Trainer und alle sportlichen Verantwortlichen mit ihm arbeiten. Wir glauben, er kann das. Aber der Junge kann mit seiner Technik und seiner Lässigkeit in einer spielarmen zweiten Liga noch ein Pfund werden. Das sollten wir auch sehen. Und das geht nur, wenn wir ihn nicht schon runter ziehen, wenn er nur seine Schuhe anzieht.

Wir glauben an den Kader, der bisher feststeht für die nächste Saison. Wir glauben, dass ihr Leistungen der Fürther und Bielefelder Art regelmäßiger umsetzen könnt. Ja, dafür müsst ihr euch auch mehr auf den Arsch setzen und vielleicht auch mal euch richtig anbrüllen, aber ihr könnt das. Und dann wird alles gut. Und wenn Köln und Wolfsburg ihre 90-Mio-Etats nicht gut einsetzen, dann sind wir da und nutzen die Chance aufzusteigen.

Wir als Blogger müssen uns verpflichten, diese Absätze immer wieder in Erinnerung zu bringen und alle an diese Ziele zu erinnern.

So

Wir sehen uns im Sonderzug. Ach ja: Inoffizielles Motto seit gestern „wer sich dran erinnern kann, der war nicht dabei.“

Es schrieben auch

Der Frodo freute sich über eine erfolgreiche Mission Katzenbabys.

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