Es ist kühl geworden in Hamburg. Der schneidende Wind weht die Regentropfen sogar bis weit unter das Dach der Gegengerade. Nicht mal mehr dort kann man sich darauf verlassen, im Trockenen zu bleiben!
Verlässlichkeit, das wäre es doch mal. Als Mannschaft mit gehobener Zweitligaqualität gegen einen Aufsteiger im unteren Tabellenbereich antreten und sich sicher sein können, dass man da nicht unter die Räder kommt. Dazu ist vielleicht Fußball der falsche Sport, der FC St. Pauli aber vor allem der falsche Club.
Endlich mal wieder ein Heimspiel an einem seriösen Wochenendtag. Regensburg ist recht kräftig erschienen, mehr als 1.000 Leute in deren Block machen schon vor Anpfiff Alarm. Dagegen sind die Heimbereiche des Millerntors heute großteils eher im Winterschlaf … hat vermutlich aber auch was mit dem Verlauf des Spiels zu tun. Aber eines nach dem Anderen.
For Those About to Rock (We Salute You)
Bei den Klampfenklänge von „Hells Bells“ kriegt heute zumindest der Verfasser dieser Zeilen ein wenig Gänsehaut, ist mit Malcolm Young doch jüngst der Rhythmusgitarrist und Komponisten jener Kapelle von uns gegangen. Oft genug kommt einem die Nummer ausgelutscht vor – wie viele Jahre kriegen wir das Ding jetzt schon auf die Ohren? Heute jedenfalls wird es in seiner gewaltigen Form noch mal so richtig wichtig. Dann heute mal für Malcolm richtig Gas geben oder was?
Shoot to Thrill
Nein, nein, nein. Sprechen wir besser nicht über die erste halbe Stunde. Wirklich nicht. Und kommt uns nicht mit „Wieso, da stand’s doch kurze Zeit 1-0 für die Guten.“ Haben wir auch gesehen, war nur so halb lustig mit dem Fehler auf der Anzeigetafel.
Es ist immer wieder so ein Roulette-Spiel mit dem FCSP diese Saison. Wir wollen auch mal die Gewissheit haben: Hey, das gewinnen wir heute. Und zwar wirklich. Und ohne großes Geschlotter. Da sind so viele Gurkentruppen in Liga 2 und wir können uns nicht immer auf dumme Fehler der Gegner verlassen. Wir müssen solche Mannschaften einfach mal gegen die Wand spielen von A-Z. Das Potenzial wäre doch da.
Nach einem solchen Spiel dankbar für die Comeback-Qualität sein: Ja. Aber von vorneherein hätte es nie zu einem 0:2-Rückstand nach 30 Minuten kommen dürfen. Hut ab für den mutigen frühen Doppelwechsel, da beweist Janßen ein gutes Händchen.
High Voltage
Was man positiv mitnehmen könnte: Pöbeln gegen den Schiedsrichter ist soziale Schmiere auf den Rängen und Motivator für weiteres Engagement. Das Gespann liegt heute oft einen ganzen Zacken daneben, findet mit Mühe eine Linie von vielen Gelben Karten und übersieht dann eine offenbar meterlange Abseitsstellung. Glück für uns.
Adrenalin gibt’s immerhin zur Genüge. Wer in der Halbzeitpause nicht unter Starkstrom geht, hat dieses Spiel nicht wirklich gesehen. Unterhaltsam ist es, das wollen wir nicht bestreiten. Und dennoch muss einiges so richtig doll anders werden. Zweikampfverhalten. Umschaltspiel. Die letzten 1-2 Aktionen vor dem Tor. Haben wir eigentlich schon mal erwähnt, dass die Boys in Brown das Verteidigen bei Standards üben sollten?
So krebsen wir jetzt allmählich im Niemansland der Tabelle herum und ganz ehrlich, wir sehen uns da nicht so schnell herauskommen. Bitter, die Saison so früh wegzustecken, aber wir sind Berufspessimisten und können nicht anders. Natürlich lassen wir uns gern überraschen und eines besseren belehren.
Nun ist Donnerstag erst mal Jahreshauptversammlung. Liebe Mitglieder, kommet zuhauf.