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Kritisch bleiben? – Vorbereitung zur JHV 2017 Teil 1 (?)

Vorwort

„Ich bin die Demonstration gegen die Demonstration
Nehme das Megaphon, jeder verstummt, verhöhn‘ die Idioten
Gröhle Parolen für mehr Resignation“
(wie alle folgenden Zitate: Antilopen Gang – Anti Alles Aktion)

Es ist wieder MV (Mitgliederversammlung). Und was bis vor Kurzem noch wie eine eher harmlose Jahreshauptversammlung ohne Wahlen aussah, wird nun durch den Rücktritt des Präsidiums und die Anträge der Satzungskommission doch zu einer MV mit Inhalt. Umso mehr ist es auch wieder Zeit, dass wir als Blog uns etwas mit dem Staat FC St. Pauli auseinander setzen.

Wir wollen ein paar grundsätzliche Fragen stellen und dann auch im Einzelnen auf die Anträge und Wahlen eingehen. Wenn ihr euch vorbereiten und viele Infos von unseren handelnden Personen haben wollt, dann seien euch die Millerntons mit Sandra Schwedler und mit Oke Göttlich empfohlen.

Man kann schon verstehen, warum sich Oke gerne mal in vorsichtige Plattitüden rettet in solchen Interviews wie beim Millernton, aber trotz dieser Neigung kommt auch bei ihm noch sehr viel Info UND Denkweise drüber. Danke an den Millernton und auch an Sandra und Oke, dass solche Gespräche möglich sind. Und so etwas muss man auch mal klar sagen: In welchem Verein würde ein Präsident schon zu einem Podcast von Fans kommen und sich da zwei Stunden Zeit nehmen? Die Vereine kannst du an einer Hand abzählen. Hier haben wir kurze Wege und eine Offenheit, die man auch mal loben muss.

Opposition?

„Ich bin die Opposition für die Opposition
Wen ich sag‘, was ich denk‘, krieg‘ ich Post von den Bullen“

Es ist trotzdem etwas Grundsätzliches zu beobachten beim FCSP. Ein Mangel öffentlich wahrnehmbarer Opposition. Und ein ebensolcher Mangel an öffentlicher Kritik an den wählbaren Positionen. Ja, das liegt zum einen auch daran, dass vieles „in die richtige Richtung“ läuft, aber eigentlich gäbe es auch Themen, wo man eigentlich auch eine gewisse öffentliche Kritik erwartet. Ob die dann am Ende durchgreift, das ist eine ganz andere Frage.

Nehmen wir doch z. B. den Nebenjob unseres technischen Direktors bei Sky. Meint ihr, dass ein anderer Vereinsoffizieller als Ewald Lienen so nahezu keine Reaktion hervorgerufen hätte, wenn er gemütlich mit Claus Strunz über die Champions League geplaudert hätte?

Oder glaubt ihr, dass der Austausch von „Viva con Agua“-Wasser durch Hella Mineralbrunnen bei Orth ein absolutes Nichtthema gewesen wäre?

Auch kann man Vertragsabschlüsse mit Fritz Kola kann man absolut mal kritisch hinterfragen. Gerade Firmen, wo das Außenbild vom kleinen Underdog mit den Geschäftsgebahren nicht übereinstimmen, sollte der FCSP kritisch sehen.

Unsere zugegeben händische Recherche ergab, dass z. B. keines dieser drei Themen im Übersteiger (und das ist ja wohl immer noch das Referenzblatt) Niederschlag gefunden hat.

Man verstehe uns nicht falsch: Es mag für all diese oben genannten Entscheidungen Gründe geben. Selbst gute Gründe, ach Blödsinn. Mit Claus Strunz an einem Tisch zu sitzen, dafür gibt es nur einen Grund, nämlich einen Skandal zu produzieren. Torten sollen bei so etwas sehr nützlich sein.

Aber sonst kann es aber auch griffige und sinnvolle Erklärungen geben. Nur diese werden – zumindest öffentlich – nicht mehr abgefordert und hinterfragt. Und das ist schlecht für einen basisdemokratischen Verein.

Oke selber sagt in der zitierten Millernton-Folge, dass Transparenz ein wichtiger Bestandteil eines mitgliedergeführten Vereines sein müsse. Zu einer Transparenz gehört aber auch, dass Menschen diese herstellen, indem sie nachfragen, indem sie gegenrecherchieren und indem sie die handelnden Personen hinterfragen.

Dies ist beim FCSP zurzeit sehr dünn. Wir nehmen uns selber da auch gar nix aus, denn auch wir haben zu den eben genannten Themen nichts geschrieben. Man wird bequem, eine gewisse Grundzufriedenheit mit der Richtung und den Personen führt zu einer noch stärkeren Bequemlichkeit.

It’s a dirty job, aber irgendwer muss ihn halt machen und zur Zeit fehlt dieser Irgendwer. Und das ist schlecht im Rahmen von Transparenz, Checks and Balances und Weiterentwicklung unseres Vereines.

Ihr merkt: Das eben Geschriebene ist weniger eine Kritik an den Amtsinhabern als an dem gemeinen Volk. Im Übersteiger 129 findet sich z.B. ein Artikel, der „Die AFM – Ein schlafender Riese wird wachgeküsst“ betitelt ist. Ohne uns jetzt den Inhalt aneignen zu wollen, aber in den „passiven“ Vereinsmitgliedern ist so viel Man- und noch mehr Womanpower, die sich kritisch konstruktiv einbringen sollte und müsste.

Und nein, dies wird nicht durch eine Hinterzimmerdiplomatie ersetzt. Diese gibt es und sie ist in vielen Punkten auch notwendig und in diesem Verein funktioniert sie immer noch sehr gut. FCSR, AGiM etc. pp machen da einen guten Job. Aber sie führt eben nicht dazu, dass die Mitgliederversammlung als höchstes Gremium dieses Vereines immer wirklich informierte Entscheidungen treffen kann. Dazu gehört eben auch eine öffentliche Kritik, öffentliche Opposition.

Deswegen auch folgende Warnung!

Es wäre schlecht, wenn man den Gedankengang „Das sind unsere Leute, die müssen wir um jeden Preis an der Macht halten, jeder der sich kritisch äußert, will denen nur an die Posten und ist schlecht für uns.“ spinnen würde.
Das ist eine Wagenburgmentalität, die wir uns nicht leisten können, wenn wir wirklich ein basisdemokratischer Verein bleiben wollen. Natürlich müssen wir uns immer fragen, ob es wirklich um sachliche Dinge geht oder um ein „Ich will an die Fleischtöpfe der Macht.“, aber eben genau diese Differenzierung müssen wir auch hinbekommen.

Ja, liebe Leser, wenn wir der andere Verein bleiben wollen (und wir denken, dass dies Konsens ist), dann müssen wir alle an uns selber hohe Maßstäbe legen und viel Mitdenken leisten.

Nun aber konkret zur MV

Die Wahlen

„Ich bin die Gegenpartei gegen die Gegenpartei
Ich geh‘ nicht wählen bei Wahlen, denn ich bin gegen Parteien“

Danke Alt

Wir wählen verfrüht das Präsidium. Dabei werden zwei Vizepräsidenten ausgetauscht, was historisch beim FCSP der Regelfall ist. Wenn wir uns richtig erinnern, hat beinahe noch kein Präsidium wirklich vier Jahre in der absolut gleichen Besetzung durchgehalten.

Dies ist natürlich einmal mit der verrückten Arbeitsbelastung zu erklären und auch mit der riesigen Verantwortung, die ein solches Ehrenamt mit sich bringt. Das kann man bei Oke im Millernton sehr gut heraushören.

Hinzu kommt, dass – wie es Oke auch richtig ausführt – Fußball ab und zumal auch Bauchentscheidungen bedarf. Und nicht jeder hat den gleichen Bauch und nicht jeder kann mit unterschiedlichen Bäuchen umgehen. Kurz: Da ist in so einem Gremium auch genügend Konfliktpotential.

Oder anders gesagt: Alles Gute an Tom und Reinher. Danke für den Fisch und wir hoffen, ihr konntet euch das Fan-Dasein erhalten und könnt nun wieder genüsslich beim Bier im Stadion rumpöbeln.

Und neu?

Als neue Kandidaten sind Christiane Hollander und Carsten Höltkemeier nominiert.

Erstere ist im Viertel keine Unbekannte, ganz im Gegenteil. Anwältin mit einer Kompetenz im Mietrecht und in Stadtteilpolitik (Eigenbeschreibung bei Mieter helfen Mieter) sind für unseren Verein absolut Gold wert. Einen guten Leumund bekam sie in unserer Filterblase auch sofort.

Kurz: Gute Wahl und schön, dass sie an Bord möchte. Die sprichwörtliche Sahne auf die Kirsche ist, dass sie eine Frau ist, denn diese sind immer noch übelst unterrepräsentiert in den Führungsgremien unseres Vereines. Von einer 50/50-Quote sind wir weit entfernt. Von der Repräsentation anderer marginalisierter Gruppen wollen wir ja gar nicht erst anfangen.

Carsten Hölzkemeier ist ein Banker. Und da kannst du noch so sehr aufgeklärter Linker sein, das alleine bringt Vorurteile mit sich. Davon muss man sich trennen! Und wir werden gerade im Bereich Banken, Finanzierungen etc. einen Experten benötigen. Denn wie wir alle wissen, läuft nächstes Jahr die Anleihe aus und wie wir schon bei der Auflage eben dieser schrieben, wird dies ein sehr kritisches Datum. Man darf nicht vergessen, die damalige Anleihe hatte in ihrem Verkaufsprospekt folgende Formulierungen (dieses Mal kein Antilopen-Gang-Zitat):

„Sollte die Fußball-Lizenzspielermannschaft des Vereins über die Laufzeit der Anleihe in der zweiten Bundesliga [Text hier etwas umformuliert vom Autor] verbleiben […], werden die Emittentin und der Verein nicht dazu in der Lage sein, sämtliche Rückzahlungsansprüche […] bei Fälligkeit aus Eigenmitteln zu erfüllen. Doch auch wenn die Fußball-Lizenzspielermannschaft während der Laufzeit […] in die 1. Bundesliga [Text hier etwas umformuliert] aufsteigen und dort kurz- oder langfristig verbleiben sollte, lässt sich nicht ausschließen, dass die angesparten Eigenmitteln […] nicht ausreichen werden. […]“

Wir kommentierten das damals wie folgt:

„Was steht da etwas verklausuliert? Aus dem Geschäftsergebnis (dem Gewinn) ist nicht zu erwarten, dass wir bei Fälligkeit der Anleihe 6 Millionen auf einen Schlag zurückzahlen können. Wir werden dafür zumindest anteilig einen Kredit aufnehmen müssen, den wir danach irgendwann und irgendwie tilgen. Keine schöne Vorstellung, oder?“ (Nachzulesen hier )

Stand heute ist es sehr wahrscheinlich, dass wir die gesamte Laufzeit der Anleihe nicht die zweite Liga verlassen, d. h. eine Liga, in der wir nicht genügend Gewinn erwirtschaften, um diese Summe zu tilgen. Fragt mal einen Bankexperten, ob er dafür gerne eine Anschlussfinanzierung gewähren möchte.

Und wir haben von dem Horrorszenario „Abstieg 2018″ noch gar nicht angefangen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Jemanden als Experten, der auch Branchenstallgeruch hat, zu haben, ist da absolut sinnvoll.

Das Ganze hat aber natürlich auch eine kritische Seite. Denn es muss dann anderseits (und hier ist auch öffentliche Transparenz in der MV 2018 gefragt!) sichergestellt werden, dass es zu keinen Kollisionen der beruflichen Tätigkeit und der Tätigkeit für den FCSP kommt. Selbst der kleinste Anschein einer „Selbstbedienung“ muss vermieden werden. Hier wird das Präsidium, der AR sich an sehr hohe Transparenz- und Informationsstandards halten müssen. Insbesondere dann, wenn letztendlich z. B. mit der Barclays Bank eine Finanzierung vereinbart wird. Was man letztendlich auch nicht sofort ausschließen sollte.

Folgendes noch

Das war jetzt Scouting per Videoanalyse. Was wir null beurteilen können, ist, wie die so menschlich drauf sind. Das kann man dann anhand der Eindrücke bei der MV versuchen zu ermitteln.

Was wundert

Das die eigentlich logische Begründung, warum man Aufsichtsratswahl und Präsidiumswahl wieder entzerrt, erneut von Oke im Millernton umschifft wird. Man will die Folge des § 23 Nr. 1 Satz 5 der Satzung vermeiden. Es ist irgendwie komisch, warum man sich in Geeiere und Umschreibungen flüchtet, anstatt klar zu sagen, dass man eine parallele Wahl vom AR und Präsidium vermeiden will. Auch gerade, weil dieser § 23 Nr. 1 Satz 5 einen absolut legitimen und einfach zu verstehenden Grund gibt. (Nachtrag am 10.11.2017 08:34: Der Präsident äußert sich auf Twitter dahin gehend, dass er schon gesagt hat, dass ein Superwahljahr vermieden werden soll und das ist auch so. Das hat er gesagt. Es geht hier aber eher um die in der Satzung genannte Folge der verkürzten Amtszeit, die man gut als überzeugenden Grund anführen könnte. Vielleicht scheint der Sachverhalt für den Hausjuristen aber einfach viel zu klar und er ist es einfach nicht.)

Warum man dies dann nicht aussprechen will, ist uns ein Rätsel.

Was ist sonst noch?

Wahl des Ehrenrates

Bisher nur 5 Kandidaten auf 5 Posten. Das ist erstmal traurig, aber auch beim Ehrenrat schwierig. Denn so bedenklich es ist, wenn zwei Kandidaten schon das 80. Lebensjahr vollendet haben, so doof ist es Gefahr zu laufen, dass verdiente Mitglieder sang- und klanglos abgewählt werden.  Nix gegen rüstige Rentner und schön, dass die Leute sich noch fit genug fühlen, um noch mal dieses Ehrenamt zu bekleiden, hoffen wir, dass sie es für die Amtszeit bleiben.

Wir werden uns schwer hüten, hier eine Wahlempfehlung abzugeben, aber der Schlesselmann, der kann was – auch wenn er den meisten Lesern wahrscheinlich unbekannt ist. Okay. Nein, Spaß beiseite, wer schon mal mit dem Ehrenrat zu tun gehabt hat, weiß, was für eine tolle Arbeit die leisten. Sei es bei Ehrungen, sei es bei Geburtstagswünschen oder sei es auch bei ihren seltenen Fällen, wo sie wirklich mal innervereinliches Gericht sein müssen.

Auch hier schön zu sehen, dass sich eine Frau bewirbt.

Der Satzungsänderungsantrag

Wir hatten eine Strukturkommission und die hat unsere Satzung mal durchgeforstet. Herausgekommen ist eine Neufassung der Satzung, die zum größten Teil Bereinigungen und Korrekturen enthält. Die Synapse findet ihr hier.  Die solltet ihr beim Lesen der folgenden Zeilen zur Hand haben.

Bereinigung, das ist richtig und wichtig. Aber es ist erstmal juristisches Saubermachen ohne viel Brisanz und Erklärungsbedarf. Langweiliges Alltagsgeschäft.

Trotzdem gibt es auch diverse inhaltliche Änderungen, von denen wir zwei kurz mal hinterfragen wollen.

§ 9 Abs Nr. 3 Leistungsnadeln

Warum hier die Zuständigkeit vom Amateurvorstand zum Ehrenrat wandern soll, ist klar aber irgendwie aus unserer Sicht falsch. Der Amateurvorstand ist doch hier viel sachnäher. Klar könnte man hier für die – nebenbei immer noch etwas systemfremden – Leistungsnadeln aufgrund einer ehrenamtlichen Tätigkeit eine abweichende Regelung treffen, aber auch das ist nicht zwingend. Denn immerhin sind die Leistungsnadeln erstmal was für aktive (Amateur-)Sportler und darüber sollte auch ihr Vertretungsgremium entscheiden.

Aber seien wir ehrlich: Das ist eher eine Detaildiskussion, wo man auch viele komplett gegenläufige Argumente finden könnte. Zum Beispiel, dass mehr als die Hälfte aller Mitglieder in der AFM sind (14.000 von 25.000).

§ 15 Anträge

Die Formvoraussetzungen für Anträge werden erheblich verschärft. Nicht nur, dass eine schriftliche unterschriebene Einreichung gefordert wird (und damit eine Einreichung per Email eher nicht mehr möglich ist), nein, es wird auch eine erneute mündliche Vorstellung des Antrages auf der MV verpflichtend eingeführt.

Mal ganz ehrlich: Das ist beides viel zu formalistisch und irgendwie auch rückwärtsgewandt. In Zeiten des Digitalen einen Antrag per E-Mail offensiv auszuschließen und dann noch eine Anwesenheitspflicht für Antragssteller einzubauen, ist irgendwie doof. Mal ganz davon ab, dass es die MV ihres Rechtes beraubt, frei über einen Antrag, der vorliegt, zu entscheiden.

Man stelle sich nur vor, es würde ein nicht vernetztes Mitglied einen sehr sinnvollen Antrag stellen, 65 Prozent der anwesenden Mitglieder würden diesem sofort zustimmen. Und dann ist Sturm, das Mitglied kommt aus Sylt. Schade eigentlich, denn eine Beschlussfassung über den Antrag ist nicht mehr möglich und die 2/3 für einen erneuten Eilantrag werden nicht erreicht. Oder geht ein Vertreter ohne Vertretungsmacht? Das lässt der Entwurf offen und wäre wahrscheinlich ein sehr interessante Verhandlung vor Gericht.

Wir sehen da auch nicht den Sinn hinter. Die MV hat sich bisher nie schwer damit getan, unsinnige Anträge, die nicht mündlich weiter begründet wurden, innerhalb von 30 Sekunden abzulehnen. (Manfred aus dem Ehrenrat hatte in einem Gespräch einen Fall vor Augen, wo das lange gedauert hat. Er sieht auch ein körperliches „stellen“ jetzt schon für notwendig nach Satzung. Kann man so sehen, steht da aber eher nicht aus unserer Sicht. Danke an Manfred an dieser Stelle für den Verein der kurzen Wege und für ein längeres Gespräch. Das ist toll.)

Die Begründung der Änderung damit, dass ja unklar sei, ob der Antragssteller durch Abwesenheit den Antrag zurückgezogen habe, geht da auch eher fehl. Da wird Passivität als Tätigkeit unterstellt und dies geht nicht. Und es ist – wie oben schon erwähnt – auch vollkommen egal. Die MV tat sich bisher nie schwer damit, die notwendigen 30 Sekunden aufzubringen, um den Antrag abzulehnen. Sie ist als höchstes Gremium des Vereines mündig genug und muss da keine Satzungsnorm haben, die sie zähmt.

§ 20 Nr. 1 „Vorschlag Präsident“

Der Entwurf sieht vor, dass der Aufsichtsrat nur noch einen Kandidaten/Kandidatin vorschlagen kann. Ja liebe Leser, so sollte dieser Absatz beginnen. Der Hausjurist hat das viermal gecheckt, die folgenden Zeilen geschrieben und ist dann von Manfred auf seinen Fehler hingewiesen worden. Da steht „den Kandidat/die Kandidaten“. Und damit ist der folgende Text  aber mal so richtiger Bullshit. Damit ihr für den Hausjuristen seine neue Brille spendet  (Scherz!) und zur Erheiterung veröffentlichten wir ihn trotzdem mit. Nochmal Sorry liebe Strukturkommission für die Verwirrung.

 

 

Begründet wird dies damit, dass dies auch der Praxis entspricht und daher eher eine Klarstellung sei. Disclaimer an dieser Stelle: Dankenswerterweise waren Menschen aus der Strukturkommission bereit, das Ganze vor der Veröffentlichung dieses Artikels mit unserem Hausjuristen zu erörtern. Danke dafür und auch danke für einen Einblick in die Überlegungen, die man sich gemacht hat. Jedoch: Man musste sich am Ende einig sein, dass man nicht einig ist. Trotzdem haben wir höchsten Respekt vor den geleisteten Stunden in der Satzungskommission. In einem Verein kann man halt einfach mal anderer Meinung sein.

Aus unserer Sicht ist es eben mehr als „Klarstellung“ und „sowieso Praxis“. Und dies wollen wir erläutern:

Zuerst sei mal daran erinnert, dass es Gründe für diesen Passus in der Satzung gibt. Nämlich, dass DFB/DFL so einen Passus seit vielen Jahren in der Satzung vorschreiben, weil man verhindern will, dass eine (Achtung, Übertreibung!) besoffene Jahreshauptversammlung einen dahergelaufenen Kandidaten wählt, der das Blaue vom Himmel verspricht und dann gewählt wird. Ihr denkt, dass wird doch so nie passieren? Naja, vielleicht nicht ganz so, aber man hatte da schon eine Wahl in Gelsenkirchen vor Augen.

Zur Wahl standen damals eine Bestimmung des Präsidenten durch den Aufsichtsrat oder eben ein Vorschlagsrecht. Man hat beim FCSP letzteres eingeführt und so ausgestaltet, wie es in Satzung alt steht, weil man der MV möglichst große Entscheidungsautonomie geben wollte. Und das will man nun grundsätzlich opfern? Dann kann man auch gleich zur Bestimmung durch den Aufsichtsrat übergehen.

Man kann sich auch mal fragen warum das eigentlich Praxis ist? Wenn doch Basisdemokratie und „Mitgliederversammlung als höchstes Gremium“ so wichtig sind, wie es alle immer betonen, warum soll dies dann nicht für eine Kampfabstimmung um den Präsidenten gelten? Da werden entsprechende Phrasen sehr schnell hohl, wenn man sie da nicht gelten lassen will. Und dies gilt umso mehr, wenn man die Möglichkeit einer Kampfabstimmung vollkommen ausschließt. Denn wir wissen alle, dass Ein-Kandidaten-Wahlen so gar nix mit „Basisdemokratie“ und „höchstem Gremium“ zu tun haben.

Ja, wir wollen gar nicht verheimlichen, dass es in der Praxis für einen Aufsichtsrat schwer wird, zwei geeignete Teams für ein Präsidium zu finden, die bereit sind, gegeneinander anzutreten. Aber das soll die Argumentation sein, dies auch per Satzung auszuschließen?

Sorry, aber das ist mehr als eine Klarstellung. Das ist eine grundlegende Änderung der Denkweise.

Ein ketzerische Gedanke zum Schluss: Was wäre wohl los gewesen, wenn Corny L. diese „Klarstellung“ beantragt hätte? Fünf Prozent Zustimmung? Aber höchstens! 

Schlusswort dazu

Die beiden letzten Vorschläge schränken schlichtweg die Möglichkeiten der MV schon per Satzung ein. Und da wiederholen wir uns jetzt noch einmal: Das ist nicht im Geiste einer Basisdemokratie und einer „Hauptversammlung als höchstes Gremium“, sondern eher im Sinne eines gelenkten Parteitages, der seiner Ecken und Kanten beraubt wird. Und das ist nicht gut. Ja, Basisdemokratie ohne starres Korsett ist nervig und anstrengend. Aber eine Showveranstaltung, die dann als „besonders“ verkauft wird, sollten wir uns auch nicht leisten. Wir sollten mehr sein als eine Fassade.

Bedauerlich ist, dass man nun keinen Antrag stellen könnte, diese beiden (oder drei) Punkte herauszunehmen und den Rest zu beschließen, denn dort gibt unsere Satzung ein sehr starres Korsett und sehr starre Fristen vor. Das ist bedauerlich,denn sonst sind die Vorschläge echt unterstützenswert.

So kann man leider nur empfehlen, den gesamten Antrag der Strukturkommission abzulehnen und diese zu bitten, dass ganze noch mal zu machen. Schade, auch um die Arbeit. In der hoffentlich kommenden Neufassung könnte ja vielleicht ja gleich mal eine Regelung enthalten sein, die dieses eben beschriebene „Friss oder stirb“ vermeidet und so der Hauptversammlung auch in Satzungsfragen mehr Möglichkeiten und Freiheiten gibt, das höchste Gremium zu sein.

Ob man nun ob dieses einen Dings eine Satzungänderung nicht annehmen möchte, sei mal dahin gestellt. Das Doofe ist halt immer, dass es keine Möglichkeit eines Änderungsantrages gibt, denn da ist unsere Satzung immer noch sehr steif. Alles was die MV in ein Korsett zwängt, sollten wir immer einer sehr hohen Rechtfertigung unterwerfen. Aber reicht dies hier? Entscheidet es selbst. Es bleibt ja auch die Möglichkeit, dass die Strukturkommission (und jedes Mitglied) kann per Antrag 2018 diese Punkte korrigieren. Und vielleicht fällt ja irgendjemanden auch eine gute Lösung ein, wie man einen Änderungsantrag zu einem Satzungsänderungsantrag ohne diese starre, nahezu nicht einzuhaltende Frist gestellt werden kann und trotzdem eine ruhige Befassung sicher gestellt ist.

 

Die einfachen Anträge

Gebärdendometscher auf der Anzeigentafel

Absolut richtiger Antrag! Ist in den USA nebenbei Standard, dort meistens über eine kleinere gesonderte Anzeigentafel, daher sind technische Details garantiert diskutierbar. Aber grundsätzlich ist das überfällig und sollte kommen. In den USA laufen selbst Untertitel für Hörgeschädigte auf dieser Anzeigentafel mit und zwar von allem, was Stadionsprecher etc. sagen. Auch hier sollte der FCSP tätig werden. Details kann man garantiert mit dem Antragsteller nach Annahme erarbeiten (z.B. ob man ähnlich wie bei den Blinden spezielle Plätze einrichtet, die einen entsprechenden Blick auf eine entsprechende Anzeigentafel haben).

Regenbogen auf dem Trikot

Grundsätzlich auch ein richtiger Antrag, das Nach-außen-Tragen der damit verbundenen Solidarisierung sollte so stark wie im Rahmen des Fußballs (und das ist hier sehr wörtlich zu verstehen) möglich erfolgen. Auch hier sind natürlich technische Details abzuklären und auch mit entsprechenden LGBT-Verbänden zu erörtern, wie das Ganze respektvoll und ohne zum bloßen Marketinggag verkommend erfolgen soll.

4 Kommentare

  1. Hanner Boe Hanner Boe

    Im Übrigen ist der vorliegende Änderungsantrag natürlich nicht das gesamte Elaborat der Strukturkommission, das wäre dann doch etwas mager und hätte auch wenig „Strukur“ 😉 Die Kommission braucht einfach mehr Zeit und hat einige „Kleinigkeiten“ schon mal vorgezogen. Der große Antrag zur Stukturreform kommt dann sicherlich auf einer der kommenden Versammlungen.

  2. Das hat auch niemand behauptet. ???? Alleine das wäre aber auch schon eine gute Arbeit.

  3. Was kein Argument gegen den Antrag ist.

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