Heimsieg. Dieses Gefühl morgens, leicht übermüdet mit einem Grinsen aufzuwachen. Die Älteren werden sich daran erinnern. Aber es gibt dieses Gefühl noch.
Montagsspiele beginnen spät. Und doch ist es zunächst leer an den Eingängen ins Millerntor. Und es bleibt auch vergleichsweise leer. Wahrscheinlich hält eine Kombination von Montag, kalt und vielleicht schon im Weihnachtsurlaub in Verbindung mit weniger erbaulichen Ergebnissen (Erfolgsfans!) doch ein paar Menschen ab, das Millerntor zu besuchen.
Diese Lücken müssen genutzt werden, sodass es eine Premiere gibt. Alle drei Schreiber dieses Blogs stehen wirklich maldirekt nebeneinander. Das ist schön und die Liebe sprudelt nur so über. So doll, dass in unserem Umfeld jemand nach 22 gemeinsamen Jahren nun heiraten wird. Glückwunsch.
In einer Situation, in der die Zahl der gesunden Stammspieler deutlich kleiner ist als die Anzahl der Plätze auf dem Platz, vertreibt man sich die Zeit bis zur offiziellen Aufstellung gerne mit Gedankenspielen, wie man denn nun aus den verbleibenden Spielern eine Elf formen könnte. Wildere Ideen wie Lasse als Sturmtank oder Allagui als zentraler 10er werden angedacht und wieder verworfen, bis die offizielle Aufstellung kommt. Und warte mal, da ist doch der Allagui der zentrale 10er. Schneider als Sturmspitze und als völlige Überraschung Yi-Young Park als zweiter 6er. Rückkehr zum alten 4-2-3-1? Findet unsere Zustimmung! Alles andere wird sich zeigen.
Bochum macht den Gästeblock voll …
… aber aus diversen Gründen leider nicht stimmungsvoll. Da ist im Verein (und das ist er noch) ziemlich viel im Argen, man versucht als ungefähr 100ster Verein eine Ausgliederung, die direkt mindestens zur Deutschen Meisterschaft führen soll, und der Sportchef Christian Hochstätter scheint auch nicht gerade beliebt zu sein. Man legte ihm doch relativ unverblümt nah, sich zu „verpissen“.
Das scheint dann wieder der Hamburger Polizei nicht zu gefallen, die mit einem kleinen Trupp das Transparent vom Zaun zuppelt und für Hektik am Gästeblock und doch einem auch für Millerntorverhältnisse ziemlich lauten „Ganz Hamburg hasst die Polizei“ führt. Nun sind wir keine Experten für den Streitstand in Bochum, aber so ein Plakat kann man auch mit einem Schulterzucken kommentieren und einfach weitermachen, liebe Polizei.
In der Süd fehlen auch lange die Banner, was erst einmal für Fragen sorgt. Hat wohl damit zu tun, dass Routinen durchbrochen werden sollen. Müssen die Mädels und Jungs in der Süd dann selber analysieren, ob es was gebracht hat.
Zumindest die Gegengerade ist zunächst ruhig wie lange nicht mehr zu Beginn. Das war aber wahrscheinlich nicht das Ziel, oder? Lieber Supportblock. Wir lieben euch. Tief und innig. Aber bringt bitte die Trommel wieder mit, ja? Und lasst euch nicht von irgendwelchen Suffpaulis davon abhalten.
Erst später entwickelt sich eine vernünftige Millerntorstimmung und das liegt auch an dem Geschehen auf dem Platz, denn dort liefern die Boys in Brown das, was man von einem braun-weißen Team sich wünscht. Ein Fight bis zum Umfallen. „ENDLICH!“, will man ausrufen. Da werfen sich Spieler in Wege, da werden die Extra-Meter gegangen und da wachsen Spieler an ihren Aufgaben. Exemplarisch sei hier Park genannt, der erst unsicher ist und schnell Gelb kassiert,was früh schon zu Warmmachübungen von Auswechselspielern führt. Und der dann Minute für Minute sicherer wird, sich reinkämpft und am Ende ganz abgeklärt die Bälle klar macht. Wow!
Schneider vorne als Rennmaus mit unfassbaren Wegen und klar, das mag nicht wirklich effektiv sein, aber so wie er das macht, ist das schon cool. Und er kann dabei auch noch Bälle festmachen und weiterleiten. Und immer wieder ein Unruheherd, ein Störenfried. Und so können unsere Jungs endlich mal mit Dampf auf die letzte Abwehrreihe kommen, können so Freistöße ziehen, es entsteht mal Hektik beim Gegner und vor dessen Box. Wann hatten wir dies zuletzt am Millerntor? Ein Freistoßtrick mit ein bisschen Glück, ein klasse Konterpass von Cenk und ein tapferes Schneiderlein (kommt Leute, auf den habt ihr doch schon seit Wochen gewartet), der den Ball versenkt. Zack 2-0 nach 49 Minuten.
Verbesserungspotential gibt es trotzdem noch. So will man Allagui beim Umschaltspiel defensiv anschieben, denn da nimmt er doch immer etwas zaghaft teil. Und seine offensiven Geistesblitze sind nicht so, dass er sich das erlauben kann. Ehrlich gesagt ist das häufig zu eigensinnig, zu lässig oder beides. Da wird dran zu arbeiten sein, denn das Potential ist garantiert da. Ach ja: Kann dem bitte mal jemand Abseits erklären?
Die restliche Zeit ist auf die Uhr gucken angesagt
Denn Bochum schmeißt sich wütend rein und hat auch ein, zwei brenzliche Dinger. Aber außer einem Flipperball kommt nix ins Tor. Und das liegt insbesondere an zwei Spielern: Das, was Jackson und Lasse da raus schädeln, rausgrätschen, rausdreschen, irgendwie rausmachtn, das ist schon der Hammer. Sowieso: Wieviele Lasses stehen bei uns auf dem Platz? Gefühlt schädelt der eben noch hinten rechts den Ball weg, um 0,3 Sekunden später vorne Links den Flankenlauf zu starten.
Ja, man könnte auch mal das 3-0 oder 3-1 per Konter machen, aber das üben wir dann noch mal an einem anderen Tag, nech?
Doof nur: Nach 80 Minuten ist der Akku aller Braun-Weißen bei 1 %. Es kommt dann aber die elegante Rettung in Person von Jan-Philipp Kalla. Als Ein-Mann-Abfangjäger und Konterspieler beschäftigt er Bochum und sorgt auch noch für eine numerische Überzahl unserer Braun-Weißen. Weihnachtliche Zimtschnecke! Wir sind ja so oder so Fanboys, aber heute macht Kalla wirklich eine ganze Menge richtig. So etwas will man von der Bank sehen!
Der Rest ist Jubel, ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk und neun Punkte bis Platz 2. Nein, wir sind nicht größenwahnsinnig, aber mit der Leidenschaft dieses Abends kann diese Mannschaft ganz viel erreichen. Jungs, ihr könnt das!
Genau so!
[…] Lasse und Jan hoch2 […]